Wie passen Jagdtrieb, Wachsamkeit, Ernsthaftigkeit... noch in den Alltag?

  • Ich habe nicht nach einer Rasse oder einem bestimmten Aussehen gesucht, sondern tatsächlich nur nach dem Wesen. Da hatte ich feste Vorstellungen und die mussten erfüllt werden.
    Gewollt habe ich einen Wesensfesten, ruhigen, selbstbewussten Hund der auch Wachambitionen haben sollte und zu mir und meiner Familie sowie in unseren Alltag passt. Aussehen, Grösse ob TS oder Züchter waren mir egal. Ich habe mir viele Hunde angesehen und bin schliesslich bei Pino hängengeblieben. Labrador-Beauceron Mix der perfekt zu uns passt. Er braucht noch ein wenig Erziehung, aber nichts was nerven würde oder als furchtbares Problem bezeichnet werden könnte. In den Bereichen in denen es wichtig ist, ist er super.
    Ich würde einen Hund immer wieder so aussuchen.

  • Also wenn es nach der Optik geht, dann hätte ich meine Bambi nicht. So richtig wirklich gefällt mir das Aussehen nicht, ist irgendwie nicht so meins, so ein niedlicher, süßer Kuschelhund. Barsoi, Weimaraner, eher was schlankes, mit edlem Körperbau, dazu kurze Haare, damit man diesen auch bewundern kann. Bei sowas geht mein Herz auf!


    Aber das hätte nicht in mein Leben gepasst, ich brauche einen Hund, dessen Eigenschaften mir mein Leben schön machen. Ich werde mein Leben nicht dem Hund anpassen, hat Mühe genug gekostet, es so hinzukriegen, dass ich mich richtig wohl drin fühle. Der Hund muß da rein passen, wie ein fehlendes Puzzelteil.


    Also hatte ich mir erst Gedanken über die inneren Werte gemacht, die mir wichtig sind. Und bei der Auswahl kam dann immer eine bestimmte Rasse raus, na ja, das Äußere muß man dann mal in Kauf nehmen.


    Und meine Bambi ist wirklich das fehlende Puzzelteil, mein Leben fühlt sich mit ihr komplett an, so richtig rund.


    Und drei Schwestern von mir haben ihren Hund auch nach den speziellen Eigenschaften der jeweiligen Rasse ausgesucht und sind auch sehr zufrieden mit ihrer Wahl.


    Ja, ich kenne auch welche, die den Hund haben, weil die Rasse "in" ist. Aber sie haben sich arrangiert und machen es beim nächsten mal hoffentlich besser.

  • Ich habe ja Deutsche Spitze und da gibt's nichts schoen zu reden: Die sind Wachhunde. Punkt.
    Spitze wissen wenn ne Mücke hustet bevor die das selbst weiss.
    In ein 10 Familienhaus haettr ich mir im Leben keinen Spitz geholt, also ja ich bin zwar nach Aussehen gegangen aber nicht nur. Wenn du da nämlich keine Ausnahme erwischst nützt dir das Aussehen herlich wenig wenn dich dafür alle Nachbarn hassen

  • Spannende Frage(n)! Da mich zwei Aussies begleiten, führe ich diese Diskussion auch immer mal wieder mit Leuten, die mich darauf ansprechen, dass die beiden ja "sooo süß" sind und bestimmt ganz unkompliziert, weil Hütehunde ja immer intelligent & leicht erziehbar sind und keinen Jagdtrieb haben. :hust:


    Ich hoffe ja, dass bei solchen Gesprächen von meinen Warnungen bezüglich Schutz-/Wachtrieb, ev. auch Jagdtrieb, irgendwas hängen bleibt, aber wenn man sich anguckt, was hier alles als "Moderasse" rumläuft (Weimaraner, Malis, Aussies, Border Collies, Huskys, ...), könnte man verzweifeln.


    Wolltet ihr Wachsamkeit, Jagdtrieb etc? Wenn eure Rasse das mitbringt, obwohl ihr das nicht wolltet, warum habt ihr euch dann dafür entschieden? Seid ihr der Meinung, man kann sich das schon irgendwie hinbiegen? Was war euch wirklich wichtig bei der Rasse/Hundewahl?

    Ich habe mich ganz bewusst für einen mittelgroßen Hund mit Schutz- und Wachtrieb entschieden, weil ich einen deutlich reservierten, "ernsthaften" Hund wollte. Mir war es aber auch wichtig, vorher den "worst case" vor Augen zu haben und mir klar zu machen, welche Anforderungen ein Hund mit diesen Eigenschaften an mich und meinen Alltag stellt. Oder, anders gesagt: Wenn ich Kinder hätte oder haben wollte, wenn ich mir meine Zeit nicht so frei einteilen könnte, wenn meine Hunde mehr "Mitläufer" im Alltag sein müssten, wenn ich jemand wäre, der gerne gesellig auf Hundewiesen unterwegs ist, wenn ich gerne in der Großstadt wohnen würde, etc. hätte ich mich für eine andere Rasse entschieden.


    Ob man solche Eigenschaften "hinbiegen" kann, wenn man sie eigentlich nicht wollte? Ich tendiere zu 'nein'. Man kann das unerwünschte Verhalten mit sehr viel Mühe und Training bestimmt managen, aber es komplett löschen? Das bezweifele ich (und mir wäre schon das dauernde Management zu anstrengend).


    Insofern: Mir war bei der Hundewahl am wichtigsten, dass der Hund mit mir glücklich wird und ich mit ihm – und dafür müssen die Bedürfnisse von Hund und Mensch irgendwie zusammenpassen und die Optik zweitrangig sein. :smile:

  • Ich habe nicht wirklich gewusst, was wir uns da ins Haus holen.. :pfeif:
    Aus diesem Grund 'durfte' ich wahnsinnig viel lernen. :D
    Aber ich habe damals die Entscheidung getroffen, also mußte ich mich weiter entwickeln.
    Die Erziehungsarbeit war anspruchsvoll, die Auslastung vielseitig und sehr bereichernd für Hund und Mensch.
    Es gibt viele Hunde unterschiedlichster Rassen, die nicht einfach nebenher laufen. Damit sollte man immer rechnen.
    Wenn man sich darauf einläßt kann man nur gewinnen.
    Mir hat es sehr viel gegeben. Wir sind seit langem ein gutes Team.
    Aber die Grundvoraussetzungen müssen gegeben sein. Darüber muß man sich unbedingt VORHER im Klaren sein.

  • Gutes Thema, mir fällt das hier auch zunehmend auf. Vielleicht, weil ich jetzt auch mit mehr Hundeleuten rede. Aktuelles Bsp: eine Bekannte hat einen alten Labrador und überlegt wegen einem neuen Hund. Es soll wohl ein Aussie oder ein Border Collie werden, etwas relativ "Leichtes", das einfach im Stall mitläuft.


    Mir ist ebenfalls aufgefallen, wie sehr mittlerweile HH im Rechtfertigungszwang sind. Wenn ich jetzt mit Leuten über ihren Appi rede, sind viele Probleme deshalb, weil Hinz und Kunz diese Hunde auf einem Spaziergang streicheln wollen, die natürlich von Fremden abgeschmust werden sollen und ein wachender Hund grundsätzlich böse weil (erstmal) unfreundlich ist.
    Klingt vielleicht komisch, aber für meine (älteren) Verwandten hat ein Hund zu wachen, zu bellen wenn Fremde kommen und Reserviertheit die ersten Minuten oder auch Stunden zu Besuch "gehört" sich so. Genauso viele (ältere) Bauern auf dem Land. Ich komme auch selber nicht auf die Idee, fremde Hunde anzugreifen oder mich drüber zu beugen.


    Ich akzeptiere gewisse Charakterzüge beim Appi, arbeite aber schon gegenan. Betrifft v.a. Schutztrieb und Bellfreudigkeit. Dafür ist es im "Gesamtpaket" für mich so stimmig, dass ich mir diese Arbeit "antue". Ich hab diesmal lange überlegt wegen einer neuen Rasse, bin alle durchgegangen, war auf Ausstellungen - und obwohl mir vom Aussehen her andere Rassen fast noch besser gefallen, war es dann für mich doch wieder der Appi.
    Aufgrund der Vorhersehbarkeit habe ich mich auch gegen einen Tierschutzhund entschieden - es ist mir wichtig den Großteil meiner Spaziergänge / Wanderungen / Ausritte offline zu bestreiten und ich brauche einen Hund, der wahrscheinlich gut alleine sein kann.


    [...]Schutz- und Jagdtrieb gehören zusammen.[...]

    Kannst du das vielleicht kurz erklären? Beide Appis hier haben bzw. hatten gut Schutztrieb, aber beide sind / waren im Jagdverhalten gut kontrollierbar (gut, Zwerg ist noch jung, aber Schutztrieb ist deutlich mehr verankert als Jagdtrieb).

  • Kannst du das vielleicht kurz erklären? Beide Appis hier haben bzw. hatten gut Schutztrieb, aber beide sind / waren im Jagdverhalten gut kontrollierbar (gut, Zwerg ist noch jung, aber Schutztrieb ist deutlich mehr verankert als Jagdtrieb).

    Kann ich mich anschließen!
    Von den bisher 5 Schäferhunden hatte nur einer einen starken Jagdtrieb, allen anderen war Wild ganz und gar egal. Nur fremde Katzen wurden bzw. werden konsequent vom Grundstück vertrieben!
    Ansonsten habe ich mit dem letzten, einem Hollandse Herdershond, einen sprichwörtlichen Griff ins Klo getan, obwohl die Vorfahren und auch die Geschwister Dienst als Schutz- und Wachhunde tun, ist meiner eher ein Labbi oder Golden! xD

  • Ich habe mich schon lange mit den ursprünglichen Rassen (genauer gesagt American Aki, Aki und Shiba) beschäftigt und natürlich beeindruckt mich die äußere Erscheinung. Bin dann zum Shiba gekommen und da hat mich die feminine Erscheinung der Hündinnen und die maskuline, harte Erscheinung der Rüden sehr fasziniert.
    Ebenso wie der Charakter. Für mich unschlagbar, ich liebe diese Shiba Mentalität "Ok, du kannst mit mir kommen, oder mich sofort verlassen!". Man hat bei ihnen das Gefühl, dass sie einem einen Gefallen tun, wenn man sie streicheln kann. Ich mag das total. Ich mag auch das leicht jähzornige und unbeugsame.
    Den Jagdtrieb bräuchte ich jetzt nicht unbedingt, aber es macht Spaß ihn zu händeln, weil man sich schöne Jagdersatzspiele ausdenken kann und mit einem Sichtjäger, der total auf schnelle Bewegungen abgeht, kann man einiges machen.
    Mir gefällt bei dem Charakter, dass der Hund an sich die größte Aufgabe ist und nicht irgendein Hundesport oder Ähnliches. Ich komme auch immer besser damit zurecht, ihm einfach sein Wesen zu lassen und nicht alles so hindrücken zu wollen, wie ich es haben will.

  • Ist aber der Airedale - den hatten wir auch in der näheren Auswahl - nicht eher "unkompliziert"?


    So ein bisschen Schutz- und Jagdtrieb haben doch fast alle Hunde. Aber ist schon ein Unterschied, ob ich mir einen Labrador hole oder einen Münsterländer. Ob es ein Airedale ist oder ein Dobermann.

  • Gutes Thema! Und ja, zumindest beim zweiten WSS wollte ich die jagdlichen Anlagen ganz bewusst, und werde sie beim dritten wieder wollen....


    Ein rotes Tuch für mich ist die "Hüllenzucht", also weg von den Anlagen und typischen Eigenschaften zu einem Hund mit der Optik der Ausgangsrasse, aber ohne deren Wesen - es ist nicht mehr drin, was draufsteht. Diese Trends wirken sich bei jeder Rasse ungut aus, auch bei meiner. Man will den universell-durchnittsalltagstauglichen Familienhund, aber bitte in der Optik des Arbeitshundes xyz, weil der ist ja so cool. Und meint, man kriegt das hin, indem man mit arbeitsuntauglichen Exemplaren "Familienhundezucht" betreibt. Sehr beliebtes Spiel bei diversen Jagdhunderassen.


    Dumm nur, dass das so nur selten funktioniert. Denn das coole Wesen ist sehr oft an die Arbeitsveranlagung gekoppelt - wird die nicht mehr gefordert beim Zuchttier, machen sich bald Wesensschwächen bemerkbar. Und dann hat man eine attraktive Hülle, die sich weder zur Arbeit noch zum Familienhund eignet.


    Der umgekehrte Weg wäre wesentlich einfacher. Einen wesensfesten Familienhund nehmen, und die Optik nach Marktbedarf verändern. Wird teilweise bei Designermixen schon gemacht, wäre aber auch in seriöser Zucht denkbar. Passiert ist es bisher leider fast nur in Richtung Übertypisierung, aber es wäre auch in andere Richtungen möglich - das Erscheinungsbild lässt sich züchterisch viel leichter gezielt manipulieren, als die Charaktereigenschaften und die Anlagen.

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