An die Kleinhundehalter: Angst vor anderen Hunden

  • Hallo,


    ich wollte gern mal in die Runde horchen und nachfragen wer es geschafft hat, seinen Kleinhund (möglichst < 40cm) an andere Hunde zu gewöhnen und wie lange ihr gebraucht habt. Sind eure Hunde jetzt verträglich oder seid ihr schon ewig am Trainieren und sie kläffen noch alles an?
    Mir geht es ausschließlich um Kleinhunde, weil ich mittlerweile gemerkt habe, dass die Kleinen tatsächlich ein Problem mit ihrer Größe haben. Es ist einfach schwieriger für sie zu verstehen, dass andere Hunde ganz nett sein können, wenn sie andauernd von fremden Hunden nicht ernst genommen oder umgerannt werden. Vor allem haben viele kleine Rassen eh den Hang zum Kläffen und viel weniger "will to please".
    Das ist wirklich ein leidiges Thema und ich glaube viele Großhundebesitzer können das gar nicht nachvollziehen bzw. haben diese Probleme gar nicht.
    Ich merke es vor allem, dass ihr den meisten Kleinhundeforen und auf der Straße kaum Hunde anzutreffen sind die tatsächlich mit allem und jedem verträglich sind. Total schade, nur woran liegt das? Sicherlich gibt es Ausnahmen, habe auch einen netten Chi zu Hause. Dafür aber auch einen kläffenden unverträglichen kleinen Terroristen.


    Ich möchte jetzt keine Großhundehalter vs. Kleinhundehalter - Diskussion starten, sondern nur Erfahrungsberichte hören. =)

  • Meine Chihündin Amy wurde mit 6 Monaten von einer großen Hündin beinahe zu Tode geschüttet, seitdem war es aus mit Verträglichkeit.
    Sie agierte jahrelang entweder angstaggressiv oder ergriff die Flucht.


    Ich habe dann den Fehler gemacht und bin nur noch in Kleinsthundegruppen gelaufen, was natürlich an dem Problem gar nichts geändert hat.
    Dann haben wir in der Nachbarschaft größere, nette Hunde getroffen und der absoute Durchbruch war unsere famose Hamburger-DF-Gassitruppe.
    Dort wird so schön auf den eigenen Hund geschaut, daß Amy gelernt hat, angstfrei mitzulaufen.


    Sie ist immer noch nicht der Hund, der freudestrahlend auf alle anderen Vierbeiner zurennt, aber sie kann große (auch tobende) Hunde in ihrer Nähe gut ertragen, ohne nach vorn zu gehen oder kopflos davon zu rennen.

  • Meine Toypudelhündin kläfft andere Hunde nicht an. Hat sie auch noch nie gemacht, ich musste da also nichts trainieren. Sie hat aber - bei ihrem Fliegengewicht berechtigterweise - Angst vor sehr aufdringlichen, trampeligen, distanzlosen Hunden. Da sehe ich es als meine Aufgabe, meinen Hund zu schützen, Großhundekontakt lasse ich nur sehr bedingt zu. Für mich persönlich ist das auch der Schlüssel - ein kleiner Hund muss nicht total begeistert auf jeden Großen zugehen, das entbehrt jeder Logik und jedem Instinkt, da diese allein aufgrund ihrer extremen körperlichen Überlegenheit eine potenzielle Gefahr darstellen. Insofern ist für mich eine gewisse Vorsicht und Tendenz zur Abwehr völlig verständlich, erst recht wenn bereits schlechte Erfahrungen gemacht wurden. Meine Aufgabe als HH ist es, meinem Hund diesen Abwehrmechanismus zu ersparen und ihm in jeder Situation Schutz und Sicherheit zu gewähren - selbst wenn das bedeutet, ihn mal auf den Arm zu nehmen.


    Mit großen Hunden, die sich ruhig und höflich verhalten gibt es mit meiner Hündin übrigens überhaupt keine Probleme, erst letztens hat sie Freundschaft mit einem Irish Wolfhound geschlossen. Sie ist allerdings auch mit einem Weimaraner aufgewachsen, kennt den Kontakt zu deutlich größeren Hunden also von klein auf.


    Das kleine Hunde weniger will to please haben kann ich so gar nicht unterschreiben. Wirft man mal einen Blick in die FCI Gruppe 9 der Gesellschafts- und Begleithunde, findet man vor allem sehr leicht erziehbare, fröhliche kleine Rassen wie Pudel, Chinese Crested, Havaneser, Bologneser, Bolonka usw.

  • Ich habe zwar nur zwei Hunde die > 40cm sind, aber wir begegnen hier auch vielen Klein-/Kleinsthunden & ich glaube dass bei sehr vielen Kleinhunden das Gekläffe reine Unsicherheit ist. Wenn ich dann viele Halter dazu sehe dann wundert es mich auch nicht, die schnappen sich kaum dass sie andere Hunde sehe (selbst wenn diese an der kurzen Leine sind) ihre Hunde und packen sie unter den Arm und tragen sie an uns vorbei, oder schleifen sie in die Wiese damit es ja zu keiner Begegnung kommt.
    Klar dass die Kleinen am Ende mit Gekläffe bei jedem Hund reagieren, schließlich haben sie gelernt dass andere Hunde schlimm sein müssen, sonst würde Frauchen sie ja nicht direkte auf den Arm nehmen oder anderweitig in Sicherheit bringen.
    Viele Kleinsthunde sieht man auch meist mit anderen Kleinhunden, selten mal mit nem größeren Hund. Es geht ja nicht darum dass ein 3kg Hund mit nem 40kg Hund toben soll, aber normalen Hundekontakt können auch diese Hunde mit ausgewählten Artgenossen anderer Größen haben
    Die Kleinsthunde die ich kenne und mit anderen Hunden problemlos klar kommen leben meist mit größeren Hunden zusammen, d.h. sie sind den Umgang von Anfang an gewohnt. Bei uns der Hundeschule sind 2 Chis (die einzigen Kleinhunde die ich jemals in der Hundeschule getroffen habe), die kommen schon seit sie Welpe sind mind. 2 Mal die Woche in die Hundeschule und haben mit Hunden, egal welcher Größe, keinerlei Probleme.

  • Ich habe Henry seit er 9 1/2 Wochen jung war bei mir. In seiner Züchterfamilie gab es auch einen 12 Jahre alten Ridgeback, der zwar von den Welpen genervt war, der aber auch draußen zwischen den Babies rumgelaufen ist. Somit kannte Henry von Anfang an große Hunde.
    Zuhause wollte ich ihm dann gute 10 Tage Eingewöhnung gönnen...nach 4 Tagen wurde Henry etwas, ich sage mal "gehässig" ggü anderen Hunden und da bin ich direkt mit ihm in die Welpengruppe - und zwar eine, die NICHT nach Größen getrennt hat. Henry ist somit seit er 10 Wochen jung war jede Woche mit doggen-mixe, Schäferhunden und auch einem Maltesermix sozialisiert worden. Gekläfft hat er nie, bzw. evlt nur in Ausnahmesituationen, also zB bei Gassiverabrdungen mit anderen Hunden, da kläfft er mit wenn die anderen Kläffen und das nervt mich schon, aber im Alltag macht er das nicht.


    Ich glaube das A und O ist, die kleinen Hunde einfach von Anfang an an die Großen zu gewöhnen und Kontakt zuzulassen.
    Meine Trainerin hat damals zu mir gesagt, sie sei sooooo froh, dass Henry (als Kleinster und regelmäßig) in der Gruppe ist, denn nicht nur er hat etwas davon, sondern auch die Großen, weil die auch lernen mit Kleinen zu spielen.



    Ich merke es vor allem, dass ihr den meisten Kleinhundeforen und auf der Straße kaum Hunde anzutreffen sind die tatsächlich mit allem und jedem verträglich sind. Total schade, nur woran liegt das?

    ...das liegt daran, dass zB auch hier von vielen Usern empfohlen wird, in Welpen- und Junghundgruppen nach Größen zu trennen. Ist mEn total Humbug weil draußen auch nicht nach Größe getrennt wird. Wenn die Minis also in der Welpengruppe schon in Watte gepackt werden und nicht in spielerischen Kontakt mit großen Hunden kommen, finde ich es nachvollziehbar, dass sich später Ängste aufbauen (können).

  • Wenn es geordnet in der Welpenstunde zugehen würde, dann würden auch viele Kleinhundebesitzer dort ihren Welpen mitlaufen lassen.


    Ich habe hier schon Dinge erlebt, da muss man die Luft anhalten. 6 Monate junge Labradore - eben in der Überzahl, weil die Rasse ja populäre ist - und dazwischen dann die kleinen Chihuahua und Yorkis.


    Da rempeln die Großen Rasse drüber hinweg und was soll da so ein kleiner Hund dabei lernen? Duck Dich da kommt ein großer Hund?


    Nein danke, mittlerweile lehne ich das ab!


    Klar sollten die Hunde miteinander klar kommen, aber so eine Lernphase braucht wirklich kein Hund. Da reichen souveräne große Althunde im Bekannten-Umfeld!

  • Meine Mixhündin (33cm) war nach einigen schlimmen Zwischenfällen lange angstaggressiv - sowohl an der Leine, als auch im Freilauf.
    Beim Anblick anderer Hunde (zu Beginn sicher bei 100m) hat sie angefangen zu bellen und zu knurren, ist wie eine Irre in der Leine gehangen, im schlimmsten Fall hat sie angefangen zu schreien, vor allem dann, wenn andere HH meine Bitte ihre Hunde auf keinen Fall ran zu lassen, einfach ignoriert haben.
    Da ich leider noch nicht wirklich Ahnung hatte, hat sie irgendwann vom Flüchten in den Selbstverteidigungsmodus geschalten und ist im Freilauf über viele Meter zu gruseligen Hunden hingerast um sie anzubellen. GsD sind wir nie an einen Hund geraten, der sie dafür gerügt hat!
    Sie war also ein absolut typischer kleiner Kläffer!


    Das war das erste halbe/dreiviertel Jahr mit ihr.
    Danach haben wir mit einer Trainerin angefangen mit Zeigen & Benennen zu arbeiten und ihre Körpersprache wieder aufzubauen. Zu dem Zeitpunkt konnte sie nur noch zwei Dinge: Fight und Freeze.
    Also wurde jedes klitzekleines Beschwichtigungssignal gelobt.
    Ich hab gelernt IMMER dazwischen zu gehen und Fini niemals allein in eine Hundebegegnung laufen zu lassen.
    Absolut Goldwert war der Rüde (ein Spitz-Spaniel Mix) der Trainerin - der erste Hund, der Fini in ihrer kaum vorhandenen Körpersprache ernst genommen hat und immer passend reagiert hat. Er hat ihr sehr viel beigebracht!


    So richtig trainiert, bis wir relativ stressfrei an anderen Hunden vorbei konnten, haben wir sicher 2-3 Jahre, aber jetzt ist sie fast 4 Jahre bei mir und an der Leine gibts eigentlich gar keine Probleme mehr, außer ein Tutnix meint, er müsse unbedingt zu uns latschen. Da zuckt sie schon noch aus, aber das fällt für mich nicht unter das Pöbeln von früher.
    Im Freilauf braucht sie einfach bei direkten Begegnungen etwas Hilfe. Entweder von bekannten Hunden oder von mir, da sie sonst einfach überfordert ist und in ihr altes (wenn auch abgeschwächtes) Muster verfällt.
    Da sie Fremdhundkontakt aber ohnehin eher unnötig findet, gehen wir dem wenn möglich aus dem Weg.


    Hund kann es also lernen, aber mitunter dauert es halt etwas =)

  • Unser Schlüssel ist auch, dass es nur kontrollierten Fremdhundekontakt gibt.


    Ohne mein Go gibt es keinen Kontakt (und ich werde da auch rigoros), dementsprechend ist meine Hündin draußen entspannt, vertraut darauf, dass ich sie beschütze und macht keinen Stress bei anderen Hunden (und ja, im Worst Case kommt sie da auch auf den Arm und der andere Hund wird mit dem Knie abgewehrt, auf Tut-Nix-Hirtenhundmischling, der in wildester Spielaufforderung auf meine Hündin draufklatscht, habe ich nämlich gar keine Lust).


    Kontakt gibt es nur zu Hunden, die ich kenne und die gut sozialisiert sind.
    Ich verabrede mich auch extra zu Gassirunden oder zu Playdates, auf denen ich mir sicher sein kann, dass die Hunde entspannt miteinander umgehen.


    Übrigens ist die Konfliktlösungsstrategie meiner Hündin fiddle around (zumindest noch, sie ist ja noch jung), dennoch kann auch das schnell zu gefährlichen Situationen führen.


    EDIT: Für mich kommt es aber bei dem Grad des Managements auch erheblich auf die Größe und die Stabilität meines Hundes an! Bei einem kompakten Terrier wäre ich auch wesentlich entspannter und lockerer als bei meiner 3 kg Maus mit Windspielfigur.

  • Ich habe hier einen knapp 15-monatigen Cairn (also bisschen mehr als 30 cm und 8 kg), auf den bislang tatsächlich "mit allem und jedem verträglich" zutrifft.


    Ich habe ihn seit der 11. Woche, er kannte natürlich schon vorher andere Hunde, wir sind dann aber auch direkt in die Welpenschule gegangen. Eigentlich eine, wo auch nach Größe getrennt wird - es ergab sich dann aber so, dass er vom Temperament her einige Zeit am Besten in eine Gruppe passte, in der er der einzige kleine Hund war, und so ist er ein paar Wochen glücklich mit Aussie, Labbi und Berner über den Platz gekugelt. Irgendwann kam da aber auch der Moment, wo die Großen tatsächlich schon einigermaßen groß waren, aber eben noch nicht so koordiniert und vorsichtig, und er entsprechend auch schon ein, zwei Mal umgebügelt wurde. Da hatten die Trainerinnen ein super Auge drauf und haben uns dann wieder die Gruppe für die Kleinhunde nahegelegt. Für uns hat das so supergut gepasst, ich fand es schön, dass er eine zeitlang entspannt mit den Großen spielen konnte, aber er sollte eben auf keinen Fall lernen, dass spielen mit größeren Hunden bedeutet, dass man am laufenden Band umgebolzt wird.


    Zusätzlich war er im ersten Lebensjahr ein bis zweimal die Woche in einer HuTa und dort im Rudel mit Hunden aller Größe und Rassen zusammen. Auch hier konnte er unter Aufsicht und mit sozialen Hunden gute Erfahrungen machen.


    Ich habe halt insgesamt versucht, ihm - ohne ihn zu überfordern - positive Hundekontakte mit vielen verschiedenen, verträglichen Hunden zu ermöglichen, dafür eher wahllose Kontakte z.B. beim Spaziergang vermieden.


    Da bin ich mittlerweile relaxter, weil ich weiß, dass er einigermaßen selbstbewusst ist und, wie ich finde, sich gut auf andere Hunde einstellen kann.


    Von daher kann man hier vermutlich auch keine Pauschalaussage treffen - ein eher unsicherer Welpe/Junghund profitiert evtl. von einer HuTa z.B. gar nicht, bzw. macht da eher kontraproduktive Erfahrungen. Ich denke, in jedem Fall ist es wichtig, eine gute Mischung zu finden zwischen Schutz geben und den Hund nicht in überfordernden Situationen alleinzulassen und ihn positive Erfahrungen mit Hunden aller Art und Größe machen zu lassen.

  • EDIT: Für mich kommt es aber bei dem Grad des Managements auch erheblich auf die Größe und die Stabilität meines Hundes an! Bei einem kompakten Terrier wäre ich auch wesentlich entspannter und lockerer als bei meiner 3 kg Maus mit Windspielfigur.

    da ich davon ausgehe dass diese Spitze an mich gerichtet ist, antworte ich gerne, dass mein kompakter Terrier mit 2,1 KG in die Welpengruppe gekommen ist. Ich meine mich zu erinnern dass die gleichaltrigen doggenmixe damals um die 12 KG hatten, die Schäfer bißchen weniger.

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