Vom lieben zum bösen Hund

  • Zitat

    Es traut sich nur niemand ihm dann das Essen wieder wegzunehmen, da alle Vorfälle wie Schnappen nach der Hand oder dem Arm fast immer im Zusammenhang mit Nahrung stehen.


    Weshalb wollt ihr an das Futter, das IHR ihm ja gegeben habt, wieder dran?
    Ich verstehe so etwas absolut gar nicht. Hier ist einmal gegebenes Futter ihres. Punkt, aus, basta. Das nehme ich nicht mehr weg. Hab ich was vergessen mit reinzupacken (Asche auf mein Haupt, mein Fehler) warte ich bis sie fertig ist und gebe dann das Vergessene nochmal nach.


    Zitat

    Deshalb gehenw ir davon aus, dass es wohl am wahrscheinlichsten der Mangel an Respekt ist.


    Eurerseits, ja! Ihr teilt ihm erst eine - für ihn sehr sehr wichtige - Ressource zu, um sie ihm dann wieder weg zu nehmen, sprich streitig zu machen. Wofür?
    Ihr macht euch damit für den Hund völlig unberechenbar und somit verliert er auch zunehmend das Vertrauen in euch.


    Lasst ihm sein Futter, denkt auch daran, dass Knurren eine Form das gewaltlosen! Kommunikation mit euch ist (er kann ja schlecht sagen, dass er etwas nicht möchte/mag) und sucht euch DRINGEND einen kompetenten, gewaltlos arbeitenden Trainer!!



    PS: Meine Arbeitskollegin hatte das Problem des Knurren-beim-Fressen auch. Der Kleine fing damit aber schon mit 4/5 Monaten an. Seitdem keiner mehr "Spielchen" macht wenn er sein Futter hat sondern alle den Raum verlassen und er in Ruhe fressen darf schlingt er nicht mehr, hat deshalb auch danach keine Probleme mehr mit "rückwärtsessen" und knurrt nicht. Wenn der Kleine bei mir war hat er nie geknurrt oder geschlungen, wenn er was zu essen bekam. Da konnte ich auch nebenstehen, das war ihm egal.

  • Ich finde ehrlich gesagt, dass das einfach nach einem mittlerweile erwachsenen Hund klingt, der weder klare Linien noch deutliche Regeln kennt.


    Nur weil ein Hund bei seiner ersten Familie gut gehört hat und diese respektiert hat, heißt das nicht, dass er das bei seiner neuen Familie auch tut. Möglich, ja, es gibt viele Hunde, bei denen wäre das der Fall. Aber es gibt eben auch solche, für die das nicht gilt. Mein Hund lebt mit mir und meiner Familie. Er hört bei mir auf jedes Kommando, nimmt mich ernst und er akzeptiert, dass ich entscheide, was wann passiert und was nicht, wo er sich zurückzuhalten hat und wo er frei agieren darf. Er nimmt mich ernst. Bei meinen Familienmitglieder befolgt er auch das ein oder andere Kommando, einfach so, weil es halt irgendwie gelernt ist und vielleicht kommt ja mal ein Lob dafür, er beherrscht es ja auch und tut es dann auch mal. In Situationen, in denen es wirklich drauf ankommt (Außenreiz groß o.ä.) können die den mal, dann testet der aus was das Zeug hält und überlegt sich mehr als 2x, ob das Kommando jetzt wirklich sein muss - idR entscheidet er sich dagegen. Würde er bei mir niemals tun. Betteln am Tisch? Bei mir niemals. Bei meinen Familienmitgliedern werden Kommandos ignoriert und er klettert mal eben halb auf den Schoß. Er käme bei mir im Leben nicht auf die Idee, irgendwen anzuknurren und wenn, dann wäre das sofort zu unterbinden. Bei meinen Familienmitgliedern würde der tun, worauf er Bock hat und wenn er Bock hat, knurrt er eben. Mein Hund ist ein Hund, dessen "Respekt" man sich über Monate hinweg mit knallharter Konsequenz, Zuverlässigkeit und viel Training erarbeiten muss, damit er einen ernst nimmt und trotzdem würde er es sofort heimzahlen, wenn man sich inkonsequent zeigt. Der würde bei euch über Tische und Bänke gehen und sich vermutlich ähnlich verhalten wie euer Hund (Ressourcen verteidigen, selbst entscheiden was wann passiert, wer was darf und wer nicht,...), bei mir würde der gar nicht erst drüber nachdenken. Es gibt solche Hunde, euer Hund scheint so ein Hund zu sein und für Hunde dieser Sorte klingt das nicht nach einer optimalen Hand, die den Hund zu führen weiß.


    Abgesehen davon, finde ich, kann man auch die Rassekombination nicht ganz außer Acht lassen, genauso wie das Alter.
    Ihr habt den Hund übernommen, da war er 1,5 Jahre alt. Ein Junghund, der noch dazu eben diese Führungskompetenz wohl kennengelernt hat und gewohnt war. Jetzt ist der Hund erwachsen, schon mal ein riesen Unterschied. Erst recht, wenn in der Zwischenzeit kaum etwas gemacht wurde und die Führungskompetenz, um es mal so zu nennen, im Prinzip gefehlt hat. Die Zeit bis zum erwachsenen Hund ist entscheidend. Außerdem steckt in eurer Rassekombi ein Schäferhund. Die wirklich relevanten Charaktereigenschaften dieser Rasse, die in falscher Hand oft zu Problemen führen, entwickeln und zeigen sich oft erst im erwachsenen Alter - zwischen dem 2. und 3,5. Lebensjahr. Ich finde, angesichts der Rassekombination in Zusammenhang mit der fehlenden Führung des Hundes sind die Verhaltensweisen eures Schäferhundmixes relativ nachvollziehbar und je nach dem, wie viel er von welcher Rasse mitbekommen hat, könnte das noch deutlich kritischer aussehen.


    Ich finde es eigentlich relativ offensichtlich, wo da an welcher Stelle etwas falsch gelaufen ist. Euer Hund verhält sich auch nicht "böse", ich finde er verhält sich vielmehr den Umständen entsprechend. Es hat niemand anständig mit ihm gearbeitet, also warum soll er sich so verhalten? Das hat nicht nur etwas mit Kommandos zu tun, die ein Hund ganz toll abspulen kann, sondern spiegelt sich vor allem in alltäglichen Verhaltensweisen, in denen der Hund eben kontrollierbar ist oder nicht. Das "Ernst nehmen" seines Hundehalters zeigt sich nicht darin, dass der Hund "Sitz" macht, wenn man ihm es sagt, sondern darin dass er sich im alltäglichen lenken lässt nach den Wünschen des Halters und nicht nach den Impulsen des Hundes. Letzteres erarbeitet man sich u.a. aber eben auch mit stupidem Training.


    Abgesehen von dem Tierarztcheck (der letzte ist deutlich zu lange her!), bei dem auch Schilddrüsenwerte kontrolliert werden sollten, würde ich mir vor allem über obiges Gedanken machen. Wenn man sich anschaut, wie die ersten 1,5 Jahre dieses Rassemixes aussahen und wie die letzten 1,5 Jahre aussahen, würde ich vermutlich eher dort den Knackpunkt vermuten und weniger bei medizinischen Ursachen. Abklären lassen würde ich das aber trotzdem, logisch. Und ein Trainer, der weder mit Rudelstellungstheorien noch mit Dominanzgehabe arbeitet, wäre sicher nicht verkehrt. Ich finde, ohne das böse zu meinen, so manches im Umgang mit dem Hund klingt doch recht blauäugig und da fehlen irgendwie schon ganz grundlegende Dinge, die ein Hund eigentlich braucht und schätzt. Da wird ein Trainer sicher helfen können, einen Einstieg zu finden. Momentan kann man da sicher noch viel machen, sonst hat man irgendwann vielleicht wirklich größere Probleme an der Backe.


    Euch viel Glück und alles Gute!

  • Vielen Vielen Dank für die Tipps und Hinweise. Wir haben Alles aufmerksam gelesen und sind dankbar für eure Hilfe. Der allgemeine Check beim Tierarzt ist selbstverständlich und wird auf jeden Fall gemacht. Weiß jemand zufällig wie viel so ein allg Check ungefähr kostet? So wie es aussieht, ist ja auch eine Blututersuchung erforderlich. Wir gehen auch nicht davon aus, dass Alles am Hund liegt, sondern wissen genau, dass wir auch einige Verhaltensweisen bei uns ändern müssen. Es ist auf jeden Fall so, dass wir nicht konsequent genug sind. Der Hund um den es geht, ist schon der dritte Hund den mein Vater hat. Er hat immer sich für einen Hund entschieden, der im Heim war oder abgegeben wurde, weil wir so eingestellt sind, dass es kein junger Welpe sein muss, sondern wir lieber einem Hund eine neue Chance geben, der sonst wahrscheinlich das Heim nie mehr verlassen hätte. Der erste Hund stammte sogar aus Mexiko und war eigentlich dort zum Essen angeboten worden, aber er hat ihn mitgenommen, um ihm ein Leben bis zu seinem natürlichen Tod zu ermöglichen. Das Problem war nur, dass er zur Hälfte ein Wildhund war, der im Umgang noch ganz andere Verhaltensweisen zeigte, als wir Menschen von Zuchthunden gewohnt sind.


    Es geht auch nicht darum ihm sein Essen wegzunehmen, sondern ums ein Verhalten in dem Zusammenhang. Ich kenne Hunde, denen man ein Leckerli auf die Pfote legen kann und sie fressen es erst, wenn sie es dürfen.


    Meine Annahme ist, dass ich ihn unterbrechen kann, wenn er mich als "ranghöheren" akzeptiert und es auch keinen Vertrauensbruch darstellt, weil der Hund sein Fressen ja auch direkt wieder bekommt. Wenn der Hund mich angreift, verteidigt er sein Fressen und bewertet mich als "rangniedrigeres" Mitglied. Ist an diesem Gedanken ein Fehler?


    Eine weitere Frage habe ich in folgendem Zusammenhang. Der aktuelle Hund hatte bis vor kurzem ein eigenes Sofa (blau) dem gegenüber ein Sofa für uns steht (Schwarz). Auf das schwarze Sofa darf er auch nicht drauf, aber er versucht es immer wieder. Ist es also ein Problem, wenn der Hund auf seinem blauen Sofa sitzt und wir auf Augenhöhe mit ihm auf dem schwarzen Sofa sitzen?? Ich weiß nicht genau, ob bei einem Verhältnis zum Hund die Augenhöhe auch eine Rolle spielt?

  • Ergänzung zum Abschnitt der Hund frisst: "Wir wollen auch eig nur am HUnd vorbeigehen können, ohne dass er uns eventuell attackiert. Seine Warnphasen sind sehr kurz, also kommt es vor, dass er entspannte Ohren hat und mit dem Schwanz wedelt, dann knurrt und im Anschluss direkt schnappt. Die Phase des Knurrens ist so kurz, dass wir nicht drauf reagieren können, weil unsere Reaktionszeit schon länger ist. Wir müssen also oft Situationen vorhersehen bzw an sein Verhalten beim letzten Mal denken, da die Warnzeiten des Hundes einfach zu kurz sind."

  • Zitat


    Eine weitere Frage habe ich in folgendem Zusammenhang. Der aktuelle Hund hatte bis vor kurzem ein eigenes Sofa (blau) dem gegenüber ein Sofa für uns steht (Schwarz). Auf das schwarze Sofa darf er auch nicht drauf, aber er versucht es immer wieder. Ist es also ein Problem, wenn der Hund auf seinem blauen Sofa sitzt und wir auf Augenhöhe mit ihm auf dem schwarzen Sofa sitzen?? Ich weiß nicht genau, ob bei einem Verhältnis zum Hund die Augenhöhe auch eine Rolle spielt?


    Das ist zum Glück Schnee von gestern :-)
    http://youtu.be/oC9Woudw2ro

  • Zitat

    Ergänzung zum Abschnitt der Hund frisst: "Wir wollen auch eig nur am HUnd vorbeigehen können, ohne dass er uns eventuell attackiert. Seine Warnphasen sind sehr kurz, also kommt es vor, dass er entspannte Ohren hat und mit dem Schwanz wedelt, dann knurrt und im Anschluss direkt schnappt. Die Phase des Knurrens ist so kurz, dass wir nicht drauf reagieren können, weil unsere Reaktionszeit schon länger ist. Wir müssen also oft Situationen vorhersehen bzw an sein Verhalten beim letzten Mal denken, da die Warnzeiten des Hundes einfach zu kurz sind."


    Das Schwanzwedeln ist in dem Moment schon ein Anzeichen von Erregung, nicht der Freude! Da warnt er eigentlich schon...


    Der Hund frisst doch eh sehr schnell... Stellt ihm sein Futter hin, geht weg, lasst ihn allein. Und wenn er fertig ist und den Napf nicht mehr beachtet, könnt ihr dann ja wieder normal vorbei gehen. Warum muss man um einen fressenden Hund herum wuseln, wenn man weiß, dass er das nicht mag? :???:



  • Ich sehe es nach wie vor so, das ihr euch erfahrene und kompetente Hilfe suchen solltet, da ich aus deinen Zeilen viel Verunsicherung und Angst lese.
    Beides sind schlechte Berater, wenn man eine etwas aus dem Ruder gelaufene Mensch-Hund-Beziehung kitten will.


    Wenn der Bursche beim Fressen schnappt wenn ihr vorbei lauft, dann füttert ihn erstmal an einem Platz wo ihr nicht vorbei laufen müsst. Der Fressvorgang dauert ja in aller Regel nicht lange und das sollte wohl machbar sein.

  • Ich habe mir deine Kommentare durchgelesen und ich glaube du bist bei der Hundeerziehung und bei den Verhaltensweisen von Hunden nicht auf dem neusten Stand angekommen.


    Ein Hund der sich auf den Rücken dreht möchte nicht unbedingt gestreichelt werden. Er unterwirft sich (z.B. aus Angst/Unsicherheit). Schwanzwendel bedeutet nicht immer Freude sondern grundsätzlich eine hohe Erregungslage beim Hund. Also auch Angst/Aufregung. Du musst immer die Situation in der der Hund mit dem Schwanz wedelt mit einbeziehen. Meine Hunde zeigen ein hohes schnelles Wedeln wenn ich nach Hause komme und sie sich freuen und ein flaches, langsames Wedeln bei Hundebegenungen das eher abwartend/aufgeregt ist.


    Bitte wende ich dich an einen gewaltfrei arbeitenden Hundetrainer bevor das Verhältnis zu dem Hund noch schlimmer wird und der Hund im Tierheim landet weil er ernsthaft zugebissen hat.

  • Macht euch von diesem Rangordnungsgedusel frei. Bevor ihr das nicht geschafft habt, kommt ihr mit dem Hund nicht weiter.


    Ich muss zugeben das ich immer Bauchschmerzen bekomme, wenn ich lese das Hunde nicht einmal mehr in Ruhe ihr Futter fressen dürfen, nur weil völlig veraltete Ansichten im Spiel sind.


    Mensch und Hund bilden eine Lebensgemeinschaft, in denen der idealerweise Mensch die Führung übernimmt. Aber das kann Mensch nicht, wenn er ständig das Vertrauen des Hundes in den Menschen zerstört (Wegnahme von Ressourcen ist so ein Faktor, das Ignorieren und Missachten von Kommunikation ist so ein Faktor),


    Ich kann mich meiner direkten Vorrednerin nur anschließen: Sucht euch einen guten Trainer, der euch trainiert damit ihr euren Hund lesen könnt und entsprechend handeln könnt. Ansonsten könnte das alles gewaltig nach hinten los gehen.

  • Ich reih mich mal bei den Bauchschmerzen-Habern ein....


    Bei deinen Texten ist schoen zu sehen, wieviel Missverstaendnisse bei euch vorherrschen in Sachen Koerpersprache, Ausdrucksverhalten und Umgangsweise getoppt mit uralten Vorstellungen ueber Hundehaltung.
    Es ist bei euch schon 2 vor 12 und trotzdem beharrst du auf die Richtigkeit eurer Sicht- und "Erziehungsweise".


    Ich kann auch nur den Trainer empfehlen, damit ihr mal auf den neuesten und klaren Stand der Tatsachen kommt :hilfe:
    Ja, er wird mehr kosten als ein Check up beim TA, aber besser als ein abgebissener Arm ist die Investition allemal.


    Was du uebrigens als Chefgedoens wertest mit Leckerchen auf der Pfote ist einfach nur ein schlichter gelernter Trick. Keine Erziehung. :headbash:

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