Vom lieben zum bösen Hund

  • Hat der Hund genug Möglichkeiten sich zurückzuziehen, wo er auch wirklich in Ruhe gelassen wird? Ansonsten würde ich mit so einem Hund gar nicht grob umgehen und auf sein Knurren eingehen, d.h. wenn er knurrt dann ernst nehmen und aufhören mit dem was man tut (der Hund muss nicht alles toll finden, was ich mache, ich finde es nur fair, wenn ich auf seine "Bitte", das Knurren, eingehe), nicht schimpfen. Mein Hund hat teilweise auch so reagiert und war auch ca in dem Alter, seit ich ihn ernst nehme und nicht bei allem denke, dass er "dominant" oder sonst was ist, ist unser Verhältnis tausend mal besser. Reflektiere mal wie du ihn berührst, was könnte die Ursache sein? Ansonsten hole dir einen kompetenten Trainer, ohne Rudelgedöns und Dominanztheorie.

  • Geschlagen haben wir ihn nie. Schlagen verbinde ich mit Gewalt, also mit Kraft, sodass sich der Körper des Hundes bewegt bzw der Hund Schmerzen verspürt. Das ist definitiv NICHT vorgekommen. Mit gröber behandelt meine ich, dass er beim Betteln nach mehrmaligen Aussprechen von Befehlen ( wie zb wegschicken in seinen persönlichen Bereich ), diese völlig ignoriert hat und in diesem Zusammenhang einen Klaps auf den Kopf bekommen hat. Es ist also eher als Geste und nicht als Schlagen zu bewerten. Selbst wenn wir beim Essen aufstehen und die Befehle wiederholen, hat es oft keinen Effekt. Das gröbere Verhalten haben wir ihm gegenüber nur gezeigt, wenn der Hund uns bedrängt und alle anderen Versuche durch Zeichen oder Befehle ignoriert. Das wir uns so verhalten haben, kann ich an einer Hand abzählen und entspricht auch nicht unseren Vorstellungen im Umgang mit dem Hund. Der Hund hat sich aber schon vor den gröberen Behandlungen merkwürdig verhalten.

  • Es muss nicht nur körperliche Gewalt sein, die ein Tier zu solchen Reaktionen verleitet. Eben weil Hunde sehr fein kommunizieren, reicht es bei sensiblen Seelen durchaus aus...


    Wurde dem Hund eigentlich schon einmal vermittelt, wie er sich zu verhalten hat. So dass er es auch umsetzen konnte?


    Knurren ist nichts "Böses" (Titel des Themas, sehr wertend). Knurren ist nur Kommunikation.

  • Wir haben ihm eine große Box aus Holz gebaut, die in der Wohnung steht und in die auch ausreichend Licht fällt. Der Boden ist mit zwei Matratzen weich gepolstert und bisher ist diese Box auch nicht verschlossen. Er wird belohnt sobald er länger in der Kiste liegt, während wir essen, aber erst nachdem wir selbst mit dem Essen fertig sind. Das gröbere Verhalten ist keine allgemeine Art und Weise wie wir den Hund behandeln oder erziehen, sondern dient dem reinen Selbstschutz. Wenn er auf dem Sofa liegt und förmlich ums Streicheln bettelt (dreht sich auf den Rücken und wedelt mit dem Schwanz) haben wir versucht ihn zu streicheln, aber sobald er eben knurrt, weichen wir zurück und geben ihm auch keinen Klaps o.ä. Wir können natürlich zum Tierarzt gehen, nur kommt es nie vor, dass er einfach so von sich aus quiekt, fiept, das Essen verweigert, nicht Gassi gehen will usw. Es gibt also kein Anzeichen von Schmerzen. Ist sicher eine Option, um mehr Klarheit zu bekommen und wir werden wohl auch zum Tierarzt gehen.
    Es wirkt nur nicht so, dass er wirklich krank ist. Auslauf bekommt er auch jeden Tag und wir wollen ihn auch ans Fahrrad gewöhnen, damit der Hund sich so richtig austoben kann.

  • Wir beachten sein knurren ja auch, nur ist das eben nicht in jeder Situation möglich. Er hat zB früher mit anderen Hunden zusammen an der gleichen Stelle im Garten gegraben und es gab kein Problem. Inzwischen knurrt er, wenn ein anderer Hund zu seiner Stelle kommt und fällt den anderen Hund sogar an, wenn er noch näher kommt. Auch kommt es vor, dass er an Stellen liegt, die wir passieren wollen ( zB im Flur) und knurrt anstatt uns auszuweichen.
    Unsere "Lösung" bisher ist, dass wir ihn dann vorher ansprechen, damit er auf uns reagiert, bevor er knurrt.
    DAs klappt auch nicht immer bzw manchmal erst beim zweiten oder dritten mal, da er dann teilweise wie in Trance ist.

  • Gröberes Verhalten dient eurem Selbstschutz? Ich sehe da eher die Gefahr drin: Gewalt erzeugt Gegengewalt und diese erzeugt ebenfalls Gewalt.


    Für mich klingt das auch sehr danach, als dass da etwas im Argen liegt, wenn der Hund diese Art der Kommunikation euch gegenüber so wählt (u.a. angeknackstes Vertrauen).


    Vielleicht hat der Hund auch "nicht sichtbare" Beschwerden wie eine (subklinische) Schilddrüsenunterfunktion oder das Cushing-Syndrom, die zu Verhaltenauffälligkeiten führt und die Gesundheit mit Fortschreiten sowieso angreift?
    Gerade dass er da wie in Trance ist, spricht sehr dafür... umfassende Diagnosen können aber nur kundige Ärzte und Hundetherapeuten stellen.

  • Wenn Schmerzen auszuschließen sind wird des wohl am Menschen liegen. Ein lieber Hund bleibt lieb wenn er Führung, Respekt, Liebe und Konsequenz hat, dazu immer Menschen die Vorausschaubar sind und artgerechte Auslastung. Irgendwas wird wohl schief laufen, findet raus was.

  • Auch hier, ich weiß ich wiederhole mich: Augen und Ohren mal getestet?

  • Vielen Dank schon mal für die Ideen und Hinweise. Wir sind auch schon dabei einige Dinge mit dem Hund zu ändern.
    Das gröbere Verhalten sind absolute Ausnahmen, die wir ja selbst nicht wollen und auch nicht mehr vorkommen.
    Der Hund hat einiges gelernt und hört auch mehr und mehr auf bestimmte Befehle, aber hat genauso auch seinen Freiraum. Wenn es Zeit für seine Nahrung ist, wartet er in seiner Box und geht erst zum Napf (der außerhalb der Box steht) wenn einer von uns "Los" sagt. Es traut sich nur niemand ihm dann das Essen wieder wegzunehmen, da alle Vorfälle wie Schnappen nach der Hand oder dem Arm fast immer im Zusammenhang mit Nahrung stehen. Deshalb gehenw ir davon aus, dass es wohl am wahrscheinlichsten der Mangel an Respekt ist.
    Vor einiger Zeit gab es einen Vorfall beim Auslaufen. Unser Hund war an der Leine und wurde von einem anderen ihm unbekannten & freilaufenden Hund attackiert. Diese Situation konnten wir leider nicht verhindern und könnte von unserem Hund ja als Vertrauensbruch bewertet werden. Es ist wohl zu komplex, um es klar einzugrenzen.

  • Augen und Ohren sind wohl intakt. Er reagiert sowohl auf Geräusche als auch auf Hasen o.ä. auf dem Feld. (Auch wenn der Wind nicht in seine Richtung geht, um das Wild zu riechen.)

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