Wie perfekt muss ein Rückruf sein?

  • Ich finde es seltsam von dem Trainer, dass er von dir verlangt, deinen Hund abzurufen, wenn du schon weißt, dass es nicht funktionieren wird? Klar, einen nahezu 100%igen Rückruf* kann man bei entsprechenden Training hinbekommen - aber dieses braucht eben Zeit (und auch Menschen, die auf einen solchen Rückruf Wert legen).


    Ich denke, ihr seid schon auf dem richtigen Weg :gut:


    lg


    *der Halter agiert so vorausschauend, dass der Hund bei (fast) jedem Rückruf auch kommen kann. In Situationen in denen der Hund nicht abrufbar ist, wird der Hund eben nicht abgeleint bzw. durch das entsprechend vorausschauende agieren des Halters vorher angeleint.
    Die geringe Fehlerquote ergibt sich dann daraus, dass weder der Hund noch der Halter Maschinen sind, die alles perfekt einschätzen können bzw. auch die Umwelt nicht immer perfekt einschätzbar ist.

  • Ich benutzte den Rückruf eher selten, aber wenn, dann muss mein Hund sofort kommen. Ohne wenn und aber.
    Ich würde auch gar nicht warten, bis das Verhalten einreißt sondern sofort wieder dran arbeiten. Allerdings sollte man immer sehr genau überlegen wann man seinen Hund zurückruft. Bei mir sind das nur Situationen in denen es “Risikobehaftet“ wäre, würde ich ihn nicht zu mir holen. Alternativ kann man aber auch ein Gumnibandkommando und ein festes Rückrufkommando eintrainieren. Z.b. ein “komm“ wenn es nicht wichtig ist ob getrödelt wird und ein “Hier“ oder Pfiff für sofortiges zurückkommen.

  • Ich finde, das hört sich doch gut an - festschnüffeln passiert schonmal. Und wenn der Hund grad Pipi macht und ich seh das, rufe ich ihn gar nicht erst. Kann ja nicht sein, daß der Arme mittendrin aufhören muß, nur weil ich will, daß er springt, wenn ich mit den Fingern schnipse.


    Für mich muß der Hund (abseits vom Jagen) so gut hören, daß ich ihn frei laufenlassen kann, und dabei weiß, er wird nicht irgendwo so losdüsen, daß er vors Auto kommt, oder daß ich ihn abrufen kann, wenn er zu anderen Hunden hinrennen möchte, aus dem Spiel abrufen kann etc. Schon anspruchsvoll, klar, das geht nicht alles mit 3 Monaten. Aber das kommt mit der Zeit schon, und wenns nicht klappen würde, würd ich die Kröten nicht laufen lassen.


    Frieda hört derzeit z.B. total sporadisch, ich hab den Verdacht, daß sie jetzt auch noch schlecht hört. Daher läuft die nur noch an der Flexi. Muß ich halt mal ein Stückerl rennen, wenn sie kurz übermütig ist, aber mit ihren etwa 13 Jahren hält sich da die Anforderung an meine Kondition in Grenzen *gg


    Achja - das von Labraddora erwähnte "Gummibandkommando" (das Wort find ich süß) gibt´s hier auch - ebenfalls das Komm. Ansonsten gibt´s HIER oder nen Doppelpfiff. Darauf hat der Hund sich umgehend umzudrehen. Macht er auch. Wenn nicht, ist halt mal wieder ne Runde Auffrischen mit Spiel und Bestätigungen etc. angesagt.

  • Vorab: Mir geht es mit meinen Hunden ähnlich, auch da gibt es Bandbreiten zwischen "Sofort Kommen" und "erst mal erledigen, was er gerade tut - und dann Kommen".


    Zur eigentlichen Frage:


    Warum bedarf es des Rückrufs?
    Weil wir uns profilieren wollen mit einem Hund, der sofort jedes Kommando befolgt?
    Weil wir Angst haben, dass der Hund immer mehr seinen eigenen Kopf durchsetzt, wenn wir zu "nachlässig" sind und SCHEINBAREN Ungehorsam zu oft durchgehen lassen?


    Beide Motivationen sagen mehr über den Menschen, als über den Hund aus - mehr noch, sie lassen völlig außer acht, dass ein Hund ein denkendes Lebewesen ist.


    Im Grunde genommen ist der Rückruf doch eine Verhaltensregel in der und für die Menschenwelt, die dem Schutz des Hundes dienen soll, oder?


    Wir sollten nie die Option aus den Augen verlieren, dass es einem Hund tatsächlich MÖGLICH ist, zu unterscheiden, WANN ein Rückruf sofort befolgt werden muss - und wann er sich dafür Zeit lassen kann, bis hin zu dem Erfassen, dass der Grund für den Rückruf sich erledigt hat.


    Für Letzteres ein Beispiel: Mein alter Hund Marco hat bei einem Rückruf auf dem Feldweg wegen eines entgegenkommenden Autos genau gewusst, dass er NICHT mehr kommen musste ... wenn dieses Auto abbog.
    Er hat dann auf dem Rückweg einfach innegehalten, und ist dann wieder seiner "Beschäftigung" nachgegangen.


    Insofern finde ich diesen Satz nicht ganz stimmig:


    Zitat

    du scheinst ja ein Gespür dafür zu haben, wann du abrufen kannst und wann nicht - dann halte dich an dein Gefühl und trainiere damit weiter.


    Es KANN darum gehen, ob der Rückruf wirklich schon so sitzt, wie er soll. Im Falle der TE und der beschriebenen Situationen geht es aber nicht um die Durchführung des Rückrufs, sondern um den SINN, den dieser im Moment macht.
    Ich finde auch, es macht keinen Sinn den Rückruf um des Rückrufs Willen zu machen - wenn meine Hunde pinkeln wollen, und es droht nicht irgendeine Gefahr - dann müssen sie nicht einkneifen und sofort zu mir kommen, dann dürfen sie in Ruhe pinkeln, und ich spare mir den Rückruf für danach auf ... wenn es überhaupt notwendig ist ;)


    Es gibt in der Hundeerziehung/Ausbildung den Begriff des "intelligenten Ungehorsam", schaut mal z. B. hier: http://xsmilla.jimdo.com/blindenhund/


    Die Unterscheidung zwischem "blindem" und "intelligentem" Gehorsam ist aber eine Gratwanderung, immer abhängig von der Individualität des Hundes und des Menschen - und der darauf basierenden individuellen Beziehung.


    Wichtig finde ich einfach, immer im Kopf zu haben, dass unsere Hunde die FÄHIGKEIT zum "intelligentem Gehorsam" besitzen ...


    ... und an die TE: Du hattest da schon das richtige Bauchgefühl ;) (und die Trainerin wäre ... für mich kein Trainingspartner für die Zukunft :) )


    Lieber Gruß
    Moni

  • naja, aber zum Lehren des Rückrufs muss man den Hund ja - anfangs öfters, später seltener - in "unnötigen" Situationen abrufen; gerade ganz am Anfang des Trainings wird man selten in "echten" Rückrufsituationen den Hund zu sich rufen.
    Dazu kommt dann noch, jedenfalls bei "meiner" Kira, dass sie auf den Rückruf schlechter hört, wenn ich ihn eine längere Zeit nicht verwende, daher versuche ich ihn schon spätestens alle 2/3 Spaziergänge zu verwenden (da Kira meine Sitterhündin ist, laufe ich mit ihr höchstens 1x am Tag, manchmal auch nur 1x pro Woche). Andererseits wird der Rückruf auch schlechter, wenn ich ihn (pro Spaziergang) zu oft "unnötiger Weise" verwende - das ist mir im anfänglichen Training mal passiert. Da musste ich einen Mittelweg finden.


    Ich würde den Rückruf übrigens auch nie als Kommando zum "Gängeln" des Hundes sehen! Für mich ist der Rückruf ein Kommando, welches die Sicherheit des Hundes und der Umwelt gewährt. Daher wird es auch so trainiert, dass es dem Hund Spaß macht.


    lg

  • Ich sehe vor allem nicht, wozu die Schleppleine in den beschriebenen Situationen dienen sollte - in beiden ist der Hund nicht abgedüst, sondern blieb aus unterschiedlichen Gründen erst mal stationär. Da spielt es keine Rolle, ob ein SL dran ist oder nicht. Oder gehört die Trainerin zu den Leuten, die dem Hund den Rückruf schmackhaft machen wollen, indem sie ihn ranziehen an der SL? :???:


    Man kann einen Rückruf an der Schlepp micht zur absoluten Sicherheit trainieren. Dazu verändert die SL die Situation zu sehr, sie ist dann nicht mehr "echt". Besser im Freilauf üben, und den Rückruf mit dem richtigen Timing einsetzen.

  • wir haben bei unserer junghündin das kommando stopp dazugenommen. es gibt einfach reize bei welchem ein rückruf (noch) nicht möglich ist, ein stopp aber schon.


    gerade wenn der hund nach vorne geht weil ihm etwas angst macht wäre es unnatürlich für den hund dem objekt den rücken zu kehren. beim stopp bleibt der hund stehen und behält das objekt noch im auge.

  • Bei uns gibt es auch ein "Gummibandkommando" so als "komm mal in unsere Nähe wir bewegen uns weiter und du bist uns zu weit weg". Dazu haben wir ein "Warte" soll heißen "Lauf langsamer, du bist zu weit vorne", ein "Stopp" für Situationen in denen es für sie leichter ist zu warten als umzukehren (z.B. Sichtung besonders interessanter Hunde). Sie hört auch auf "Hier lang" wenn wir einen anderen Weg nehmen. An dem Stopp müssen wir noch arbeiten; das sitzt nicht immer 100% aber wir üben es auch noch nicht soooo lang. Dann gibt es auchnoch ein "Nein" oder so ein "NA" wenn sie die Nase in die Luft reckt und drüber nachdenkt loszujagen.


    Den Rückruf brauchen wir ansich nur wenn z.B. von irgendwo Kinder, Radfahrer, Pferde, angeleinte Hunde oder so in unsere Nähe kommen. Sie tut zwar nix aber ich will auch vermeiden, dass sie dann doch mal gucken gehen will was das Kind in der Hand hat oder so. Und die Kinder/Eltern oder auch Jogger wissen ja nicht, dass sie zu 99% einfach weiterlatscht. Da ruf ich sie lieber direkt zu mir ran. Außerdem ist sie manchmal so ein kleiner Mitläufer. Pferde sind ihr egal aber wenn ein anderer Hund bellend hinrennt wäre sie garantiert dabei. Und DANN abrufen... da wäre ich mir nicht sicher.

  • Wenn ich rückrufe, dann erwarte ich promptes Reagieren. Sonst kann ich es mir nämlich sparen. Oft genug kann mein Hund gar nicht einschätzen, WARUM er zurück kommen soll - aber ICH sehe eine Gefahr und habe einen triftigen Grund. Von daher arbeite ich auf 180 % Rückruferfolg hin - wohl wissend, daß ich nie die theoretischen 100 % erreichen kann. Aber wenn ich mich schon damit zufriedengebe, daß mein Hund den Rückruf nicht befolgt, weil er mal eben rumschnüffelt oder pinkelt, ohne daß die Blase platzt, muß ich mich fragen, wie es mit dem Rückruf steht, wenn eine WIRKLICHE Ablenkung überstanden werden muß.


    Ich brauche keinen Rückruf, den mein Hund nur befolgt, wenn gerade nix interessanteres im Fernsehen läuft...

  • wie perfekt ein rückruf funktioniert liegt vor allem daran wie gut er aufgebaut wurde und wie sicher der hund emotional mit der umgebung umgehen kann. bei grosser angst zu erwarten dass der hund "gehorcht" ist einfach nicht natürlich.


    wir üben rückruf ca. 20 mal pro tag. und wir wenden immer eine intermediäre brücke an, dass hilft dem hund wirklich enorm.

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