Darf Hund eigentlich noch Hund sein ?

  • Möchte ich, dass mein Hund noch voll Hund ist, mit allem drum und dran....

    Nein.
    Weil für zum "Hund sein" mehr gehört, als die romatisierte Vorstellung vom Hund der hie und da mal ein Löchlein buddelt oder über die Wiese hüpft und mit Artgenossen spielt, ohne eingeschränkt zu werden.

    Zum "Hund sein" gehört mehr. Das fängt an beim Jagen und Töten von Beute, geht über Verteidigung des Territoriums gegen Artgenossen und andere Eindringlinge und endet möglicherweise beim Tod durch typische Hundekrankheiten wie Parvo.
    Diese Seite wird beim Wunsch, dass Hund wieder mehr Hund sein darf gerne ausgeblendet. Es wird gern gefordert, Hund wieder mehr Hund sein zu lassen, gleichzeitig aber nur in den Bereichen, die in die Vorstellung vom süßen Familienhund noch mithineinpassen.
    Andere Bereiche des "Hund seins" wie Parasiten, Verlertzungen, Krankheiten, eigenständige Vermehrung und deren Risiken, werden bei dieser Forderung komplett ausgeblendet.

  • Zitat

    Für mich ist eine gute Erziehung des Hundes die Grundlage für seine größtmögliche Freiheit.
    Damit meine ich nicht das Erlernen von "Zirkustricks", sondern den Gehorsam, der ihm ein ausgeglichenes Leben mit mir und in dieser Gesellschaft ermöglicht.
    Das hat mit "Willen brechen" meiner Meinung nach wenig zu tun.

    Das kann ich vollkommen unterschreiben!

  • Moin,

    für uns ist ein guter Grundgehorsam wichtig. Sitz, Platz, Bleib, Hier usw. Zudem soll sie nicht wie blöde an der Leine ziehen. Mehr verlangen wir nicht.

    Unser Hund darf auch mal am Tage unbespasst bleiben. Als berufstätige mit Bürohund ist es eh´schwierig, tagsüber den Pausenclown für Hundi zu machen.

    Und obwohl Lejas Hundetag "nur" aus Spaziergehen, schlafen, rumblödeln, fressen, schlafen, gelegendlichen Schwimmeinlagen, schnüffeln, fressen und schlafen besteht, habe ich nicht den Eindruck, dass Lejachen unglücklich ist.

    Auch hier im Forum bin ich schon mal gefragt worden - "wie?? bei Hitze macht ihr keine Spaziergänge?? Nur weil es warm (heiß) ist, ihr keinen Bock habt, kann der Hund doch nicht den ganzen Tag im Garten bleiben..."

    Doch - Leja kann. Gestern hat sie den halben Tag im Carport verbracht und hat geschlafen.

    Ich bekomme irgendwann noch mal Nackenprobleme, weil ich so oft meinen Kopf schüttel, wenn ich so mitbekomme, das Kinder sich schon mittels einem Terminplaner verabreden müssen. Montags Sport, Dienstags Sprachkurs, Mittwochs Nachhilfe, Donnerstags Sport, Freitags Musikunterricht, Samstags Zimmer aufräumen, Sonntags ausruhen.

    Wir haben früher nach der Schule unsere Hausaufgaben gemacht und sind in den Park zum spielen gegangen.

    Ich habe so das Gefühl, dass viele versuchen ihr Leben zu perfekt zu gestalten. Das Kind MUSS in der Grundschule schon 7 Sprachen sprechen und eine Sportskanone sein, der Hund MUSS auf ein Augenzwinkern reagieren und gut funktionieren, das Zuhause MUSS perfekt sein, der Urlaub MUSS perfekt sein...

    Wenn dann mal was nicht perfekt läuft - weil der Hund eben auf den perfekten Rasen ka**t - ist Holland in Not.

    Nee, ohne mich - so kirre können sich die andern machen lassen - ich bin nicht perfekt, da muss es mein Umfeld auch nicht sein.

  • Kadavergehorsam soll heißen,das sich der Hund dem Willen des Menschen uneingeschränkt unterwirft und keinen eigenen Willen hat.

    Man kann es auch blinden Gehorsam nennen.

  • Ah..das hatte ich noch nie gehört, danke für die Erklärung.
    Und nein, unser Hund wird nicht perfekt erzogen, aber ein paar Regeln gibt es schon. Das macht es im Alltag einfach leichter.
    Unser Vorgängerhund war kaum erzogen und wir hatten oft Probleme ihn mitzunehmen. Er hat dann jeden angesprungen und wollte immer im Mittelpunkt stehen...das war nervig!
    Ich möchte keine Maschine, aber einen Hund, der immer dabei sein kann und der muss eben erzogen werden.
    Kinder im übrigen auch, aber heute gibt es auch viele, die nicht mal mehr grüssen,

  • Ich sehe es wie die meisten Anderen hier auch. Heutzutage ist es einfach so, dass wenn Hund nicht super hört, gerade im Abruf, muss er nur noch an die Leine laufen. Fast überall passieren mal Situationen, wo der Hund sofort kommen muss. Sei es ein beklo... Autofahrer, der irgendwo plötzlich langbraust, obwohl da gar keine Autos langfahren dürfen oder spielende Kinder, die plötzlich aus einem Gebüsch springen und direkt vor den Hund, oder Rehe, die einfach mal aus dem Unterholz preschen oder oder oder.
    Also wir wohnen schon auf nem Dorf, aber gerade die Autofahrer sind hier nen riesen Problem, wenn sie meinen, dass jeder breite Wanderweg auch zum Autofahren geeignet ist. Ich weiß nicht wie oft ich schon froh war, das Mara auf meinen erschrockenen Ruf, gleich Gewehr bei Fuß steht. Wenn das nicht so wär, wüsste ich nicht, ob sie nicht schon angefahren worden wär...
    Oder diese Hundehalter, die ihren Hund die ganze Zeit frei laufen lassen, so dich zu Einem hin, dass man schon denkt, ok, die Hunde dürfen sich begrüßen und dann plötzlich wird der Hund doch gerufen und dann steht man auch blöd da, wenn der eigene Hund eben schon nicht mehr hört.
    Davon abgesehen ist hier fast überall Naturschutzgebiet, gibt fast keine Flächen, wo man Hund wirklich beruhigt ableinen darf ohne Angst zu haben, dass Einen gleich Jemand ermahnt. Und ja, ich leine meine Hunde trotzdem ab, ich sehe es nicht ein, dass meine Hunde, die nicht mal ein Vögelchen belästigen sollen, ganzjährig an der Leine laufen müssen. Und ja, da ist es sehr gut, dass die Hunde sofort hören, denn dann kann ich sie gleich anleinen, wenn Jemand kommt...
    Ja, ich bin auch sehr oft genervt von meinen Mitmenschen und oft unhöfflich, weil es viel zu viele Lästermäuler gibt. Ich hatte es sogar schon, dass mich Jemand anmotzte, obwohl meine Hunde im Radius einer 3 Meter Leine liefen und die Wege auch nicht verließen, aber sie waren eben nicht an der Leine.
    Das Thema reizt mich richtig, denn heutzutage ist es ja schon so, dass selbst der besterzogenste Hund am Besten nur noch an der Leine laufen soll... Vielleicht sind bald ja nur noch 50 cm Leinen erlaubt... Bei vielen Leuten hab ich das Gefühl, dass sie am Liebsten alle Hunde im Zwinger sähen...
    Ich frage mich langsam wirklich, wo man noch entspannt Gassie gehen darf... und dann noch dieses tolle neue Niedersachsengesetz. Hätte ich Hunde nicht soooooooooooooooooo gerne, würde ich ernsthaft überlegen, mir nie wieder Einen anzuschaffen...

  • Ich entschuldige mich, wenn dies bereits gefragt wurde. Habe den Thread heute morgen (direkt nach seiner Erstellung) bereits gelesen und kam bisher nicht zum Antworten.
    Also: Wie definierst du denn "Hund sein"?
    Ich finde diese Aussage wirklich schwierig, weil es so viele verschiedene Charaktere unter den Hunden gibt. Das fängt schon damit an, wie nah' ihr Verhalten noch am Wolf steht, ob sie jagen oder nicht, welchen Zweck diese Rasse für den Menschen mal erfüllen sollte, sprich wofür sie gezüchtet ist und und und.

    Für den einen Hund ist "Hund sein" dann vllt. einfach mal seine Wege gehen, weitere Kreise ziehen aber trotzdem natürlich immer zu Frauchen gucken, weil die Rasse auf enge Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet ist. Der Hund "darf" dann Hundekontakt haben wie er möchte, ist aber ein Vertreter, der total friedlich ist, gerne mal spielt aber trotzdem mit Frauchen mitgeht, wenn sie ihren Weg weiter läuft. Oder man bleibt halt mal für 10 Minuten stehen, bis die Spielsequenz zuende ist und wartet, bis "Fifi" von selbst mitkommt.
    Ja, bei so einem Hund dürfte mein Hund auch Hund sein wie er wollte.

    Und dann gibt es da die Hunde, die Frauchen mehr so mittelmäßig bis gar nicht interessant finden, von Natur auch gerne mal im nächsten Waldstück verschwinden und Wild hetzen oder aber Passanten belästigen, weil sie ja Menschen und/oder Hunde sooo toll finden. Aber der Hund soll ja "Hund sein" und sich dem entsprechend auch ausleben dürfen, nicht?

    Und genau hier stellt sich mir eben die Frage, wie du, liebe(r) TS, "Hund sein dürfen" definierst.

    Ich sehe das wie viele hier: Eine solide Erziehung (und wir reden hier jetzt nicht von den permanent am Besitzer klebenden Hunden, die akkurat mit stets gehobenem Kopf im Fuß laufen, sich sonst für nichts interessieren und am Besten direkt 'ne verbale Todesdrohung kassieren, wenn sie mal eine "Regel" brechen) gehört für mich dazu, damit mein Hund "Hund sein" darf.
    Und auch da hängt es - für mich - immer davon ab, wie der Hund charakterlich ist.
    Es gibt Hunde, die lieben es, sich mit Frauchen/Herrchen zu beschäftigen und diese Hunde sind praktisch für den "Kadavergehorsam" (also Gehorsam ohne jedes Nachfragen seitens des Hundes) geboren und haben sogar Spaß daran.
    Und es gibt eben auch Hunde, die lieber ihr eigenes Ding machen.

    Und solange "das eigene Ding" meines Hundes Niemanden (auch nicht meinen Hund selbst) gefährdet oder belästigt, darf mein Hund voll und ganz "Hund sein". Aber dafür gehören für mich gewisse Dinge einfach dazu.
    Dinge wie:
    - im Freilauf ab und zu mal zu mir schauen und sich nicht aus meiner Sichtweite entfernen.
    - nicht unkontrolliert (schreibe das wegen der jagdlich ausgebildeten Hunde dazu) jagen.
    - Niemanden, egal ob Hund oder Mensch oder sonstwen - belästigen.

    Genau in diesen Punkten entscheidet eben auch immer die Veranlagung des einzelnen Hundes, wie viel Training nötig ist, um ihm die Freiheiten zu gewehren, die er zum "Hund sein" braucht.

    Wir arbeiten derzeit z.B. mit der Schleppleine daran, dass Kaninchen jagen total doof ist. Dafür darf sie bei der Ersatzhatz mit dem Futterdummy, den es für Gehorsam (heißt Umorientierung zu mir) gibt, voll und ganz "Hund sein".

    Ich hoffe man konnte in etwa herauslesen, was ich mit meinem Beitrag sagen wollte.
    Ich finde es auch nicht schön, wenn Hunde so gar keine Freiheiten mehr haben und im Prinzip nur noch damit beschäftigt sind, ihrem Herrchen/Frauchen gefallen zu müssen. Aber man muss das, wie ich finde, immer sehr differenziert sehen.
    Es gibt Hunde, denen man ganz leicht ganz viele Freiheiten einräumen kann, weil sie von "Natur aus" schon "unkompliziert" sind, sowieso gerne bei Herrchen/Frauchen sind und ansonsten Niemanden belästigen, nicht oder kaum jagen etc.
    Aber in der heutigen Zeit und grade z.B. in Großstädten ist das mit dem "Hund sein" für einige Kanditaten so 'ne Sache. Wenn sich der Hund ohne vorangegangene Erziehung nämlich wie 'ne Wildsau benimmt, jeden Menschen, weil er ihn ja sooo gern' hat anspringt oder sonstwie belästigt und sämtliche Hunde bei Sichtung sofort als "Spielobjekt" wahrnimmt und hinstürmt, fällt das nicht nur negativ auf, sondern ist für mich auch ein absolutes No-Go.

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