Die Pferdeprofis

  • Als Beisteller verkaufen ist halt in ca 5% der Fälle (ein paar wenige Plätze wo sich gut gekümmert wird gibts schon) fürs Pferd eine dauerhaft gute Lösung. Für einen selber halt schön praktisch. Ich könnte jedes mal wieder kotzen :mute:

    Das habe ich anders kennen gelernt, bisher allerdings auch nur mit älteren Pferden, die nicht mehr oder nur noch beschränkt reitbar waren, aber deren Besitzer sich für das Pferd zumindest noch ein paar gute Jahre auf der Wiese für das Pferd wünschten.

    Und warum genau kann man es dann nicht behalten? Ach richtig, weil man kein Geld mehr reinstecken will wenn es nutzlos geworden ist und man sich lieber ein anderes kauft...

    Wenn das dann die gleichen Leute sind die irgendwas von Seelenverbindung schwafeln krieg ich echt das kalte Grausen. Kann jeder sehen wie er will, aber mein Verständnis dafür ist bei null.

    Vor allem, wie viele Menschen (die sich vernünftig kümmern) wollen bewusst einen kranken Beisteller kaufen der vermutlich eine kurze/kürzere Lebenserwartung mit gleichzeitig sehr hohen TA Kosten bedeutet? Das ist für mich immer der springende Punkt. Wer einen nachweislich guten Platz findet: go for it! Aber die gibts halt nur sehr selten.

  • Und jetzt mal ganz ernsthaft, ich habe einen jungen Beisteller, der inzwischen nicht mehr jung ist. Kostet mehr als mein Reitpferd, macht mehr Arbeit als mein Reitpferd, macht mehr Sorgen als mein Reitpferd.

    Für meine Omi mache ich das gern, meistens, es wäre gelogen, wenn ich nicht manchmal den Unsummen hinterhertrauern würde, die sie kostet, ich mir die guten, alten Zeiten zurückwünsche oder ganz manchmal, das es ein Ende findet, weil es zermürbend ist, weil es anstrengend ist, weil es einschränkend ist, weil es keine andere Wahl gibt.

    Ich würde das niemals für ein fremdes Pferd tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemand für mein Pferd genau so tun würde und es kein abstellen und mitlaufen, im besten Fall wäre.

    Ich habe für meinen Beisteller einen Beisteller gesucht. Gesund, gibt es auch in billig und unkompliziert, da binde ich mir keine Großbaustelle ans Bein. Die Auswahl an Pferden ist riesig, gerade wenn man keine Anforderungen außer Gesellschafter hat.

  • Und warum genau kann man es dann nicht behalten? Ach richtig, weil man kein Geld mehr reinstecken will wenn es nutzlos geworden ist und man sich lieber ein anderes kauft...

    Ich habe da auch andere Gründe kennengelernt:

    - vom Betrieb her war der Platz nicht geeignet, Gnadenhofplätze in erreichbarer Nähe waren nicht verfügbar oder boten so unsägliche Bedingungen dass Erlösung die bessere Alternative gewesen wäre

    - durch den Wegfall der Einstallerkosten blieben die Palliativkosten überschau- und tragbar

    - die Pferdehaltung war in Eigenregie, und weil das Kind sonst mit seinem Pony alleine hätte ausreiten müssen, wurde der Platz gebraucht

    In der Reiterszene habe ich Menschen kennengelernt, die ihr Pferd so lange "über alles liebten"... solange es ihnen sportlich gute Dienste leistete.

    Aber eben auch Menschen, für die ihr Pferd Verantwortung bis zu dessen Lebensende bedeutete, und die auch noch dafür sorgten lange über die "Dienstfähigkeit" dieses Pferdes hinaus.

    Mein Pferd steht in so einem "Rentnerclub", 4 Wallache im Alter von 25-30 Jahren. Die kennen sich schon jahrelang, und ja, zwischendurch ist das auch mal sehr zeit- und auch kostenintensiv.

  • Unsere Pferde bleiben bei uns bis es Zeit ist sie gehen zu lassen. Sonst hätten wir unseren Oldie und unser Pony nicht mehr.

    Auch wenn es dann evtl heißt, das dann vielleicht kein weiteres Reitpferd dazu kommen kann. Dann ist das eben so.

    Unsere Freundin hat ihr zweites Pferd, das hat sie nur übernommen nachdem sie wusste das es zu uns kann, zu uns gestellt, weil es bei ihr zu lange in der Box gestanden hätte. Bei uns steht er mit den anderen im Offenstall und kann sich so bewegen wie er möchte. Das ist, gerade, für ein altes Pferd mit Arthrose richtig gut.

    Sie übernimmt alle Kosten und wir kümmern uns drum. Oft ist das ganz schön zeitintensiv und wir haben schon oft gedacht das wir für die ganze Arbeit eigentlich mehr Geld bekommen/nehmen müssten.

    LG
    Sacco

  • Ich hatte auch ein krankes Pferd, die Mutter von meinem jungen (der übrigens ein Koppelunfall und sowas von nicht gewünscht war...). Mit 12 Diagnose chronischer Fesselträgerschaden auf beiden Hinterfüßen und nicht mehr belastbar. Sie wurde immer durchtrittiger und hatte dadurch immer wieder Entzündungen in den Fesseln.

    Ab dann habe ich jegliche Therapien ausprobiert, um ihr einfach Linderung zu schaffen und ihr noch so viele schöne Jahre wie möglich zu schenken.

    Wir haben geclickert und quatsch gemacht und waren viel spazieren, wenn es ging.

    Ein Spezialbeschlag hat dann ihr Leben nochmal um 1 jahr verlängert. Dann wurde es so schlimm, dass ich quasi alle 3 Wochen den Tierarzt da hatte zum spritzen. Oft haben wir sie wieder aus dem Schmerz gekriegt, aber irgendwann dann nicht mehr. Sie fing an abzubauen und auch fingen sie und ihr Sohn an extrem aneinander zu kleben. Er schottete sie oft ab und man merkte es ist anders.

    Da musste ich 2019 die Entscheidung treffen, auch wenn sie vom Kopf her noch so fit war. Sie war 16, aber die ganze Hinterhand war laut Ta wie bei einem sehr alten Pferd. Und ich wollte nich warten, bis sie nur noch ein Schatten ihrer selbst ist.

    Und trotzdem: hätte ich ein Pferd in dieser Zeit verkaufen müssen, wäre es der junge gewesen. Sie war der Grund warum ich ein Pferd hatte. Und hätte ich bei ihrem Kauf (es war ein Liebes-Kauf, kein Vernunftkauf) gewußt was passieren würde, ich hätte sie trotzdem gekauft. Ich kann wirklich behaupten, dass sie mein Lebenspferd war.

    Nun habe ich ja den jungen noch und bin natürlich sehr froh darüber und on ihm ist ja auch ein Teil von ihr, aber es wird nie das gleiche sein. Und ich habe ihn auch sehr lieb, aber es ist kein Vergleich zu ihr.

    Und ich könnte k...., wenn ich Leute reden höre über ihre "Seelenpferde" (und das hab ich schon so oft gehört..) und dann funktioniert es nicht mehr und es muss weg. Schon so oft miterlebt an Ställen.

    Mein jetziges Pferd ist nicht mein Seelenpferd. Und das ist auch okay. Es war schwer für mich zu akzeptieren, dass er noch da war und sie nicht mehr. So unfair das klingt. Aber es ist auh okay.

    Und um ihn würde ich mich genauso kümmern, wenn er nicht mehr könnte.

    Aber... Nachdem ich das jahrelang mitgemacht habe, kann ich auch verstehen, wenn einem dazu die Kraft und das Geld fehlt. (Wobei ich ja vorher immer dachte es wird sich eine Erleichterung einstellen, die kam aber nie...)Auch wenn es für mich persönlich nie in Frage käme.

    Das Mädel ist noch jung und da hatten die Eltern ja sicher auch noch ein Wort mitzureden.

    Ich hoffe es wurde schlussendlich im Sinne des Pferdes entschieden.

    Ich glaube nicht, dass sich jemand bewusst einen kranken Besteller sucht, der ständig unter tierärztliche Kontrolle sein muss.

    Schmerzfrei auf der Koppel stehen ist ja was anderes.

    Ups, das war lang ?

  • Ich weiß schon warum mir nach unseren Beiden kein Pferd mehr ins Haus kommt. Hier kommt ein Tier nur tot vom Hof und das kann ich nicht noch einmal für 30 Jahre gewährleisten

  • Dass ist auch so eine Sache mit Pferden, dass man sich da sehr lange bindet. Meine Kleine hab ich mit knapp 30 gekauft, da war sie 2,5 - wir werden zusammen Rentner werden, sofern alles gut geht. :herzen1: Ab und an überlege ich ja auch ob noch eins aber abgesehen von der Zeit jetzt es auszubilden und zu beschäftigen, ist es auch eine Frage von "schaff ich es im Alter noch". Wenn jetzt was 2 jähriges, dann ist das Pony 30, wenn ich 70 bin. Wirklich eine Überlegung ob man dass noch schafft.. schwierig.

  • Ich hab mich Länge Zeit als pflegebeteiliung um so ein unreitbares Beistellerpfred gekümmert. Wirklich eine riesen Aufgabe. Aber auch eine, durch die man unheimlich viel lernen kann wenn man will.

    Die Besitzerin war sehr dankbar dass ich ihr geholfen habe, sie hätte ihn sonst abgeben müssen. Atti war ein gut ausgebildetes Buschpony. Zusätzlich hatte sie noch ein 2, ein nachwuchspferd im Aufbau. Sie hatte ne kostenlose reitbeteilung die sich um beide mitgekümmert hat, einzige Auflage war 1x die woche Reitunterricht. Nachdem Atti durch einen Unfall nicht mehr voll belastbar war hat die reitbeteilung hingeworfen bzw wollte nur noch das reitbare Pferd, was für die Besitzerin aber keine Option war. So kam ich zufällig zu Atti. Vollzeitjob, 1 Pferd in Ausbildung, das andere deutlich mehr Arbeit konnte sie zeitlich nicht stemmen. Daher stand die Abgabe im Raum zum Wohl des Pferdes. Kann ich persönlich absolut nachvollziehen. Ich war jeden 2. Tag bei Atti. Viel viel viel bodenarbeit, Spaziergängen etc. Reiten wäre ehrlich schneller gegangen :ugly:

    8 Jahre später haben wir ihn erlöst mit 18 Jahre, weil der Zustand seiner Beine immer schlimmer wurde, er teilweise auf der Koppel gestützt ist usw.

  • Dass ist auch so eine Sache mit Pferden, dass man sich da sehr lange bindet. Meine Kleine hab ich mit knapp 30 gekauft, da war sie 2,5 - wir werden zusammen Rentner werden, sofern alles gut geht. :herzen1: Ab und an überlege ich ja auch ob noch eins aber abgesehen von der Zeit jetzt es auszubilden und zu beschäftigen, ist es auch eine Frage von "schaff ich es im Alter noch". Wenn jetzt was 2 jähriges, dann ist das Pony 30, wenn ich 70 bin. Wirklich eine Überlegung ob man dass noch schafft.. schwierig.

    Ich verstehe die Überlegung echt gut! Wenn auch nur eins meiner Shettys (durchaus realistisch oder ja auch wünschenswert, gerade die Jungen) noch 30 Jahre lebt... bin ich 60.... ich meine, einerseits: Wer weiß, was dann so ist, aber irgendwie ist man dann ja schon weitaus älter als jetzt.

  • Ich habe auch 1 Pony (insgesamt 4) "nur zum Liebhaben" mit chronischen Krankheiten usw. Ist phasenweise sehr zehrend und natürlich auch finanziell belastend. Ich mach es trotzdem "gern", weil sie es einfach verdient hat und wir sie unendlich liebhaben, aber da braucht man nichts schönreden. Wirklich logisch ist das nicht. Bewusst anschaffen - nein. Niemals.

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