Grenzen setzen ohne Meideverhalten

  • Zitat

    NEIN! Diese Dinge sind klar und eindeutig definiert, auch wenn sie nach dem Alltagssprachgebrauch gewöhnungsbedürftig sind. Nur das - hat die Bedeutung von wegnehmen, und es definiert nicht, WAS weggenommen wird! Das P (oder auch R) bezieht sich auf das Resultat der Sequenz: P verringert das vorhergegangene Verhalten, R lässt es künftig häufiger auftreten. Mit P (egal ob + oder -) kann man den Hund nicht dazu bringen, ein ganz bestimmtes Verhalten öfters zu zeigen, man kann ihn nur dazubringen, es zu unterlassen! Was du beschreibst ist R-: ein unangenehmer Reiz wird entfernt, wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt. Sobald er das kapiert hat, wird er das Verhalten öfters zeigen, das Verhalten wird verstärkt (reinforcement). Und da musste ich den unangenehmen Reiz vorher zufügen.


    ah! danke für die erklärung soweit!

  • Ich finde es immer komisch das es Leute gibt die meinen jeder Hund ist gleich!
    Ich bin der Meinung jeder Hund funktionier gleich!
    Also meiner Meinung nach lernt der auf zwei Standbeinen, gutes zu bekommen und schlechtes zu vermeiden. Nimmt man eines Weg funktionierts nicht.


    Und nicht jeder Hund zeigt sich durch die Stimme seines Besitzers beeindruckt. Und nicht jeder Hund denkt sich "damit muss ich aufhören weil mein HF mich wegdrängelt". Nicht jeder Hund zerbricht am Leinenruck. Nicht jeder Hund zebricht am Stachel usw. ich hoffe jeder weiß was ich meine und es wird nicht falsch aufgenommen.


    Soviel wie nötig und sowenig wie möglich. Aber besser mal eine richtige Triebblockade setzen als jedes mal erneut auf den Hund einwirken.

  • Zitat

    Ich finde es immer komisch das es Leute gibt die meinen jeder Hund ist gleich!
    Ich bin der Meinung jeder Hund funktionier gleich!
    Also meiner Meinung nach lernt der auf zwei Standbeinen, gutes zu bekommen und schlechtes zu vermeiden. Nimmt man eines Weg funktionierts nicht.


    Und nicht jeder Hund zeigt sich durch die Stimme seines Besitzers beeindruckt. Und nicht jeder Hund denkt sich "damit muss ich aufhören weil mein HF mich wegdrängelt". Nicht jeder Hund zerbricht am Leinenruck. Nicht jeder Hund zebricht am Stachel usw. ich hoffe jeder weiß was ich meine und es wird nicht falsch aufgenommen.


    Soviel wie nötig und sowenig wie möglich. Aber besser mal eine richtige Triebblockade setzen als jedes mal erneut auf den Hund einwirken.



    "Zur Grobheit ist zu bemerken, daß sie die überflüssige Erzeugerin von Mißvergnügen ist; denn Strenge gebiert Furcht, Grobheit aber gebiert Haß."


    Francis Bacon (1561-1626)



    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Hi,
    ich habe jetzt nicht alles gelesen und beziehe mich daher mal nur auf die Überschrift und den Eingangspost von Manu.


    Es stellt sich grundsätzlich die Frage, wie man Meideverhalten definiert. Wenn ich davon ausgehe, dass es Dinge gibt, die mein Hund vermeiden (Raufereien, Theater an der Leine, aufm Sofa rumflaken etc.pp.), dann komme ich nicht umhin, dem Hund beizubringen diese Dinge zu meiden.
    Nach dieser Definition kann niemand um Meideverhalten rumkommen.
    Da muss man Grenzen setzen. Oder man lässt sich auf Nase rumtanzen.


    Aber ich für mich, definiere Meideverhalten anders.
    Für mich bedeutet das, dass ganz bewußt durch den Hundeführer oder Helfer, eine bestimmte Handlung/Verhaltensweise des Hundes mit einem negativen Reiz (Unanehmlichkeiten aller Art, Rütteldose, Leinenruck...) zu verknüpfen.
    Die Betonung liegt auf BEWUßT. Jeder der mal so richtig öffentlichkeitswirksame Probleme hatte (Leinenaggro ohne ausweichmöglichkeit, Hund springt oder bellt Leute an etc.) der weiß, dass es manchmal nicht auf die Sanfte geht und man den Hund einfach aus der Situation schaffen muss. Aber ich halte es für einen Fehler, so eine Situation dann ganz bewußt mit einem negativen Reiz zu belegen um den Hund dazu zu bringen, das Verhalten zu meiden.
    Und das lehne ich ab.


    Ich habe ein ganz anderes Ziel. Ich möchte dem Hund nicht beibringen Dinge zu vermeiden, sondern Dinge zu erkennen und zu erlernen.
    Ich will nicht, dass er etwas vermeidet, sondern das er sich in einer bestimmten Weise verhält. Und daran arbeite ich dann natürlich.


    Und jetzt zu Manus Beispielen:





    Das kommt drauf an was das für ein Hund ist ;) . Habe ich da einen Vollblutjäger vor mir, dann würde ich zu gutem Antijagdtraining raten, mit Schleppleine, sehr gutem Impulskontrolltraining, suchen/stöbern inszenieren... sauber ineinander aufgebaut, niht alles auf einmal. Oft auch ganz wichtig: erstmal Ruhe und Konzentration aufbauen, ggf. Ansprechbarkeit herstellen (Handfütterung, Futterarbeit). Definitiv ne Lebensaufgabe, ich denke so einem Hund muss man, wenn man ihn denn sorgfältig erzogen und ausgebildet hat, weiter auf hohem Niveau und in diesem Bereich arbeiten um die Kontrollierbarkeit zu erhalten und den Hund zufriedenzustellen. (Das hat nichts mit Dauer zu tun (jeden Tag 3 Stunden oder so) sondern mit Regelmäßigkeit und Anspruch der Aufgaben).
    Bei einem Hund wie meinem, der den Kaninchen allenfalls bis vors Gebüsch nacheiert und sich dolle freut wenn er Igel findet (im Gegensatz zu Frauchen, die weiß wie verfloht, verwurmt usw. Igel sind :roll: ) und schon mal ein Siebenschläferbaby gefunden hat und mir gebracht (lebend!!!). Da brauch ich keine Schleppleine, so nen Hund kriege ich da über reinen Gehorsam und nen guten Rückruf in den Griff. Gutes Impulskontrolltraining dazu und ein wenig Geduld.
    Erfordert unter Umständen halt eine gute Auswahl des Trainingsgeländes, wenn da Karnickel zuhauf rumrennen ist das nicht wirklich sinnvoll.


    Zitat

    - man pöbelt nicht an der Leine


    Kommt drauf an ob der Hund schon pöbelt oder ob er es nicht anfangen soll. Eine absolute Grundregel ist bei mir: Kein Kontakt an der Leine. Das vermeidet, dass der Hund bei jedem Hund den er sieht ne Erwartungshaltung aufbaut (egal ob positiv oder negativ).
    Mit Pöblern halte ich gerne mal zunächst Abstand, soviel wie sein muss, damit der Pöbler den anderen Hund zwar noch sehen kann, aber dennoch in der Lage ist mit mir zu arbeiten (Gehorsam, Tricks, egal was). Und dann in kleinen Schritten den Abstand verringern. Mit Leuten trainieren deren Hunde zuverlässig cool bleiben!
    Bei Welpen und Junghunden übe ich gezielt das passieren, vorbeigehen, vorbeirennen, im Cafe liegen wenn ein anderer Hund reinkommt usw. Immer kein Kontakt an der Leine. Natürlich auch langsam aufgebaut.



    Zitat

    - man geht weder aufs Sofa noch ins Bett


    Ich weise dem Hund seinen eigenen Platz zu oder lasse ihn eben zwischen Alternativen wählen (Körbchen, offene Box, Decke...) an die ich ihn zunächst gewöhne und dann darauf verweise. Ggf. blockiere ich Sofa und Bett bzw. schließe die Schlafzimmertüre.


    Zitat

    - man rennt nicht durch den Stromzaun auf ne Pferdeweide


    Ich gewöhne den Hund an Pferde. Genau wie das passieren mit anderen Hunden, erst mit Leine, in versch. Situationen und dann auch ohne Leine.


    Zitat


    Achja, natürlich zählt es für mich nicht, dem Hund nur zu sagen, dass nen anderes Verhalten netter wäre, denn da ist keine Grenze gesetzt. Oder?


    Du musst ein Verhalten beibringen. Es ist ein Lernprozess, du sollst nicht sagen "das wäre netter" sondern "so wird es gemacht". Aber du musst einen Lernprozess aufbauen. Stell es dir vor wie bei einem Kind. Es muss erst lernen sich länger zu konzentrieren, zu koordinieren usw. Das baut man langsam auf. Und mit wachsender Konzentrationsfähigkeit steigert sich der Aufgabenanspruch.
    DAS ist ERZIEHEN. Etwas lehren. Nicht einfach etwas negativ verknüpfen.


    just my 2 cent :smile:

  • Zitat

    Du musst ein Verhalten beibringen. Es ist ein Lernprozess, du sollst nicht sagen "das wäre netter" sondern "so wird es gemacht". Aber du musst einen Lernprozess aufbauen. ...


    Seh ich nicht so.
    Sicherlich gibt es ein "Wenn XY passiert, dann tu nicht dies, sondern mache jenes".
    Aber es gibt Tabus. Mein Essen z.B. wird weder in der Küche geklaut, noch angerührt, wenn ichs auf dem Couchtisch abstelle weils an der Türe klingelt.
    Da gilt bei mir weder ein "wenn du Essen findest setz dich davor und sabber" noch ein "lauf zu mir und melde den Fund", sondern schlichtweg ein Pfoten weg.
    Und nein, ich glaube auch nicht an das blödsinnige "wenn du gehst heißt das für den Hund er darfs nehmen!!!"


    Grenze gesetzt, Essen wird gemieden, keine Alternative aufgezeigt ...


    Gruß, staffy

  • Zitat

    Grenze gesetzt, Essen wird gemieden, keine Alternative aufgezeigt ...


    Die Alternative hat der Hund doch selbst gewählt: "Fernbleiben". Bestärkt durch "Unversehrtheit des eigenen Körpers".


    Oder sehe ich das falsch?


    LG

  • Für deine 2 Cent bin ich sehr dankbar.
    Hatte dich schon vermisst :smile:


    Nur wirst du feststellen, dass mit ziemlicher Sicherheit aus irgendeiner Ecke wieder ein Aufschrei kommt.


    Alles, was du beschreibst ist vernünftig und nur so kann eine entspannte und gute Mensch-Hund-Beziehung inkl. gehorsamem Hund rauskommen.


    Doch das bedeutet (Eigen-) Arbeit, zu der nicht jeder bereit ist.


    LG
    cazcarra

  • Zitat

    Die Alternative hat der Hund doch selbst gewählt: "Fernbleiben". Bestärkt durch "Unversehrtheit des eigenen Körpers".


    Ähhh... wir verstehen uns sicher falsch, oder? :shocked:


    Ich trainiere den Hund genauso darauf kein Essen zu stehlen, genauso wie ich ihm eigentlich fast alles beibringe. Ich setze den Hund dem Reiz aus, zuerst einfach (was nicht allzu Leckeres in einiger Entfernung, auf nem höheren Tisch, in meiner direkten Nähe) und verdeutliche meine Erwartung , wenn der Hund ans Essen will, rufe ich ihn zu mir oder schicke ihn auf seinen Platz oder einfach weg. Und das steigere ich, mit leckeren Sachen, besserer Erreichbarbarkeit der Sachen, größere Entfernung zu mir, ich außer Sichtweite etc.pp.


    Ich weiß, das klingt umständlich, aber es ist nicht so langwierig wie es klingt. Und ich habe einfach ein besseres Gefühl dabei. Ich bin doch auch nur ein Mensch :smile: .

  • Zitat

    Ähhh... wir verstehen uns sicher falsch, oder? :shocked:


    Warum so schockiert? Das Meiden einer Auseinandersetzung, ergo Unversehrtheit, ist doch unter Hunden ein hohes Gut. Ich meinte damit nicht, dass der Hund Prügel bezieht wenn er doch ans Essen geht :???:


    LG

  • Zitat

    Alles, was du beschreibst ist vernünftig und nur so kann eine entspannte und gute Mensch-Hund-Beziehung inkl. gehorsamem Hund rauskommen.


    Doch das bedeutet (Eigen-) Arbeit, zu der nicht jeder bereit ist.


    LG
    cazcarra


    Dass es nur einen Weg geben kann, halte ich für falsch. Aber leider ist es sehr verbreitet auf der alleinigen Wahrheit zu bestehen.


    Und ich halte es auch für falsch und nicht besonders nett, jedem, der anders arbeitet als du zu unterstellen er sei faul oder würde nicht mit und an seinem Hund arbeiten.


    Das musste einfach mal raus.


    Natürlich sollte jeder seine Meinung vertreten - sonst würde er/sie nicht so mit seinem Hund umgehen. Aber sich über alle anderen zu stellen - finde ich persönlich gar nicht gut.


    Es führen viele Wege nach Rom - und sicherlich gibts auch einige Buckelpisten, die nicht sehr geeignet sind. Aber es gibt eben nicht nur eine gute Straße. ;)

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