Wildtiere und strenger Winter - Kümmert ihr euch?

  • Hallo,

    in Großstädten ist sowas sicherlich auch ganz sinnvoll. Also das sommerliche Vogelfüttern.

    Grade auch da, wo Stahl, Stein und Beton das natürliche Grün verdrängt hat. Leider sind auch viele Gärten wenig nützlich für unseren gefiederten Freunde.

    Aber da, wo es noch genug natürliche Nahrung für Vögel gibt muss das nicht sein.

    Im letzten Winter hat unser Jäger während der "Notzeit" die Rehe zugefüttert. Diese "Notzeit" ist bei uns vom Landkreis ausgerufen worden.

    Er hat mal einen Ballen Stroh (oder war es Heu? ...es gibt einen Unterschied, dass weiss ich, aber welchen?) auf die Felder geschmissen oder von älteren Bäumen Äste abgeschnitten und für die Rehe liegengelassen.

  • Die Sache ist ja ein bisschen komplexer, es gibt eben auch gute Argumente dagegen z.B. das am Futterplatz erhöhte Krankheitsrisiko, die Bevorzugung der sowieso häufigeren Arten (zu Lasten der selteneren), zu häufige Fütterung von ungeeignetem Futter, bei den Wildschweinen (ist bei uns in den letzten Jahren absolut angestiegen) und Rehen werden die massiven Schäden der künstlich hohen Bestandsdichte durch die Fütterung zugeschrieben...

    Wenn der Bestand der natürlichen Nahrungsgrundlage angepasst ist, verhungern die Vögel auch nicht stärker als durch die "natürlichen" Schwankungen bedingt – ich sehe also keinen Grund, wieso ich im Sommer für das Entstehen einer Überpopulation zufüttern sollte, die dann selbst im gemäßigten Winter künstlich am Leben erhalten werden muss?

    Artenschutz im Garten bedeutet in erster Linie, dass vielfältig strukturiert Biotope mit vielen einheimischen Pflanzen als Nahrungsquellen gestaltet werden und nicht, dass ganzjährig Sonnenblumenkerne im Vogelhäuschen auf dem blanken Zierrasen ausgelegt werden.
    Aber der Mensch kümmert sich eben gerne und liebt es, alles zu kontrollieren und füttert die Vögel lieber selbst.

  • Zitat

    Das Füttern und Halten der meisten Wildtiere, so auch von Waschbären, ist generell verboten;
    nach dem Landesjagdgesetz können dafür bis zu 5000 Euro Geldbußen erhoben werden (§ 29, Abs. 1 NatSchG Bln und §§ 34 und 50 LJagdG Bln).

    Das ist nicht ohne Grund so.

    In Berlin spazieren die Wildschweine mittlerweile nicht mehr in unseren ausgedehnten Wäldern, sondern durch die Wohngebiete, erreichen sogar - Füchse und Waschbären - die Innenstadt. Und das am hellen, lichten Tag.

    Untergewichtige Igel, die den Winter nicht überleben würden, lasse ich tierärztlich versorgen und bringe sie durch den Winter.

    Im Garten habe ich aus Laub und Reisig Überwinterungsmöglichkeiten geschaffen, eine Betonigelkuppel ist auch darunter, jetzt schon ausgepolstert und wartet noch auf Gäste.

    Wegen der zahlreichen Eichhörnchen wird unsere Buchenhecke erst im Frühjahr geschnitten, der Haselnußstrauch nur zur Hälfte abgeerntet. Es sind also ausreichend Bucheckern und Nüsse da.

    Vögel werden erst dann gefüttert, wenn wir Dauerfrost haben oder eine durchgehende Schneedecke.

    Von einer ganzjährigen Fütterung halte ich gar nichts.

    http://www.nabu.de/tiereundpflanz…rung/index.html

    Interessant finde ich, wer das ganzjährige Füttern empfiehlt:

    http://www.krautundrueben.de/index.php?redid=190359

    Der Präsident des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe.

    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. :D

    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Zitat

    Knautschgesicht:

    Das Füttern von Wildtieren (insbesondere Rehe, Hirsche, Gämsen) führt zu grossen Problemen bei den Wildbeständen und zu grossen gesundheitlichen Problemen.

    Wieso? Im letzten Winter fanden die Wildtiere einfach keine Nahrung mehr und verhungerten jämmerlich. Welche gesundheitlichen Probleme entstehen denn durch die Zufütterung?

    Morrigan
    Ich füttere nicht ganzjährig zu, ich füttere ganzjährig meine Hühner und die Vögel bedienen sich dabei.

  • Unsere "Haus- und Hofspatzen" und andere Vögel bekommen auch erst ihr - hygienisch einwandfreies Futter-Silo gefüllt, wenn eine geschlossene Schnee-Decke da ist. Die ist dann aber auch sehr lange da und bis unsere ganzen gepflanzten Büsche was für die Vögel hergeben, dauert es wohl noch. Eine Ganzjahres-fütteruzng entsteht dadurch, dass sie sich unverdaute Getreidekörner aus den Pferdeäppeln rauspicken.

    Ansonsten machen wir so "Kleinkram" - Laubhaufen mit Kleinholz liegenlassen, Heureste mit zahlreichen Grassamen drin auf dem Heuboden zusammenfegen und draußen deponieren, hinten auf dem Grünland einen großen Streifen Grün stehen lassen fürs Rotwild. Auch dahinten ist ein langer Streifen Büsche und Bäume (regional passende Sorten) gepflanzt worden, die Deckung bieten und irgendwann auch ein gewisses Zusatzfutter.

    Das Rotwild kann Heu vom Vorjahr knabbern, das zur Abdeckung des Kompostes herangezogen wird. So umgeht man elegant das offizielle Fütterungsverbot. Hier ist es eher so, dass der Landkreis die Rotwild-Fütterung erst offiziell genehmigt, wenn das Kind schon fast in den Brunnen gefallen ist. Jagdpächter und Waldbesitzer sind sich aber relativ einig, dass ein Zufüttern in sehr strengen Wintern den Wald eher schützt.

    Unseren Greifern legen wir manchmal Fleisch oder von den Stallkatzen gefangene und gegen Futter getauschte Mäuse auf die Zaunpfosten - in langen, harten Wintern, wenn sie kaum an die Mäuse kommen, aber auch da profitieren einige vom riesengroßen Kompost-Haufen hinten auf dem Grünland, wo eigentlich immer "Kleintier-Äktschn" ist. Das Kleinzeugs futtert unsere "Tennessee Wigglers", die Kompostwürmer und das größere Viehzeugs kommt, um das Kleinzeugs zu futtern...

    So indirekte Maßnahmen sind mir lieber, als es ihnen allzu bequem zu machen - und vor allem, als Wildtiere vom Wald ins Dorf zu locken.

    LG, Chris

  • ganzjährig werden bei uns auch nur der streunende Kater und der Hund gefüttert. Aber es ging doch darum, ob man in einem sehr harten Winter zufüttert.

    Und das Rehe sich an Menschen gewöhnen... was sollen wir machen, wir haben direkt hinter unserem Zaun 500 qm wilde Wiese, wo die Rehe sich gerne aufhalten. und mit der Zeit kommen die halt immer dichter.

  • Dass ein strenger Winter "Opfer" fordert stresst nur den Menschen! Es braucht diese Einbrüche in der Population, da sie sonst viel zu gross werden würde.

    Durch die jahrzehntelange Zufütterung und "nicht ganz optimale" ;) Jagdplanung sind in Mitteleuropa die Wildbestände so gross wie noch nie. Das ist nun nicht nur positiv.
    Sieht man sich die Jagdstatistiken der letzen Jahre an, fällt auf dass die Tiere immer kleiner und leichter werden.
    Krankheiten breiten sich immer mehr aus, die Tiere sind weniger widerstandsfähig.

    Populationen entwickeln sich, die Anzahl Individuen steigt so lange wie die Lebensumstände ideal sind. Wird aber der Bestand zu gross, steigt der Futterstress durch vermindertes Angebot und durch Konkurrenz.

    (Nebenbei entstehen dadurch riesige Probleme durch Verbiss in den Nutzwäldern!! Die Tiere suchen andere Futterquellen)

    Dadurch ist es für jede Population notwendig, dass es alle paar Jahre zu starken Einbrüchen kommt. Nur die stärksten und nur die überleben, die die harte Zeit am besten managen können. Auf diesen "vitalen Überlebenden" baut die Population wieder neu auf. Eine Generalputz der Natur.

    Wird nun im Winter gefüttert, überleben alle (oder die meisten). Auch kränkliche, schwache, zu kleine, zum überleben zu blöde Tiere werden durchgefüttert. So hart es ist, aber der menschliche Eingriff nutzt der Population nichts.

    Überlässt man die Tiere sich selber und fährt eine sinnvolle Jagdplanung (ja, auch mit Abschuss von Jungtieren!) bleiben die Bestände zwar kleiner, dafür sind die Tiere stark, gross, fit und gesünder.

    Übrigens ist der Futterneid und dadurch der Stress an Futterstellen im Winter enorm hoch und es kommt oft zu Keilereien das sich unglaublich viele Tiere auf einmal treffen. Da aber das Rotwild im Winter seinen Energiehaushalt herunter fährt und auf ein absolut überlebbares Minimum setzt, ist solcher Stress eine zusätzliche enorme Belastung für den Organismus.

    Wildtierfütterung ist ein heikles kontroverses Thema, wenn gefüttert wird müssen viele Punkte berücksichtigt werden!
    Fütterungstechnik, Futtermittel, Futter-Ort, Abstimmung mit dem Waldbau etc. etc.

  • Bei mir bekommen die Vögel und Eichhörnchen erst was wenn es Dauerfrost oder eine geschlossene Schneedecke gibt.

    Ich habe die Haselnußbäume gar nicht abgeerntet das machen die Eichhörnchen. :yes:


    Obwohl die Viecher alle der Meinung sind es wäre ja schon soooooooooooo kalt. :roll: Die kloppen mir schonmal ans WZfenster. :schockiert:


    Ich wohne nur 20 m vom Wald weg. Es ist also keine seltenheit das wenn ich morgens die Rollos hochmache ein Reh im Garten steht und genüßlich nach was freßbarem sucht. :D

  • Zitat


    Überlässt man die Tiere sich selber und fährt eine sinnvolle Jagdplanung (ja, auch mit Abschuss von Jungtieren!) bleiben die Bestände zwar kleiner, dafür sind die Tiere stark, gross, fit und gesünder.

    Übrigens ist der Futterneid und dadurch der Stress an Futterstellen im Winter enorm hoch und es kommt oft zu Keilereien das sich unglaublich viele Tiere auf einmal treffen. Da aber das Rotwild im Winter seinen Energiehaushalt herunter fährt und auf ein absolut überlebbares Minimum setzt, ist solcher Stress eine zusätzliche enorme Belastung für den Organismus.

    Es ist ja nicht nur die suboptimale Jagdplanung, es ist auch die suboptimale Waldnutzung, die die Lebensräume immer mehr einschränkt. Hier im Fichtelgebirge überwiegt in großen Teilen der Nadelwald, möglichst eng stehend, damit es schön viel Nutzholz gibt. Grünflächen sind dadurch recht rar und die Maisfelder gehen möglichst direkt bis an den Waldrand...
    Dazu kommt die touristische Nutzung, die auch recht viel Unruhe in den Wald bringt. Wenn man im strengsten Winter Wildsauen vor querlaufenden (auf Wegen ists ja langweilig sonst....) Schneeschuh-Wanderern mit Hund sieht, wo die Sauen hunderte von Metern weit im Panik-Galopp flüchten, tut es einem leid um die vergeudete Energie.

    Da finde ich es nur gut, wenn der ein oder andere Landwirt recht "kompromißbereit" ist und auch Wildäcker gezielt ansät und am Waldrand was stehen läßt - irgendwo muss das Wild ja noch die Möglichkeit haben, was zu futtern zu finden, ohne die Bäume schälen zu müssen, weil nicht viel anderes da ist. Damit entfällt auch die kleinräumige, künstliche Futterstelle, die tatsächlich durch die räumliche Enge sowohl zu Streß als auch zu unangemessener Parasiten-Belastung führt. Und es entfällt das immer näher kommen an Dörfer und Siedlungen.

    LG, Chris

  • Und da wären wir bei ein paar der grössten Probleme:

    Wintersportler die durch die Wintereinstände spazieren und das Wild aufscheuchen, Verlust von Lebensraum und vor allem zerschnittene Lebensräume.

    Kann der Hirsch im Herbst nicht in seinen Wintereinstand wandern, bleibt er notgedrungen wo er ist und richtet dort Schaden an.

    Und dass die Sauenbestände viel zu gross sind.. tja - back to the nature :)

    Das ist ein riesiges Problem, aber es wird nicht damit gelöst, dass man Tonnen! von Mais mit Hochdruck in die Wälder pfeffert um die Viecher an Ort zu füttern damit sie nicht sonst wohin spazieren.

    Und dazu kommt dass die ganze Sache lokal total unterschiedlich sein kann... :roll:

    achja, darüber kann man stundenlang diskutieren ;)

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