Leinenagression: Wer hat das schon mal ausprobiert?

  • Zitat

    mich würde ja mal brennend interessieren, wie du bei so einem hund vorgehen würdest. :D wenn der hund mit seinem neuen halter zu dir kommen würde.

    Hab ich hier gefühlte 1000 mal geschrieben ;-)

    Ich würde NIE bei dem Problem anfangen, mit dem die Leute zu mir kommen. Ich hinterfrage die gesamte Beziehung, den Alltag und die Kompetenzen.
    Dann würde ich zuhause anfangen, mit Kleinigkeiten, Ersatzkonflikte suchen und nach entsprechender Vorarbeit, dann erst würde ich mich dem Problem widmen, mit dem die Leute gekommen sind. Das ist an der Stelle dann meist aber schon viel geringer.

    Das wäre die grobe Beschreibung eines 4-6 Wochenprogramms !

    Vereinfacht gesagt (wobei man Kinder und Hunde ja nicht vergleichen kann):
    Wenn der Sohn (15) ein Kleinkrimineller ist, Mitschüler verprügelt und klaut, dann diskutier ich nicht über Gerechtigkeit und Gut & Böse.
    Dann werden ab jetzt erst Hausaufgaben gemacht, dann gehts raus. Aufstehen vom Tisch, wenn alle fertig sind. Zuhause um 18.00 Uhr, sonst hol ich ihn ab (und das wird peinlich). Die Sanktionen beim nicht einhalten wären übertrieben straff (Fernsehverbot, PC weg, Hausarrest, kein Besuch).
    Wenn wir uns da einig sind, dann darf der Herr länger weg und an dem Punkt reicht mein "Wag es nicht später als 22.00 hier zu sein!", denn wenn es für "Nicht Hausaufgaben machen" schon eine Woche Hausarrest gibt, dann wird die Folge für zuspät kommen fatal sein (denkt der Sohn, weil er mich an dem Punkt ernst nimmt).
    Funktioniert das alles wochenlang, dann darf er auch mal bis 24.00 wegbleiben - man ist ja eigentlich nett ;-)

    Aber dennoch alles individuell angepaßt. Es gibt nie zweimal das Gleiche ....

    Gruß, staffy

  • Um nochmal die Spinne zu nehmen:

    Das Bonbon würde Dir bestimmt nicht helfen, da bin ich überzeugt. Aber wenn jemand käme, der sich zwischen Dich und die Spinne stellt und die Spinne entfernt, dann wäre das doch toll, oder? Denn dann könntest Du Deine: "Ich mach die Spinne tot-Strategie" ändern in "da ist einer, der mich vor der Spinne beschützt, ich muss sie nicht tot machen".

    Und genau das ist ja das, was ich bei meinem Hund erreichen möchte. Da ich ihr aber nicht erklären kann, dass sie keine Angst haben muss und dass ich die Situation kläre, muss ich ihr anderweitig klar machen, dass sie selber keine Aggression zeigen muss, weil ich die Situation kläre. Und dazu muss ich erstmal die Aggression unterbinden.

    Klar gibt es in den Augen meines Hundes einen Grund seinem Gegenüber aggressiv gegenüber zu treten. Sie ist unsicher, möchte aber vielleicht trotzdem Kontakt aufnehmen, ist deswegen frustriert und wurde auch schon ein paar Mal an der Leine bedrängt. Ich habe sie nicht richtig beschützt. Nun muss sie lernen, dass sie mir endlich vertrauen kann und dass es jetzt keinen Grund für aggressives Verhalten mehr gibt.

    Meiner Meinung nach erreiche ich das aber nur dadurch, dass ich die Hundebegegnung zu einer Normalität mache und nicht dadurch, dass ich ihr massiv Bedeutung beimesse. Und das tue ich (in meinen Augen) bei beiden Methoden aus dem Eingangspost.

  • Hab mir jetzt nicht alles durchgelesen, aber unsere Trainerin arbeitet ähnlich. Kommt ein Hund auf die Bildfläche und Meiner erblickt ihn und schaut nur ruhig (!!!) dort hin kommt ein click und ein Leckerchen fällt vor seiner Nase auf den Boden.

    Anfangs hat er in dem Moment wo er den Hund sah schon gebellt und hing in der Leine, inzwischen kann er erst mal ruhig bleiben und schaut was der andere Hund überhaupt macht.
    Geht der Hund zB vor uns ist es kein Problem. Geht er irgendwo auf einem anderen Weg quer kein Problem. Kommt er uns entgegen, ich kann aber 3-4 meter zur Seite gehen auch kein Problem. Nur wenn der Hund direkt auf ihn zu kommt, er ist an der Leine und merkt er kann nicht weg oder ausweichen, das schafft er noch nicht.

    Aber wir bleiben dran und der Fortschritt den wir bisher hatten gibt der Methode - für uns - recht.

  • Zitat

    Hab ich hier gefühlte 1000 mal geschrieben ;-)

    ja staffy, das hattest du schon oft geschieben und ist mir auch klar, hab ja selbst so angefangen ;)

    mich hätte eher das vorgehen nach diesen 6 wochen interessiert. ;)
    gruß marion

  • @ Megarafrauchen: exakt so probiere ich es und es trifft auch auf Lucy zu, was du schreibst :smile:
    Mein Ziel ist genau das: ich versuche Lucy zu vermitteln, dass es zum einen keinen Grund gibt, sich aufzuregen und zum anderen, dass ich mich im Zweifelsfall kümmere. Es ist wie du schreibst beim Spinnenbeispiel: wenn dann jemand kommt, ruhig vor geht, wenn da die Spinne sitzt und vermittelt, ich übernehm das, ich schau, ob die Spinne wirklich gefährlich ist und halt sie dir im Zweifelsfall vom Leib, das wär genau der Punkt, der in meinen Augen hilft. Nur weiß ich nicht, ob ich das erreiche, indem ich meinem Hund gegenüber so deutlich werde, dass er sich nicht mehr traut, Aggressionen zu zeigen. Ich würde mir wünschen, mein Hund hält mich für sehr souverän, sehr kompetent, alles im Griff habend, aber das erreiche ich für mein Empfinden doch nicht unbedingt, indem ich sie zusammen stauche, bis es so deutlich war, dass sie begreift. Dann wäre es für mein Empfinden, wie ich in meinem ersten Post hier schrieb: der Hund nimmt sich zurück, weil er keine Wahl hat, weil er meidet, mein Einwirken schlimmer findet, als den "Feind".

    Mein Weg ist letztlich, mehr darauf zu achten, dass ich im Alltag mehr agiere, meinen Weg vorgebe, nicht in den kleinen "Schlachten" es Lucy überlasse, über Bewegungseinschränkung gehe... wie schon von anderen angedeutet. Daneben selbst möglichst ruhig agieren, möglichst nicht mehr hektisch werden, nicht unruhig, nicht mehr auf das "was könnte passieren" konzentrieren, sondern auf "das will ich und so wird es sein!". In der konkreten Hundebegegnung: überhaupt nicht reagieren auf den anderen Hund, außer Lucy fängt an sich hochzufahren. Dann wird sie körperlich hinter mir eingeordnet, was sie sehr gut annimmt und sich auch sofort zurück nimmt. Mit dem Training in Hundereichen Gegenden haben wir allerdings nach langer Pause (durch ihre OP) erst letze Woche wieder angefangen. Ich habe gemerkt, selber wieder Sicherheit verloren zu haben seit letzten Sommer, aber es hat besser geklappt, als ich befürchtet habe. (und da ist es wieder: der Film in meinem Kopf, die Gedanken, die es schlimmer machen :roll: ).
    Du hattest es geschrieben: dein Hund geht nun zurück in die Anfänge, geht nicht mehr nach vorne, sondern reagiert unsicher nach hinten orientiert. Mit Lucy war es letzten Sommer ähnlich. Sie ist immer mehr in ihre alten Verhaltensweisen übergegangen: möglichst nicht auffallen, wegschauen, Bogen laufen.

    Mit Futter/Spielzeug, Ablenkung etc. gehe ich bei Lucy nicht mehr vor

    Ich wollte noch sagen: ich mag Spinnen und teile gern mein Haus mit ihnen. Es war nur ein Beispiel :smile:

  • Zitat

    mich hätte eher das vorgehen nach diesen 6 wochen interessiert. ;)
    gruß marion


    Da gehts genauso weiter wie vorher auch. Rein in die Konfrontation und Hundi die Entscheidung überlassen, ob er sich ruhig verhält oder mit Hausarrest rechnen muß ;-)
    Da er ja weiß wie ich meine was ich sage, bzw. nicht verbal sondern nur körpersprachlich andeute, wird er nicht nach vorne gehen.

    Richtig trainiert, vernünftig vorbereitet reicht ein deutliches HE um an den Hundeknigge zu erinnern.

    Gruß, staffy

  • Zitat

    Nur weiß ich nicht, ob ich das erreiche, indem ich meinem Hund gegenüber so deutlich werde, dass er sich nicht mehr traut, Aggressionen zu zeigen.


    Sollte dein Hund nicht aber wissen, dass du nicht möchtest, dass er Aggressionen zeigt? Wie anders willst du ihm das erklären, ohne ein deutliches Verbot auszusprechen?


    Zitat

    In der konkreten Hundebegegnung: überhaupt nicht reagieren auf den anderen Hund, außer Lucy fängt an sich hochzufahren. Dann wird sie körperlich hinter mir eingeordnet, was sie sehr gut annimmt und sich auch sofort zurück nimmt.


    Ist das nicht auch ein Verbot? Ein unangenehm machen? :?

    Wie deutlich man werden muss, hängt ja auch vom Hund ab und auch von der "Problemgeschichte".

  • Zitat

    Hm, für mich ist der Clicker ein Hilfsmittel, daß ich nicht mitnehmen möchte und meine Stimme habe ich immer dabei. ;)
    Und obwohl ich einen leinenaggressiven Hund habe, würde ich bei ihr nicht diese "Methode" anwenden und einen anderen Hund schön "sprechen".
    Diese Art ist mit Sicherheit nur für wenige Hunde geeignet und auch nur für wenige HH, da man wirklich sehr viel Plan vom Timing haben muss.

    Gruß
    Bianca

    Ich hab da mal kurz eine Frage zu.
    Wie verhält sich das mit deinem anderen Hund. Wird er durch die Leinenaggression des anderen angestachelt? Oder bleibt er völlig ruhig?

  • Zitat

    Klar gibt es in den Augen meines Hundes einen Grund seinem Gegenüber aggressiv gegenüber zu treten. Sie ist unsicher, möchte aber vielleicht trotzdem Kontakt aufnehmen, ist deswegen frustriert und wurde auch schon ein paar Mal an der Leine bedrängt. Ich habe sie nicht richtig beschützt. Nun muss sie lernen, dass sie mir endlich vertrauen kann und dass es jetzt keinen Grund für aggressives Verhalten mehr gibt.


    So, ist meine Hündin jetzt. Sie war eine Zeit lang in Pflege und mit vielen Hunden auch unbeaufsichtigt. Ich weiss also nicht was alles passiert ist, nur, dass sie jetzt extrem unsicher ist.

    In manchen Situationen war es sinnvoll ihr deutlich die Meinung zu sagen. Und ihr zu zeigen, so ich bin nun anders, es gelten neue Regeln.
    Aber bei Hundebegegnungen z.B. würde ich ihren Stress und ihre Unsicherheit dadurch nur steigern. Sie fährt erst hoch und duckt sich dann vor mir. Das kanns ja auch nicht sein. :???:

    Zitat

    Meiner Meinung nach erreiche ich das aber nur dadurch, dass ich die Hundebegegnung zu einer Normalität mache und nicht dadurch, dass ich ihr massiv Bedeutung beimesse.


    Eben. Ich gehe nicht mehr gestresst in solche Situationen. Ich denke dann nur, ach nö jetzt nicht. Und versuche normal mit ihr weiter zu gehen. Jede Begegnung ist eine Möglichkeit zu üben, allerdings dürfen auch Toben und Spaß nicht zu kurz kommen. Ich stürze uns also auch nicht dauernd in solche Begegnungen. Aber haben wir einen Erfolg, wird der verbucht, haben wir keinen, ändert sich dadurch auch nichts gravierend. Einen Rückschritt haben wir dadurch nicht. Und sie macht sowas nicht, weil sie mich nicht respektiert, sondern weil sie noch öfter erfahren muss, dass ich nun aufpasse und sie es nicht mehr muss. Ich trete ihr jetzt einfach was souveräner gegenüber.

    Oft schaut sie mich von sich aus unsicher an, was sie jetzt machen soll. Ohne es trainiert zu haben. Der Umgang mit anderen Hunden verbessert sich langsam und sie ist immer wieder entspannter.

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