Leinenagression: Wer hat das schon mal ausprobiert?

  • Zitat


    Du haust ja auch nicht jedem Mann per se eine rein, weil dich mal jemand angegrabscht hat !! Oder ?

    Nein das nicht, aber vielleicht bleibt erstmal ein blödes Gefühl.

    P.S. Ich wollte hier aber eigentlich nicht über Bestärkung oder Bestrafung von Verhalten, noch über den Einsatz von sekundären Verstärkern reden, das hatten wir nämlich schon in einem anderen Fred ;)

  • Ich selber hab noch nicht so gearbeitet, habe aber letztes Jahr bei einem Baumann-Seminar eine HH kennen gelernt, die so gearbeitet hat. Ihre Hündin ist/war ähnlich wie Meggie leinenanggressiv aufgrund von Unsicherheit und mangelnder Führung durch die HH.

    Das Prinzip mit dem Clickern hat bei Ihnen bis zu einem bestimmten Abstand zum anderen Hund funktioniert. Also im Prinzip hat es geklappt bis der andere Hund einen bestimmten Wohlfühlabstand unterschritten hat.

    Genauso war es bei uns - wir haben ja nach "Alter Angeber" gearbeitet.

    Mittlerweile bin ich der Meinung, dass ich das unerwünschte Verhalten meines Hundes strikt unterbinden muss, wenn ich das Problem tatsächlich beseitigen will. Unterstützend kann ich natürlich andere Hunde positiv verknüpfen, aber das Hauptproblem wird es meiner Meinung nach nicht lösen, da sich der Hund immer "entscheiden" kann, ob er pöbeln will oder nicht.

  • Mit Clicker habe ich es nie probiert. Bei Grisu kann ich aber so in etwa mit beiden Methoden eine Rückmeldung geben: als er ein knappes Jahr alt war und voll im pubertären Wahn(-sinn), hat er auch probiert, zurück zu pöbeln. Hat er andere pöbelnde Hunde an der Leine angemacht, bekam er eine strenge Ansage von mir und tatsächlich hat er das pöbeln sehr schnell wieder gelassen. Es kam gar nicht erst zu einem ernsthaften Problem. Meine Gedanken gingen dabei sehr in die Richtung, wie Silja schrieb: Grisu führt sich größenwahnsinnig auf, es gibt keinen Grund, sich so zu verhalten, das habe ich ihm auch so mitgeteilt. Wobei ich bei Grisu nie dahte: oh je, der ist unsicher oder oh je, der findet Hunde ganz allgemein doof. Das hat es für mich sehr leicht gemacht, klare Grenzen zu setzen.
    Grisu hat allerdings auch zurück gepöbelt, wenn Hunde hinter Gartenzäunen angefangen haben. Und da habe ich es ganz anders gemacht: Ich habe kein Abbruchkommando gegeben, sondern es mehr oder weniger ausgesessen, ruhiges Verhalten gelobt, mit Grisu in der Nähe des Zauns Übungen gemacht, gespielt... Waren ja quasi "Laborbedingungen :p . Zusätzlich gab es in dem Moment, wo so ein Pöbler angeschossen gab, ein Stück Futter für Grisu.
    Nun sieht es bei uns heute so aus: wenn ein anderer Hund an der Leine pöbelnd an uns vorbei geht, reißt Grisu sich zusammen und läuft ruhig dran vorbei, aber man merkt ihm an, dass ihm das eigentlich nicht passt. Kommt ein Hund am Gartenzaun angeschossen, freut Grisu sich, wendet sich mir zu und findet die Situation insgesamt prima.

    Vom Grundsatz her gefällt mir die Idee ganz allgemein durchaus, die Gefühle des Hundes ändern zu können. Klar, auf der einen Seite sollte der Hund ein „Nein“ von mir akzeptieren und wenn ich vermittel, es gibt keinen Grund sich aufzuregen, hat er sich nicht aufzuregen. Und bei 98% aller Hundebegegnungen gibt es ja tatsächlich schlicht keinen Grund, sich aufzuregen. Es passiert nichts schlimmes. Alleine dass da ein Hund am Horizont auftaucht, reicht ja bei vielen Leinenaggressiven Hunden schon als Auslöser aus, da muss der andere Hund nicht erst 20 Zentimeter neben einem fletschend in der Leine hängen... Und letztlich sind da ja dann doch die Gefühle das Problem, nicht eine objektiv betrachtet "bedrohliche" Situation. Wenn der Hund Angstaggressiv ist, andere Hunde doof findet, was auch immer, sind da extrem starke Gefühle im Spiel. Dem Hund vorzugeben, nichts Leckeres vom Boden zu fressen, auf seinem Platz zu bleiben, nicht an der Leine zu ziehen, sich hinzulegen wenn ich das sage u.s.w., ist für mich etwas völlig anderes. Daher ist für mein Empfinden auch der Satz nicht ganz schlüssig, dass schon im Alltag so einiges schief laufen muss, da der Hund an der Leine pöbelt und auf mein „Nein“ hin nicht sofort aufhört.

    Klar, das:

    Zitat

    Ich will ja darauf hinaus, daß Hundebegegnungen normal sind, daß weder der Hund noch ich in irgendeiner Weise reagieren.

    wäre das Optimum. Es gibt ja wie gesagt nur sehr selten wirklich einen Grund, sich aufzuregen. Nun regt sich der eigene Hund aber auf. Wenn ich Panik vor Spinnen habe und mich herrscht jemand an „jetzt hab dich mal nicht so!“ oder knufft mich bei jeder Reaktion, die ich zeige, bemühe ich mich vielleicht, die Angst nicht mehr zu zeigen. Aber besser wird es ja erst mal nicht. Ich denke, es funktioniert dann letztlich so in der Art: ich (der Hund) mache die Erfahrung, der Mensch, der mich da anblufft, hat in anderen Situationen eigentlich immer Recht mit seiner Einschätzung und außerdem komme ich mit Auflehnung eh nicht weiter. Und dann merke ich (der Hund): ok, ich reiße mich zusammen, niemand regt sich auf, es passiert tatsächlich nichts. Problem gelöst :P. Letztlich ändert sich wohl erst das Verhalten, dann die Gefühle des Hundes. Und bei der Clicker-Methode wird es wohl eher umgekehrt angestrebt?!: man versucht die Gefühle zu ändern, in der Hoffnung, dann ändert sich auch das Verhalten?!

  • Lucy_Lou: Du beschreibst in Deinem letzten Absatz das Bsp. mit der Angst vor Spinnen. Ich sehe das Ganze etwas anders. Mein Hund darf durchaus Angst/Unsicherheit bei Hundebegegnungen zeigen. Sie darf einen Bogen laufen oder sich hinter mir verstecken, aber sie darf nicht pöbelnd nach vorne gehen. Jetzt, wo ich das Pöbeln ja größtenteils abgestellt habe, zeigt sich bei Meggie wieder die Unsicherheit, aus der das Verhalten resultiert. Sie versteckt sich also nicht mehr hinter aggressivem Verhalten und das ist das, was ich erreichen möchte.

    Klar muss man dann auch noch gegen die Angst/Unsicherheit arbeiten.

  • Fangt doch mal andersherum an ... das machts für die "Softies" vielleicht leichter ;-)

    Warum benehmen sich die Hunde denn so ? Die allerwenigsten haben wirklich schlechte Erfahrungen gemacht, die zum "Angriff ist die beste Verteidigung" berechtigen. Kaum ein Hund wurde an der Leine zusammengebissen oder hat irgendwelche Hundebegegnungstraumata.

    Im Gegenteil, die meisten sagen sogar, daß der Hund ohne Leine völlig verträglich ist. Also, woran liegts denn wohl ??

    Angst, reine Unsicherheit kanns nicht sein. Denn dann wäre es das einfachste für den Hund, sich hinter seinen Halter zu stellen.

  • Ich denke, es kommt immer auf den Hund und den dazugehörigen Menschen an.

    Bei machen geht es schnell und sehr gut mit der Methode "Alter Angeber" und man kann auch sehr schnell die Leckerchen reduzieren und weglassen. Andere kann man mit dem Clicker sehr gut bestätigen.
    Das dritte Team kann man mit all dem nicht mehr aus dem Verhalten herausbringen.

    Das ist eigentlich die Kunst, festzustellen, was der Punkt ist und welcher Weg zu den Menschen und den Hunden passt.

    Aber meiner Meinung ist es immer nur ein Teil der Arbeit, wenn man an so einem Problem arbeitet. Sonst bekämpft man nur die Symptome, aber nicht das Grundproblem.

  • Sascha ist kein Leinenpöbler, aber toll findet er die Situation nicht, wenn uns pöbelnde oder auch nur sehr "dominante" Hunde entgegen kommen. Er beschwichtigt dann, bleibt stehen, trabt an der abgewandten Seite neben/hinter mir vorbei.
    Ich glaube sogar er könnte potentiell leinenaggressiv sein, ist eben eher der unsichere, zurückhaltende Typ, wenn er einem unbekannten Hund begegnet, der sich sehr "forsch" und wenig zurückhaltend verhält.

    Aber ist das nicht eher normal, wenn ein Hund bei solchen Hunden kein gutes Gefühl hat? :?
    Nur weil ein Hund unsicher ist, muss er ja nicht gleich aggressiv reagieren.

  • Zitat

    Fangt doch mal andersherum an ... das machts für die "Softies" vielleicht leichter ;-)

    :lol:

    Zitat


    Die allerwenigsten haben wirklich schlechte Erfahrungen gemacht, die zum "Angriff ist die beste Verteidigung" berechtigen. Kaum ein Hund wurde an der Leine zusammengebissen oder hat irgendwelche Hundebegegnungstraumata.
    .

    mich würde ja mal brennend interessieren, wie du bei so einem hund vorgehen würdest. :D wenn der hund mit seinem neuen halter zu dir kommen würde.

    Zitat


    Das ist eigentlich die Kunst, festzustellen, was der Punkt ist und welcher Weg zu den Menschen und den Hunden passt.

    Aber meiner Meinung ist es immer nur ein Teil der Arbeit, wenn man an so einem Problem arbeitet. Sonst bekämpft man nur die Symptome, aber nicht das Grundproblem.

    davon bin ich überzeugt.

    gruß marion

  • Zitat

    Warum benehmen sich die Hunde denn so ? Die allerwenigsten haben wirklich schlechte Erfahrungen gemacht, die zum "Angriff ist die beste Verteidigung" berechtigen. Kaum ein Hund wurde an der Leine zusammengebissen oder hat irgendwelche Hundebegegnungstraumata.

    Im Gegenteil, die meisten sagen sogar, daß der Hund ohne Leine völlig verträglich ist. Also, woran liegts denn wohl ??

    Angst, reine Unsicherheit kanns nicht sein. Denn dann wäre es das einfachste für den Hund, sich hinter seinen Halter zu stellen.

    Mein Hund benimmt sich ohne Leine nicht anders :p . Nein, ernsthaft, ich weiß es nicht genau... Bei Lucy war es schon als Junghund so, dass sie fremde Hunde sehr uninteressant fand und je nach Hund auch unsicher war. Ich hab Hundebegegnungen gesucht wo es ging, hab weder Angst um sie noch um den anderen Hund gehabt. Sie ist auch nie ernsthaft gebissen worden. Dennoch hat sie dann mit knapp 1,5 Jahren festgestellt, dass sie sich andere Hunde selbst vom Leib halten kann. Ich hab das ja auch nie getan für sie. Ein Fehler war wohl, sie als jungen Hund ständig in Hundebegegnungen geschubst zu haben, die sie im Grunde nicht wollte und der nächste Fehler dann, ihr nicht von Anfang an deutlich zu machen, dass ihr Vorgehen über Aggressionen auch nicht das Wahre ist :/ .

    Um es über die Spinnen zu sagen :p

    Zitat

    Lucy_Lou: Du beschreibst in Deinem letzten Absatz das Bsp. mit der Angst vor Spinnen. Ich sehe das Ganze etwas anders. Mein Hund darf durchaus Angst/Unsicherheit bei Hundebegegnungen zeigen. Sie darf einen Bogen laufen oder sich hinter mir verstecken, aber sie darf nicht pöbelnd nach vorne gehen.

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    Vielleicht ist mir mal eine Spinne auf die Hand gesprungen und hat zugezwickt, vielleicht trau ich den blöden Viechern auch nur alles zu. Ich probiere verschiedenes, aber so wirklich helfen tut es nicht. Dann stell ich fest, wenn ich mir einen Schuh schnappe und feste drauf haue, verschwindet zumindest diese Spinne tatsächlich... Ich werde immer sicherer in meiner Reaktion, es hilft ja. Die Angst weicht so langsam Mordlust... Nun taucht da also mal wieder eine Spinne vor meiner Haustür auf. Klar, ich könnte meinen Mann bitten, sie zu entfernen oder auf die Terassentür ausweichen. Aber bei meiner Strategie weiß ich, es funktioniert, meine Gefühle und meine Reaktion sind schon lange ein Automatismus geworden... Wobei man mir da vermutlich nicht helfen würde, wenn man mir jedes mal ein Bonbon gibt, wenn eine Spinne auftaucht :p

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