Sind Hunde noch Hunde ?
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Hunde sind Caniden, domestizierte Raubtiere. Wir halten sie seit Jahrtausenden, weil wir uns ihrer Fähigkeiten bedienen, sie uns zu nutze machen und ihre Gesellschaft schätzen.
Aber was vom echten Hund ist heute noch übrig geblieben ? Wann und wo ist ein Hund noch Hund ? Bei uns, hier in Deutschland, in unserer Gesellschaft doch kaum !
Hunde dürfen nett sein, kuschelig, frisiert, mit einem albernen Tuch geschmückt oder einem erniedrigenden (zum Glück können Hunde nicht lesen) Spruch auf dem Geschirr zum Designerstück degradiert.
Sie sollen sich mit jedem vertragen, freundlich zu Menschen sein, niemanden anknurren oder bellen, Fremde freundlich am Gartentor begrüßen und vor allem müssen sie gerne spielen. Jeder Hund möge bitte seine Gene vergessen und allen anderen Vierbeinern freudestrahlend entgegen treten.Wie peinlich wenn man einen Hund hat, der nicht spielen möchte, der gar unverträglich ist. Ideal wäre ein ewig lächelnder, immer albern tobender Hund – bei den Labradoren hat man es fast geschafft den Hund zu neutralisieren, nur um welchen Preis.
Der Hund ist Sozialpartner, er ist ja soooo anhänglich, kuschelbedürftig und er weiß ja genau, wann es mir schlecht geht. Er tröstet, liegt treu zu meinen Füßen, hört mir zu und ist immer da, wenn ich ihn brauche.
Nicht zu vergessen die Outdooraktivitäten ! Was für tolle „Sportarten“ haben wir uns für unsere besten Freunde ausgedacht. Komischer Weise alles Sachen, bei denen Mensch mehr Spaß hat, als er seinem Hund unterstellt. Sachen, bei denen nicht annähernd die hündischen Fähigkeiten in Anspruch genommen werden. Sachen, die wir niedlich finden, wo wir Kind sein können, mit dem Hund spielen, ihn goldige Kunststückchen vorführen lassen ... und ja, sie machen alle unsagbar gerne mit, die Caniden.
Was aber ist mit den anderen Seiten des Hundes !!??
Dem Jagdtrieb, der territorialen Ader und ganz peinlich, dem Sexualtrieb !
Gegen ersteres kämpfen viele ein hundelebenlang an, zweiteres versucht man irgendwie zu vermeiden und letzteres ... ja, das ist für viele das größte Problem.
Der Hund hat ein Geschlecht, zeigt Verhaltensweisen, die unangenehm, peinlich sind. Das Kuscheltier lebt etwas aus, was in unserer Gesellschaft tabu ist, was anstrengend zu handhaben ist, womit man sich auseinandersetzte müsste.Das Kuscheltier, unser Sozialpartner spielt auf einmal nicht mehr mit jedem Hund, sondern SIE wird zickig, zeigt deutliche Symptome einer Geschlechtsreife und ER !! ER prollt herum, markiert sein Eigentum, buhlt um die Damen und pöbelt lautstark seine Geschlechtsgenossen an. Was ein Drama, ein unzumutbares Verhalten, dies bei UNSEREM Hund !
Nach der Kastration, um wenigstens die eine, unangenehme Seite des Hundes zu entfernen, dem Einsatz von diversen Hilfsmitteln zur Kontrolle an der Leine, unendlichen Wochenendseminaren und Hundekursen zum Antijagdtraing, bis hin zur vorschnellen Verabreichung von Psychopharmaka frag ich mich, wie wird die Hundehaltung in Zukunft aussehen ?
Welchen Stellenwert hat der Hund zwei Generationen später ? Gibt es dann noch Hunde ? Schafft man es bis dahin, den idealen Sozialpartner zu züchten, alle unbequemen Veranlagungen auszumerzen und nur den für uns wichtigsten Part, den Sozialtrieb herauszukitzeln ? Kann man ES dann überhaupt noch Hund nennen ?
Gruß, staffy – heute nachdenklich ;-)
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Toll geschrieben!
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Hast Du wirklich treffend (ge)beschrieben, nun solltest Du noch
bearbeiten was aus uns Menschen geworden ist, die mit
den normalen, natürlichen Seiten der Hunde so gar nicht zu Recht kommen. Die armen Vierbeiner müssen ja die besseren Menschen spielen. -
Toll geschrieben
Hast nur die, meist sehr kleinen, Hunde vergessen die kaum mal ihre eigenen Beine benutzen dürfen und, meist in affige Kleidung gesteckt, durch die Gegend getragen werden.
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Du triffst den Nagel auf den Kopf!
Die Gedanken gehen mir auch oft durch den Kopf. Deswegen bin ich schon manchmal froh über unseren etwas unerzogenen frechen Hund, bei dem ich nicht Angst haben muss, ob er nicht heimlich ein Robo-Dog mit Fell ist...
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Ich weigere mich zu glauben das nicht beides möglich sein sollte.
Und versuche einen Mittelweg zu leben.
Meinen Hund und mich zu vereinbaren.Perfekt gelingt das sicher nicht, dafür sind Mensch und Hund wohl doch zu unterschiedlich.
Aber ich finde wenn man denkend mit Hund lebt kann man doch einen Weg finden der keinem weh tut, der keinen lächerlich macht, den beide nicht nur akzeptabel sondern sogar gut und schön finden.Um den Gedanken ganz wertfrei und (selbst)kritisch aufzurollen müsste man sich doch zuallererst fragen warum man eigentlich einen Hund hält.
Und in den wenigsten Fällen dürfte die Antwort sein weil man muss (aus beruflichen Gründen) oder für den Hund.Man tut es für sich selbst.
Weil man dieses "Hunde-Gen" hat.Weil man dieses warme, atmende Fellpaket in seiner Nähe braucht, weil es ohne trappelnde Pfotengeräusche auf dem Parkett furchtbar still ist egal wieviele Füße sonst noch rumlaufen, weil man das Gefühl einer samtigen, mit Zwirn gespickten Hundeschnauze an seiner Hand heimelig findet, weil man es liebt das da jemand ist der eine andere Sprache spricht, mit dem man aber dennoch wortlos kommunizieren kann.
Gäbe es keine Hunde mehr auf dieser Welt fände ich es grauenhaft.
Sie würden mir fehlen und es gäbe nur wenig was mir mehr oder genauso sehr fehlen würde.Ob es legitim ist sich deshalb einen Hund "zu eigen zu machen", ihn "in sein Leben zu pressen" und "ihn nach seinen Wünschen zu formen" ... kann man sicher so oder so sehen.
Aber wir haben es alle getan.
Mehr oder weniger gut basteln wir uns das gemeinsame Leben mit unseren Hunden zurecht.Das sicher nicht immer völlig Hundgerecht ist, das stimmt.
Aber ... ich sehe keine Alternative.
Und für mich persönlich auch keinen besseren Weg mit meinem Hund zu leben als ich es bisher tue.
Denn die Konsequenz wäre ja dann ohne Hund zu leben.
Und Hunde allgemein wieder rückzuführen zu ihrem ursprünglichen Zustand von vor Jahrtausenden.
Würden wir das leisten wollen?
Selbst wenn wir wüssten das es zum Besten der Hunde wäre, würden wir verzichten können auf das was sie uns geben, ihnen zuliebe?Ich täte mich sehr sehr schwer.
Ich gebe mein Bestes und an aller erster Stelle gebe ich meinem Hund eine riesige Menge Respekt.
Und bin so und dadurch eigentlich mit mir selbst (und meinem Hund) im reinen.LG
Tina
auch nachdenklich -
Zitat
bei den Labradoren hat man es fast geschafft den Hund zu neutralisieren, nur um welchen Preis.
Ich stimme deinem Text vollkommen zu, aber der Satz, den ich hier oben zitiert habe, gibt mir zu Denken! Wie meinst du das? Um welchen Preis?
Was stimmt deiner Meinung nach nicht mit den Labbis?..übrigens möchte ich an der Stelle mal auf nen Thread von mir hinweisen, der eigentlich ähnliches ausdrückt:
https://www.dogforum.de/ftopic82506.html -
Huhu,
welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen dass du so gnadenlos generalisierst?Ich vermute mal du meinst mit deinem Text alle anderen Hundehalter ausser dir?
Oder ist der Text nur ein Teil der Anti-Kastrationspropaganda?Liebe Grüse,
Kat -
Staffy,
vielen Dank für Deine Worte, die ich 100% unterschreibe. Leider konnte ich Dir nur einen grünen Bömmel geben, 10 hättest Du verdient.
Lieben Gruß Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs
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Hm ja was denn nun? Soll der Hund Hund sein, mit all seinen Instinkten, Eigenschaften und Verhaltensmustern oder soll der Hund in der Gesellschaft mit Verboten, Tabu´s und Regeln leben und sich unterordnen?
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