Sind Hunde noch Hunde ?

  • Hmm ob sich der Höhlenmensch auch dieselben hochintellektuellen Fragen gestellt hat als er den Wolf domnestiziert hat??? :???:

    Ein Hund wird nun mal den Gegebenheiten der menschlichen Umwelt angepasst. Das ist schon seit Jahrtausenden so.
    Wurde einen Herdenschutzhund gebraucht wurde er eben "designt", wurde ein Jagdhund gebraucht wurde ebenso verfahren usw, usw.

    Jetzt ändern sich durch gesellschaftliche Veränderungen eben wieder die Ansprüche also wird der Hund dahingehend verändert.

    Hört sich erstmal schrecklich an in unserer ach so politisch korrekten und aufgeklärten Welt an ist aber so, war auch immer so und wird wohl auch immer so bleiben.


    Schönen Gruß,
    Frank

  • Diese Diskussion macht mich äußerst nachdenklich.

    Im Prinzip kann Hund in unserer Gesellschaft nicht mehr Hund sein. Der Zwang zur Anpassung ist einfach zu groß.

    Aber wäre er nach so langer Veränderung im Wesen durch die Zucht überhaupt noch in der Lage wirklich Hund zu sein? Ist da nicht viel Ursprüngliches längst verloren gegangen?

    Ganz grob betrachtet, müsste ich aus Liebe zu meinem Hund auf die Hundehaltung verzichten, da auch ich nicht in der Lage bin, meinem Hund ein wirklich hundegerechtes Leben zu bieten. :|

    Das sind nur ganz persönliche Gedanken von mir, auf niemanden und auf keine Meinung bezogen.

    Sehr nachdenkliche Grüße
    Gobby

  • Zitat


    Aber wäre er nach so langer Veränderung im Wesen durch die Zucht überhaupt noch in der Lage wirklich Hund zu sein? Ist da nicht viel Ursprüngliches längst verloren gegangen?

    Genau das ist doch das Ding.

    Meine Hündin, ursprünglich dazu genutzt den Löwen zu stellen und in Position zu halten, fühlt sich offensichtlich sehr unwohl wenn sie näher als einen Meter an eine buckelmachende, mit aufgebauschtem Schwanz dastehende Hauskatze herangehen soll.
    Vermutlich würde sie unter des Großwildjägers Beinen sitzen bis er das Viech erledigt hätte.

    Vom überleben in freier Wildbahn will ich gar nicht reden.
    Statt sich selbst durch Jagen zu versorgen würde sie sich vor ne Metzgerei setzen und ein verzweifeltes Gesicht machen.

    Mit Abstand betrachtet ist es natürlich schade das Urinstinkte und Ursprungsverhalten offensichtlich immer mehr verkümmern.
    Oder weggezüchtet werden.
    Fürs gemeinsame Leben mit Hund aber nicht nur bequem sondern unerlässlich.

    Es gibt übrigens in Südfrankreich einen Züchter unserer Rasse der die Hunde sehr ursprünglich hält.
    Die dürfen dann durchaus auch selbstständig jagen gehen.
    Kommen halt nicht immer alle wieder zurück.
    Was man dann eben schulterzuckend akzeptieren muss.

    Die eierlegende Wollmilchsau gibts eben nicht.


    LG
    Tina

  • Ich denke man muss auch schauen welche Veränderungen oder Einschränkungen dem Hund wirklich was machen udn welche nicht.

    Wie schon angesprochen wurde finde ich Dinge wie Sprüche auf dem Geschirr oder bunte Halsbändchen mit Straß auch nicht weiter tragisch weil dem Hund wohl ziemlich wurscht ist was er für ein Halsband trägt so lange er eins tragen muss.

    Und natürlich erziehen wir uns unsere Hunde so wie sie am besten in unser Leben und in die Gesellschaft passen. Anders geht es einfach nicht und man sollte auch bedenken das ein gut erzogener Hund meißt mehr Freiheiten hat als ein Hund auf den man sich nicht verlassen kann. Wenn ich bedenke wie selten der Vorgänger meiner jetzigen 2 eine Leine oder gar ein Halband um hatte denke ich das er ein sehr erfülltes Leben gehabt hat. Er hatte von sich aus nur wenig Jagdtrieb und kein Interesse an Streitereien mit anderen Hunden wodurch er von alleine um diese Kandidaten einen Bogen machte. Er hatte auch kein Interesse an Radfahrern, Joggern oder sonstwas und musste daher nur sehr selten direkt ein Kommando befolgen. Das meißte machte er einfach von Anfang an so wie ich mir das wünschte wodurch er vieles selbst enscheiden konnte und ich nicht das Gefühl hatte er macht diese Dinge weil ich sie ihm sage.

    Aber dann gibt es natürlich so Hunde wie meine jetzigen 2 die man eben nicht einfach so überall hinter sich her trotten lassen kann. Champ jagt wie sonst nur was und Rocky mag eben keine fremden Hunde. Dadurch muss ich sie durch Leine und Kommandos in ihrem Willen einschränken aber nicht weil ich sie ärgern will sondern weil ich sie schützen muss. In wie weit die beiden nun darunter leiden ist halt die Frage. Sicher würde es Champ gefallen hinter allem herrennen zu können was nach Wildtier aussieht aber ob es Rocky wirklich besser ginge wenn er jeden fremden Hund angreifen dürfte :???:

    Klar, Hunde haben natürlich nurnoch extrem selten ein urspüngliches und eigentständiges Leben aber anderseits hätten sie sich dem Menschen nicht so bereitwillig angeschlossen wenn sie nicht bereit wären auf einige Dinge zu verzichten.
    In der hundehaltung muss man halt versuchen auf dem schmalen Grad zu balancieren zwischen den Hund anpassen an uns und die Gesellschaft und ihn somit auch schützen und ihm eben soviel freiheiten wie möglich geben und aus ihm kein Püppchen machen.

  • Die Problematik zeigt sich deutlich in der Mehrheit der Posts in diesem Thread.
    Der Beitrag von Silja scheint viel zu persönlich genommen zu werden.
    Die Meisten haben Schnappatmung und schieben Panik in der Hundehaltung etwas falsch zu machen.
    Für mich haben viele Hundehalter die Gelassenheit verloren. Hunde werden in eine Schiene gepresst und müssen Funktionieren - wie auch Kinder. Das kann doch nicht das Hauptziel sein.
    Es werden sich Welpen angeschafft, die sofort Sauber sein müssen, Sitz, Platz, Fuss etc. können müssen und im Alltag müssen sie auch sofort funktionieren sonst ist der Hund falsch.
    Mir fehlt die Lockerheit, die Betrachtung, dass es sich um ein Lebewesen handelt, dass einen eigenständigen Charakter hat und andere Bedürfnisse als ich.
    Mir fehlt die Bereitschaft auf die Bedürfnisse des Hundes einzugehen und die Eigenen mal zurück zustellen.
    Mir fehlt die Bereitschaft die Ecken und Kanten des Hundes zu akzeptieren.
    Muss man denn immer gleich Ausflüchte suchen: Bei mir ist es aber ganz anders und ja, ich muss mich ja an die Gesetze halten.
    Das ist doch gar nicht der Punkt um den es geht sondern es geht darum, dass Hund nicht perfekt sein muss, dass Hunde anders Kommunizieren und dass Hund auch mal anderen Hund beißt, dass Hund nicht immer freundlich zu seinen Artgenossen ist, dass Hund Instinkte hat, die nicht in mein Leben passen und Mensch sich damit arrangiert.
    Wenn Probleme auftreten, sucht Mensch in den seltensten Fällen die Ursache bei sich sondern die Schuld liegt meist beim Hund.
    Natürlich muss ich als Mensch schauen, dass sich das Verhalten in einem gesellschaftlichen Rahmen bewegt aber muss das alles immer so verbissen laufen? Ich denke nein!

    Ich liebe solche Beiträge, die machen mich nachdenklich und helfen mir dabei nicht so verbissen zu sein.

    Noch ein kleiner Hinweis: Es wird eine Rasse erwähnt - als Beispiel - keiner wird persönlich angesprochen...
    und wieviele, die diese Rasse haben, saßen mit Schnappatmung vorm Rechner und fühlten sich persönlich angegriffen.
    Warum so verbissen - es hat doch keiner DEINEN Hund gemeint.
    Es wird Kastration angesprochen - die Reaktion: Hundehalter mit Kastraten verfallen sofort in Erklärungen.
    Warum? Es gibt doch gar keinen Grund.
    Es geht doch nur um die, die Handeln ohne zu denken, um die, die ZUM BEISPIEL Kastrieren, weil es einfacher ist und nicht, weil es wirklich eine medizinische Indikation geht.
    ;) :D

  • Hallo,

    ich finde Silja's Text super. Beim Lesen mußte ich gleich an mehreren Stellen grinsen bzw. fühlte mich auch schon mal "ertappt". Bevor Amy zu uns kam hatte ich ein Bild von einem perfekt erzogenen Familienhund vor Augen :lol: . Amy hat mich eines besseren belehrt, ich bin in manchem gelassener geworden und so macht das Miteinander viel mehr Spaß. ;)

    Wie es mit der Entwicklung weitergeht - ich fürchte, daß hier wirklich Angebot und Nachfrage die Richtung bestimmt :/ . Hoffentlich werden bald genug Grenzen gesetzt, so daß manche Entwicklung unterbunden werden kann ( z.B. bei den Rassen, wo nach Aussehen gezüchtet wird, der Hund aber nachher nicht mal richtig atmen kann ).

    Liebe Grüße, Jana

  • Eben, es geht um einige, nicht um alle. Die genannte Rasse, sorry, aber meine Labbies sind tatsächlich keine ursprünglichen Labbies mehr.
    Die Kastra, no nix Erklärung, ob ich mich jetzt wieder angesprochen fühlte, Nein.

    Aber darum geht es doch, es fehlt das Bauchgefühl, alles wird hinterfragt, ist das das richtige ?wie oft und wie lange Gassi, ?kann ich Quitschspielzeug geben?

    kaum einer mehr fragt sich, ist es das richtige für meinen Hund ? Wie geht er mit Quitschies um, wie lange mag mein Hund Gassi gehen, was braucht er, was überfordert ihn.
    Und der Knurr Thread, das ist das was Hund Hund sein lässt, und trotzdem wird es nicht geduldet.

    Dann versuche ich es als hündisch zu beschreiben, aber Nein, das ist es nicht. Bei einigen.

    Da werden Tücher und Beschriftungen erwähnt, aber nicht das jemand sich einen Border Collie in ine 1 Zi. Whg. holt.

    Tücher haben meine auch manchmal um, hat aber einen Grund.
    Und ich versuche meine Hunde wirklich andauernd zu verteidigen, weil sie sich wie ein Hund benehmen, aber das wollen die Leute nicht hören

    Ich bin lange Zeit rumgeeiert, für Charly hatte ich mein volles Bauchgefühl, habe ihn ohne Schule und Trainer hinbekommen, dann kam Chandro

    Ein Welpe stellte mich vor völlig veränderte Bedingungen und ich meldete mich im Forum an , dem Hundeverein, der Hundeschule, einer Privattrainerin, einem Leinenspektakelgang, noch einer Trainerin und las irre viele Büchern. Nicht das mir das alles nichts gebracht hatte. Wichtig war das es nicht das Non plus ultra war, das es ZU MEINEM Hund passte, das ich SO arbeiten wollte und letztendlich ein bischen von allem. Eine gesunde Mischung eben

    Ich habe mich so beeinflussen lassen, in so viele Richtungen gearbeitet und meinen Hund damit eindeutig nicht gebessert.

    Als ich zu meinem Bauchgefühl zurückgefunden habe, meinen Hund wieder als Hund sehe mit seinen eigenen Fehlern und Unarten, als ich lernte damit zu leben und das er bei aller Liebe nicht alles können und unterlassen muss was ihn ausmacht, da kam ich langsam da hin was ich mir unter einer guten Bindung zu meinem Hund erhofft hatte.

    Ich höre nicht mehr auf Sprüche wie- das muss aber, das sollte so sein, das ist aber falsch-
    Ich höre auf meinen Bauch und meinen Hund, und so ist er auch wieder näher dran ein völlig normaler Hund zu sein.

    Ich war lange nicht im DF, eben die Zeit die ich gebraucht habe um mir über einiges klar zu werden, und ich komme mit völlig überarbeiteten Ansichten hierher zurück.

    Aber ich ahne auch das ich mit meiner zurück zum Hund Einstellung hier auch oft auf Gegenwehr stossen werde.

    Aber das ist okay, das macht einen Austausch ja aus

    PS: Das Hundeanfänger viele dieser Fragen haben, das ist natürlich völlig okay und normal, aber auch mich erstaunt sehr häufig, wie schnell und ungeduldig viel sie von ihren gerade mal 16 Wochen alten Hunden erwarten.

  • Ulli.
    Danke.
    Du sprichst mir SO aus der Seele.

    Man kann es schon daran sehen, dass Silja einen Thread eröffnet,
    der hauptsächlich in der ersten Form Plural verfasst ist,
    und die meisten Leute in der ersten Form Singular antworten.
    Sie fühlen sich persönlich angesprochen.

    Heute morgen auf dem Spaziergang hatte ich (UPS :D) ein interessantes Gespräch.

    Früher haben wir als Kinder rumgeturnt und rumgealbert und Hunde geärgert.
    Und dabei sind wir ab und zu mal gebissen worden.
    Geschieht Euch recht - bekamen wir dann zu hören.

    Heute würde der entsprechende Hund direkt dem OA vorgeführt
    und u.U. um die Ecke gebracht.

    Auch wieder wahr.....

    LG
    Chrissi

  • Zitat


    Für mich haben viele Hundehalter die Gelassenheit verloren. Hunde werden in eine Schiene gepresst und müssen Funktionieren - wie auch Kinder. Das kann doch nicht das Hauptziel sein. (...)
    Mir fehlt die Bereitschaft die Ecken und Kanten des Hundes zu akzeptieren.
    (...) es geht sondern es geht darum, dass Hund nicht perfekt sein muss, dass Hunde anders Kommunizieren und dass Hund auch mal anderen Hund beißt, dass Hund nicht immer freundlich zu seinen Artgenossen ist, dass Hund Instinkte hat, die nicht in mein Leben passen und Mensch sich damit arrangiert.

    Sehr richtig! Aber die Anforderungen, welche die Gesellschaft an Hundehalter stellt werden auch immer grösser. Wehe ein Hund freut sich ZU sehr jemandem zu begegnen. Dann ist er gleich zu übermütig, fehlender Grundgehorsam etc.
    Bellt ein Hund über die Strasse weil er seinen Kumpel erblickt - drehen sich die Leute um, es könnte ja eine Rauferei geben.

    Schaut man sie die Reaktionen von Passanten auf die Hunde an, dann sieht man sehr gut wie sich die Gesellschaft verändert hat. Hund - ou vorischt!

    Ich finde Siljas Beitrag hat einen sehr wahren Kern.

  • Im Grunde stimme ich zu.

    Und trotzdem bin ich dann auch nicht der perfekte HUndehalter.

    JA mein Hund hat so ein geschirr mit Sprüchen drauf, ich gebe es zu. Finde es aber einfach lustig und da ich ein fröhlicher Mensch bin, trägt mein Hund dies. Und ich trage auch so deppische shirts mit blöden Sprüchen drauf. Also mach ich mich gemeinsam mit meinem Hund ab und an zum Affen :p

    Und JA mein Hund wird kastriert. Und ich habe da auch kein schlechtes Gewissen bei, weil mein Hund täglich mit 2 Deck-Hündinnen im Rudel lebt und er nunmal nicht der Deckrüde ist. Und den ständigen Hartcore-Streß werde ich meinem HUnd nicht mehr zumuten. Der Kastra-Chip hat mir bewiesen, dass mein Hund wieder total entspannt ist.
    Aber aus Verhaltensgründen habe ich es NICHT gemacht. Gismo mag immer noch gewisse Rüden nicht. NA UND??? Ich mag ja auch net jeden Menschen, der mir entgegen kommt.


    Und durch das Forum hier habe ich auch gelernt (ist ja mein erster Hund) dass es nicht schlimm ist wenn ein Hund bellt beim spielen und auch mal knurrt. Und auch mal andere Leute anbellt (z.B. betrunkene Männer)
    Ich war auch kurz davor mich von anderen HH oder auch Bekannten in die Ecke drängen zu lassen, dass mein Hund immer perfekt und immer freundlich zu allem und jedem sein soll und schonmal gar nicht bellen darf.

    Mein Hund ist ein Hund. Auch wenn er sich genau wie ich, an die Gesellschaft ein wenig anpassen muss.

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