Kontrolle des Jagdtriebs über positive Verstärkung

  • In dem Thread hier...
    https://www.dogforum.de/ftopic98944.html
    ...kam mal wieder die Frage auf, ob es möglich ist einen Hund völlig ohne Zwang, rein mit positiver Bestärkung vom Jagen abzuhalten.
    Ich glaub das nicht... :D
    Zwar gab es schon einige User, die das behauptet haben, eine konkrete Beschreibung WIE man einen jagdtriebigen Hund OHNE Zwang vom Jagen abhält hab ich aber noch nirgendwo gelesen.
    Ich weiß, dass hier im Forum viele User ihren Hund rein über positive Verstärkung erziehen und da ich Bedenken habe das diese Frage - die ich wirklich diskussionswürdig finde- im anderen Thread untergeht- hab ich mal nen eigenen aufgemacht!
    Also erzählt mal...

  • Zitat

    In dem Thread hier...
    https://www.dogforum.de/ftopic98944.html
    ...kam mal wieder die Frage auf, ob es möglich ist einen Hund völlig ohne Zwang, rein mit positiver Bestärkung vom Jagen abzuhalten.
    Ich glaub das nicht... :D


    gute frage - aber eigentlich falsch gestellt.


    soweit ich das im anderen fred mitbekommen hab, gehts dir um wirklich jagdlich hoch ambitionierte hunde?


    denn auf deine eingangsfrage könnte ich ganz einfach antworten:


    ich halte meine beiden jungs gar nicht vom jagen (auf wild bzw. andere unerwünschte jagdobjekte!) ab - da sie an dieser art von jagd - zum glück - überhaupt nicht interessiert sind.


    aber ich denke, darum ging es dir nicht.


    ich wollte es auch nur nochmals der vollständigkeit halber erwähnen - nicht dass man ansonsten ewig aneinander vorbeischreibt.

  • Der Jagdtrieb ist da oder nicht, daran ändert man nichts. Man kann versuchen, ihn umzulenken und dadurch irgendwie kontrollierbar zu machen.


    Du fragst nach positiver Bestärkung. Das möchte ich etwas erweitern. Ich habe jetzt gerade den 4. Jagdhund "am Hals" :D . Ich arbeite nicht mit TT oder dergleichen, aber natürlich gibt es Verbote und Abbruchsignale. Zur Not scheue ich auch nicht davor, mal eine Kette zu werfen - wobei das bislang fast nie erforderlich war.


    Die Grundlage zur Kontrolle jagdlichen Verhaltens ist m.E. das genaue Beobachten des Hundes. Jeder hat so sein Lieblingswild. Dann kommt ein starker Bindungsaufbau. Und dann das Angebot von Alternativen wie z.B. einem Futterdummy. Und die Befriedigung des Jagdtriebs durch andere Unternehmungen wie etwa Mantrailing oder dergleichen.


    Ich finde, dass man mit gezieltem SL-Training eine Menge erreichen kann. Aber ich setze halt auch nicht "nur" auf Verbot/Abbruch, sondern insbesondere auf die Alternative (also den Dummy). Ich konditioniere den "Notpfiff" auf Leberwurst. Sich für mich zu entscheiden führt immer und ausnahmslos zu Spaß und Anerkennung. Bei mir muß kein Hund vorsitzen, wenn ich ihn vom Kaninchen abrufe :/ . Stattdessen gibt's einen super Jackpot und ein wildes Spiel, ein Maximum an Aufmerksamkeit und Zuwendung. Gerade die Beagles haben einfach "Spaß am Spaß". Mit ernster Miene und Kasernenhof-Gehorsam ist bei denen nix zu holen (außer, dass sie dann doch lieber jagen gehen).


    Damit fahre ich sehr gut. Solange ich vorausschauend unterwegs bin und mich auch wirklich meinen Hunden zuwende. Und solange ich auch nicht davor scheue, mal eine Leine dran zu machen, wenn alle 2 Meter ein Reh kreuzt oder ich einen schlechten Tag habe :/ . Ich schaue mir die Hunde immer gleich am Anfang des Spaziergangs an. Kann ich sie geistig bei mir halten oder haben sie einen Stöber-Tag? Zu 95% laufen sie frei.

  • Da auch meine Abbruchsignale über positive Bestärkung aufgebaut sind und entsprechend ausgeführt werden, ich zudem gerade bei der Kontrolle des Jagdtriebes in erster Linie auf Prophylaxe setze, darf ich behaupten, dass ich ausschließlich durch positiven Verhaltensaufbau und "positiven" Verhaltnsabbau den Jagdtrieb meiner Hündin kontrolliere.


    Prophylaxe bedeutet in unserem Fall


    1. Bindung und Abhängigkeit schaffen
    2. Der ziemlich strikt gehaltene Aufbau eines situationsabhängigen Verhaltens durch positive Bestärkung und positive/ indirekte Bestrafung (zur Begriffsklärung: Indirekte Bestrafung bedeutet das Entziehen einer angenehmen Konsequenz - gehört zum Verhaltensabbau und bedeutet praktisch, dass Missy auch durch Versuch und Irrtum gelernt hat)
    3. Alternativangebote (in unserem Fall Hetzen und eigenständige Suche)
    4. Routine - das aufgebaute Verhalten muss "im Schlaf" abgespult werden können.


    Nochmal EDIT:


    Zitat

    Zwang steht für:
    die nachdrückliche Beeinflussung der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit durch verschiedene Einflüsse, siehe Freiheit


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zwang


    Zitat

    Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt allgemein einen Zustand der Autonomie eines handelnden Subjekts.


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheit


    Insofern würde ich sagen, ich arbeite ohne Zwang in dieser Angelegenheit.

  • Bei mir kann's z.B. auch vorkommen, dass ich dann den angeleinten Hund durchaus noch die Wildspur ein ganzes Stück ausarbeiten lasse. Als Belohnung dafür, dass er nicht alleine losgezogen ist. Und ich bilde mir ja ein, dass ich dann nicht so total als Spaßbremse rüberkomme :lol:

  • Ich halte es ähnlich wie CorinnaS.
    Ich versuche möglichst viel über positive Bestärkung zu erreichen. Bei jedem Abrufen, bei dem der Hund kommt, wird mehr oder weniger Party veranstaltet und es gibt meistens ein supertolles Leckerli, manchmal auch "nur" das Hundefutter.
    Dann versuche ich vorrauschend zu gehen, sodass ich mögliche Tiere, die mein Hund jagen könnte, schon vorher entdecke und der Hund erst gar nicht anfängt zu jagen.
    Ein Abbruchsignal benutze ich aber meistens auch, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob das unter positive Bestärkung fällt. Ich habe das "Nein" mit der Leckerli Methode aufgebaut, was für mich wohl bei genauerem Nachdenken nicht ganz unter positive Bestärkung fällt.
    Dann versuche ich Alternativen fürs Jagen zu bieten, z.B. Leckerli suchen, Arbeit mit Futterdummy oder auch mal ein bisschen UO.
    Ebenso bemühe ich mich die Bindung zu stärken und dem Hund den Aufenthalt in meiner Nähe möglichst angenehm zu machen.
    Beim Schleppleinentraining trete ich allerdings, wenn nötig auf die Leine, wenn der Hund nicht auf das Abrufen reagiert, kommt er dann wird wieder belohnt.

  • Ich habe es so gemacht, wie Corinna.
    Abbruch/ Verbot und Ersatzhandlung.
    Impulskontrolle mit pos. Verstärkung aufgebaut, wobei ein Durchstarten mit einem ganz hart gesprochenen Platz beendet wurde, notfalls flog die Leine hinterher.


    Ist er einem Reh nachgejagt und ich konnte es nicht verhindern, habe ich ihn beim Zurückkommen nicht beachtet. Atti ist ein Hund, der nie länger als 20 oder 30 Sekunden weg war, er also mein HIER deutlich hören konnte und deshalb kam auch kein Lob.
    Wäre er länger weggewesen, hätte ich ihn sicherlich beim Kommen gelobt.


    Bei ihm wirkt Ignoranz, das ist Höchststrafe.
    Würde ich ihn anmeckern, wäre die Sache schnell vergessen, doch das Ignorieren setzt ihm ordentlich zu, er sucht dann permanent Blickkontakt, den er nicht bekommt.


    Ich denke, nur mit pos. Verstärkung, ohne lautes Wort , fliegende Leine oder auch mal Ignoranz dürfte es schwer sein, einen Jagdtrieb zu kontrollieren.
    Aber, es gibt in der Hundeerziehung nichts, was es nicht gibt ;)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!