ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Ein aversiver Abbruch geht nur, wenn die Leine dran ist. Ohne Leine wäre mein Hund in vielen Fällen weg. Leider braucht man sehr, sehr viele Wiederholungen, um zu üben nicht loszurennen, das gibt das Umfeld hier nicht her. Ich treffe nicht täglich Rehe. Rennt Hund einmal Vollspeed, kannste nix mehr machen. Ich würde wortlos anleinen und weitergehen, wenn er wiederkommt. Wie andere hier schon schrieben, wirst du selbst die nächsten Tage/Wochen in Hab acht Stellung sein und den Hund nicht losmachen und ihm keinen Meter weit trauen. Das ist normal. Übe das Stopp, an der Schlepp geht das ja sehr gut. Wieder und wieder und wieder in allen möglichen Situationen.

    Rennt der Hund einmal los, kann man sich den Rückruf sparen. Bei uns wirkt dann allein das Stopp. Wir hatten gestern auch wieder so einen Moment.

    Rechts am Weg ist so bisschen Brennnessel- Gebüsch, bisschen anderer Bewuchs und ein kleiner Graben. Eros ohne Leine, zeigt plötzlich an, wird schon unruhig, geht aber nicht ins dichte Gebüsch, weil Mimimi. Ich brülle ihm ein Stopp zu, was er befolgt, das scheucht die beiden Rehe aber auf, die drin lagen, hört mein Hund natürlich auch, bleibt aber stehen bis ich ihn anleine. Zum Glück sieht er die Rehe nicht, weil das Gebüsch zu dicht und zu hoch ist. Sie rennen auf der anderen Seite aufs Feld. Wir gehen angeleint weiter. Eros schaltet dann auch gleich wieder um. Was er nicht sieht, juckt ihn wenig.

    Es wird immer solche Augenblicke geben, wo Sekunden und Umstände drüber entscheiden, ob Hund hetzt oder nicht. An solchen Stellen habe ich ihn meistens an der Leine, bzw. Wollte ihn auch eigentlich sogar gerade anleinen, weil eh ein Weg kreuzt, den man nicht einsehen kann. Gut ist, er geht nicht mehr so weit vor, sondern ist im Umkreis von ca fünf Metern bei mir. Da bin ich auch schneller bei ihm.

    Je weiter das Wild weg ist, umso besser reagiert er auf meinen Zuruf. Wenn’s halt direkt vor ihm hochgeht (hatte ich einmal vor 1 Jahr in einem Rübenfeld. Da lagen vier Rehe drin. Ich bin dran vorbei gelaufen und habe sie nicht gesehen, so gut waren die getarnt, und sie haben nicht gemuckt. Eros lief sogar hinter mir. Das war großes Pech), habe ich keine Chance mehr. Aber er geht zu 100% nicht ins Unterholz und damit endet da auch sein Run. Er jagt auch nur auf Sicht.

    Ich gehe in einem Gebiet, was ich inzwischen sehr gut kenne und zum großen Teil überblicken kann. In anderen Gebieten würde er leider sehr viel an der Leine laufen müssen.

  • Ist das so? Fangen wir jetzt quasi wieder bei null an? Es war schon sooo wunderbar entspannt mit ihm, es hat soviel Spaß gemacht ihn mit der schleppenden Schlepp erfolgreich im Probefreilauf zu haben. Er war so, so toll die letzten Monate.

    Muss ich die Leine jetzt wieder aufnehmen und von vorn beginnen? Was meint ihr? Wie geht es weiter?

    Ist es denn für dich, so eine schlimme Vorstellung, wenn Phasenweise Schlepp dran, zur Normalität gehört?
    Ich nehme gern als einzige Leine unsere 5m Biothane Schlepp mit. Oder auch eine 10m Flexi. Hab sogar eine 50m Feldleine.
    Und das nicht mal wegen Wild. Sondern einfach wegen normalem Alltag, weil manche Hunde eine Neigung dazu haben, auf Saublöde Ideen zu kommen. Bei meiner ist es Bsp. Wasser. Die würde an heißen Tagen, auch von einem 2m hohen Abhang, in einen reißenden Fluss hüpfen wollen, um sich mal eben schnell abzukühlen. Mein Wasserliebendes Mädel darf oft, die kompletten Fluss strecken, an der Schlepp laufen, wenn ich das Gewässer nicht kenne.
    Und bei meinem damaligen Vorsteher, wars im Wald und Feld genauso. Wenn ich nicht wusste, wo die Wildtiere sind, blieb die Schlepp eben dran und der Radius vom Hund klein.
    Natürlich ist es toll, wenn man Zwischendurch die Leine ganz abmachen kann und der Hund darf Frei die Beine Strecken. Aber Hunde haben kein schlechteres Leben, wenn sie Strecken an der Schlepp zurück legen müssen und man kein 100% überall Freilauf schafft.

    Bei uns gibt es auch das Stopp Signal und das möglichst in allen Erregungslagen Trainiert und durchgesetzt.

    Die nächsten Tage ist die Erregungslage bestimmt höher bei euch. Aber das vergeht wieder. Ihr seit nicht bei 0. Nutz es halt jetzt, um nochmal eure Signale mit der hohen Erregungslage zu Üben xD .

    Vielleicht hast du irgendeine Stelle, die du in und auswendig kennst und dort(erst in ein paar Tagen, wenn das Cortisol abgebaut ist), immer noch deinem Hund den Freilauf mit schleifender Schlepp erlauben kannst. Hunde lernen ja auch sehr Ortsbezogen. Wenn du solche Sicheren Orte hast, ist das nicht bei 0, durch so einen Zwischenfall.

  • Ich schließe mich an: Schlepp wieder dran, aber es ist kein totaler Rückfall, du beginnst nicht bei Null dadurch!

    Kleine Nachfrage, auch bezüglich einer realistischen Einschätzung:

    Hattet ihr den in der Zeit, als „nichts war“ Wildkontakt? Denn nur dann kannst du das auf seinen guten Trainingsstand schieben. Ohne konkrete Wildverlockung, wie du sie jetzt hattest, hattest du einfach Glück, würde ich sagen, dass ihn kein Wild lockte.

    Meine Großpudelhündin hat auch viel Jagdtrieb. Ich hab inzwischen gehört, dass der bis zum 4. LJ richtig aufblühen kann. Sie ist jetzt 3 und ich werde sie noch mind. 1 Jahr mit Schlepp führen, damit sich kein Jagen ergeben und etablieren kann.

    Es war SUPER, wie schnell er zu dir zurückkam! Dennoch würde ich das nicht als „ist jetzt immer so“ voraussetzen, sondern auch als „Schwein gehabt“ abbuchen und die Schlepp dranlassen.

    Das Zurückkommen würde ich in so einer Situation auch nur verbal loben, Jackpot nur, wenn der Hund aufgrund meines Kommandos kehrtgemacht hat.

    Alles Gute für euch, berichte hier gerne weiter!

  • Ist es denn für dich, so eine schlimme Vorstellung, wenn Phasenweise Schlepp dran, zur Normalität gehört?

    Bin zwar nicht angesprochen, aber ja :pfeif: mich nervt das so dermaßen und sobald ein Hund auch nur situativ ableinbar ist, kommt dann halt die kurze Leine zum Einsatz :ka: und ja selbst die nervt mich. Alles was über mal ein paar Meter an der Straße lang hinaus geht ist für mich ein Problem.

    An sich achte ich da schon bei der Hundeauswahl drauf, dass ich das Leinenproblem aller Wahrscheinlichkeit nach nicht habe. Trotzdem ist es jetzt so.

    Immer aufpassen, im Zweifelsfall hat jede Leine doch mal Bodenkontakt, was mich ekelt, nie die Hände frei, noch ein Trumm an das man denken muss, nein einfach nein. Obwohl ich das jetzt seit 1 1\2 Jahren zum Teil mit Doppelsicherung durchziehe. Hoffe ja noch auf den Gewöhnungseffekt, jetzt ist ja erstmal Handschuhsaison, da ist wenigstens der Ekeleffekt geringer.

    Merkt man das ich früher so gelebt habe, dass ich stolz war, wenn der Hund ein Halsband trug und ich selbst da nur alle paar Wochen mal wegen einer Hundebegnung reingegriffen. So ganz umstellen kann ich mich in dem Punkt nicht :ka: obwohl ich rein Verkehrsbedingt jetzt eine Leine brauche.

  • Ich finde die Flexi auch grundsätzlich angenehmer im Handling. Schleppleine nervt mich extrem und ich nutze sie schon lange nicht mehr. Also gerade bei dieser Art Training muss man schon 100% aufmerksam sein. Inzwischen entdecke ich Wild oft vor meinem Hund, vor allem, wenn der Wind ungünstig steht. Bin halt größer :ugly:

    In dem Fall kann man aber wunderbar trainieren. Ich suche dazu mal ein Video raus.


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    Rehe auf der anderen Seeseite.

    Wir üben " nur gucken". Anfangs hat er sie nicht gesehen, aber dann gerochen.

  • Vriff Ich kanns auch nachvollziehen. Aber ich steigere mich da nicht rein. Hab aber derzeit auch den Luxus, wenns Kind mit dem Fahrradanhänger dabei ist, leg ich unsere Schlepp einfach aufs Dach davon ab und Manage nur zwischendurch mal die Länge.
    Auch die kurze Leine häng ich mir mit Hund gern an die Bremse. Für meine gilt auch an der Schleppleine noch Leinenführigkeit. Geht bei uns ja auch gar nicht anders, wenns Kind dazwischen noch rum rennt.
    Die Flexi am Rucksack, oder der Bauchtasche gehängt find ich am angenehmsten. Aber da darf der Hund nie durchstarten. Sonst braucht Mensch schnell Physio.

  • Jedenfalls hat mich das ganze soooo sehr geärgert. Dass ich nicht aufgepasst habe, zu unbedarft war. Und hab jetzt das Gefühl, wir wurden um Jahre zurück geworfen, weil das Training im A... ist und der Adrenalinrausch ihn wieder zum Vollblutjäger gemacht hat.

    Shit happens. Auch dem besten Trainer. Es ist eines der grössten Ammenmärchen, dass man nach einem Rückschlag 'wieder von vorne' anfangen muss. Lernkurven - für Mensch und Hund - sind kleine Biester, die nur in der Tendenz stets nach oben zeigen sollen, aber eben auch von Niederlagen und 'Fehlern' gespickt sind. Solange die Erfolge überwiegen und im Gesamtbild innerhalb des gesetzten Rahmens deutliche Verbesserungen im Training sichtbar sind, bist Du auf dem richtigen Weg. Mach Dich deswegen nicht fertig, sondern nutze diese Energie, die der Vorfall in Dir ausgelöst hat, um etwas Positives zu bewirken.

    Es ist viel produktiver und gesünder, aus seinen Fehlern zu lernen und dann in die Zukunft zu schauen, anstatt in der Vergangenheit zu verweilen und dem nachzutrauern, was falsch gelaufen ist.

    Ja, Dein Hund hat bestimmt einen Kick aus dem Hetzen des Rehs gekriegt, aber er hat auch auf Deinen Abruf gehört, ist innert nützlicher Frist trotzdem wiedergekommen und Du warst bei genug Bewusstsein, den sorgfältig aufgebauten Rückruf nicht sinnlos zu wiederholen.

    Ein Vollblutjäger ist Dein Hund bereits und wird es immer bleiben. Du kannst so viel Training in das Tier stecken, wie Du willst: diesen Zug, der zu seiner Persönlichkeit, zu seiner Art gehört, wirst Du nicht verändern können. Aber Du wirst - mit viel Training an seiner Impulskontrolle - zu einem bestimmten Mass ändern können, wie er sich bei gewissen Reizen verhält.

    Und wie gehe ich nach so einer Sache, auch wenn die hoffentlich nie wieder vorkommt, mir dem zurück kommenden Hund um? Oft lese ich: Hund hat Anpfiff seines Lebens bekommen oder es wurde ihm klar gesagt, wie man das findet o.ä. (siehe Massai oben)

    Aber WIE macht ihr das dann? Er brauchte ja paar Sekunden um wieder zu mir zu kommen, schrei ich ihn dann an oder was? Weiß er das überhaupt zuzuordnen?

    Ich hab ihn einfach nur wortlos angeleint.

    Obwohl eine Trainerin mal meinte: trotzdem immer loben, damit er weiß jedes zurück kommen lohnt sich.

    Bin da total ohne Plan gewesen.

    Schau, Dein Hund folgt in diesem Moment einfach seinem Impuls. Der macht (in seinen Augen) nichts falsch. Das Problem hat in dieser Situation also nicht Dein Hund. Das Problem hast Du.

    Du - und Du alleine - willst, dass Dein Hund nicht jagt. Also liegt es in Deiner Verantwortung, genau dafür zu sorgen, dass er es nicht tut. Wütend auf den Hund zu sein, weil Du das Reh in dieser Situation nicht davor bewahren konntest, von Deinem Hund gehetzt zu werden, ist zwar menschlich, wirft auf Dich als Trainer aber kein besonders gutes Licht. Das zeigt nur, dass Du (noch) nicht begriffen hast, dass es Deine Aufgabe ist, die Umwelt vor Deinem Hund zu schützen.

    Wenn Du also wütend bist und jemandem 'eine ballern' oder ihm 'den Anpfiff seines Lebens' verpassen möchtest, tu das. Leb Dich aus. Aber nicht am Hund, sondern an Dir selber. Dein Hund hat nur das getan, wozu er die Möglichkeit hatte. Er hat nie darum gebeten, in irgendeiner Art und Weise erzogen oder vom Jagen abgehalten zu werden. Das ist einzig und allein Dein menschliches Problem. Aus menschlicher Perspektive ist Dein Trainingswunsch natürlich richtig und wichtig, aber Dein Hund kann nicht nachvollziehen - und wird das niemals können - weshalb er nicht jagen soll. Als einigermassen fähiger Trainer kannst Du ihm aber beibringen (zumindest unter gewissen Umständen) so, wie Du es Dir wünschst, auf jagdbare Reize zu reagieren.

    Sein Feedback an Dich ist gnadenlos und ehrlich. Das kann man als Besitzer, als Trainer, nun annehmen (und nein, das ist sicher nicht angenehm) und daraus für die Zukunft versuchen zu lernen oder man weist die Verantwortung weit von sich, schiebt seinem Hund die Schuld fürs menschliche Versagen und das Ausleben seines völlig natürlichen, arttypischen und persönlichkeitsdefinierenden Verhaltens in die Schuhe und lässt die eigene Wut, Trauer und Enttäuschung an ihm aus.

    Es ist völlig Dir überlassen, welche Art von Hundeführer Du sein willst. Aber lerntheoretisch gesehen ist völlig klar, welche Vorgehensweise Sinn macht und welche einfach nur ebenso impulsgesteuert, undidaktisch und unreflektiert ist wie die Jagdaktion des Hundes.

  • Aber ich steigere mich da nicht rein.

    Reinsteigern tu ich mich da auch nicht. Bin an sich recht stoisch. Das nervöse Augenzucken bei der Aufzählung an Dingen die du dabei hast passiert ganz von allein.

    Bin halt Typ, wenn ich keine Expedition starte habe ich nix dabei. Und nix heißt auch wirklich nix, selbst der Schlüssel wird irgendwo deponiert kann man den schon nicht verlieren.

    Zurück zum Anti Jagd Training. Hund schafft es jetzt ruhig zu bleiben, wenn das suizidale Eichhörnchen ihr auf den Kopf springt während die Tauben direkt vor ihrer Nase wegfliegen. Endlich kann sie wieder alleine in den Garten gehen ohne das ich den vorher absicher. Willkommen in der Stadt, spätestens in ein paar Wochen treffen wir morgens wieder den Fuchs.

  • Bin jetzt mit meinem (noch?) super braven nicht jagdinteressierten Junghund mit Schleppleinen unterwegs.

    Die Anfänge von Benehmen in Wald sind gelegt.

    An mir orientieren und wir gehen✔️ gemeinsam spazieren ✔️

    Auf den Wegen bleiben ✔️

    Wildwechsel wahrnehmen aber dann weitergehen ✔️

    Hund rennt NIE! wie blöd in die Leine✔️

    Hund zerrt nicht an der Leine, egal wie lang die ist ✔️

    Im Aufbau:

    Neben mir herlatschen nach Aufforderung (unsportliches „Fuß“😂)

    Hinten!

    Fehlen „tud“😂

    Nach Aufforderung an der Leine zum Menschen kommen und im Dunstkreis sein, wenn Mensch steht.

    Werd ich heute mal mit ihr anfangen.

    Länge der Leinen:

    Angefangen mit 3m, im Wald jetzt 5m und für besonderes Üben 20m.

    Edit: vergessen: Superrückruf

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