ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • ich habe ja einben jagd und einen hütehund.


    bei der jagdhündin war der jagdtrieb bis sie etwas über 3 jahre war überhaupt kein thema..... bis zu einem einschneidenden erlebnis.... ein flüchtendes reh sprang uns direkt vor die füße,blieb dann im wildzaun gegenüber hängen..... wir sind damals mit beiden hunden(da lebte unser sam noch) ausser sichtweite... aber ich hatte dann einen schreienden (bellen konnte man das nicht mehr nennen) an der leine.... 20 min. war es nicht möglich von der stelle zu kommen,mein mann mußte uns mit dem auto einsammeln.

    von da an war es mit ännis ruhe bei wildsichtung vorbei... 2 wochen später dann ein weiteres erlebnis mit gleich 3 flüchtenden(hier sind viele hunde ohne leine im wald unterwegs,den haltern ist das jagen egal) rehen.diesmal griff ins geschirr(die leine einfach kürzer halten war mir zu unsicher) und abwarten bis der spuk vorbei war.


    ich hab dann hilfe gesucht bei hundetrainern die selbst jagende hunde(hounds) haben... antwort von denen... du hast halt einen jagdhund,leb damit... unsere gehen auch jagen....


    fand ich unmöglich.... ich wollte keinen schreienden hund im wald ...


    geholfen hat mir ein jäger/jagdhundeausbilder(arbeitet viel mit jagdhunden aus dem tierschutz und gibt seminare für private halter).durch corona war kein seminar möglich,später wollten wir unserem sam keinen weg von 500 km mehr zumutren(inzwischen lebt der mann im wendland)...

    wir haben einen arbeitsplan per telefon bekommen den wir kleinschrittig abgearbeitet haben und immer wieder rücksprache gehalten haben.

    angefangen mit ruhig bleiben bei wildsichtung von stehendem wild auf große distanz,dann diese verringern,später das gleich bei wild in bewegung und zum schluß dann flüchtendes wild aushalten ....


    seine aussage; du wirst deinen hund noch einmal ganz anderes lesen lernen....das kann ich uneingeschränkt bestätigen.

    mitlerweile sehe ich sehr früh wenn udn was änni anzeigt.


    heute 4 jahre danach setzt sich änni sofort bei wildsichtung hin,beobachtet ruhig,holt sich auf ein "weiter" einen keks ab und geht ruhig weiter...hält bewegung beim wild super aus und bleibt auch bei flüchtendem wild ruhig... kein gebell,kein geschrei mehr.

    alles aber angeleint.... wir sind ja noch längst nicht am ende unseres wegen angekommen..... kleintiere klappen auch ohne leine,aber rehe noch nicht,so läuft sie ohne leine nur auf wegen(sie muß auf dem weg bleiben) wo ich sicher sein kann keinem reh zu begegnen.


    tamilo(im nov. 2 geworden)hat seinen jagdtrieb recht früh gezeigt ,bzw kann ich ihn durch die arbeit mit änni auch viel besser lesen.

    bei ihm habe ich dann genauso wie bei änni angefangen damit zu arbeiten.

    bisher ja beide hunde getrenn... spannend wird es noch werden wenn beide zusammen laufen...


    hier stehen ganz viele bücher über jagdhunde,deren arbeit,verhalten und was da sonst so zugehört im regal,ich hab sie alle gelesen(auch den tabel)... dazu bücher über jagdhunde in nichtjägerhand und ersatzauslastung.....

    geholfen aber hat mir das wenig,das beste war die arbeit nach dem stefan fügner(ich weiß über ihn gehen die meinungen auseinander....für uns hat es gepaßt)


    was apportieren angeht,

    da ist tamilo um einiges besser wie änni.änni hat einfach keine lust dazu,dabei hab ich bei ihr mal angefangen das ganz klassisch und kleinschrittig aufzubauen8dachte ja als klm muß sie so etwas doch mögen)... hab dann irgendwann aufgegeben... ist halt nicht ihrs..

    tamilo bringt (für den anfang) den futterbeutel ,gibt diesen auch gut ab(änni wirft mir den vor die füße.... heb mal selber auf :smile: ),er bringt auch kleine gegenstände ..



    lg

  • heute 4 jahre danach setzt sich änni sofort bei wildsichtung hin,beobachtet ruhig,holt sich auf ein "weiter" einen keks ab und geht ruhig weiter

    Wow. Das ist ein großartiger Fortschritt :applaus:


    Archie apportiert nur draußen und da auch nur einen Ball oder Tannenzapfen. Wobei apportieren nicht ganz stimmt. Er bringt es zwar zurück, aber ohne Vorsitz und noch legt er es nur vor unsere Füße.


    An der Schleppleine läuft es soweit ganz gut. Wir haben hier offensichtlich mehr Rehe, als ich je gedacht hätte. Archie schnüffelt ständig mit erhobenem Kopf. Das Gute ist aber, dass er sich sofort beruhigt, wenn kein Reh da ist. Wenn er eins wittert, wird er etwas unruhiger und läuft schneller. Da bekomme ich ihn noch schlecht raus. Kekse interessieren ihn dann nicht.

    Wenn wir aber von der Stelle weiter weg sind, beruhigt er sich von alleine.


    Ich schicke ihn immer weiter, wenn er zum Schnüffeln stehen bleibt. Also dann, wenn er suchend durch die Gegend schnüffelt. Ansonsten darf er natürlich schnüffeln. Das kann ich gut unterscheiden, um welches Schnüffeln es sich gerade handelt.

    Das Weiterschicken klappt ganz gut. So wird er nicht so unruhig.

    Heute habe ich mit absichtlich in einen kleinen Wald gesetzt, wo er 2 x Rehe gefunden hat. Er hat kurz geschnüffelt und gemerkt, dass keine Rehe da sind. Dann hat er sich zu mir gesetzt.

  • Ich habe mich bei meiner Pixie (Border/Dalamatiner/Brotonen Mix) immer gewundert, warum sie manchmal so krass triebig ist und dann wieder gar nicht.

    Jetzt ist mir etwas, für mich echt doofes, aufgefallen. Es hängt echt damit zusammen, was wir machen/gemacht haben.

    Wir wohnen auf einem Hof in Alleinlage im LAndschaftsschutzgebiet und haben echt Rehe, Hasen, Vögel ... permanent vor der Nase. Zudem insgesamt 5 Katze die hier leben.


    Die Woche habe ich mit der Junghündin Skyla angefangen mit dem Futterbeutel ein bisschen zu apportieren. Sie hat es sofort geblickt (wie alle was man mit ihr übt) und Pixie kam dazu, also habe ich die beiden zusammen trainiert und abwechselnd geschickt. Es war sehr ruhig und konzentriert, viel sitzen bleiben bestätigt, Futterbeutel in der Nähe versteckt, beide waren ruhig und sehr konzentriert dabei.

    Dann habe ich aufgehört und bin mit den beiden über den Hof gelaufen und plötzlich ist Pixie einer Krähe hinterher geschossen, die wirklich weit weg war und still saß und war nicht mehr ansprechbar. Hier sitzen wirklich immer Krähen herum.

    Als die Krähe dann los geflogen ist kam sie sofort zurück.

    Ich habe dann so ein paar ? Situationen Revue passieren lassen und mir ist aufgefallen, dass sie zum Beispiel auch den Kater zuhause nur dann versucht anzugehen, wenn wir davor Tricks geübt haben und auch in sonstigen Situationen in denen sie kurz mal losgeschossen ist haben wir davor etwas "gemacht".

    Es ist so als hätte sie einen Stand Bey Knopf und wenn man mit ihr etwas übt/trainiert wird der an geschalten und dann ist der Jagdmodus halt auch an. Das ist bei ihr sehr schwierig, da sie für ihren Rassencocktail ja generell sonst eher ein mega Coachpatato ist. Also sie ist so gar nicht hibbelig oder schnell sondern alles immer sehr im gemütlichen Tempo.


    Wie gehe ich denn da jetzt mit um oder wir lange bleibt dieser "AN" Knopf nach dem Training? Gibt es da Erfahrungen

  • Beutefangverhalten hat nichts mit "Hibbeligkeit" zu tun.


    Meine Erfahrung bei Amigo: Er hatte eine Phase, da war er "Dauer-On".

    Mit ihm musste ich tatsächlich üben, nach jagdlicher Aktivität (durch mich gesteuert; Dummytraining) wieder in den Normal-Modus umzuschalten.


    Dazu habe ich ihn nach der jagdlichen Arbeit angeleint, und ihn so lange angeleint gelassen, bis er wieder sichtbar im Normalmodus war - er schnüffelte und markierte, machte Hundegeschäfte, scannte nicht mehr die Umwelt nach jagdlichen Reizen.


    Möglicherweise wird Pixie auch durch das gleichzeitige Arbeiten mit Skyla "aufgepusht" - dann kommt zum Stress des Jagdtrainings evtl. noch Konkurrenzverhalten dazu, auch das hochkonzentrierte Arbeiten baut eine Spannung auf, und all das trägt zu einem erhöhten Stresslevel bei, der sich bei eher chilligen Hunden eben nicht durch Hibbeligkeit äußert, sondern dann eher durch "das hat er/sie ja noch nie gemacht/lange nicht mehr gemacht :shocked: " Reaktionen.


    Egal welche "Arbeit" der Hund macht - es ist für jeden Hund ein Lernprozess, von Arbeit wieder auf Normalmodus umschalten zu können.

  • Total spannend. Bei meiner eher gechillten Labi Hündin, die beim Arbeiten mittlerweile auch einen schönen Trieb hat, sind auch schon "Das hat sie ja noch nie gemacht" Situationen passiert.
    Jetzt bei dem kalten Wetter erscheint mir, der Wechsel wieder zurück in den Normal Modus, nochmal schwieriger.

  • Deinen letzen Satz kann ich nicht so bestätigen.

    Mein Hund kann im 100% Jagdmodus sein, wenn z.b, vor ihm ein Reh hochgeht, verschwindet es zügig aus seinem Blickfeld, ist er sofort wieder aus. Habe ich schon oft beobachtet und bin heilfroh, dass er so ist. Da habe ich ihm auch nichts beigebracht, kein Alternativverhalten oder so.

  • Deinen letzen Satz kann ich nicht so bestätigen.

    Bezieht sich auf diese Aussage von mir:


    Zitat

    Egal welche "Arbeit" der Hund macht - es ist für jeden Hund ein Lernprozess, von Arbeit wieder auf Normalmodus umschalten zu können.

    Es gibt "Naturtalente", bei denen dieser Lernprozess sehr kurz ist.

    Auch spielt eine Rolle, ob ein Hund - gerne auch in völlig anderem Zusammenhang - gelernt hat, schnell wieder runterzufahren, oder sich anderen Reizen/Beschäftigungen zuzuwenden.


    Hormone machen Verhalten - aber über entsprechendes Training/Lernerfahrungen kann zum Einen erreicht werden, dass an Verhalten beteiligte Hormone nicht mehr so in die Höhe schießen, der Hund in seinem Verhalten also kontrollierbarer wird und auch eine Selbstkontrolle für den Hund möglich wird (Stichwort: Verlässlichkeit); Zum Anderen ist auch ein Lernziel erreichbar, bestimmte potentielle Beute als "uninteressant" im Sinne von "nicht lohnenswert" bis hin zu "ist keine Beute" einzuordnen.


    Hormone und Verhalten ist eine sehr weite, vielschichtige und komplexe Thematik, ich empfehle hier mal ein kleines, aber feines Buch dazu:


    Die Neuropsychologie des Hundes von James O'Heare

  • Dann könnte ich mir vorstellen, dass es eine „Hormonsache“ ist, denn er neigt auch überhaupt nicht zu sexuell motiviertem Verhalten.

    Aber wie gesagt, dass ich da mit ihm ein bestimmtes Training mache, kann ich nicht sagen. Wenn, hat er es unbewusst anhand meiner Reaktion gelernt, eventuell. Aber er war von Anfang an „so“.

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