ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Rhian hat dreimal ein lebendes Tier im Maul gehabt, und ich konnte keinerlei Unterschiede bezüglich späterem Jagdverhalten feststellen. Sie hat auch weder die flugunfähigen Vögel noch die kältegebremste Schermaus getötet - sie hat den bei britischen Gundogs verlangten "weichen Griff", und bringt lebend. Ok, sie wusste nicht so recht, was sie mit der Beute anfangen soll, abgeben war nicht ihre erste Priorität..... :hust: In allen Fällen hat sie die Tiere fast aus Versehen erwischt, auf ultrakurze Distanz, weil sie nicht fliehen konnten.

    Viel stärker hat ihr Jagdverhalten beeinflusst, als sie erstmals auf "ihre" eigentliche Beutevögel stiess, obwohl sie da keinen Erfolg hatte, ausser im Hochmachen. Sie wusste sofort, dass das ihre ursprüngliche Aufgabe war. Aber - auch das hat ihr Verhalten gegenüber unseren üblichen Krähen und Enten in keinster Weise nachhaltig verändert, sie fühlt sich nur ganz selten veranlasst, die hochzumachen. Sie differenziert sehr deutlich zwischen verschiedenen Tieren. Wer so in mundgerechter Grösse am Boden rumwuselt, wird mal gepackt - und dann greift die angezüchtete Beisshemmung. Das hat ihr bei der Kröte ganz gute Dienste geleistet, sie hat dadurch weniger von dem Gift abbekommen. ;)

    Es kann immer passieren, dass der Hund über einen aus dem Nest gefallenen Jungvogel stolpert, oder einen verletzten Vogel findet - auch an der Leine. Dass er dann zuschnappt ist völlig normal - ebenso, dass viele Haushunde dann erstmal nicht weiter wissen. Da finde ich es das Beste, keinen Wirbel um die Sache zu machen. Man nimmt dem Hund die Beute ab, lobt ihn je nach Situation kurz, aber nicht übermässig fürs Bringen, und geht wieder zur Tagesordnung über. Nicht viel anders, als wenn der Hund unappetitlichen Zivilisationsmüll anschleppt. :/ Der Vorfall erhält dadurch keine besondere Bedeutung, Hund lernt, es war nichts, womit er besonders punkten kann.... Da nachher ein verschärftes Programm zu fahren, finde ich völlig sinnlos - wie will man solche Zufälle verhindern?

  • Ist ja interessant mit dem "weichen Griff", ich hatte auch den Eindruck, dass er nicht allzu fest zugepackt hat, nur eben 'gefangen'.
    Ich habe auch schon über meine Reaktion nachgedacht, ich habe ja, glaube ich, schon etwas erschrocken 'Aus!' gesagt (ich habe ihn glaube ich nichtmal gelobt, als er ihn fallen ließ, so ein Mist) und habe dann den Vogel aufgehoben und begutachtet, wie gesagt. Möglich, dass ich dem ganzen damit etwas zu viel Bedeutung gegeben habe. Nachdem der Vogel tot war, sind wir aber normal weiter gegangen.

    Hast schon recht, naijra, solche Zufälle kann man schwer verhindern, ich bin nur froh, dass Ihr nicht denkt, dass sich bei meinem Hund durch das Erlebnis irgendein Schalter umgelegt hat im Köpfchen. Also machen wir einfach weiter wie bisher. :gut:

  • Wir schon wieder! Aber diesmal mit einer guten Nachricht!

    Vito hat sich heute vor dem Ende der Schleppleine im (eher noch langsamen) Lauf mit langsam hoppelndem Hasen im Blick zum stehenbleiben bewegen lassen. Das war wirklich super von dem Hasen, wäre er schneller geflitzt, wäre Vito mit Sicherheit noch in die Leine gerannt, aber da er langsam unterwegs war, entsprach er ziemlich genau unserem Trainingsstand. Einfach super! Nachdem Vito zum stehen gekommen war, habe ich 'Schau!' gesagt und nachdem er es kurz befolgt hat, hinter ihm die ganze Tüte Trockenfleisch auf dem Boden leergemacht, die ich noch dabei hatte, da hat er sich zögernd vom Hasen abgewandt und der hatte Zeit über den Hügel zu verschwinden.

    Aber was ich echt sagen muss, eigentlich bin wirklich ich das Problem an der Sache. Ich bin immernoch jedesmal mit der Situation überfordert, was ich nun mache, bzw. welche Anweisungen ich am besten gebe usw. Gut, ich arbeite momentan erstmal am 'generell ansprechbar werden', da ist es hoffentlich noch nicht ganz so wichtig, was ich verlange. Aber ich muss da dringend mal eine Linie reinbringen. Beim letzten Mal konnte er ja nicht weiter, da Leine zu Ende und ich habe ein 'Sitz!' verlangt, was auch befolgt und sofort mit Futter belohnt wurde. Heute habe ich ihn, als er auf den Hasen zulief, mehrfach leise und mit ernster Stimme mit seinem Namen angesprochen (sein Name bedeutet für ihn normalerweise: Achte auf mich, ich will gleich was von Dir!) und als er dann stehenblieb ein 'Schau!' verlangt und belohnt. Im Nachhinein dachte ich mir: Wieso habe ich jetzt einfach nur seinen Namen wiederholt, statt direkt eine Anweisung zu geben, aber ich bin in dem Moment wie gebannt von der Situation, was er wohl gleich macht, dass ich garnicht überlege, sondern einfach irgendwie intuitiv reagiere. Am besten ich schreibe mir mal verschiedene Situtionsmodelle auf und überlege, was genau wann zu tun ist und versuche es mir einzuprägen. Reagiert Ihr meistens richtig oder ärgert Ihr Euch manchmal hinterher? Ich habe einfach Angst, den Hund mit meiner Planlosigkeit in so einer wichtigen Situation zu verwirren, bzw. fehlzuleiten. :/

  • Zitat

    Aber was ich echt sagen muss, eigentlich bin wirklich ich das Problem an der Sache. Ich bin immernoch jedesmal mit der Situation überfordert, was ich nun mache, bzw. welche Anweisungen ich am besten gebe usw.

    ....aber ich bin in dem Moment wie gebannt von der Situation, was er wohl gleich macht, dass ich garnicht überlege, sondern einfach irgendwie intuitiv reagiere.

    So geht es mir auch noch oft. Erst neulich wieder: Wir biegen ums Eck und ich seh den Hasen in einem Affenzahn übers Feld flitzen und intuitiv brülle ich erstmal "Nein". Dann hab ich mich rumgedreht und seh 2 Hunde die mich völlig verständnislos anglotzen. "Was haben wir falsch gemacht?"
    Die hatten den Hasen garnicht geshehen und sich gewundert warum Frauchen das Feld anbrüllt. Oh mann :hust:
    Dabei klappt es richtig gut mittlerweile mit der Kontrolle am Wild aber sobald ich irgendwas mit Fell und 4 Beinen sehe, das kein Hund ist, krieg ich nen Adrenalinschock :D Und Milla hört natürlich ganz genau die Panik in meiner Stimme und schaut sich dann erstmal um was sie verpasst hat.
    Da muss ich wohl noch ein bisschen üben :blush2:

  • Zitat

    Milla hört natürlich ganz genau die Panik in meiner Stimme und schaut sich dann erstmal um was sie verpasst hat.
    Da muss ich wohl noch ein bisschen üben


    he he, so ähnlich geht es mir auch :D

    Ich übe momentan zackiges Sitz in allen möglichen und unmöglichen Situationen. Meine Stimme ist dann immer ganz normal...

    ... raschelt es aber heftig im Unterholz und Caron spitzt die Ohren, wird das "Sitz" Kommando deutlicher und lauter.

    Mit dem Resultat dass er jetzt auf ein lautes Sitzkommando immer erst die Gegend scannt :headbash: , auf ein normales Sitzkommando reagiert er nicht mit scannen :hust: jaaa, hab ich gut hinbekommen :D

    Na, da haben wir jetzt was zum üben :) aber wir machen Fortschritte.

  • kemala, jetzt musste ich erstmal lachen, das könnte mir auch passieren! :lol:
    Neulich bin ich mit meinem Vater (Jäger) im Jeep durch den Wald gefahren, Hund war garnicht dabei und da lief plötzlich ein Reh über den Weg. Mein Vater wollte gerade ansetzen, freudig 'Schau mal, ein Reh!' zu sagen, aber ich konnte mir ein erschrockenes 'Oh Scheisse!' nicht verkneifen, ehe ich bemerkt habe, dass ich ohne Hund im Auto sitze. :ops:

  • Hallo!
    Wir klinken uns hier auch mal ein. Hatten gestern das auslösende Erlebnis :ops:
    Joschi sieht einen Hasen, geht hinterher. Er wollte gerade aufgeben, da er bei Hasen nicht bwesonders ausdauernd ist. Da scheucht der Hase ein Reh auf. Neuer Anreiz für Joschi und er läuft seeeehr weit weg, mein Dad musste ihm 20 Minuten hinterher joggen, erlief auch in Richtung Straße. Irgendwann hatte er das Reh wohl verloren und die beiden trafen sich wieder...
    Nun trainiere ich mit einer Pfeife und Katzenfutter ein Supersignal und bekomme bald ein anti-jagd Buch.
    Tja, nu müssen wir uns auch damit beschäftigen :D
    LG Lisa

  • Puh, 20 Minuten ist ne Menge Holz. So lang war meine bei den ersten Jagtausflügen zum Glück nie weg, das war maximal 20 Sekunden ausser Sicht. Nur übers freie Feld hat sie mal ungefähr 1 Minuten gehezt - also mit Rückweg 1 Minute. Und selbst da bin ich schon 1000 Tode gestorben, ich glaube, bei 20 Minuten hätte man mich einliefern können - wobei ich nicht weiss, ob das die Klapse oder die Notaufnahme gewesen wäre....

    Was ein Glück, dass dein Papa ihn so "schnell" und vor allem wohlbehalten wiedergefunden hat.

    Immerhin ists nicht die schlechteste Jahreszeit für den Schleppleinenbeginn. Im Herbst bei Matschwetter und Kälte macht das nämlich noch weniger Spass.

  • Ja, sicher. Und wie gesagt, er wäre schon nach ein paar Sekunden wieder umgedreht, wenn nicht das Reh gekommen wär. Da wir aber eig. nie in wild-Gebieten unterwegs sind, ist es nicht sooo tragisch. Wir werden jetzt erstmal den Superpfiff trainieren und mal sehen, wie es klappt. Wenn man das Wild sieht, bevor er durchstartet, kann man ihm sagen: ,, Freundchen, WEHE!" Und er bleibt da, aber manchmal sieht er es halt vor einem selbst ;)
    LG Lisa

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