ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Natürlich fände ich entspannten Freilauf als Ziel echt super.

    Entspannter Freilauf hieße für mich: Hund läuft frei, nimmt Reize wahr, fährt aber nicht hoch, orientiert sich an mir, lässt sich jederzeit stoppen oder zurück rufen.


    Erreicht habe ich das bei meinem älteren Hund und das auch ziemlich zügig. Der ist halt nicht so jagdlich motiviert. Der kann überall frei laufen, steht gut im Gehorsam und lässt sich auch vom Hetzen einer Katze oder eines Kaninchens problemlos abrufen, wenn ich zu langsam war.

    Der rennt aber auch nicht scannend durch die Welt, sondern geht entspannt Gassi und reagiert auf viele Reize völlig automatisiert mit Rückorientierung.


    Meine Hündin ist aber völlig anders.

    Bei ihr ist Freilauf jetzt noch nicht möglich und ich glaube auch, dass er bei ihr nie so werden wird, wie er bei meinem Ersthund ist.

    Ich müsste ziemlich sicher immer zu 100% aufmerksam sein und ich bin ehrlich: auch für mich sollte der Spaziergang entspannend sein.

    Da sichere ich sie doch lieber ab. Klar arbeite ich daran, dass sie schneller runter fährt, dass sie länger vorsteht, dass sie Grenzen respektiert, dass sie sich wieder abwenden kann und ansprechbar bleibt.


    Es ist aber schwierig, wenn der Hund den Reiz als deutlich spannender empfindet als das beste Futter oder Spielzeug.

    Wenn die Belohnung eben sein muss, dass sie schauen darf oder mal ein Stück weit eine Spur verfolgen darf.


    Die Rasse würde ich eigentlich auch nicht als Ausrede nehmen wollen, aber ich komme nicht umhin zu erkennen, dass es doch deutlich weniger Nordische gibt, die ohne Leine laufen können als Schäferhunde oder Hütehunde oder andere Rassen.

    Und ich glaube nicht, dass alle Besitzer von Nordischen einfach nur zu unfähig oder zu uninteressiert sind, ihre Hunde dahingehend ausbilden oder dass sie ihre Hunde nicht Anlagen entsprechend auslasten.


    An der Kooperationsbereitschaft liegt es bestimmt auch nicht, denn die ist sicher vorhanden. Sonst könnte man ja nun wirklich keinen ZHS machen.

  • Ich bin zufällig auf einem Insta Account gelandet (nicht aus DE) mit einem Manchester Terrier, der zum Spaß Jagen durfte, wurde natürlich alles schön gezeigt inkl. totem Getier :( : Das ist für mich mehr als daneben.


    Kennt ihr Blogs, Bücher, Trainer*innen (Region Bremen) zum Thema: Wie finde ich heraus, was meinem Hund liegt?

    Klar kann ich einfach mal machen, aber da es mein erster Hund ist, bei dem ich entscheide, was gemacht wird und Darko definitiv Beschäftigung will sowie Jagdverhalten zeigt - dann doch lieber gleich richtig. HS und Einzeltrainerin haben darauf keinen Schwerpunkt, daher möchte ich mich dahingehend belesen und gerne eine dritte Person involvieren.


    Bisher gab es Erziehung, bisschen Tricksen, zusammen rennen, Leckerlisuche. Schwimmen kann er (noch) nicht und reagiert sowohl nach Sicht und Spur. Erfolg hatte er leider schon bei Insekten (Fliegen, Spinne, Junikäfer, Wespe - zum Glück ohne Notfall :ugly: ). Da bin ich gerade dran, das zu unterbinden. Was in ihm steckt weiß ich nicht, optisch und vom Charakter/Verhalten Pinscher-Terrier. Er hüpft verdammt hoch und turnt auch gerne mal auf mir herum. Zergel und Beißwurst sind geil. (Futter-)Dummy: Tragen ist ok, bringen nun ja und ausgeben was ist das? Habe ich aber bisher auch nur spielerisch mal angetestet, um zu schauen, wie er reagiert. Stöckchen/Plüschis trägt er an guten Tagen bis nach Hause. Schnüffeln könnte er den ganzen Tag, aktuell natürlich den Weibern hinterher :roll:

    Die Einzeltrainerin empfohl ZOS und ich habe 2 Dummys hier. Clicker seit heute auch am Start. Bin für alles offen von scent detection bis Hundeturnen. Mantrailing nur wenns sein muss, bin manchmal sehr einzelbrötlerisch und habe kein Auto.

    Ich hoffe es passt in diesem Thread, sonst poste ich woanders.

  • Es ist aber schwierig, wenn der Hund den Reiz als deutlich spannender empfindet als das beste Futter oder Spielzeug.

    Wenn die Belohnung eben sein muss, dass sie schauen darf oder mal ein Stück weit eine Spur verfolgen darf.

    Ich bin ja auch Halter zweier Nordischer Hunde. Früher hab ich das auch immer gesagt, dass es ja für diese Hunde nichts spannender gibt als Wild selbst. Nun mache ich seit einem Jahr intensiv mit einem AJT und es funktioniert. Und zwar deswegen weil man mit vielen kleinen Puzzleteilen arbeitet und der Hund später gar nicht mehr groß überlegt wenn er den Pfiff hört. Das heißt es muss gar nichts sein was höher wertig ist, aber etwas dass seinen Bedürfnissen entspricht.

    Und für den Hund ist es viel Stressfreier wenn er nicht einfach losknallt und nicht weiß wie er sich danach wieder runter fahren kann. Allein das ist ein riesen Pluspunkt fürs Training, egal ob man darauf hin arbeitet den Hund mal ohne Leine laufen lassen zu können.

  • Ich habe aber kein Problem zu schauen ob wild unterwegs ist, zu 99% seh ich es eh vor den Hunden weil die eigentlich kaum scannend unterwegs sind.


    Ich hatte das letztens erst..


    Sind an einem brachliegenden Feld vorbei gelaufen und ich war mir bei dem unruhigen Untergrund nicht sicher, ob das ein Reh ist oder ein Baumstamm. War noch etwa 50 m weg.

    Hunde schnüffeln entspannt ein Stück vor mir.


    Ares hebt den Kopf, schaut Richtung Baumstamm/Reh, dreht um und kommt zu mir.

    In dem Moment läuft das Reh los in den Wald. |)


    Ares sieht das einfach besser als ich :lol:

    Daher ist er mein Wildradar. =)

  • Ich bin ja auch Halter zweier Nordischer Hunde. Früher hab ich das auch immer gesagt, dass es ja für diese Hunde nichts spannender gibt als Wild selbst. Nun mache ich seit einem Jahr intensiv mit einem AJT und es funktioniert. Und zwar deswegen weil man mit vielen kleinen Puzzleteilen arbeitet und der Hund später gar nicht mehr groß überlegt wenn er den Pfiff hört. Das heißt es muss gar nichts sein was höher wertig ist, aber etwas dass seinen Bedürfnissen entspricht.

    Und für den Hund ist es viel Stressfreier wenn er nicht einfach losknallt und nicht weiß wie er sich danach wieder runter fahren kann. Allein das ist ein riesen Pluspunkt fürs Training, egal ob man darauf hin arbeitet den Hund mal ohne Leine laufen lassen zu können.

    Was genau machst du denn? Was nutzt du für Belohnungen?


    Ich arbeite ja mit dem Clicker und belohne auch sehr unterschiedlich.

    Sowohl Kekse aus der Hand als auch Kekse hetzen oder suchen, eine Spur mal verfolgen oder weiter beobachten, wenn anderes nicht möglich ist.

    Spielzeug jeder Art interessiert sie so gut wie gar nicht.


    Im Moment ist es schwierig, weil sie die Kekse plötzlich nicht mehr so gerne mag.


    Ich könnte mal ein Rennspiel mit mir versuchen.

    Und ich könnte mit deutlich besser Belohnung (Bockwurst, Leberwurst) versuchen zu arbeiten.

    Beides habe ich bisher nicht gemacht, da ich das Gefühl hatte, dass unsere Fortschritte ganz ok waren. Aber durch den Umzug stagniert es jetzt und sie lässt sich deutlich schwieriger belohnen als zuvor…

  • Hier ist Freilauf und „Freiheit“ nicht das Endziel. Mein Hund dürfte im Freilauf nicht mehr, als an der 10 Meter Flexi. Was soll der denn mehr dürfen, außer, dass der Radius größer ist? Was für uns nicht infrage kommt, aus Gründen.

  • Immer wieder unterschätzte Belohnung: ein ehrlich gemeintes Lob und Freude darüber, was der Hund für sich erreicht hat, danach wird hier dann eigentlich auch immer ein Leckerli eingefordert. Und ja, ich freue mich auch ehrlich für meinen Hund, wenn der nach längerer Zeit endlich wieder eine Spitzmaus gefangen hat. Nicht, weil ich es toll finde, daß die Maus tot ist, sondern weil das aus Hundesicht wirklich ein Erfolgserlebnis ist (und verhindern könnte ich es eh nicht, ohne ständig am Hund rum zu zerren, weil da vielleicht eine Maus sein könnte).

  • Ganz interessant, wie individuell die Wünsche an den Hund sind bezüglich jagen bzw nicht jagen.

    Warum redet ihr immer von vorstehenden Hunden?

    Beim Gucken? Am Reh? Nichts davon ist vorstehen……

    Das habe ich mich auch gefragt. Richtiges Vorstehen finde ich ganz toll, eben weil mir das Zeit gibt zu reagieren. Habe aber auch einen Vorstehhundmischling mit ordentlich Jagdtrieb und mir war immer klar, dass ich zufrieden bin, wenn er ansprechbar ist und damit kontrollierbar.


    Der Hund hat gelernt auf Wegen zu bleiben, runter geht es nur mit mir zusammen und er muss dann in engem Radius bleiben. Solange er ansprechbar bleibt, darf er durchaus auch mal einer Spur folgen (allerdings nur auf Wegen und nach ausdrücklicher Erlaubnis von mir), stöbern (nach Wild, nach Trüffel ist es je nach Ort erlaubt bzw erwünscht), hetzen und auch Mäuse buddeln sind aber aus verschiedensten Gründen tabu.


    Spannend finde ich auch die Frage warum man denn überhaupt mit dem Hund spazieren geht (also abgesehen davon, dass er sich lösen kann und er halt etwas Bewegung bekommt). Ganz oft kommt da dann ja, damit der Hund Hundedinge machen kann. Wenn ich meinen Hund fragen würde, wäre jagen gehen ganz klar so ein Hundeding, Damenwelt abchecken auch, Revier kontrollieren z. B ist für ihn hingegen komplett uninteressant.

    Die Jagdverhaltenskette beginnt nunmal schon beim Orientieren und Ausschauhalten und in der Natur zeigt dies mein Hund bei so ziemlich jedem Spaziergang, er ist im Prinzip permanent am schnuppern (in Siedlungsnähe vermehrt nach anderen Hunden, in der Natur dann auch nach anderen Tieren) oder rumschauen. Finde das total faszinierend ihm dabei zuzuschauen, wie er in seine Geruchswelt abtaucht und solange er sich nicht reinsteigert und ansprechbar bleibt ist das hier erlaubt. Einmal lief er wirklich einen kompletten Spaziergang von Anfang bis Ende direkt bei mir und hat sich kaum für seine Umwelt interessiert. Solches Verhalten kenne ich von doch einigen Hunden, für mich sieht das dann irgendwie oft recht lustlos aus, wie sie neben oder hinter ihrem Halter herlatschen. Damals war ich aber noch am selben Abend beim TA (der Spaziergang alleine war nicht der Auslöser, aber anhand weiterer Dinge war mir klar der Hund ist krank und hat Schmerzen).


    Gerade auf unseren oft gegangenen Strecken hat er sich quasi jede Stelle gemerkt, an der er mal Wild gesehen hat und dorthin wird dann auch jedes Mal ganz aufmerksam geschaut, aber selbst wenn da dann wieder ein Reh steht, wird inzwischen nichtmehr kopflos losgerannt, sondern ich kann ihn ranrufen.

    Er kann (inzwischen) sehr oft ohne Leine laufen, dreht beim Schnuppern und Ausschauhalten normalerweise nicht hoch (für mich wirkt das halt wie interessiert die Umgebung wahrnehmen und nicht manisch einen "Kickauslöser" suchen, reinsteigern ist verboten und wird von mir sofort abgebrochen ) und ist zuhause sehr ausgeglichen und hat halt auch einen wirklichen Job der seiner Veranlagung sehr entgegen kommt.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es irgendwie hingekriegt hätte, dass er (Vizsla, Beagle, DJT Mix) Wild irgendwann komplett langweilig findet und für mich fühlt sich unser Weg in Ordnung an, auch wenn das echt viel Zeit in Anspruch genommen hat bzw noch nimmt. Gedankenverloren durch den Wald bummeln mit Hund im Freilauf funktioniert hier aber tatsächlich nicht, wenn er was entdeckt, er dann Kontakt aufnimmt zu mir (macht er schon sehr oft von sich aus) und ich nicht rechtzeitig reagiere, würde er hetzen oder stöbern anfangen. Finde das aber nicht schlimm, ich habe in der Natur sehr gerne meine Aufmerksamkeit beim Hund, habe dadurch schon sehr viel entdecken können, was mir ohne einen jagdlich ambitionierten Hund verborgen geblieben wäre.

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