ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde
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Wir hatten grad ein meeeega Jagd-Erfolgs-Erlebnis.
Brix ist ja eine kleine Jagd-Sau - was wir übers Vorstehen aber ziemlich gut im Griff haben (er geht auf Spur und Sicht). Für den Notfall gibts einen positiv aufgebauten Rückruf und ein aversiv abgesichtertes Platz - was ich aber beides eigentlich zu vermeiden versuche.
Wir sind grad im Urlaub und hier ist es sehr sehr wildreich und wir haben die letzten Tage schon viel mit clickern vom Vorstehen verbracht beim Gassi - weil er ca. alle 10m gespannt in den Wald starrt.
Eben gehen wir am Waldstückle lang und kommen in Richtung der großen Wiese die am Ende des Stückchens rechts abgeht. Brix ca. 10m vor mir, starrt gebannt auf das Wiesenstückchen, hebt die Pfote. Ich denk mir nichts weiter bei, geb unser Vorsteh-Kommando und marker das Vorstehen. Merke aber auch, dass er sich nicht so recht drauf einlassen kann, weil er sich normalerweise spätestens nach dem zweiten Marker umdreht.
Als ich dann auf einer Höhe bei ihm war, seh ich wie ca. zehn Rehe quer über die Wiese in Richtung Wald laufen und grad darin verschwinden. Ich hab dann fleißig weiter gemarkert und als er sich umgedreht hat gabs eine riiiiesen Party.
Braves kleines Zwergle <3
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Hey zusammen, ich hab ja schon laaange nichts mehr geschrieben. Mit Sheela kamen wir jetzt so eine lange Zeit kein Stückchen weiter, dass ich wirklich verzweifelt war und gemerkt hab, dass ich garnicht mehr richtig trainieren kann, weil ich schon genervt und gefrustet aus der Tür rausgehe. Hab deswegen jetzt wochenlang einfach garnichts trainiert und draussen kaum mit ihr gesprochen um es nicht noch schlimmer zu machen. Ich dachte schon sie ist der erste Hund, dem ich nicht gerecht werden kann. Sie lernt wahnsinnig schnell und ich wusste, dass es an mir liegt und nicht an ihr
Vor drei Wochen sind wir dann wieder voll ins Training eingestiegen... Mind. 2-3 Stunden Schlepp am Tag, Leckerlies, Lieblingsspielzeug, einfach das volle Programm... wer hätte gedacht, dass Madame völlig überrascht ist von Trainingsreiz 0 auf 300
Sie hatte vorher draußen ja nichtmal gespielt vor lauter Aufregung. Jetzt gibts keine "normalen" Spaziergänge mehr, sondern nur noch "Trainingseinheiten". Und siehe da... letzte Woche flitzt ein Eichhörnchen über die Wiese, Sheela fixiert, kommt zwar nicht auf Rückruf, rast aber auch nicht gleich hinterher wie sonst, sondern bleibt zumindest stehen.
Der Rückruf bei einer Fährte funktioniert schon zu mehr als 50 %... Am Wochenende hatten wir mehrere Hasenbegegnungen, ihre Lieblingsbeute, bei der sie sofort lossprintet und auf garnichts mehr reagiert. Jetzt gibts ein paar verhaltene Hüpfer Richtung Mümmelmann und auf Rückruf kommt sie schnell zurück - inzwischen auch ohne Leckerlie.
Katzen sind noch seeehr verlockend und Madame erstarrt in Sekunden zu Stein, aber sie nimmt mich schon wahr und war gestern zum ersten mal auch hier abrufbar, wenn auch nur verhalten.Gestern Abend auf der Nachtrunde unsere erste Igelbegegnung... Igel rennt am Feldrand entlang, Sheela und ich 5 Meter hintendran. Sie fixiert, bleibt aber im Fuß - Igel bleibt stehen, ich warte auf Blickkontakt, lass sie dann schnuppern. Sie ist ganz vorsichtig - lässt den Igel nach zwei Sekunden in Ruhe, läuft um ihn rum - und setzt ihm einen Haufen vor die Nase
Zwei Minuten später auf der anderen Wegseite ein zweiter Igel, Sheela sieht ihn, läuft ganz ruhig hin, schnuppert und läuft weiter... hach, wie schönIch schlaf zwar nur noch maximal 5 Stunden pro Nacht die letzten Wochen, um zeitlich alles unter einen Hut zu bringen und möglichst viel trainieren zu können, aber es lohnt sich sowas von! So kann´s weitergehen!
@Brizo @Theobroma freut mich, dass es bei euch so gut vorangeht! Nach positiven Anti-Jagd-Erlebnissen hat man ja gleich gute Laune für die nächsten zwei Tage (oder eben bis zum nächsten Mist-Erlebnis
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Also ist jetzt das Konzept vom Jagdjunkie zum Beschäfitgungsjunkie umzmodeln?
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Naja, das kommt drauf an, was man unter Beschäftigung versteht. Ich versteh dich jetzt so, dass ich den Hund so zuschütte mit irgendwelchem Zeug, dass er garnicht mehr weiß was los ist und überfordert ist. Das soll es natürlich nicht sein. Das Ziel ist draußen einen entspannten und abrufbaren Hund zu haben, der sich an mir orientiert. Mit purer Action und Halligalli funktioniert das nicht.
Zu Hause ist absolute Ruhe und Erholung angesagt. Und draußen beschäftige ich sie, solange es funktioniert. Wenn ich merke, dass sie wegen irgendwas hochdreht, oder es zuviel wird und sie unkonzentriert wird, breche ich auch ab und es geht nach Hause zum schlafen ins Körbchen. Sonst macht es ja keinen Sinn. Aber sie orientiert sich draußen immer mehr an mir und solange wir beide Spaß dabei haben, nutze ich das aus und trainiere natürlich auch. Mit Training meine ich nicht nur Action pur und Spielzeug werfen etc. (das gibt´s eh nur zwischendrin zum Auflockern), sondern auch mal einfach am Feldrand zusammen sitzen, nichts tun und Entspannung draußen lernen, Blickkontakt aufnehmen usw. - das konnte sie bis vor kurzem nämlich null komma garnicht. Mir geht´s mehr um Konzentration. Seit sie aber ausgelastet ist, klappt das immer besser. Und da geht es auch nie schnell. Die meiste Zeit kommen wir eh fast kaum vom Fleck und brauchen für 1 km zwei Stunden durch gefühlte 800 Richtungswechsel
Ich hatte mir früher einfach zu wenig Zeit genommen und stand immer unter Druck, da brauch ich mich nicht wundern, wenn mein Hund mir es nachmacht und am Ende beide frustriert sind, weil ich meine, dass alles sofort zu funktionieren hat. Ich bin selbstständig im Außendienst und lege mir die Termine jetzt immer so, dass ich ausreichend Zeit für das Mäuschen habe und wenn es bei ihr dann eben ein bisschen länger dauert, bis sie sich draußen entspannt, ist das eben so. Ich bin entspannter durch weniger Zeitdruck und sie dadurch logischerweise auch.
Meinstest du das so, oder hab ich´s falsch verstanden?
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Mein Freund kam gestern abend von der Gute-Nacht-Runde zurück und war völlig aufgedreht, weil er Sheela wohl an der Schlepp hatte (das macht er ungern, weil er sich oft unsicher ist), die kleine Rakete einen flüchtenden Hasen gesehen und sofort zum Sprint angesetzt hat und nach lautem, deutlichem Kommando aber schnurstracks umdrehte und zu ihm zurückkam. Ich glaub er hat ihr den gesamten Leckerliebeutel übergeschüttet
Es war wahnsinnig schön beide so gut gelaunt zu Hause ankommen zu sehen und hey... das erste Mal geglückter Abbruch mitten in der Jagd... JIPIIIIEEEHHH!!!
Vor einem viertel Jahr hätte ich das nie für möglich gehalten.
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Damit ihr mal alle wisst, wie es bei so richtig krass hardcore trainierenden Antijagdlern aussieht:
1) Mit dem Hund gemeinsam jagen: kein Problem! Zeig ich ihm halt die Wildwechsel, ich muss mich dafür nur sprintend vor ihn bewegen und auf niedergetrampeltes Gras zeigen. Ich sprinte und zeige. Caspar guckt fragend. Ich zeige weiter und rufe begeistert "riech, riech!", die Beute muss schließlich vor kurzem hier lang gelaufen sein. Caspar guckt immer noch fragend, schnüffelt aber mal aus Höflichkeit. Seinem Blick nach zu deuten ist hier wirklich vor kurzen etwas vorbeigelaufen - sofern man kurz als Lebensspanne eines Felsbrockens definiert. Caspar ist etwas geknickt darüber, mit so einer schlechten Jagdpartnerin zusammenleben zu müssen, besinnt sich aber meiner sonstigen liebenswertigen Eigenschaften und geht weiterhin mit mir raus.
2) Mit dem Hund gemeinsam jagen II: Die frische Spur: Heute habe ich sie - die perfekte frische Spur. Das Gras abgeknickt, man kann die Verletzungen des Grünzeugs quasi noch riechen. Begeistert zeige ich auf den Durchlass, der Hund soll riechen und sich an meinem Jagdgeschick erfreuen. Herr Hund riecht aber nicht, sondern guckt nur. Es muss an der mangelnden Motivation meinerseits liegen, anders kann ich es mir nicht erklären. Also noch eine Schüppe drauf, ich feiere den kleinen Trampelpfad. Caspar guckt fragend, riecht aber immer noch nicht an der tollen Spur. Mittlerweile tanze ich vor Begeisterung fast um den Durchgang, doch der Hund, er will nicht. Er guckt halt lieber durch den Zaun. Auf einmal tönt die Stimme meiner Gassibegleitung: "Ähm, Nadine....guck mal hoch...". Tatsache, stehen da hintern Zaun drei Rehe und gucken mir beim Fährtentanz zu. Ein viertes kugelt lachend durchs Gras.
Caspar fügt der Liste meiner Jagdschwächen noch offensichtliche Blindheit hinzu, mitleidig gestützt durch die zwei Terrier ziehe ich von dannen.
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Danke für den herzlichen Lacher, bevor ich mich ins Bett verziehe!
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Super geschrieben!!!!! Sehr gelacht
Wir haben ja auch mal an einem Anti-Jagd Seminar teilgenommen. Dort wurde eine Hasenzugmaschine auf einem Waldweg aufgebaut. Wir sollten die Hunde gemeinsam ableinen und der 'Hase' fing an zu zappeln. Unser Rüde hat in einer zehntel Sekunde gemerkt, dass der Hase nicht echt ist und ist sofort nach rechts in den Wald abgebogen, um sich einen echten Hasen zu suchen.
Die Hündin ging dem Gerät auf den Leim, hat den Kunsthasen aber bekommen und in Endgeschwindigkeit zu mir zurück apportiert. Die Trainer fingen an zu schreien und zu winken, damit ich ihr entgegen renne, sonst wäre die ganze Maschine zerstört gewesen.
Die Gruppe fühlte sich bestens unterhalten
Das Ganze war auch für das Trainerteam ziemlich überraschend und wir mussten für den Rest des Seminares eigentlich nur noch als Negativ-Beispiel herhalten
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Das Ganze war auch für das Trainerteam ziemlich überraschend und wir mussten für den Rest des Seminares eigentlich nur noch als Negativ-Beispiel herhalten
Ich hoffe doch, du hast dein Geld fürs Seminar zurück bekommen...
Spricht ja nicht gerade für die Kompetenz der Trainer.Mangels Trainingsgelegenheit kann ich derzeit keine Fortschritte vermelden. An der Schlepp läuft es gut, ohne auf bekannten Wegen auch. Wenn alle heilige Zeiten mal ein Eichhörnchen auftaucht, ist er "mal kurz weg".
Nun ja, wir bleiben dran und hoffen, dass die Zeit hier auch ein wenig hilft.
Immerhin musste er vorgestern Wildgeruch aushalten. Wir haben Freunde im Garten besucht und ich wusste nicht, dass die Hasen haben. Felix hat die leider vor mir im Auslauf entdeckt und ist drauf los... ein Hase sprang raus... ich verschone euch mit den Details - aber es haben alle überlebt. Nachdem die Hasen dann im Stall waren, musste Felix neben mir bleiben, angeleint versteht sich. Nach 1,5 Stunden fiepen, aufspringen, in die Leine hängen, um zum Stall zu kommen, hat er aufgegeben und sich hingelegt. Dann sind wir gegangen. Das sollten wir öfter üben, nur fehlt uns die Gelegenheit. -
Ich gesell mich hier auch mal dazu...Willi hat schon große Fortschritte gemacht, ab einem Alter von so 7 Monaten stand er bei jeder Vogel- oder irgendwas -sichtung vollkommen hysterisch in der Leine. Wir haben viel "ruhig gucken und dann umorientieren" geübt, das klappt mittlerweile gut. Er knallt auch nicht mehr oft in die Schlepp und orientiert sich gut an mir.
Der Schlüssel zum Erfolg war glaube ich, dass wir jetzt mehrere Monate draußen mehr Pause als sonst irgendwas gemacht haben, und ich ihn sofort an die kurze Leine nehme, wenn er beginnt sich hochzuschrauben.
ABER gestern hat er mir sehr deutlich mehrfach folgende Verhaltenskette gezeigt: er sieht einen Vogel, kommt zu mir, holt sich eine Belohnung ab, und knallt mit Anlauf in die Schlepp Richtung Vogel, als ich grad weitergehen will
Schlauberger...
Würdet ihr dieses zweite Durchstarten versuchen abzubrechen, oder einfach später belohnen? Ich tendiere eher zu Letzterem, aber im Prinzip kann er ja auch noch zurückrennen, wenn wir schon 20m weiter sind -
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