ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Zitat

    Es eröffnet sich mir gerade eine neue Dimension. Gibt es denn Hundehalter, die ihren Hunden NICHTS verwehren?

    Gar nichts verwehren gibt es glaube ich wirklich selten. Aber ich glaube schon, dass es eine Schwäche von uns Menschen ist, emotional näher am Hund zu sein, als es unseren Zielen gut tut und wir so manches mal von der Hartnäckigkeit und Herzlosigkeit unserer Hunde lernen könnten (und ich kenne kaum jemanden, den ich da ausnehmen würde, mich selbst eingeschlossen).

    Viele Grüße
    Frank

  • Mir ist grad "schummerig" geworden, bei dem Gedanken ich dürfte meinm geliebten Jungspund heute kein Abendmahl servieren...
    Das wäre jetzt nicht so schlimm, wenn die andern auch keins bekommen...Aber nur der "KLEINE" nicht :D

    GRAUSAM...."schüttel"....ich denke jetzt schnell an was anderes ;)

  • Wie schön, da wurde ja schon ganz viel beschrieben, was ich sonst auch beschrieben hätte. Genau solches "Verzichten lernen" im Alltag meine ich. Die anderen rennen rum? Wir machen einen schönen Spaziergang Seite an Seite. Die andere fressen? Du halt grad mal nicht. Wobei das keine Tyrannei sein soll - ich nehme mir nicht gezielt vor, dem Hund jetzt mal "das und das" zu verbieten - das Leben bietet die Situationen sehr mannigfaltig - man muss nur die Augen aufmachen und sich dessen bewusst sein. Der Punkt ist, dass man das dann auch ernst meinen kann - ich finde gestellte Situationen nur bedingt geeignet, denn es hängt für den Hund auch viel davon ab, ob man das, was man da zum Ausdruck bringt, auch wirklich meint oder ob uns nur der Verstand gerade sagt "das muss ich jetzt mal üben".

    Aber dadurch, das im Alltag zu leben, stehe ich mit dem Hund auch viel intensiver im Gespräch und genau darum geht es. Dann hab ich nämlich einen ansprechbaren Hund, der es kennt aus seinem total normalen Leben, dass ich Entscheidungen treffe, die er anders getroffen hätte. Und was bei den "Kleinigkeiten" (die einfach besser kontrollierbar sind vom Menschen) wie Artgenossen, Futter, Menschen, Spielzeuge etc pp dann schon längst akzeptiert ist, wird auch am Wild viel besser akzeptiert. Das Gespräch "Du, da ist was das will ich" "Ja, hab ich verstanden, geht aber jetzt nicht" ist in unterschiedlicher Wichtigkeit für den Hund nämlich überall drauf übertragbar.

    Edit: Als ich Pepe bekommen habe, habe ich wirklich rein intuitiv gehandelt. Es hat hervorragend funktioniert - am Anfang war er ein traumatisierts, hysterisches, unterernährtes Kerlchen, der sich in Anwesenheit von Menschen nicht gelöst hat - nach nem Jahr ne coole Socke, der 100% alltagstauglich war - er konnte wirklich überall mit, sogar in den Rucksack wenn ich Roller gefahren bin und es hat ihn nicht gekratzt. Er hatte bis er Senior war keine Leine mehr dran. Meine Intuition hab ich mir aber angefangen "kaputt" zu machen, als ich angefangen habe, mich mit dem Thema Hund auseinanderzusetzen, weil plötzlich totale Theoriegebilde aufgetaucht sind. Seit dem ist es auch wieder Lernen - kleinschrittig und mit Versuch und Irrtum. Zum Glück kann ich vieles jetzt wieder aus dem Bauch raus machen.

  • Oh ihr habt so tolle Sachen geschrieben bei denen ich grade über mich selbst schmunzeln musste:

    Beispiel:
    Ich laufe mit meinen beiden Hunden. Beide offline. Fjari läuft brav neben mit (immer in der Hoffnung es fällt ein Leckerlie runter). Ich habe aber gar nicht gesagt, dass er bei mir laufen soll. Jess läuft vorne weg - ich pfeife - sie kommt angerannt und ich belohne sie und freue mich ... und der Fjari, ja, der bekommt natürlich auch ein Leckerlie :roll: der kann doch nicht leer ausgehen :hust: Da denke ich manchmal selber in dem Moment: Warum bekommt er eigentlich etwas??? :???:

    Bei mir ist es so, dass ich glaube ich oft Dinge vermeide, weil sie anstrengend sind. Zum Beispiel ist Jess ganz schlecht darin leinenführig zu laufen. Da sie straßensicher ist, darf sie total oft offline laufen.

    Danke für eure Anregungen! Es ist doch immer wieder schön, zwischendurch seine eigenen Handlungen überdenken zu können, weil jemand einen guten Anstoß gibt!

  • Also das finde ich jetzt fast ein bisschen zu einfach. Mein Hund ist damit aufgewachsen, dass alles "Gute" über mich läuft und dass es eben auch mal was nicht gibt.
    Deswegen fragt er mich trotzdem vorher nicht, ob er dem Reh hinterher darf...

  • Zitat

    Also das finde ich jetzt fast ein bisschen zu einfach. Mein Hund ist damit aufgewachsen, dass alles "Gute" über mich läuft und dass es eben auch mal was nicht gibt.
    Deswegen fragt er mich trotzdem vorher nicht, ob er dem Reh hinterher darf...


    Ich finde auch, dass das eine Simplifizierung ist, die sich sicher nicht auf alle Hunde übertragen lässt. Denn es würde bedeuten, dass der Hund es aufgegeben hat, eigene Entscheidungen zu fällen. In den meisten Fällen braucht es da noch eine ordentliche Portion Gehorsam dazu, der dann greift, wenn der Hund andere Ideen hat als der Halter.

  • Zitat

    Also das finde ich jetzt fast ein bisschen zu einfach. Mein Hund ist damit aufgewachsen, dass alles "Gute" über mich läuft und dass es eben auch mal was nicht gibt.
    Deswegen fragt er mich trotzdem vorher nicht, ob er dem Reh hinterher darf...


    fragt er dich denn bei Hunden, Menschen, Katzen, dem Steak in der Küche, dem Fressen, ...?

  • Natürlich ist es runtergebrochen - zumindest von meiner Seite - auf den Kern des Ganzen, aber es ist die Basis.

    Aber da alle Gespräche mit Hunden total individuell sind und in der Umsetzung bei mir auch immer unterschiedlich aussehen, kann ich da kein allgemeingültiges Patentrezept niederschreiben - ich finde, Schablonen passen nie. Und es besteht ja auch aus mehr, als nur aus Verboten. Eine Beziehung zum Hund (wie zum Mensch) beinhaltet ja auch noch eine Menge anderer sozialer und emotionaler Komponenten. Darum ist es von mir aus auf das best mögliche "Allgemeinkonstrukt" runtergebrochen.

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