Die Über-Umsorgung

  • Hallo

    Bei aufmerksamem Studium der Threads der letzten
    Monate, habe ich festgestellt, dass meiner Meinung
    nach das Pendel von der,
    früher häufigen und
    unbedingt abzulehnenden Vernachlässigung
    vieler Hunde,
    zu einer mitunter eigenartig anmutenden übertriebenen Fürsorge
    geschwungen ist.

    Laufend liest man Bedenken einen Hund zu waschen, überhaupt nass werden zu lassen, ihn zu überfordern oder,
    noch häufiger,
    ihn zu unterfordern.
    Das Thema draussen schlafen,
    was Hunde nicht Jahrhunderte sondern Jahrtausende lang
    überlebt haben,
    erregt immer wieder die Gemüter
    und generell muss ich feststellen,
    dass ich mir so viele Gedanken gar nicht mache.
    Wenn ich mal keine Zeit oder keine Lust habe,
    irgendwelchen Firlefanz mit dem Clown anzustellen,
    dann leide ich nicht unter einem schlechten Gewissen und
    wenn der Kasper mal eine halbe Stunde am Reitplatz bei 3 Grad
    im Dreck gelegen hat, ist er auch nicht krank geworden
    oder war unglücklich.

    Was denkt Ihr,
    geht die ganz entspannte Hundehaltung zurück?

    Viele Grüße

  • Hallo,

    wie schön d. wir da nicht alleine sind :roll: .

    Manchmal haben wir gar nicht die Zeit für solche Gedanken und wir fragen uns auch warum.

    Die Situation :

    beide selbständig, wir sprechen Termine ab und der Hund ist im Moment so gut wie immer dabei. Wir haben schon seit Juli unser Leben um ihn herum aufgebaut, keine Frage. Aber wenn er in meinem Büro ist (extern) dann weiß er d. die Welt anders ist als wenn sein Herrchen im Büro ( innerhalb d. Wohnung) ist. Er kennt nix anderes und kann auch sehr gut damit leben. Er fährt vom ersten Tag an Auto und zwar ohne Probleme und er muß sich auch mal alleine beschäftigen, keiner kann den ganzen Tag Hundeentertainment betreiben. Schön d. es bei anderen Haltern auch so ist.

  • Ich denke, Du hast mit dem Begriff "Pendel" schon den Nagel auf den Kopf getroffen.

    Da man lange Zeit erstaunlich wenig über Hunde wußte - also wissenschaftlich fundierte Kenntnisse, nicht überliefertes Wissen - hat man sich entsprechend unwissend und gleichgültig verhalten.

    Nun wurde und wird das mit der Forschung gerade nachgeholt, dies hat auch einen Boom in der Tierzubehör-Industrie ausgelöst, ebenso in der Trainingsszene - und alle versuchen sich möglichst auf dem neuesten Stand zu halten.

    Irgendwann ebbt diese Phase der neuen Forschungsergebnisse wieder ab, und dann pendelt sich auch die ganze Haltungs- und Trainingsszene ein.

    *irgendwieimmerguterhoffungist*

  • Naja, zum Thema Unterforderung sollte man bedenken, dass "jahrhundertelang" Hunde i.d.R für irgendeine Aufgabe gezüchtet und gehalten wurden. War der Jagd- oder Hütehund alt oder krank, wurde er meist getötet. Somit stellte da die Frage einer Unterforderung wohl eher selten. Heute wird die Mehrzahl der Hunde als Familienhund gehalten, Beschäftigung oder auch nur ausreichend Bewegung gibt es in vielen Fällen nicht. Gerade hochspezialisierte Hunderassen werden unter solchen Haltungsbedingungen oft zu schlimmen Problemfällen, die sich ganz schnell im Tierheim wiederfinden. Mit "Hundeentertainment" hat eine vernünftige Auslastung nichts zu tun.
    Und was das Waschen angeht, so sehe ich einen grossen Unterschied darin, ob die Fellwurst einfach draussen nass wird oder ständig mit Shampoo u.ä. traktiert wird.
    Unser letzter Hund hatte einen dicken Pelz, der schlief gerne und häufig draussen, lag auch gerne im Schnee, ohne dass das jemals Probleme gegeben hätte. Nun haben wir einen Wuff, der ein sehr kurzes Fell und keine Unterwolle hat, der schläft drin und liegt auch nicht lange im Schnee, weil er einfach schnell friert.
    Extreme wird es immer geben, aber ich bin schon der Meinung, dass ein Hund als Lebewesen einen Anspruch darauf hat, dass ich als sein Halter ihm ein einigermassen vernünftiges Dasein biete. Deshalb mache ich mir viele Gedanken, denn je besser es meiner Fellwurst geht, desto entspannter bin ich.
    Gruss
    Joe

  • Das, was du da beschreibst, fällt mir auch immer wieder auf:

    Hund bekommt mal einen Tag nur 2 statt 4 Spaziergänge: man hat ein schlechtes Gewissen
    Hund muss mal länger als 4 Stunden alleine bleiben: Man hat ein schlechtes Gewissen
    Hund bekommt mal keine Trainingseinheiten weil Herr-/Frauchen krank darniederliegt: man macht sich Vorwürfe

    und noch schlimmer:

    die ganzen Vorwürfe und das schlechte Gewissen macht man auch anderen!

    Ich für meinen Teil bin froh, wenn ich dann mal wieder entspannt mit meiner Freundin und ihren 2 Hunden spazieren gehen kann und wenn ich dann mal ein schlechtes Gewissen äussere, weil meine beiden Kinder das Bett hüten müssen und der Hund mal 2 Tage nur "nebenher" läuft, dann sagt sie immer lapidar:

    Dein Hund ist doch Familienmitglied oder? Und in einer Familie muss man sich auch mal nach den anderen richten. Also wenn du mal keine Zeit hast oder sonstwas, dann ist das völlig ok für den Hund. Sie passt sich euch an und wenn du dann mal wieder mehr zeit hast, dann gleicht sich das auch wieder aus.

    Und ich finde, sie hat Recht. Teilweise wird um die Hunde mehr "Geschiss" gemacht als um jedes andere Familienmitglied. Das ist doch eigentlich völliger Schwachsinn, denn der Hund lebt doch MIT uns, und nicht wir FÜR den Hund :-)

  • du sprichst mir aus der seele. genauso geht es mir und ich mache mir häufig vorwürfe. dabei geht es meinen hunden wirklich gut. wenn es manchem mensch so gut ginge wie es unseren hunden ginge (ich rede nicht von vernachlässigten hunden, sondern den hunden hier im forum), wäre die welt deutlich besser.

  • Naja...ich zähle wohl zu den Leuten, die nicht ganz so entspannt sind.

    Pepper darf nicht ins Wasser oder lange rumliegen, weil ihr Immunsystem eh hin ist. Lee muß ausgelastet werden, weil sie es sonst selber macht. Und das heißt bei ihr Menschen angehen. Und Pepper geht jagen, wenn sie nichts tun darf/kann. Ich muß schauen was sie frisst, weil wir uns sonst die nacht um die Ohren schlagen.

    Trotzdem würde ich nicht sagen, ich pack die 2 in Watte o.ä. :nixweiss: Es kommt immer auf den Hund und seine Geschichte an...

  • Hallo redbumper!

    Anhand von dem, was man hier im Forum liest, habe ich den Eindruck, dass man sich um das Wohl und Leid der Hund weit mehr Gedanken macht, als um das Wohl und Leid von Kindern. Ich würde Dir daher voll und ganz Recht geben.

    Allerdings ist das mal nur eine Beurteilung des geschriebenen Wortes und ich kann mir durchaus vorstellen, dass dann doch noch mal ein Unterschied zwischen dem Geschriebenen und der praktizierten Realität besteht.

    Ich denke aber auch, dass diese Phänomen ein Stück weit der Forenszene geschuldet ist. Heute kann man halt auch gleich jedes noch so kleine Quäkelchen in der Öffentlichkeit diskutieren, was das Problem dann recht schnell schwergewichtiger erscheinen läßt, als es tatsächlich ist.

    Gruß,
    Martin

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