Wie viel "hinten über fallen" ist noch ok?

  • Ich hatte bspw schon eingefilzte tote Flöhe, eingefilzte Scheiße, eitrig eingewachsene Krallen, eigentlich weiße Hunde die gelb verfärbt waren und bis zum Himmel nach Aschenbecher stinken, Filzmatten übern ganzen Körper mit heftig entzündeter Haut drunter...

    Und andere haben sogar schon Maden oä gesehen...

    Da ist es aber schon tierschutzrelevent, also das wären eindeutig Punkte, bei denen ich beim Veterinäramt anrufen würde.

    Das habe ich mir am Anfang auch sehr romantisch vorgestellt...

    Einen Hund mit sichtlichem Beschwerden zu haben, dass dem Veterinäramt zu melden und die kümmern sich dann und dem Hund wird es danach besser gehen.

    Auf den Boden der Tatsachen hat mich dann geholt, dass ich einen Fall von Madenbefall melden wollte und die Antwort am Telefon war "Und was sollen wir da jetzt machen? Die waren ja beim Hundefriseur" und ich rede hier von faustgroßen Löchern im Hund, und so vielen Maden, das man die schon gehört hat.

    Niemand weiß, wie er in Ausnahmesituationen reagieren würde, solange er sich nicht genau in dieser befindet.

    Deswegen ja dieser Thread. Für andere Sichtweisen und Gedanken und zum über den Tellerrand hinausblicken.

    Wieviel Recht hat ein Mensch bei großem seelischen Leid, nicht mehr funktionieren zu können?

    Die Frage die ich mir in dem Fall eher Stelle ist... Welches Recht hat ein Mensch, nicht mehr funktionieren zu müssen, wenn andere auf ihn angewiesen sind.

    hätte mir in der Phase jemand was von Krallenschneiden und Bürsten erzählt, den hätte ich erschlagen.

    Das ist ja aber genau der Punkt, vor dem ich oft stehe. Es geht ja da nicht darum, dass der Labrador seit vier Wochen nicht gebürstet wurde und dem jetzt ein Strähnchen Unterwolle am Popo unordentlich weg steht und wo ich ein Millimeter mehr von den Krallen schneiden musste wie üblich.

    Sondern vor mir steht dann ein Hund mit 2 cm langen Krallen. Oder eben fast nackt, weil mir nichts anderes übrig blieb als ihn mit 3 mm aus dem Filz zu pellen. Beides kann in einem ähnlichen Zeitraum passieren. Der eine kann sich problemlos zwei Monate Ausfall leisten, der andere eben nicht.

    Und es sagt sich ja auch ganz leicht, dann muss eben der Nachbar oder die beste Freundin mal mit der Bürste oder der Krallenzange an... Funktioniert zum einen nicht mit jedem Hund und zum anderen hat nicht jeder das soziale Umfeld.

  • Ich frage mich halt ein bisschen wo der Thread hinführen soll. Ja, andere Sichtweisen, aber was bringen sie dir?

    Veterinäramt reagiert nicht (da würde ich mich noch mal dahinter klemmen), wann hört hinten runterfallen auf und wann fängt Vernachlässigung an- da wirst du viele verschiedene Antworten bekommen von bis und das auch noch in der DF Bubble.


    Ab wann befindet sich der Mensch in einem Ausnahmezustand- auch das ist sehr individuell.

  • Es ist eigentlich immer gleich schwierig in den Threads, wo man fragt „wo ziehst du die Grenze bei…“

    Denn das ist soooo multifaktorell (heißt das so?), das kann man gar nicht aufschreiben. Und die Realität ist dann sowieso nochmal anders…

  • Ja, andere Sichtweisen, aber was bringen sie dir?

    Sehr viel.

    Ein anderes Verständnis, andere Ansätze. Ich entwickel mich immer gern weiter.


    da würde ich mich noch mal dahinter klemmen

    Das hat keine Veränderung gebracht.

    da wirst du viele verschiedene Antworten bekommen von bis und das auch noch in der DF Bubble.

    Das ist doch genau das was ich wollte?

  • Aber wenn du sagst, dass dein Problem grundsätzlich ist, dass du dich schnell auf eine Sache versteifst und meinst, dass das dann richtig ist, dann bringt das hier doch nichts, bzw, ist nur Symptombehandlung? Du müsstest doch dann grundsätzlich offener/ toleranter werden.... dann hättest du so ein Thema nicht?

  • Andere Sichtweisen zu sehen und zu verstehen, hilft mir doch automatisch, offene und toleranter zu werden?

    Natürlich könnte ich auch einfach in meiner kleinen Bubble und bei meiner Meinung bleiben. Hilft nur weder mir, noch meiner Arbeit oder meinem Gegenüber.

  • Welches Recht hat ein Mensch, nicht mehr funktionieren zu müssen, wenn andere auf ihn angewiesen sind.

    Die Frage ist ganz schön hart, so wie du sie stellst. I mean... Ja, auch ich habe in jeder Lebenslage in der ich mich mit Ares befand immer daran gedacht ihn zu versorgen, aber man muss sich bewusst sein, dass eigenes Leid auch Leid bei anderen auslösen/hervorrufen kann. Das hat nichts mit Selbstdisziplin zu tun, oder falschen Ansichten. Das ist das gottverdammte Leben. Es ist nunmal so.

    Manche Dinge begreift man nur, wenn man selber drinnen war und wieder raus gekommen ist. Jeder trägt die Narben, die durch das pure Existieren entstehen. Der Dobermann mit der verbrannten Haut, der Schäferhund mit den gebrochenen Beinen, der Hund mit der Angststörung. Der Mensch, der als Kleinkind sexuell missbraucht wurde, oder der, der von seinen Eltern ignoriert wurde, der Rettungssanitäter, der so viele Menschen hat elendig verrecken sehen, dass er nie wieder schlafen kann, soll ich das weiter ausführen?

    Deine Frage, die, die ich da zitiert habe, scheint mir aus einem Wunschdenken heraus entstanden zu sein. Diese Welt gibt es nicht. Ich bin sogar überzeugt davon, dass, zumindest hier in DE, so gut wie jeder Hundehalter weiß, dass er Verantwortung für seinen Hund trägt. Wie er sie trägt hängt von weitaus mehr ab als Ratgebern zur korrekten Hundehaltung.

    Entweder man geht an der Grausamkeit der Realität kaputt oder lernt sie zu akzeptieren.

  • Die Fragestellung hat mich auch irritiert. Man kann ja schlecht sagen "Oh, ich darf jetzt aber nicht Krebs haben/Depressionen kriegen, weil Lebewesen XY ist von mir abhängig".

    Und joa, Plan A-D ist immer so eine Sache...es gibt genug Mensche, die dachten, da sozial gut aufgestellt zu sein. Peng, lebensverändernde Diagnose und die Menschen, von denen man meinte, man könne sich auf sie verlassen, sind plötzlich weg. Das passiert leider, ist die Realität.


    Ach so, was mir dazu noch einfiel: Ich würde nicht in einen Salon gehen wollen, wo ich Gefahr liefe, dass später Detailfotos meines Hundes auf Social Media auftauchen würden, sofern dieser nicht tierschutzrelevant vernachlässigt wäre. Denn ich hätte nicht die Nerven, mich da rechtfertigen zu müssen, warum die Krallen gerade etwas zu lang waren oder die Zähne schlecht ausschauen - denn womöglich musste ich gerade einen Schicksalsschlag überstehen, womöglich ist der nächste Tierarzttermin für Zahnsanierung bereits gemacht, womöglich fließen gerade Ressourcen in mein krankes Kind... Und nicht jeder möchte einer fremden Person Details seines persönlichen Lebens anvertrauen.

    Nochmal, ich rede nicht von tierschutzrelevanter Vernachlässigung.

  • Natürlich gibt es immense Differenzen zwischen Verwahrlosung und muss zurück stecken.

    Letzteres kann ja immer Mal sein , man ist krank , hat temporär beruflich viel Stress , Kind krank.... Nur wenn " muss halt zurück stecken/ Zeit ist knapp" der Standard ist bzw wird frag ich mich regelmäßig wozu man da einen Hund haben muss. Wenn der eh kaum Aufmerksamkeit und Bewegung erhält und halt Pflichtprogramm ist dann ist das für mich persönlich fragwürdig .

  • Das Problem ist, dass dieses Thema so komplex ist, dass man das sehr schwierig in so ein Forum diskutieren und erläutern kann.

    Man kann es vielleicht so runterbrechen:

    Nimmt man an, dass Menschen die ihr Tier Verwahrlost lassen haben, einfach schlechte Menschen denen die Tiere egal sind (und warum gehen diese dann zum Hundefriseur, Tierarzt,Trainer?)

    Oder

    Nimmt man an, dass es Menschen sind, die ihre Tiere lieben, aber durch welche Gründe auch immer nicht in der Lage waren adäquat für ihr Tier da zu sein.

    Und ich sage nicht dass die ersten nicht gibt aber sehr viele Menschen die einfach in diese Lage gekommen sind. Die sich wahnsinnig schämen und Angst haben, sich Hilfe zu suchen, weil sie eben Angst haben ihr Tier zu verlieren oder angegriffen zu werden.

    Leute zu beschämen und zu bestrafen führt eben in vielen Fällen nicht dazu dass sie dass das nie mehr machen sondern dass sie sich keine Hilfe mehr suchen.

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