Wie viel "hinten über fallen" ist noch ok?

  • So ganz verstehe ich noch nicht, worauf die Frage rausläuft

    Ich mag gerne andere Meinungen zu dem Thema hören, weil ich dazu neige, sehr schnell eine sehr feste Meinung zu haben und durchaus auch mal ins verurteilen zu rutschen. Da ich das weiß, versuche ich mir bei sowas gerne möglichst viele Meinungen und Berichte anzuhören, um meinen eigenen Standpunkt zu überdenken.

    Der TA sagt, das ist ok so/sagt nichts dazu. Ich frage mich tatsächlich, woher umfassendes Wissen und ein kritischer Blick auf den Hund eigentlich kommen soll, wenn man nicht z.B. in unserer Bubble abhängt, sondern mit durchschnittlich engagierten Leuten zu tun hat. So als Beispiel: Lilly ist mein erster Hund. Keiner von drei TA hat jemals was zu Lilly Figur gesagt, einschließlich der Orthopädin (die natürlich schon allgemein erwähnt hat, dass Gewichtskontrolle bei Arthrose wichtig ist). Als ich zu der Physio im Nebensatz sagte, Gewicht ist ja kein Problem, meinte sie nur „naja“. Und hat auf Nachfrage ausführlich erklärt, wie sich ein idealgewichtiger Hund anfühlt. Spoiler: Nicht wie Lilly zu dem Zeitpunkt. Kommentare meiner Groomerin oder von Bekannten über Lillys Gewicht hätte ich bis dahin auch nicht ernst genommen, weil, die TÄ sind ja fein mit der Situation. Ich versteh daher schon, woher der Satz kommt

    Mein wirklich ewiges Ärgernis. Und nicht nur beim Thema übergewicht, sondern auch bei vielen anderen Themen.

    Erst heute einen Kunden sehr ausdrücklich zum Augen facharzt geschickt. Wird für unnötig erachtet, weil der Dorf Tierarzt hat gesagt das Auge ist normal. Ein Bild von dem Auge erspare ich euch, aber ich kann euch sagen, dass das alles ist, aber nicht normal. Inklusive einblutungen, trüber hornhaut und seltsamen Flecken.

  • Tierschutzrelevante Vernachlässigung ist natürlich absolut nicht okay.


    Vieles andere ist aber letztlich Auslegungs- und Ermessungssache. Viele Hunden, deren Leben ich furchtbar monoton finde, leben wahrscheinlich immer noch viel besser und luxuriöser als viele andere Hunde weltweit. Der Standard der "guten Hundehaltung" verschiebt sich ständig, beispielsweise durch medizinischen Fortschritt in der Tiermedizin. Ist es ein "hinten über fallen", wenn jemand sagt, tierärztliche Basisversorgung ja und Behandlung mit zB Schmerzmitteln etc ja, aber es wird nicht wirklich alles an Diagnostik gefahren bei Problem X und Y?

    Wenn ein Hund halt einfach mitläuft, ohne gezielt beschäftigt zu werden, ohne wirklich bewusste Qualitytime?

    Ich finde Übergewicht, insbesondere massives, schrecklich bei Hunden. Und ja, irgendwo wird es da für mich auch tierschutzrelevant. ABER selbst mir ist es mal passiert, dass Jasmin vorübergehend zu dick war, weil sie die Reste von Rexis Futter fraß (der war da schon krank und wollte nicht mehr immer alles auffressen morgens)und ich zu abgelenkt war, es gleich zu bemerken. Und weniger unterwegs waren wir damals auch, da meine Mama sterbenskrank war und ich sie immer im Krankenhaus besucht habe, ihr im Alltag geholfen habe etc. Und nebenbei noch arbeiten ging... Und Rex konnte auch nicht mehr so viel raus.

    Und ja, mir haben blöde Sprüche zu Jasmins Gewicht von einer Person in meinem Umfeld dammals sehr wehgetan, denn es war ja kein Geheimnis, was da los war.

    Ich bewundere auch Leute, deren Hunde immer top gepflegt sind. Hier zieht wohl keine Scherrasse mwhe ein, mir ist das zu viel,und ich hatte es ehrlich unterschätzt, vor allem da Jasmin denkbar unkooperativ ist. Die Hundefrisörin meines Vertrauens starb bei einem Autounfall, seitdem pflege ich Jasmin selbst, so gut es geht, aber sie filzt sehr schnell und ihr Fell ist nicht immer 100% filzfrei, da bin ich ehrlich, das schaffe ich nicht. Weit entfernt von Filzplatten etc., nicht so, dass es sie beeinträchtigen würde. Dennoch gerade für den Standard eines Hundefrisörs sicher nicht gepflegt genug... isso, muss ich mit leben.


    Jasmin hat insgesamt schon weit über 20 Zähne in 3 OPs eingebüßt übrigens. Die Zähne werden bei ihr ziemlich schnell wieder unschön, obwohl ich mittlerweile auch so oft wie möglich putze. Aber raus müssen die meisten irgendwann sowieso,da die einfach kaputt und locker werden. Nur plant man sowas halt und legt den Hund nicht ständig in Narkose zur Zahnsteinentfernung. Und wenn der letzte Eingriff bei Jasmin eine Weile zurückliegt, sehen ihre Zähne halt auch nicht mehr blendend weiß aus...

    Ich glaube tatsächlich, dass meine Hunde es dennoch ziemlich gut haben. Ich bastle mein Leben sehr um sie herum, sie erleben viel, werden sehr geliebt und umsorgt.


    Wie schnell es gehen kann, das man sowohl sich selber als auch geliebten Wesen nicht mehr wirklich gerecht wird, kann man,glaube ich, nur verstehen,wenn man schon mal echt am Boden war. Bei mir geht es trotzdem weiterhin irgendwie, ich bin aber sicher nicht "besser" als jene, die irgendwann nicht mehr funktionieren konnten bzw weiß ich, auch bei mir könnte das jederzeit der Fall sein. Und dann ist Verurteilung das Letzte, was man braucht. Eher Hilfsangebote und Entlastung. Jedenfalls wenn es am Nichtkönnen liegt, Nichtwollen obwohl man die finanziellen Ressourcen/die Zeit/mentale Kapazitäten hat, ist ja wieder was anderes...

  • Ich persönlich denke es sagt einfach eine Menge über den Besitzer aus. Und das ist nicht gerade positiv.

    Ja es gibt mal stressige Phasen im Leben. Und wer sein Tier in der Zeit als Belastung sieht, sollte seine Prioritäten überdenken. Ich persönlich kenne es nicht, dass der Hund als Belastung erscheint.

    Ehrlich, ich hoffe für jeden, der das so sagt, dass das so bleibt. Bei uns hat es nicht mehr als eine knappe Diagnose gebraucht, um das zu ändern… was immer das über mich aussagt.
    PS: Ich rede nicht vom Nicht-Behandeln von Krankheiten und Verletzungen, aber ich glaube, hätte mir in der Phase jemand was von Krallenschneiden und Bürsten erzählt, den hätte ich erschlagen.

  • Ich bewundere auch Leute, deren Hunde immer top gepflegt sind. Hier zieht wohl keine Scherrasse mwhe ein, mir ist das zu viel,und ich hatte es ehrlich unterschätzt, vor allem da Jasmin denkbar unkooperativ ist. Die Hundefrisörin meines Vertrauens starb bei einem Autounfall, seitdem pflege ich Jasmin selbst, so gut es geht, aber sie filzt sehr schnell und ihr Fell ist nicht immer 100% filzfrei, da bin ich ehrlich, das schaffe ich nicht. Weit entfernt von Filzplatten etc., nicht so, dass es sie beeinträchtigen würde. Dennoch gerade für den Standard eines Hundefrisörs sicher nicht gepflegt genug... isso, muss ich mit leben.

    Man muss fairerweise dazu sagen dass dabei auch das Fell echt ne große Rolle spielt. Grad bei manch Mischlingen oder Kleinhundrassen ist das Fell oft auch einfach nicht das Beste. Es gibt da einfach Strukturen da sind die Hunde nur direkt nach dem Bürsten komplett entknoddelt, weil die Beschaffenheit dafür sorgt dass die Hunde nunmal schnell filzen, schnell wieder aussehen wie Sau, trotz bester Pflege. Ich kann hier bspw auch die beiden Schnauzer vom Fell her absolut nicht miteinander vergleichen. Bei Lilo isses kein Drama wenn die mal 2 Wochen lang keine Bürste sieht, der Zwerg hingegen filzt vom angucken, die Wolle saugt sich schnell mit Dreck voll, der sieht einfach nicht lange frisch gebürstet und gebadet aus, das gibt seine Wolle einfach nicht her. Komplett knötchenfrei und wie gestriegelt aussehen is bei manchen Fell halt n sehr kurzer Zeitraum. Was man erreichen kann ist dass es keine sonderbaren Verfilzungen gibt und man mit richtigen Werkzeug, Pflegeprodukten und Routine im jeweiligen Fell bestmöglich "pflegeleicht" halten kann. Ist bei uns ja inzwischen bspw sogar möglich dass der Bub verhältnismäßig viel Bart haben kann, ne Zeit lang war der ja bspw sehr kurz. Aber inzwischen bekomme ich den, selbst wenn ich glaube da könnte ne Schere ran müssen, passenden Pflegeprodukten sei Dank, echt erstaunlich easy entzottelt. Manchmal is das einfach das höchste der Gefühle was man da raus holen kann und das ist okay. Ich würd bspw nicht von Verwahrlosung sprechen wenn der Hund paar Knötchen im Fell hat oder stellenweise moderate Verfilzungen die man verhältnismäßig einfach ausgebürstet bekommt.

    Aber bspw richtige Filzplatten, wenn regelmäßig die Schere oder gar Maschine ran muss weil man das anders nicht gelöst bekommt, wenn die Haut drunter leidet, wenn die Knoten richtig versifft sind so dass die innen schon weiß anlaufen bspw, da kann man definitiv nicht sagen dass der Halter ausreichend bemüht ist den Hund vernünftig zu pflegen.

    Letztlich schwankt die Grenze da einfach jenachdem wie pflegeaufwendig der Hund ist.


    Muss aber auch sagen - ich versuche auch niemanden vorzuurteilen. Wir hatten ja bspw nen Hund der ab nem bestimmten Punkt einfach nicht mehr so gepflegt werden konnte wie es ideal gewesen wäre. Fand Fellpflege scheiße, bekam immer mehr Wehwehchen, durfte sich nicht zu doll aufregen weil die sonst echt Probleme bekam. Da war dann ab nem bestimmten Punkt einfach nicht merklich mehr drin als im Rahmen des Möglichen zu versuchen das zumindest irgendwie kurz zu halten. Andererseits natürlich ist sowas einfach nicht die Norm.

    Ist für mich wie wenn man bspw nen Hund sieht der pöbelt. Vielleicht bekommt der Halter die Erziehung einfach nicht auf die Kette und lässt das halt so ? Vielleicht ist der Halter aber auch wirklich stehts bemüht, hat sogar nen Trainer an der Hand und man sieht den Hund einfach an nem Tag an dem irgendwas zu viel war ? Das weiß man nicht.

    Aber das is eben auch das was ich durchaus auch mal denke, bei insbesondere sehr alten Hunden- vielleicht gibt's einfach auch andere Gründe als Faulheit dafür dass der Fell Zustand nicht optimal ist und es geht warum auch immer wirklich nicht anders?

    Aber meistens, is das eben nicht so.

  • man könnte sich bei einigen Antworten hier auch die Frage stellen: Wieviel Recht hat ein Mensch bei großem seelischen Leid, nicht mehr funktionieren zu können? Oder müssen Menschen in unserer Leistungsgesellschaft tatsächlich immer leistungsfähig sein, funktionsfähig und alles bis ins Detail planen und vorhersehen können?

    Manche sollten über ihre Verurteilungen ein wenig nachdenken, würde nicht schaden. Niemand weiß, wie er in Ausnahmesituationen reagieren würde, solange er sich nicht genau in dieser befindet.

    Ich hab mal eine Doku über den Krieg in der Ukraine gesehen, wo die Besitzer ihre Tiere auf der Straße zurückließen und sich selbst in Sicherheit brachten. Die Hunde fielen also "hinten über". Wow, das tat mir so weh in der Seele und ein "niemals könnte ich meine Hunde zurücklassen". Aber vom Sofa aus im friedlichen Deutschland redet es sich halt leicht.

    Wann es ein zuviel des hinten über fallens wird - dafür gibt es das Tierschutzgesetz. Vieles andere ist persönliche Meinung.

  • Bevor ich Sammy adoptieren durfte, war ich Gassigängerin im Tierheim. Die wirklich schlimmen Fälle von Vernachlässigung, die dort eingetrudelt sind, hatten bestimmt schon ganz ganz lange keinen Salon mehr gesehen, wenn überhaupt.
    Ein Stück weit denke ich schon, naja, der Hund wird in den Salon gebracht, also wird sich gekümmert.
    Auch Zähne putzen war im Tierheim nicht Standard. Ich hab gefragt, ob Sammy das schon kennt, und die Antwort war nein.
    Trotzdem kümmern sie sich da mit Sicherheit gut um die Tiere, das ist ein Tierheim, das mit dem Veterinäramt zusammen arbeitet,
    bei dem die Stadt Fundtiere vorbei bringt und so weiter, und soweit ich weiß, haben sie sogar ihren eigenen Tierarzt.

    Ich glaub, meine Schmerzgrenze wäre so ziemlich genau da. Also bei allem, was Schmerzen bereitet, würde ich den Haltern gehörig auf die Nerven fallen. Zahnstein tut nicht weh, ein kaputter Zahn mit Sicherheit.

  • Sicherlich gibt's ganz viele Fälle bei denen die Hunde da garnicht erst hin gehen und bspw mit Hunden aus Animal Hording Fällen oä kann man das nicht unbedingt vergleichen.

    Aber wenn man mal ne Zeit in nem Salon aushelfen würde wäre man erstaunt was man alles sieht...

    Ich hatte bspw schon eingefilzte tote Flöhe, eingefilzte Scheiße, eitrig eingewachsene Krallen, eigentlich weiße Hunde die gelb verfärbt waren und bis zum Himmel nach Aschenbecher stinken, Filzmatten übern ganzen Körper mit heftig entzündeter Haut drunter...

    Und andere haben sogar schon Maden oä gesehen...

    Gibt btw auch Hundefriseure die sich um Hunde im Tierschutz kümmern, ja, manche machen das sogar ehrenamtlich.

  • Ein wenig zurückstellen, und Verwahrlosen lassen, sind ja zwei verschiedene Dinge.

    Meine Mädels werden einmal im Monat gebadet, geblowert und durchgebürstet. Danach rennen sie wieder 4 Wochen durch Wald, Moor und Ponyhof. Gebürstet werden sie zwischen durch nur, wenn sich hartnäckiger Schmutz angesammelt hat. Und, abgesehen von einzelnen knötchen wegen Kletten oder Heu, hatten wir noch nie mit Filz zu tun.

    Keine Ahnung, wie lange ich die "hinten pber fallen" lassen müsste, dasces bedenklich wird, mit dem Filz...


    Mit Krallenpflege würde es eher kritisch werden. Daisys Krallen wachsen so schnell und üppig, daß ich eine schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich erst nach 10, anstatt nach 7 Tagen schneide.

    Bei DJazzy reichen alle 14 Tage.


    Ich denke mal, viele Hunde haben nie gelernt Pflege zuzulassen...

    Ich weiß noch, meine erste Gassihündin als Kind. Sie war ein Yorkshire Terrier, und die Besitzerin, eine rüstige Rentnerin, hat mir mal gezeigt, welche Fellpflege nötig ist.

    Due Hündin hat geknurrt, und um sich geschnappt, während die Dame unbeeindruckt das Hündchen durchgekämmt hat.

    Klar, heutzutage möchte man eine positive Mitarbeit... aber viele geben auch schnell auf, und lassen dann halt die Pfkege sein.

  • Ich hatte bspw schon eingefilzte tote Flöhe, eingefilzte Scheiße, eitrig eingewachsene Krallen, eigentlich weiße Hunde die gelb verfärbt waren und bis zum Himmel nach Aschenbecher stinken, Filzmatten übern ganzen Körper mit heftig entzündeter Haut drunter...

    Und andere haben sogar schon Maden oä gesehen...

    Da ist es aber schon tierschutzrelevent, also das wären eindeutig Punkte, bei denen ich beim Veterinäramt anrufen würde.

  • Ich hatte bspw schon eingefilzte tote Flöhe, eingefilzte Scheiße, eitrig eingewachsene Krallen, eigentlich weiße Hunde die gelb verfärbt waren und bis zum Himmel nach Aschenbecher stinken, Filzmatten übern ganzen Körper mit heftig entzündeter Haut drunter...

    Und andere haben sogar schon Maden oä gesehen...

    Da ist es aber schon tierschutzrelevent, also das wären eindeutig Punkte, bei denen ich beim Veterinäramt anrufen würde.

    Da würde aber höhstwahrscheinlich nicht viel passieren, außer, das ein engeres Pflegeintervall vorgeschrieben wird.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!