Wie viel "hinten über fallen" ist noch ok?

  • Das frag ich mich langsam auch. :muede:

    Ich bin mal ehrlich, meine Collies wären beide gerade reif für die Wanne. Aber ich bekomme es wegen dem scheiß Post Covid nicht hin. Zwischendurch ein bisschen bürsten geht, mehr aber nicht. Aber das ist allein mein Problem, dass meine Hunde gerade nicht so frisch sind, wie ich es gerne hätte. Sie sind nicht verfilzt oder irgendwie anders verwahrlost und haben im neuem Jahr auch schon den nächsten Friseurtermin. Sie kommen auch zum Tierarzt, wenn es nötig ist (die Kleine hatte erst kürzlich eine Augenentzündung und muss Montag nochmal zur Kontrolle, da kommt auch gleich der Kater mit wegen geriatrischem Blutbild und so). Morgen fahre ich mit den Collies zum Rettungshundetraining, dafür hab ich heute eine Weihnachtsfeier abgesagt und schone mich so gut wie möglich, weil beides für mich nicht geht.

    Ja, ich habe das Gefühl, meine Hunde kommen zu kurz. Weil ich mit denen nicht alles machen kann, was ich gerne möchte. Weil ich nur einen Spaziergang am Tag schaffe und den manchmal auch noch relativ kurz halten muss oder mit Training kombiniere, weil ich beides an einem Tag so gut wie nie hinkriege. Aber ich weiß auch, dass das eigentlich Blödsinn ist, weil ich immer noch viel mehr mit meinen Hunden mache als 90% der Hundehalter in meiner Umgebung.

    Es gab auch längere Zeiten, da lag ich so flach, dass ich meinen Mann bitten musste, die Hunde regelmäßig in den Garten zu lassen. Da ist wochenlang nicht mehr passiert als das und dann folgte eine lange Phase, in der ich nur ganz langsam und nur kurze Strecken Gassi gehen konnte. Da mussten die genauso durch wie ich und alle haben es gut weggesteckt und keiner ist in der Zeit nennenswert verwahrlost, auch wenn ich da natürlich weder bürsten, Zähne putzen, Krallen schneiden oder sonst irgendwas mit den Hunden machen konnte. Mein Mann musste sogar zwischendurch das Füttern übernehmen, weil ich das nicht hinbekommen hab. Und wenn es irgendwann auch nur fraglich gewesen wäre, dass die Versorgung der Hunde sichergestellt ist - zum Beispiel auch, wenn die Hunde besonders viel Pflege brauchen würden um nicht komplett zu verfilzen -, hätten die Urlaub bei Freunden gemacht.

    Vielleicht werde ich deswegen niemals verstehen, wie so manch anderem die Lebewesen, für die man freiwillig die Verantwortung übernommen hat, so egal sein können, dass die auch ganz ohne Not großflächig verfilzen, denen die Zähne weggammeln oder riesige Tumore ungestört vor sich hinwachsen. Bei verantwortungsbewussten Hundehaltern fallen die Tiere in der Regel doch auch in schwierigen Zeiten nicht soweit hinten runter, dass es tierschutzrelevant ist, würde ich meinen. Und wenn doch, dann muss die Not so riesig sein, dass ich sie mir nicht ausmalen mag. Aber ich glaube, um solche Extremfälle geht es hier auch gar nicht.

  • Terri_Lis_07 Du weisst schon, dass es nicht nur Rassehunde gibt? Bei denen man sich im Vorfeld gründlich informieren kann und soll, welches Fell sie haben und wie pflegeintensiv man sich darum kümmern muss.

    Oh, echt ? Also Mischlingshunde, sowas kenne ich ja garnicht, sind das Einhörner oder sowas ?

    Sry, der musste jetzt sein.

    Bei Mischlingen isses halt immer ne Überraschung, man kann Glück haben, man kann Pech haben.

    Man kann sich Hilfe suchen wenn man nicht weiß wie man den jeweiligen Hund adäquat pflegt, oder auch schlicht und ergreifend die nicht brauchen.


    Dass ich auf Rassehunde eingegangen bin in dem einen Post, ist dem geschuldet dass man da eben im Gegensatz zum Mix nicht überrascht wird was man für ein Fell bekommt.


    Ansonsten eben bezogen auf viele andere Beiträge: Was man selbst hinsichtlich Aufwand und Art der Pflege als leistbar für einen selbst erachtet, und was einem zu viel ist, das is eben individuell verschieden.

    Manchmal denk ich mir auch, kann man doch einfach akzeptieren dass andere Menschen eben andere Ansichten zu einem Thema haben. Einig in dem Fall ist man sich aber doch durchaus, dass es je nach Aufwand die der jeweilige Hund braucht, eben unterschiedlich ist wo die Grenze dahingehend liegt wie lange man die Pflege nach hinten verschieben kann, bis es kritisch wird. Und eben dass es garnicht soweit kommen darf dass der Hund darunter leidet.


    Hinsichtlich dem wobei man Abstriche hinsichtlich Hundewahl machen kann, das is auch einfach individuell. Ich bspw kann auch beim Wesen definitiv Abstriche machen, ich suche aber auch nicht explizit nach Rassen die bspw nicht jagen, nicht wachen und vollumfänglich verträglich sein sollen. Dadurch hab ich eben ne größere Auswahl an potentiell passenden Rassen als jemand der dahingehend die "eierlegende Wollmilchsau" sucht. Dass die Rassen die am weitesten oben stehen rauhaarig sind bspw, ist denk ich relativ Zufall. Ich finds nen praktischen Nebeneffekt, ich könnt aber auch damit leben wenn die Rasse kurzhaarig oder ( gemäßigt) langhaarig wäre, oder Locken hätte. Womit ich nicht leben könnte wär ne Plüschbombe oder ein Hund mit sehr langen Fell. Würde aber zB nur ein Briard passen, müsst ich halt damit leben dass ich das lange Fell entsprechend pflegen müsste. Wenn ich aber die Wahl habe, kann ich mich ja für ne Rasse entscheiden deren Pflege für mich angenehmer ist. Nicht okay wäre es, sich dann eine pflegeintensive Rasse zu holen obwohl man davon ausgehen kann dass man das immer wieder aufschiebt weil ,,Moaaa das is mir jetzt zu viel Arbeit und ich hab kein Bock."

    Oft stellt man sich die Pflege einfach anders vor als es in der Realität ist. Sei es dass man es über- oder unterschätzt. Und im Zweifel schadet es denke ich nicht, den Aufwand lieber zu überschätzen, als diese zu unterschätzen und hinterher damit überfordert zu sein.

    Letztlich gibt es mAn aber wichtigere Punkte als das Fell oder die Optik, was passen muss. Für den einen passt bspw statt eines Havanesers auch ein Zwergpinscher, für den anderen gäbe es als Alternative vielleicht nur Malteser oder Mops. Und wenn man vor der Wahl stehen sollte, dann doch lieber das aufwendigere Fell in Kauf nehmen, sich darum vernünftig kümmern, als ne bilderbuchmäßige Qualzucht zu kaufen oder bspw einen Jack Russell Terrier der dann hinten und vorn so garnicht passt und deswegen "hinten über fällt" weil dort nicht das bekäme was er bräuchte.

  • Ich frage mich ja inzwischen, ob das nicht ein Umfeldthema ist. Irgendwie finde ich es logisch, dass man als Hundefriseur viele Hunde mit Pflegeproblemen trifft. Das ist für mich analog zum Hundetrainer, der ja auch häufig nach Beißvorfällen eine Verhaltensmodellierung per Knopfdruck vollführen soll.

    Aber in beiden Fällen würde ich das nicht als den Normalzustand in der breiten Masse bezeichnen. Sondern das ist eben das Konzentrat der Ausnahmen.

    Das es beim Hundefriseur Stammkunden gibt und man den Welpenkurs abstempelt ist doch auch Nichts woran man sich stört. Sondern unter, solange es für dieses Mensch-Hund-Team passt ist alles gut.

    Aus meiner Perspektive. Pferdehalter sind ganz furchtbare Hundehalter und ich finde es oft erschreckend wie überbehütet das Pferd ist und wie sehr der obligatorische Reiterhund hinten über fällt. Könnte daran liegen, dass ich besonders viele Reiter kenne und die Wahrscheinlichkeit von schlecht versorgten Tieren steigt, wenn man mehr kennt.

  • Für mich sind 2 Unterscheidungen immens wichtig.
    Zum einen ist es der Unterschied zwischen "Nicht ganz optimal" und "nicht in Ordnung" Wenn es darum geht, dass gewisse Dinge vielleicht etwas besser laufen könnten und man mehr tun könnte ist es für mich noch tolerierbar. Aber da wo ein Hund tatsächlich beginnt darunter zu leiden ist in meinen Augen absolut Schluss und ich kann das nicht mehr akzeptieren. Als Beispiel: Ein Hund könnte vielleicht häufiger gebadet und gebürstet werden. Solange er aber nicht verfilzt oder anderweitig darunter leidet ist es für mich ok. Einen Hund Schmerzen haben zu lassen, weil man ihn nicht zum Tierarzt bringt; geht gar nicht. :rotekarte: Manchmal kann die Grenze da fließend sein.
    Zum anderen ist es ein Unterschied ob etwas prinzipiell so läuft, oder es sich um einen zeitlich begrenzten Engpass/Krise oder ähnliches handelt. Was für einen kurzen Zeitraum ok ist, geht über einen langen Zeitraum hinweg gar nicht.

    Zu der Frage ob man beim Besuch des Hundes beim Hundefriseur während der Pflege dabei sein sollte, kann ich für mich dazu nur sagen, dass ich Till beim ersten Mal nicht einfach nur dort abgeben würde; und dass obwohl Till da in der Tat komplett unkompliziert ist. Er mag Menschen, er mag Berührungen und ist fremden Menschen gegenüber offen. Zu dem ist er wenig ängstlich und schaut sich Neues erst einmal positiv gestimmt und neugierig an.
    Trotzdem würde ich die Hundefriseur/in und ihre Arbeit mit den Hunden bei 1-2 Besuchen kennen lernen wollen, bevor ich ihn alleine da lasse.
    Allerdings schätze ich Till so ein, dass es bei ihm tatsächlich fast egal wäre, ob er nun mit oder ohne mir da wäre. Wenn ich ihm signalisiere, dass es ok ist jetzt mit der Hundefriseurin/ dem Hundefriseur zu interagieren, lässt er sich auch problemlos von den Menschen ansprechen und kooperiert mit ihnen.

    LG
    Franziska mit Till

  • Wir haben ja einen Bearded Collie. Der Pflegeaufwand ist extrem. Dafür geht so viel Zeit drauf, wie ich vorher nie gedacht hätte. Ich lege sehr viel Wert auf Nellies Pflege. Dadurch ist es so, dass eher ich selbst „hinten über falle“, in dem Sinne, dass neben Arbeit und Hund keine Zeit mehr für mich bleibt. Ich setze mich da selber unter Druck. Derzeit gehe ich zusätzlich alle zwei Wochen mit Nellie zum Bürsten zum Friseur, normalerweise alle vier Wochen. Trotzdem ist es mir wichtig, sie täglich zu bürsten.
    Wie ich schon in meinem Pfotothread mal geschrieben habe, hat meine Tierärztin zu mir gesagt, dass Nellie der einzige Hund mit so viel Fell in der Kundschaft wäre, der angemessen gepflegt sei. Das ist krass.
    Ich finde es auch schade, dass man selten die Wahrheit über den Pflegeaufwand liest. Wenn ich Nellie wirklich nur 1x die Woche bürsten würde, wie auch unser Züchter gesagt hat, wäre sie total verfilzt. Nellie hat so viel Pflegeequipment, das hält man nicht für möglich. Meine Bürsten und Haarpflegeprodukte kosten nicht den Bruchteil von Nellies.
    Ich komme aber zum Beispiel ohne die Bürsten von Chris Christensen bei ihrem Fell nicht klar.
    Kürzlich habe ich einen anderen Bearded Collie getroffen, dessen Zustand meiner Meinung nach unhaltbar war. (Sooo viel Filz!) Die Besitzerin sagte zu mir, sie hätte kleine Kinder, die den Hund pflegen müssten, weil sie ihn unbedingt haben wollten. Das ist total verantwortungslos, finde ich. Ich kann verstehen, wenn jemand mit der Pflege eines Beardies überfordert ist. Ich fühle mich manchmal auch so. Aber DAS geht meiner Meinung nach gar nicht.

  • Es geht doch nicht drum, dass 30 Minuten pro Woche viel sind, sondern darum dass die fehlende Investition dieser leider dafür sorgt dass der betroffene Hund leidet was bei anderen Rassen einfach egal ist.

    Das ist doch nun mal der Punkt, die Menschen haben nicht mal Zeit einmal pro Woche 20 Minuten mit Oma zu telefonieren.

    Es wird einfach vergessen, nicht gemacht, nicht priorisiert.


    Es ist ja auch kein Abbruch dass eine Rasse pflegeaufwand hat. Ich finde schon dass sich gefühlt oft dafür entschuldigt wird, relativiert wird. Ist doch nichts wofür man sich schämen braucht.

  • Womit ich dir recht gebe ist, dass man als depressiver Mensch dringend ein Umfeld schaffen sollte mit Menschen, die ein Auge auf einen haben. Eine Verwahrlosung von wem auch immer, könnte hier niemals passieren, weil der Depressive nicht allein ist.

    Ich hatte die ganze Zeit auch etwas Probleme, das (nur auf EINE Person bezogene) "aber das muß man leisten können" abzunicken. Auf der einen Seite ist es einfach grundsätzlich richtig, weil Hund halten auch eine Verantwortung ist, und das kann man nicht einfach wegschieben. Auf der anderen Seite hatte ich zwar selber noch keine Depression, aber eine enge Freundin - und die sagte damals, sie war schlicht nicht mehr in der Lage, z.B. Kartoffeln zu kochen, weil sie nicht mehr wußte, was sie machen muß. Wenn ich das auf die Verantwortung für den Hund übertrage, dann merke ich, dass ich es erstens von außen nicht beurteilen kann, und dass es zweitens durchaus so schwerwiegend sein kann, dass man reell nicht mehr dazu in der Lage ist. Und dann kann ich Dir nur zustimmen - dann muß das Umfeld da sein, und sich kümmern.

    Puh, ich habe mir in 30Jahren Hundehaltung tatsächlich noch keinen Hund nach Fellpflegeaufwand ausgesucht und diesem Thema auch nicht mehr Überlegungen geschenkt als „wieviel Dreck bringt dieser Hund nach Hause“

    Das habe ich auch nicht - allerdings mag ich einfach kurzhaarige Hunde eher leiden. Mein Terrier war zwar Rauhaar - aber mußte nicht getrimmt werden (hat dafür auch mehr gehaart, meine Herren, wo man die Haare überall gefunden hat), aber eben auch nicht wirklich gebürstet.

    Ich stelle dann in so einem Thread wie hier fest, wie "praktisch" (etwas salopp forumuliert) meine Wahl, oder meine Vorliebe zu sein scheint. Im Fall von Pepper hat sie den Nachteil, dass das Fell zwar sehr schön weich, und seidig ist (ich habe vorher noch nie so ein weiches, seidiges Fell erlebt) - aber es ist halt "funktioniell" auch eher eine Attrappe, und ab neun Grad trägt Pepper halt einfach Mäntelchen, weil er sich sonst kaputt frieren würde.... hat also durchaus auch Nachteile, die man dann ausgleichen muß *g*

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