Tierwohl vs. Kosten - wenn andere die Rechnungen tragen müssen

  • Und auch wenn geglaubt wird, daß Leute in der DF Bubble "alles" geben - nein, ich nicht. Ich muß nicht Leben um jeden Preis erhalten, und Mords Diagnostik und Behandlung fahren, wenn das Ergebnis dann paar Wochen mehr Leben ist. Ein Hund lebt im Jetzt. Und es ist wichtig, daß dieses Jetzt für den Hund als gut empfunden werden kann. Ich als Mensch, der nicht loslassen möchte, darf sich in solchen Fragen nicht in den Vordergrund schieben. Sicher ist es sehr schwierig, da immer den richtigen Weg zu finden, aber der teuerste ist garantiert nicht immer der beste.

    Somit - ich habe ein finanzielles Pölsterchen und die OP-Versicherung und damit fühle ich mich sicher.

    Finde ich eine gute Ein- und Aufstellung 👍🏻


    Für mich zählt die Lebensqualität meines Hundes. Kann ich diese durch tiermedizinische Maßnahmen auf einem wirklich lebenswerten Niveau erhalten oder dahingehend verbessern, dann gäbe es kaum Grenzen für mich. Wenn nicht, dann muss kein Leid künstlich verlängert werden.

  • Das ist wirklich ein sehr vielschichtiges Thema.
    Für mich macht es einen sehr entscheidenden Unterschied ob jemand während der Hundehaltung in finanzielle Schwierigkeiten gerät, bei Anschaffung der finanzielle Aspekt jedoch abgesichert war; oder aber ein Hund angeschafft wurde ohne die finanziellen Ressourcen dafür zu haben. Der erste Fall kann quasi jeden von uns treffen und meiner Meinung nach verdienen diese Menschen Unterstützung. Der zweite Fall ist in meinen Augen sehr viel schwerer zu entscheiden.
    Durch die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten bleibt den Menschen aktuell sehr viel weniger für Hobbys und Luxus über, wie noch vor einigen Jahren. Hinzu kommt noch, dass die Kosten für das "Hobby Hund" ebenfalls sehr stark gestiegen sind. Nicht nur die Tierarztkosten. Ich denke nicht, dass nun reihenweise Hunde deshalb abgegeben werden, aber ich bin durchaus der Meinung, dass in Zukunft merkbar weniger Hunde neu angeschafft werden, da viele eine Hundehaltung finanziell nicht mehr, oder nur unter sehr großen Verzicht , stemmen können.
    Die Gefahr, dass dabei besonders alte und kranke Tiere in sofern auf der Strecke bleiben, dass sie noch geringere Vermittlungschancen haben sehe ich durchaus. Vielleicht wird es auch den Tierschutz treffen, weil diese Hund ja häufig bis zu ihre Aufnahme in den Tierschutz keine oder kaum eine medizinische Versorgung erfahren haben und man somit ein höheres Risiko für Erkrankungen vermuten könnte.
    Natürlich muss man sich seine Hobbys leisten können. Aber ich denke es wird für viele sehr bitter werden sich keinen Hund mehr leisten zu können, wenn man sein Leben lang einen Hund hatte und nun einmal Hundemensch ist. Gerade wenn Menschen mit Renteneintritt die Zeit für einen Hund hätten ist die Gefahr es finanziell nicht mehr stemmen zu können am Größten.
    Das Problem ist halt, dass man Tierhaltung nun einmal nur Ganz und nicht nur ein wenig machen kann. Wenn man ein Tier aufnimmt, dann muss man eben die gesamten Kosten tragen. Da kann man nichts einschränken oder reduzieren. Bei anderen Hobbys sind die Kosten durch die Intensität mit der man es betreibt, besser steuerbar. ( Als Musikfan, der gerne in Opern oder andere Konzerte geht, kann ich, sollte das Geld knapper werden weniger gehen, muss deshalb aber nicht ganz verzichten. Bei der Hundehaltung geht das nicht.
    Pflegestelle oder Dog sharing sind für mich keine wirklichen Alternativen, weil es ja gerade um die Beziehung und Bindung geht. Wenn ich Pflegehunde immer wieder abgeben muss, entsteht da nie ein Team wie mit einem eigenen Hund.
    Auch Dog sharing birgt, meiner Meinung nach, durchaus Gefahren. Was passiert wenn man sich überwirft? Was passiert wenn einer wegziehen möchte/muss oder sich Lebensumstände sonst irgendwie ändern? Wem gehört der Hund rein rechtlich? Bei wem bleibt er dann usw.

    LG

    Franziska mit Till

  • Ich würde hier erstmal nicht von „Tierwohl“ sondern von „Haustierwohl“ sprechen. Und die Frage, ob es „auf der Strecke bleibt“ (wo das Nicht-Haustier-Wohl schon längst liegt) ist halt auch eine sehr gesellschaftlich geprägte Frage und da gibts sehr unterschiedliche ideologische Betrachtungsweisen.

    Von außen betrachtet: Die medizinischen Möglichkeiten werden vielfältiger und teurer. Gleichzeitig klafft die Vermögensschere immer weiter und dieser Trend wird wohl auch in Zukunft so weiter gehen. Es gibt Thesen, dass es noch in diesem Jh. auch in Industrieländern vom Verteilungsverhältnis her wieder in annähernd feudalistische Verhältnisse gehen könnte (falls wir es so lange machen :smile:).

    Demgegenüber steht, dass gerade in schwierigen Verhältnissen ein Haustier Trost und Unterstützung sein kann, ergo ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität ist.

    Die vereinsbasierte Unterstützung z. B. für Tierarztkosten oder Futter ist in solchen Umständen ein gesellschaftlicher, auf Solidarität basierender Regulationsmechanismus für unbillige soziale Härte, die aus einer grundlegenden Ungleichheit kommt, die man durchaus auch als Ungerechtigkeit bezeichnen könnte. Ich finde es schade, dass es dieser Regulationsmechanismen bedarf, da sie aber nötig sind, bin ich froh, dass es sie gibt. Und würde das entsprechend auch erstmal ganz ohne moralisierende Brille dem Einzelnen gegenüber betrachten. Ohne diese Mechanismen wäre es auch hier um das Menschenwohl noch schlechter bestellt, als es eh schon ist :smile:

    Was man individuell für sein Tier leisten möchte, ist mMn eine andere Frage, die jeder für sich beantworten muss :smile:

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