Vestibularsyndrom oder doch etwas anderes??

  • Hallo Ihr Lieben,


    vorab: ich bin neu im Forum, weil ich mir Sorgen um meinen Hund mache. Die Nachricht wird wahrscheinlich länger und ich bedanke mich schon mal jetzt bei allen die lesen und vielleicht weiterhelfen können. Ich habe einen 14 jährigen Rauhaardackel namens Anton. Ihm geht es für sein Alter soweit gut bis auf kleine Wehwehchen ab und an und eine leichte Herzinsuffizienz. Für letzteres nimmt er dauerhaft Vetmedin 5mg/Tag. Wir gehen jährlich zum Herzultraschall zur Kontrolle. Die TÄ ist sehr zufrieden. Letzte Woche Freitag, also vor einer Woche, ging es sehr plötzlich mit neurologischen Ausfallerscheinungen los. Er war den ganzen Tag normal, doch als ich dann Abends mit ihm spazieren wollte ging er unsicher, strauchelte nach Rechts und hielt den Kopf schief. Ich habe es Beobachtet, weil ich gehofft habe es geht gleich vorüber und er ist evtl. nur müde. Als sich aber nach 20 Minuten nichts gebessert hat bin ich mit ihm ab in die Tierklinik. Im Wartezimmer fiel meinem Freund dann auf, das sich Antons Augen permanent nach oben/unten bewegen (Nystagmus). Als wir zur TÄ kamen, äußerte diese den starken Verdacht auf ein Vestibularsyndrom. Sie wollte ihn da behalten und mit Infusionen behandeln, dann sei er schnell wieder auf den Beinen. Schweren Herzens habe ich ihn dagelassen, es sollte ja vorerst nur für eine Nacht sein. Am nächsten Mittag rief die Klinik an. Antons Zustand hat sich nicht verschlechtert aber auch nicht verbessert. Sie riet dazu ihn noch eine Nacht zur Beobachtung und Behandlung da zu lassen. Ich stimmte zu, schließlich wollte ich das beste für Anton und war mir sicher, dass er am nächsten Tag dann sicher nach Hause kommt. Am nächsten Tag (Sonntag) rief die Klinik wieder an. Anton ginge es nicht gut, seine Kopfschiefhaltung hat sich verschlimmert, er kann nun kaum noch laufen, er wehrt sich nicht mehr bei medizinischen Untersuchungen und er hat auch nichts gegessen (wurde aber „Zwangsernährt“), wir sollen Nachmittags kommen, um die weitere Behandlung zu besprechen. Ich war fix und fertig…

    In der Klinik brachten Sie mir Anton dann, er war in einem Handtuch eingewickelt, da er sich kurz zuvor eingenässt hat. Ich habe wirklich schon mit dem schlimmsten gerechnet, aber siehe da, sobald er mich sah war er außer sich vor Freude. Man muss dazu sagen, er ist sehr fixiert auf mich und wir haben nach meiner längeren Krankenzeit sehr viel Zeit zusammen verbracht. Es war als ob auf einmal alle seine Lebensgeister zurückgekommen waren. Er bellte, wackelte mit dem Schwanz und versuchte mich auf dem Tisch anzuspringen. Er hat sich so gefreut. Die TÄT teilte uns nun die 3 Möglichkeiten mit, wie man weiter vorgehen könnte. 1. er bleibt da und wir versuchen es weiter mit der Behandlung wie bisher, da dies aber die vergangenen 2 Tage nicht erfolgreich war, war dies nicht unsere 1. Option, 2. es wird eine weitergehende Diagnostik durchgeführt (CT, MRT, Liquer Untersuchung…..), dies aber in Narkose und bei der Liquerentnahme könne es zu Verletzungen führen. Abgesehen davon könnte man bei der Bestätigung des Gehirntumor nicht wirklich etwas unternehmen… oder 3. wir versuchen es noch mit einer Kortisontherapie, dies kann helfen, falls es sich um einen entzündlichen Vorgang handeln sollte. Sollte es sich um einen Gehirntumor handeln, so könnte dieser durch das Kortison für eine kurze Zeit „im Schach“ gehalten werden und er noch ein paar schöne Tage genießen.


    Wir haben uns für die 3. Variante entschieden und Anton mit Kortison, karsivan und Notfall-Diazepam-Zäpfchen (falls er krampft) am Sonntag mit nach Hause bekommen. Seit daher ging es ihm jeden Tag besser. Schon am darauf folgenden Tag hat er sich nicht mehr eingenässt und ein paar wackelige Schritte im Garten gemacht. Ich habe ihn immer nach draußen ins weiche Gras getragen. Wir sind alle 2-3 Stunden raus gegangen. Anfangs ist er aber nur sehr kurze Strecken gegangen und man musste ihn dazu animieren. Er hat immer gut getrunken. Ich habe mit ihm auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen. Er ist jeden Tag sicherer gegangen, erst mit Stütze an der Leine, dann auch ohne Leine. Ab und zu kommt er noch etwas ins straucheln, wenn er unebene Strecken geht. Ansonsten geht er aber sogar wieder richtig flott und schnuppert viel. Ich habe jedoch das Gefühl, dass sich sein sehen etwas verschlechtert hat, aber damit hatte er aufgrund seines Alter ohnehin schon Probleme. Er hat sich nie übergeben und auch nie gekrampft. Seit gestern ist der Nystagmus nahezu verschwunden. Mein Freund sieht ihn gar nicht mehr, ich bilde mir ein, dass seine Augen bei ganz genauer Beobachtung noch etwas „wackeln“. Heute Morgen hat er zum ersten Mal die Tabletten alle von selbst gegessen, ohne dass ich ihn „zwingen“ musste. Mit dem Essen hatte er auch Probleme, hat nur Schinken oder gekochtes Hühnchenfleisch und nur aus Handfütterung gegessen. Seit gestern hat er wieder richtig Appetit und isst auch sein normales Essen aus dem Napf. Die Kopfschiefhaltung nach rechts ist noch vorhanden, aber hat sich in meinen Augen auch schon deutlich verbessert. Auch ist er noch etwas „abwesend“, jedoch im Vergleich zu Sonntag eine gravierende Verbesserung und ich habe das Gefühl er wird von Tag zu Tag mehr der Alte.


    Nun hängt mir aber doch immer noch der Gedanke mit dem Hirntumor im Hinterkopf. Ich habe große Angst, dass es doch ein Tumor ist, es Anton nur kurze Zeit besser geht und er jeden Moment eine starke Verschlechterung mit evtl. Todesfolge haben kann. Kann es auch sein, dass er doch ein Vestibumarsyndrom hatte und die Besserung erst später eingesetzt hat ( die TÄ meinte es muss eig innerhalb 24 h eine deutliche Besserung zu sehen sein…) Oder habt ihr eine ganz andere Theorie? Schlaganfall? Doch Hirnhautentzündung?


    Bitte berichtet mir gerne von euren Erfahrungen. Ich habe schon so einige Beiträge hier zu dem Thema durchgelesen, aber keiner hat mir so wirklich eine Antwort gebracht. Was haltet ihr von der ganzen Sache? In einigen Beiträgen habe ich auch gelesen, dass Vitamin B unterstützend wirkt. Könnt ihr mir dort ein Präparat empfehlen?


    Vielen Dank schonmal und liebe Grüße

    Franziska und Anton

  • Meine alte Hündin hatte einen Anfall. Erst dachten wir, das wäre das Ende. Ich hatte Epilepsie in Verdacht. Während sie im Garten mit meinem Mann war (sie wollte raus und pinkeln) und wir noch warten mussten, bis der TA öffnete (war auf Mallorca), hab ich noch gegoogelt bzw. mich durch Foren geklickt. Da las ich dann das erste Mal etwas über das VS. Und das passte deutlich besser als Epi. Da kam ein erster Hoffnungsschimmer hoch. Tatsächlich hatten wir Glück und es war nur ein leichter Anfall. Bis wir beim TA waren, konnte sie schon deutlich besser laufen. Nystagmus war da dann auch schon fast weg. Sie bekam dann bis zum Ende ihres Lebens Karsivan und hatte gsd nie wieder einen Anfall.

    Die Symptome bildeten sich komplett zurück bis auf eine leichte Sehschwäche, von der ich aber natürlich nicht weiß, ob die nicht ohnehin im Anmarsch war - sie war damals ca. 12 (mittelgroßer Hund, d.h. so 45-50cm Schulterhöhe).


    VS kann sich durchaus mit einer Serie von Anfällen bemerkbar machen, ein zweiter Anfall innerhalb von wenigen Wochen ist wohl recht häufig.

  • Ich habe leider überhaupt keinen Tipp, aber ich drücke euch ganz ganz doll die Daumen, dass es nach der Wunderheilung, sobald er dich sah, weiter aufwärts geht :kleeblatt:

  • Ohjeh, armer Kerl.


    Liest sich sehr nach starkem Vestibularsyndrom. Manchmal ist es ohne weitere Diagnostik schwierig, das gegen andere Erkrankungen abzugrenzen n


    Es sollte zwar innerhalb 24h besser werden, eine (teilweise, oft wird es nicht wieder 100%) Heilung kann aber Monate dauern. Jeden Tag etwas besser. Je nach Intensität.


    Mein Seniörchen hatte auch ein starkes Vestibularsyndrom, er blieb danach "schief", das ging nie mehr ganz weg. Er wackelte dann beim gehen manchmal bisschen aber trotzdem war er munter unterwegs. Danach kam nochmals ein Anfall, 3 Monate später. Das ist nicht so selten.

    Er brauchte dann hinten Schuhe weil er instabil wurde und die Füsse etwas Schutz benötigten.


    Schau, in dem Alter kann alles Mögliche das Leben beenden. Das ist leider so und macht es für uns sehr schwierig. Der Körper wird alt, irgendwann werden die Organe schwächer.

    Dass du Angst hast vor einem Tumor ist ganz normal, das haben wir wohl alle mal bei unseren Senioren.

    Wichtig ist, dass es ihm jetzt im Moment gut geht. Dafür sorgst du ja und er ist vom TA begleitet. Hat passende Medikamente.


    Es ist ein schwieriger Weg. Wichtig ist dass du eine gute Betreuung durch eine TA hast. Die die dir wieder helfen kann den Ist Zustand objektiv zu sehen. Das ist wichtig.

  • Ich drücke euch die Daumen, dass ihr noch eine lange und schöne Zeit miteinander habt. Meine derzeit älteste Hündin hatte vor einem Jahr ein VS. Es zog sich auch über mehrere Tage und ich hatte große Sorgen, dass sie es nicht schafft. Aber es geht ihr insgesamt wieder richtig gut (sie hat leider andere Baustellen, die aber nichts mit dem VS zu tun haben). Sie bekommt seitdem neben diversen anderen Nahrungsergänzungsmitteln durchgängig Propentotabs (~ Karsivan) und Vitamin B12. Teilweise auch weitere Vitamintabletten. Ich gebe ihr Cobalin (B12). Ich habe aber auch schon Vitamin B-Komplex-Tabletten für Menschen genutzt (pure encapsulations). An deiner Stelle würde ich auf jeden Fall B12 oder B-Komplex supplementieren.

  • Ich kann Dir aus Erfahrung sagen wie mein TA behandeln würde. Sofortige Infusionen die die Durchblutung fördern. Auch in den nächsten Tagen. Ambulant durchgeführt. Die Zeit in der Praxis muss man eben absitzen.


    Medikamentös Cortison für die nächsten Tage. Eventuell späterhin zusätzlich ein Antibiotikum. Dauerhafte Therapie im Anschluß mit Karsivan-Tabl. zur besseren Durchblutung, Vitamin B-12 oder ein Vitaminkomplex für die Aktivierung der Nervenzellen.


    Innerhalb der nächsten Wochen - Nervenzellen können sich bis nach 6 Monaten nach dem Vorfall erholen - trat eine Besserung ein.

  • Hört sich schon recht klassisch nach Vestibular-Syndrom an. Ich denke, dass aufgrund des Stresses in der Klinik die Verbesserung ausblieb. Ich kenne es ehrlich gesagt auch eher so, dass die Hunde zu Hause gepflegt werden und die Besitzer dann eben erst Mal jeden Tag zur Infusion zum Tierarzt fahren müssen. Ruhe und gute Betreuung sind ganz maßgeblich für eine Besserung.


    Auch noch gut wäre eine wirklich gute physiotherapeutische Betreuung. Wenn der Hund es zulässt, wäre das hier gut:
    https://hundephysio-ahoi.ch/fi…s-Syndrom-HUnd-Thieme.pdf
    Manuelle Lymphdrainage könnte ebenfalls unterstützend helfen.


    Alles Gute!

  • Mein Rüde hatte das Vestibular-Syndrom und ich habe ihn, nach Rücksprache mit meiner Tierärztin mit einem Medikament aus der Humanmedizin (Kombipräparat Cinnarizin/Dimenhydrinat in höchster Dosierung) behandelt und nach wenigen Tagen war der Spuk vorbei.

  • Danke Ihr Lieben für alle Genesungswünsche und Tipps!

    Auch heute geht es Anton wieder recht gut. Hatte Appetit, hat Lust zum spazieren, die Nacht hat er gut durchgeschlafen.


    Ich hatte auch zuerst bedenken, ihn in der Klinik zu lassen hab aber dann auf die Einschätzung der TÄ vertraut. Im Nachhinein glaube ich es war großer Stress für ihn und er hat sich dort einfach schon ein Stück weit aufgegeben. Wie gesagt zwischen dem Zustand in der Klinik und heute liegen Welten! Deswegen waren wir aber auch noch nicht beim Haustierarzt. Ich wollte ihm den Stress nicht antun, auch weil sich sein Zustand stetig verbessert hat wollte ich keinesfalls einen Stressbedingten Rückfall. Er hat auch große Angst vor dem TA, welches Tier geht schon gern zum Arzt? Aber ich werde jetzt einen zeitnahen Termin ausmachen, einfach um auch seine Einschätzung nochmal zu hören und weil früher oder später sowieso die Medikamentendosis angepasst werden muss. Vielleicht sollte er Karsivan auch dauerhaft dann nehmen, dass habe ich hier auch schon öfter gelesen, um einen Rückfall zu vermeiden.


    Könnt ihr mir denn ein konkretes Präparat (B-Vitamine?) empfehlen, mit dem ihr positive Erfahrungen gemacht habt? Ich bin mit der grossen Auswahl online etwas überfordert.


    Bzgl. Einer Physio werde ich mich auch gleich online erkundigen. Sollte man jetzt schon damit anfangen oder noch etwas warten?


    Vielen Dank nochmal, eure Beiträge haben mir echt schon geholfen.

  • Mein Bc hatte mit 12 ein Vestibularsyndrom. Da ich das sofort erkannt habe, sind wir nur zum Arzt, um das medikamentös behandeln zu lassen.


    Ich weiß noch, dass ich NULL Sorgen hatte, das das nicht weg geht.


    Mein Hund konnte gar nicht laufen, ihm war kotzübel, was ja nicht verwunderlich ist. Wenn man das hat, (gibts auch bei Menschen) ist das als wenn man durchgehend auf einem schnellen Karussell im Kreis fährt.


    Eine Bekannte von uns empfahl Tötung des „armen Tieres“.


    Es wurde jeden Tag besser und dann war es weg.

    Ich hab nicht mal im Ansatz an Hirntumor gedacht.

    Ich nehme an, deine Tierärztin hat das 1. mal ein Vestibularsyndrom life gesehen.


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