Tourismus vs. Bedürfnisse der Einwohner - Diskussion

  • Das ist hier auch so. Am Chiemsee und in den Bergen hier sind mindestens ebensoviele Einheimische mit dem Rad oder berggehend unterwegs - das hatte ich hier in meinem ersten Post schon erwähnt.


    Gerade in Bezug auf Müll und Rücksichtnahme - da gibt’s solche und solche und ich habe da alles schon erlebt, im positiven wie auch im negativen. Und zwar egal wie weit der Anfahrtsweg der Leute war - ob 5 oder 500km.

  • Ich für mich persönlich beschließe, in solche Orte nicht zu fahren, weil ich nicht Teil von diesem Problem sein möchte. Punkt.

    Ich handhabe das inzwischen auch so, aber aus komplett egoistischen Gründen, mir selbst gehen Menschenmenge und Gedränge zunehmend auf den Senkel, hat für mich so überhaupt keinen Erholungswert (der mir für schönen Urlaub sehr wichtig ist), ob sich an meiner Anwesenheit andere stören ist mir meist doch recht egal, kann mich schließlich nicht dematerialisieren (verhalte mich aber, zumindest in meinen Augen, eh recht rücksichtsvoll, ganz unabhängig ob ich zuhause bin oder wo anders und respektiere fremdes Eigentum).

  • Ich wohne nur 15 Minuten vom Schloss in Versailles entfernt. Schlangen sind mir da eigentlich noch nie aufgefallen. Vielleicht einfach morgens kommen und was ich am schönsten finde ist zu einem Konzert in die Kapelle des Schlosses gehen oder einfach im Park spazieren gehen oder ein Fahrrad mieten!😀

  • es geht mir nicht darum, daß ich meine Ruhe habe, sondern wie sich Menschen halt manipulierbar verhalten. Man muß jetzt biken und hiken und stand paddlen usw usw, weil alle das machen.

    Das würde ich gerne noch 1.000 unterstreichen.

    Ich erlebe es nicht so, dass es Menschen "in die Natur zieht".

    Auch das Argument mit dem hektischen Leben und dem Entspannen an der frischen Luft - klingt nett, aber es trifft oftmals gar nicht zu.


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    Es geht viel häufiger um den Trend, das Dazugehören, hoffentlich dem Nachbarn/Kollegen/"Freund" etwas vorauszuhaben. Das zieht sich durch alle Lebensbereiche und das begünstigt, dass Menschen einfach nur mitlaufen und weder hinterfragen noch nachdenken noch das Beste für sich machen.


    Nimm Hunde: Liegt eine Rasse gerade im Trend, dann ist es egal, ob der Hund (oder überhaupt ein Hund) ins eigene Leben passt. Die Vertreter der armen Trendrasse sind plötzlich überall. Und dann oftmals ebenso schnell wieder weg.


    Corona: Plötzlich musste jeder einen haben.


    Kleidung: Irgendwas liegt im Trend, egal wie albern, egal wie unpraktisch, egal wie wenig es zur eigenen Person und der eigenen Figur passt - die Kleidungsstücke verbreiten sich wie Lauffeuer.


    Fleischfreie Ernährung: Es ist noch nicht lange her, da waren Vegetarier und Veganer Lachnummern, eine Nische, wir hatten sie nicht mehr alle. Wirf mal ganz kurz einen Blick in den Kochthread oder in einen Supermarkt. Mit einem Schlag ist das der letzte Schrei, und wehe, du machst nicht mit.


    Und die Liste lässt sich noch lange fortsetzen.


    Das hat nichts, aber auch nichts damit zu tun, dass auf einmal alle den gleichen Geistesblitz haben. Aktuell zieht es auch nicht alle in die Natur. Es hecheln wie in allen anderen Bereiche (und das seit langer Zeit) nur viele einem Trend hinterher. Dann stehen sie eben zig Stunden im Stau, weil ein Gebiet gerade IN ist. Und obwohl sie den gleichen Spaziergang, das Klettern, das Paddeln, das Biken auch 20 Minuten von der eigenen Haustür entfernt hätten machen können. Aber das klingt halt nicht so cool im Moment. Noch viel uncooler ist es, wenn man zu Hause bleibt und sich dort tatsächlich entspannt, anstatt ewig zu fahren und etwas zu machen, worauf man eigentlich keinen Bock hat.


    Ja, da erlaube ich mir tatsächlich Urteile und meine Meinung. Weil ich von erwachsenen Menschen mehr erwarte als "Na aber der macht das auch und das ist gerade IN!"

    Ich erwarte von erwachsenen Menschen, dass sie ihre eigene Birne einschalten und sich nicht verhalten wie Teenies (wo man das Mitläufertum im Übrigen häufiger kritischer betrachtet als bei Erwachsenen).

  • Prinzipiell will jeder Mensch "dazu gehören". Das zeigen ja nun genug Befunde der Sozialpsychologie, auch wenn es natürlich anscheinend ein schönes Gefühl ist, sich als besonderes Schneeflöckchen zu sehen.

  • Ich denke, wenn man in Zentrum einer Stadt lebt, die schon ewig Touristenmagnet ist (Beispiel Rom, Paris, London, Florenz, Venedig), dann ist man es gewöhnt, kennt es nicht anders. Und naja, ist ja auch logisch, und schön, dass so viele Menschen das alles sehen wollen.


    Ich wohne ja in einer Stadt, in die seit den letzten Jahren immer mehr Touris kommen. Auch dank Weltkulturerbe. Natürlich gehen mir die Massen an Touristen mal auf die Nerven, aber eigentlich freue ich mich, wenn so viele Menschen meine Stadt sehen wollen.


    Schwieriger kann ich es mir vorstellen, wenn man in einer ländlichen Region lebt, in der in den letzten Jahren immer mehr Touristen kommen.

    Wo früher eigentlich Ruhe herrschte.


    Wintersportgebiete, stelle ich mir persönlich ganz schlimm vor als Einheimischer., da geht ja durch die Anlage von Pisten etc. ganz viel Natur kaputt.

    Ich finde es total traurig, wie Skipisten im Sommer aussehen. Natürlich, es wollen so viele Menschen Wintersport machen, in meiner Kindheit gings ums Skifahren, heutzutage gibts noch so viel mehr Gerätschaften, für die man eine Piste (Berg von oben nach unten und Lift, um auf den Berg raufzukommen).

  • Prinzipiell will jeder Mensch "dazu gehören".

    Was nicht bedeutet, dass man hirnlos der Masse folgen muss, und man ist trotzdem nicht gleich ein besonderes Schneeflöckchen :roll: . Manchmal versteh ich dein Bedürnis nicht, auf alles abfällig und von oben herab zu reagieren

  • „Hey, wir gehen am Wochenende bouldern, hast du Bock?“

    „Nee, danke, das ist mir zu mainstream.“


    Ich habe eine ulkige Zusammensetzung von Freunden, die allerlei Sportarten betreiben. Da ist es auch einfach wesentlich wahrscheinlicher, dass ich jetzt mit x anfange/es mal ausprobiere, weil mir mehrere Leute begeistert davon erzählen.

    Wenn mein Freund mir ein paar geile vegane Gerichte zeigt, koch ich die eher nach, als mir random ein Kochbuch zu kaufen…


    Leute, die jetzt jede Woche Downhill-Biken, obwohl sie es hassen, kenn ich jetzt keine.

  • Mein Mann und ich leben ausschließlich vom Tourismus. Wir leben in einem 300-Einwohner-Urlaubsort. Wir sind gern für unsere Gäste und alle Urlauber erste Anlaufstelle und geben gern Auskunft und unterhalten uns auch viel mit Leuten, die uns beim Gassigang etc. begegnen. ABER man ist schon immer froh, wenn der Sonntag nach Himmelfahrt oder der Pfingstmontagabend (nur als Beispiele) ist. Wenn alle Gästebetten im Ort voll sind, sind plötzlich doppelt so viele Menschen im Ort. Es ist laut, der 30. Junggesellenabschied wird bis spät in die Nacht gefeiert (wieder ein Beispiel), da atmet man dann einfach mal auf, wenn der Abend der Abreisewelle ist. Was aber (auf jeden Fall in unserem Fall) nichts Schlimmes ist. Man merkt nur einfach, dass einfach zu viele (feierfreudige) Menschen auf kleinem Raum sind. Der Ort ist sonst tot, ab 18 Uhr hat man das Gefühl alle Anwohner haben sich eingeschlossen, sind Urlauber da, ist es das absolute Gegenteil. Die Im-Ort-lebenden, die nichts mit Tourismus am Hut haben und hier wohnen (und das sind zum Glück wenige) schimpfen viel auf die Urlauber. Was oft auch einfach nachvollziehbar ist. Eine Familie hat sich beispielsweise ein Haus hier gekauft, daneben war ein Zweifamilienhaus, indem zwei "ältere" Paare gelebt haben. Nach drei Jahren, sind die Paare weggezogen, das Haus wurde verkauft und ist jetzt ein Gruppenferienhaus für 16 Personen geworden, mit Feuerstelle und Fasssauna, großem Grillplatz, etc.... Wenn man da direkter Nachbar ist und noch dazu ruhesuchend, dann hat man wirklich verloren und kann sein Haus wieder verkaufen, bevor man irre geworden ist.

    Hier stoßen einem eigentlich generell wenig Urlauber sauer auf. Folgendes ist bei unseren Ratssitzungen und unter den Einwohner oft Thema:

    - Falschparker, die zu geizig für die zwei öffentlichen Parkplätze sind und Anwohner zuparken
    - Fahrradfahrer, die einen auf dem Fußweg umnieten und dann auch noch böse beschimpfen, weil man nicht gleich auf die Straße springt, um denen Platz zu machen (das fing eigentlich erst mit dem Aufkommen von E-Bikes an)
    - "Camper", die wild auf den Parkplätzen mitten im Ort campen und ihr WC nicht nutzen oder gar keins dabei haben und einem hinter den Gartenzaun kac*en oder die, die ihren "Tank" im Regenwassergully auskippen

    Ich muss sagen, dass man mit Hundehaltern wirklich sehr selten aneckt hier in der Gegend, da sieht man gar keinen Unterschied zwischen Einheimischen und Urlaubern.


    Was ich wirklich "gefährlich" finde, ist Social Media.
    Nehmen wir mal den "Blauen See", einst ein Geheimtipp. Dieses Jahr wurde er auf Instagram und Co so hochgepusht, dass die anliegende Bundesstraße so zugeparkt war, dass da kein Durchkommen mehr war. Kein Reiseführer in der Welt (in Buchform) würde in so kurzer Zeit so viele Menschen zu einer Attraktion ziehen. Da kommen plötzlich Massen zu dieser einen Sache angereist, die dafür nun wirklich nicht ausgelegt ist.

    Im Großen uns Ganzen ist hier eigentlich ein gutes Miteinander mit den Gästen im Ort, Ausnahmen gibt es immer, aber die gibt es überall im Alltag.

  • Prinzipiell will jeder Mensch "dazu gehören".

    Was nicht bedeutet, dass man hirnlos der Masse folgen muss, und man ist trotzdem nicht gleich ein besonderes Schneeflöckchen :roll: . Manchmal versteh ich dein Bedürfnis nicht, auf alles abfällig und von oben herab zu reagieren

    Zusätzlich darf man nicht vergessen:


    Es sind nicht die Mitläufer, die neue Trends kreieren. Es sind die, die manches anders sehen und anders machen.


    Aber auf die wird anfangs immer so reagiert, und dann rennen alle hinterher.

    Absurd, wenn man mal länger als 5 Sekunden und bis zur eigenen Nasenspitze darüber nachdenkt. Erst sind es die angeblichen Schneeflöckchen, weil sie für sich selbst nachdenken - Entschuldigung: "sich als was Besonderes ansehen" und dann muss man ihnen folgen, weil "jeder Mensch will dazugehören".


    Was denn nun? dragonwog ?

    Du kannst nicht den Herdentrieb verteidigen, wenn die Herde Trends verfolgt, die ein Schneeflöckchen gesetzt hat. Das ist sehr sehr sehr kurz von dir gedacht.

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