Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • Ich kenne in mehr als 50 Lebensjahren, davon mehr als 30 mit Hunden in Berlin, Brandenburg und Niedersachsen bis auf eine Ausnahme ausschließlich klischeehafte Kampfhundhalter, mit allen negativen Facetten. Von befreundeten Notärzt*innen kenne ich einige Erzählungen über massive Bissverletzungen bei Menschen, getötete und schwer verletzte Hunde gibt es im Umfeld viele. Getötete Katzen sind nicht zählbar.


    Die Ausnahme ist eine einzige mir näher bekannte Halterin, die willens und in der Lage war, einen Hund dieses Typs verantwortungsvoll zu führen. Sie verzichtet aeit Jahren auf die Haltung dieser Hunde, weil sie weder die Resozialisierung von Tierheimhunden auf sich nehmen will, noch meist dubiose Herkünfte unterstützen möchte.

  • Das ist aber auch der Wohngegend / Umfeld geschuldet mEn.

    In NDS, plattes Land hab ich wenn nur vernünftige Leute mit diesen Hunden erlebt. Generell mehr Vernunft .

    Hamburg wie beschrieben, eher Klischee erfüllt .

    NRW , Ruhrpott, grade Duisburg/Essen komplett Katastrophe , in den entsprechenden problematischen Stadtteilen noch mehr.

    NRW , nicht Ruhrpott, eher ländlich und städtisch eher gute / gehobene Gegend in der Nähe ebenfalls kein Thema.

    Ausland ( CZ/ BE/ NL) absolut keine Probleme, top Hunde , vernünftige Halter ohne Illusion über die Verantwortung.

  • Hier sind ja nur noch wenige Kampfhunde anzutrefffen, vor den Listen war es in den einschlägigen Stadtteilen wirklich unangenehm. Manche Parks wollte ich nicht mehr betreten. Da war die absolut klischee-typische Klientel unterwegs... als die hohen Steuern kamen, waren die Hunde ganz schnell weg.


    Was ich mich frage:


    Ich finde das schwer neutral zu formulieren... ich frag einfach:

    Was genau ist er Reiz daran, einen solchen Hund zu haben, wenn es nicht das Aussehen oder das "typisch Kampfhund" ist?


    Nicht falsch verstehen, ich will weder anklagen noch provozieren. Ich habe natürlich auch schon nette Kampfhunde/Sokas/Listis kennengelernt, aber nett sind ja andere Rassen auch. Warum wählt man einen solchen Hund, wenn man sich bewusst darüber ist, dass man damit so eine besondere Verantwortung trägt?


    Das ist ja z.B. bei Gebrauchshunden genauso, da verstehe ich aber den Grund (Sport/Einsatz).

  • Was erwartet man? Mehr Reue? Mehr Schmerz?

    (....)

    Jetzt wird nach Rache, Sühne und Buße geschrieen, jenseits des rechtlichen Rahmens und erschreckend viele Leute sind damit einverstanden.

    Hier zumindest hat niemand nach Rache, Sühne und Buße geschrien.


    Die, die diese auf FB veröffentlichte Stellungnahme so kritisieren, üben diese Kritik wegen des Mangels an Reue, der dort zu erkennen ist.


    Sie bereut nicht den überaus grausamen Tod des Opfers, denn er wird von ihr als Unfall bagatellisiert, als etwas, das jedem Hundehalter passieren kann.

    Dabei vergisst sie aber eines: Nicht jeder Unfall ist eine Straftat, und nicht jeder Unfall passiert aufgrund grober Fahrlässigkeit, der eine übermäßige Schuld bescheinigt, diesen Unfall verursacht zu haben.

    Einer Schuld, dessen sie sich reumütig im Strafprozess bekannt hat, und die sie in diesem FB-Statement weit von sich weist.

    Wäre sie frei von Schuld gewesen, wäre sie auch vom Gericht freigesprochen worden...


    Du schreibst, es würde dich wundern wie viel in diesen Text doch reininterpretiert werden könnte und auch hier wird - nun, es ist nicht nur ausschließlich das, was in diesem Text drinsteht (und so schon unsäglich ist, z. B. die Hölle, durch die sie und ihre Familie doch geht, und die sie gleichstellt mit der Hölle, durch die die Angehörigen des Opfers und auch das Opfer selbst gingen und noch gehen), es ist das, was sie unterschlägt in diesem Text, was aber der aufmerksame Leser, vor allem der Urteilsbegründung zum Hundehaltungsverbot, doch weiß.


    Ich habe mal ein paar Passagen aus dieser Urteilsbegründung herausgesucht, die ich ans Ende dieses post stelle.


    Das ist eben der Unterschied zwischen Autounfall und Hundebiss.

    Das Eine ist normal und als Lebensrisiko akzeptiert, ein trauriger Unfall eben, das Andere ein traumatisches Ereignis, für das es Schuld und Sühne geben muss.

    Eben das stimmt nicht - es gibt, wie schon oben ausgeführt, Unfälle, die nicht als normales Lebensrisiko akzeptiert werden, sondern genau so traumatische Folgen haben, und deshalb empfindlich bestraft werden. Ein Autofahrer der bei einem Unfall einen Menschen tötet hat sich genauso vor Gericht zu verantworten und es wird geprüft, ob dieser Unfall fahrlässig oder sogar grob fahrlässig verursacht wurde. Nur schlägt das meistens keine so dermaßen großen Wellen in den Medien, da landen dann tatsächlich eher solche extremen Sachen, wie z. B. der Mordanschlag 1993 in Solingen, der monatelang immer wieder Wellen schlug, eben auch weil sich im Rahmen der Ermittlungen immer wieder neue, erschreckende Erkenntnisse ergaben.


    Die allermeisten durch Hunde verursachten Schäden landen maximal in den lokalen Medien.

    Aber dennoch kann ich es befremdlich finden das andere so inbrünstig "Steine werfen". Und wem der Schuh passt, der wird sich hier wahrscheinlich gleich zu Wort melden ;)

    Da bin ich :smile:


    Ein Moralapostel.


    :???:


    Tatsächlich?


    Hier die versprochenen Textauszüge aus der Urteilsbegründung zum Haltungsverbot der Hundehalterin aus Naarn:


    Zitat

    Daran ändert auch der Vertrag (Anmerkung: damit ist der Schenkungsvertrag gemeint) vom
    03.10.2023 nichts, wobei die Ernsthaftigkeit der mit bloßem E-Mail-Ausdruck
    unmittelbar nach dem Vorfall veranlassten Schenkung der Hunde an M B bezweifelt
    werden darf.
    Dies umso mehr, da die Bf weder bereit war mit der Behörde noch
    der Polizei zu sprechen aufgrund ihres Zustandes, jedoch eine (weitreichende)
    Schenkung der Hunde sogleich durchführen konnte

    Zitat

    Das im Rahmen des Strafurteils
    als mildernd gewertete reumütige Geständnis war in den Ausführungen vor dem
    Verwaltungsgericht in Bezug auf die Hundehaltung an sich nicht zu erkennen.

    Aus: LVwG-050303/19/SB (lvwg-ooe.gv.at)


    Maßgeblich das letzte Zitat zeigt die Entwicklung, und damit eben auch die tatsächliche Einstellung der Hundehalterin aus Naarn:


    Die Reumütigkeit im Strafprozess, die sich strafmildern ausgewirkt hat, war schon im Verwaltungsgericht hinsichtlich der Verhandlung zum Hundehaltungsverbot an sich nicht mehr zu erkennen - und wie wenig von dieser Reue geblieben ist, nämlich annähernd nichts, zeigt sich in der Stellungnahme auf FB:


    Was sie dort zeigt, ist Reue gegenüber den Auswirkungen, die dieser schreckliche Vorgang auf ihr eigenes Leben hatte - und was sie sich holt, ist die Absolution durch den Zuspruch ihrer Befürworter, die sie zum Opfer stilisieren.


    Das, und genau DAS finde ich zum Kotzen.


    Ist das moralapostulierend?


    Oder vielleicht doch einfach nur die Fähigkeit, bestimmte Details nicht aus dem Blick zu verlieren in einer Gesamtsituation und deren Entwicklung?


    P.S.: Sie schreibt in ihrem Statement, sogar die Behörden hätten an ihrer Hundehaltung nichts auszusetzen gehabt.

    Wer mag, kann sich davon überzeugen dass dies gelogen ist, und liest sich Aussagen der Verwaltungsgerichtes mal durch - oder er/sie glaubt es mir einfach, wenn ich sage: Das Verwaltungsgericht sieht das anders - ganz anders ;)


    ... und hätte gerne eine andere Entscheidung gefällt.

    Was aber aufgrund der bestehenden Gesetzeslage nicht gemacht werden konnte - weshalb die anstehende Überarbeitung dieser Gesetzeslage vom Verwaltungsgericht begrüßt wird.

  • P.S.: Sie schreibt in ihrem Statement, sogar die Behörden hätten an ihrer Hundehaltung nichts auszusetzen gehabt.

    Wer mag, kann sich davon überzeugen dass dies gelogen ist, und liest sich Aussagen der Verwaltungsgerichtes mal durch - oder er/sie glaubt es mir einfach, wenn ich sage: Das Verwaltungsgericht sieht das anders - ganz anders

    Was haben die denn an der Haltung kritisiert?

  • Wären hier andere Gesetze würden hier Malis und SBT/ Pit wohnen .

    Ich hab sonst quasi nie so unfassbar soziale, tolerante , lustige & von Grund auf freundliche Hunde mit Menschen kennenlernen dürfen die gleichzeitig solide Nerven haben , wtp & wtw , funktionales Gebäude und robuster Gesundheit , für jeden Spaß zu haben und wirklich vielseitig einsetzbar sowie motivierbar.

    Je nach Linien sind die mit Hunden auch gut . Grade in der Familie , da tut sich das mEn nicht viel mit Gebrauchshunden.

    Und ja , Optisch find ich (!) dieses athletische, Drahtige und nicht übertriebene einfach toll.

    Ist ( also die Optik , der Typ Hund ist anders aber mag ich auch ) wie bei sportlichen RRs aus vernünftiger Zucht , aber die sind mir selbst dann als Hündin eher zu schwer / unpraktisch .

    Aber ich entspreche vermutlich je nach Blick auch irgendeinem Klischee weil Malis und Hundesport mit SD. Wenn ich mir den working Cocker dazu hole vlt nicht mehr:ka: |)

  • Hat doch alles erstmal seine Berechtigung und es gibt keine Notwendigkeit, das zum Anlass für Spekulationen über seltsame psychologische Mechanismen beim Anderen zu nehmen.

    Oh ja, ich bin absolut für diese Vielfalt, und finde eine kunterbunte Welt wunderschön!

    Wo werden in dieser wunderbaren Vielfalt aber Grenzen überschritten, eben die Grenzen, die dazu führen dass sich Gefahren realisieren, die sich nicht realisieren dürfen?

    Ich denke da z. B. an Bilder, die auf Insta und Co veröffentlicht werden, wo ein Kleinkind heftig einen Listenhund umarmt und die stolze Kindes- und Hundemutter schreibt: "Da seht ihr den gefährlichen SoKa :herzen1: ", und tausende von Likes und entsprechenden Plattitüden erhält ... während wir hier die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil wir sehen, dass der Hund sich völlig unwohl fühlt, aus dieser engen Umarmung herauswill, sie aber erträgt ... so lange bis der zum Brunnen getragene Krug bricht, und wieder ein "so kinderlieber SoKa" unbedingt zwingend und sofort im Tierheim aufgenommen werden muss, weil er das Kind gebissen hat ...


    Das ist für mich z. B. so ein Extrem, bei dem ich weiß dass hier die Wunschvorstellungen eines Menschen Lichtjahre an den tatsächlichen Bedürfnissen und auch Verhaltensweisen eines Hundes vorbeigehen, und für selbige eben blind machen.


    Ein "psychologisches Gutachten" - wer würde das erstellen können und wollen? Mal ganz abgesehen von dem Eingriff in die Grundrechte...

    Nein, es geht eben nur über andere Maßnahmen.


    Zumindest für NRW kann ich einen Erfolg dieser Maßnahmen erkennen: Die Maßnahmen sortieren schon mal gut aus, es gibt Eignungsvoraussetzungen des Menschen, wenn man sich einen dieser Listenhunde in NRW zulegen möchte.

    Hat zu einer Halbierung der Population dieser Hunderassen geführt.

    Die Frage, ob es nun tatsächlich rassebedingt ein erhöhtes Gefährdungspotenzial gibt, das gesellschaftlich nicht tolerabel ist, ist trotzdem berechtigt. Aber die lässt sich nicht beantworten durch die Frage, wofür man „solche Hunde“ denn überhaupt noch braucht.

    Das "erhöhte Gefährdungspotenzial" steht aber doch im direkten Zusammenhang mit dem tatsächlichen Gebrauch dieser Hunde.


    Die psychologischen Aspekte habe ich ja selber schon ausgenommen, s.o.


    Aber ein Gebrauch fällt mir ein, der verboten werden müsste: Das Führen dieser Hunde im Schutzhundesport.

    Das ist meine persönliche Meinung, die ich auch begründen kann (und hier auch schon habe, weshalb ich es hier nicht wieder aufführe).

  • Hmmm beziehst du dich jetzt rein auf Pit/Staff und Co.?


    Wenn nicht - kann nur für mich sprechen - ist hier ja ein Rottimix eingezogen. Warum genau? Ich bin mit den Hunden in meiner Kindheit „groß“ geworden. Also unsere Nachbarn wo ich viel Zeit verbracht haben hatten zwei Rottis.

    Ich habe sie als super freundliche angenehme Gesellen kennengelernt und hatte einen unfassbaren Draht zu dem Rüden. Wir waren Herz und Seele. Das war noch vor den Listen.

    Letztendlich geb ich dir recht, es gibt viele tolle Rassen. Aber das sportliche loyale und braunschwarze ist absolut meins. Das Fell mag ich persönlich mega gerne. Ich war aber tatsächlich auf Grund der Liste immer auf dem Stand, wenn wird es ein Dobi, weil er hier eben nicht auf der Liste steht. Da hätte ich aber tatsächlich viel viel mehr bedenken gehabt, da sie mir persönlich zu sensibel sind 🤷‍♀️

    Das es nun ein Rotti-Schäfi ist tja der WTP vom Schäfi ist halt eindeutig vorhanden und macht mir das Leben leichter. Für

    Mich ist sie der perfekte Hund. Sicher - ein Stück weit Kindheitstraum - aber lieb und nett zu Mensch und Tier. Von dem Charakter genau das was in unser Leben passt wie die Faust aufs Auge gepaart mit genau den Dingen die ich mir von einem Hund gewünscht hab. 🤷‍♀️

  • P.S.: Sie schreibt in ihrem Statement, sogar die Behörden hätten an ihrer Hundehaltung nichts auszusetzen gehabt.

    Wer mag, kann sich davon überzeugen dass dies gelogen ist, und liest sich Aussagen der Verwaltungsgerichtes mal durch - oder er/sie glaubt es mir einfach, wenn ich sage: Das Verwaltungsgericht sieht das anders - ganz anders

    Was haben die denn an der Haltung kritisiert?

    Ein Tipp: Zur "Haltung" gehört auch die Einstellung den Hunden gegenüber. Lies die Urteilsbegründung, ich habe sie extra noch mal in dem post verlinkt.

  • Ich finde diese Hunde optisch schön, wenn es nicht ins Extreme geht. Ich mag auch gerne Quarter Horses. Vielleicht deshalb. Aber wenn ich an das Konfliktpotential mit anderen Hundehaltern denke, würde ich einen solchen Hund nie adoptieren.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!