Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • Sascha Es ist nicht richtig, dass der stärkere Hund automatisch "Schuld" hat, Stichwort Tiergefahr.

    Meine Antwort #2.420 bezog sich auf diesen Satz:

    Ja, ich habe mir tatsächlich schon manchmal einen Hund gewünscht, der im Fall einer Konfrontation eher der Unterlegene ist

    Vergiss es. Siehe z.B. auch Suntis Beitrag und ich kann dir da etliche andere Fälle nennen. Die Haftung ist mir doch piepegal, aber das Amt macht dir mit bestimmten Hunden einen solchen Ärger, da darfst du dich mit Anwalt erstmal durch die Instanzen klagen und du bist in der Beweispflicht, dass dein Hund angegriffen wurde und nur ein artgerechtes Abwehrverhalten gezeigt hat. Ansonsten heißt das Einstufung und 2m Leinen- sowie Maulkorbpflicht.


    Eher der Unterlegene heißt nicht, dass ich mir einen Hund wünsche, der eher der Tote ist. Ich finde es nur auch nicht richtig das gegeneinander abzuwägen. Natürlich ist ein toter Hund der worst case, aber das heißt nicht, dass es auch andere Ungerechtigkeiten und Probleme geben könnte. Und wie man sieht ist am Ende u.U. auch manchmal der stärkere Hund tot, wenn da jemand meint, er muss das mit der Axt regeln. Außerdem stelle ich mich doch nicht hin und sage: " Ach, mein Hund wird schon überleben." Das ist doch quatsch.

  • Ist sowas wirklich für so viele HH unvorstellbar/verwunderlich?:

    Nachtrag: Zumindest der Vorfall in Witten klingt seltsam. Der Boxermix verbeißt sich so in einem Zwergspitz, dass die Hunde mit körperlicher Gewalt nicht getrennt werden können, so dass er erstochen werden ‚muss‘ und der Spitz hat nur oberflächliche Verletzungen?

    Ich hab schon zweimal erlebt wie Hunde in Auseinandersetzungen zugepackt und gehalten haben. Trennung beide Male durch hochreißen der Hinterbeine des zupackenden Hundes. Einmal komplett ohne Kratzer oder Löcher (weh getan hat es sicher trotzdem ordentlich) und einmal mit leichten Kratzern, da wurde aber auch erst wie blöd an beiden Hunden rumgezerrt.


    So wenige Hunde die zu diesem packen und halten neigen gibt es doch auch nicht...

    Und das ohne dass sie den anderen Hund zerbeißen wollen.

  • Polemik

    Warum sollte man denken


    Mein Hund ist zwar tot, aber besser als leinenpflichtig- juhuu

    Nein, das ist damit nicht gemeint.


    Ich suche mir schon Hunde aus, bei denen ich eher nicht mit hoher Artgenossenaggression rechnen muss. Passt nicht dazu, wie ich mit meinen Hunden leben oder sie führen will. Und eben weil ich auch den Gedankengang nachvollziehen kann.


    Ob mit Maulkorb oder ohne: Wenn man einen Hund mit erhöhtem Gefährdungspotenzial führt und den Anspruch hat, den so zu führen, dass Niemand zu Schaden kommt, dann übt das Druck aus. Ich war beim Tierheimgassi mit entsprechenden Kandidaten immer voll konzentriert, habe die Umgebung gescannt, bei jedem Hund am Horizont versucht zu schätzen, was der Halter tun und wo lang er gehen wird. Die direkte Umgebung vom Tierheim ist leider auch beliebte Gassistrecke.


    Das strengt schon an. Eben weil man nicht nur für sich aufpasst, sondern für Andere mit. Mit meinen eigenen Hunden, die im Zweifelsfall wohl die deutlich Unterlegeren wären, bin ich Längen entspannter unterwegs. Obwohl ich die Erfahrung eines eigenen toten Hunds gemacht habe.

  • Ich kenn beide Seiten - mit schwierigem Malinois-Mix, der aufgrund seiner Größe und seines sehr wehrhaften Verhaltens nicht der unterlegene Hund war und jetzt mit schüchternem 11kg Hund, einem typischen Opfer - ist beides blöd und nervig aus meiner Perspektive. Egal wie ich es drehe, ich habe mit der Rücksichtslosigkeit und Dummheit der Leute zu rechnen, immer und überall. Und muss mit dieser Tatsache entsprechend umgehen. Deshalb trug der erstgenannte Hund eben im Zweifelsfall einen Beißkorb, um den Hund selbst und andere zu schützen.

    Ich reagiere auf die Relativierung so allergisch. Dies ist schlimmer als das - da gehe ich so pauschal einfach nicht mit.

  • Ich würde es nicht als Relativierung lesen. Sondern als Gedanke, der einem in Nervsituationen durch den Kopf schießt. Sascha schrieb es doch genau so „ich habe mir manchmal gewünscht …“ Das ist doch nicht pauschal.

  • Und für mich kann ich sagen: Dass, was mich da stresst und anstrengt und die Basis meiner Entscheidung ist ja nicht der Vergleich des erwarteten Ergebnisses. Das kann man tatsächlich nicht irgendwie sinnvoll gegeneinander aufrechnen. Ich will weder einen getöteten Hund noch einen tötenden Hund noch einen Hund mit Auflagen.


    Mit meinen zwei robusten, knapp mittelgroßen und allenfalls mal pöbelnden Hunden habe ich aber bei Begegnungen nur dann Stress, wenn ein Hund ab einer gewissen Größe in ersichtlich unfreundlicher Absicht ohne Kontrolle durch den Halter auf uns zukommt (mit Kleinhunden ist das sicherlich deutlich öfter der Fall). Die Gelegenheiten, bei denen mir das passiert ist und an die ich mich erinnere, kann ich für insgesamt etwa 35 Jahren Hundehaltung an zwei Händen abzählen.


    Habe ich einen ernsthaften aggressiven Hund, der verletzen würde, an der Leine, dann habe ich Stress bei jeder Begegnung, bei der ein Hund auf bestem Weg dazu ist, in meinen reinzulaufen. Auch mit Maulkorb. Schon aus der Entfernung. Und ich wäre von vorneherein wachsamer und ein Stück angespannter unterwegs. Für mich persönlich hat das deutlich mehr Stresspotenzial. Daher kann ich, wie gesagt, den von Sascha geäußerten Gedanken gut verstehen. Ohne damit irgendwas relativieren zu wollen.

  • Weil es in den letzten Links fast ausschliesslich um gross/schwer vs. klein/leicht ging und es einfach allein deswegen echt uebel ausgehen kann. Abgesehen von Hunden, die grundsaetzlich jeden Artgenossen gezielt mit Beschaedigungsabsicht angehen (wollen).


  • Mit meinen eigenen Hunden, die im Zweifelsfall wohl die deutlich Unterlegeren wären, bin ich Längen entspannter unterwegs

    Also ich bin es genau deswegen NULL. Ich habe schon so viele Hunde abwehren müssen, darunter kleinere, meinem Hund mutmaßlich unterlegene Tutnixe und aggressive, deutlich größere und schwerere. Das zweite finde ich deutlich unentspannter. Ich verstehe auch nicht ganz, was daran "entspannter" sein soll, einen Rottweiler abzuwehren als einen Havaneser. Oder was daran entspannt ist, um das Leben seines Hundes zu fürchten. Denn darum geht es ja im Kontext dieses Threads im Zweifelsfall bei dem Unterlegenen.

  • Die Gelegenheiten, bei denen mir das passiert ist und an die ich mich erinnere, kann ich für insgesamt etwa 35 Jahren Hundehaltung an zwei Händen abzählen

    Ich konnte sie schon nach einem Jahr Hundehaltung nicht mehr an zwei Händen abzählen. Denkst Du eventuell nur, dass das entspannter ist, weil es Dir in Deinem Umfeld so selten passiert und Du davon ausgehst, dass das bei anderen auch so ist?

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