Probleme mit der Leinenführigkeit

  • Hallo,


    wir suchen noch nach Tipps wie wir das spazieren gehen an der Leine erlernen können.

    Leider klappt das auch nach 18 Monaten mit unserem Labrador nicht.

    Ohne Leine haben wir absolut keine Probleme.

    Das Problem ist seine Impulskontrolle, das fällt ihm allgemein sehr schwer.

    D.h. Es gibt keinen dauerzug an der Leine sondern er springt impulsartig dahin wo er hin will. Er muss überall im Sprint hin.

    Wir befinden uns also in einer Spirale, er merkt ja das es nicht in Ordnung ist und setzt sich hin und guckt mich an. Wartet also auf Freigabe.

    Wenn die erfolgt hechtet er so schnell er kann dahin wo er hin will.

    Allgemein macht er alles mit Vollgas.

    Die üblichen Vorgehensweisen wie stehenbleiben oder die Richtung wechseln bringen gar nichts, da er ja sitzt und wartet. Bessere Tipps hatte die Hundeschule bisher auch nicht.

    Jegliche Form von Leckerlis oder anmeckern hat über die gesamte Zeit keinerlei Besserung gezeigt.


    Wir freuen uns über Tipps.

  • Hi :winken:

    Das erinnert mich stark an meine Labbihündin, die war ganz genauso bis ins "hohe" Alter (leider wurde sie nur 9,5 Jahre). Ich habe leider keinen guten Rat an dich, aber bestimmt kommen da noch welche von anderen Usern, hier sind ja auch Hundetrainerinnen angemeldet. :)


    Was bei uns geholfen hat, war tatsächlich eine Flexi-Leine. |) Die meisten hassen und verfluchen sie, und man muss auch wirklich gut und vernünftig damit umgehen können, aber bei uns hat das Wunder gewirkt, weil Ruby dann einfach mehr Freiraum hatte als an der kurzen Leine. Und tatsächlich haben wir irgendwann nur noch reizarme Gebiete aufgesucht. In ihren ersten Jahren wollte ich, dass Ruby überall mit hinkommt und habe das auch von Welpe an geübt. Leider war sie immer sehr hibbelig, sie kannte auch nur ein Tempo: Vollgas. Irgendwann, nach vier oder fünf verschiedenen Hundeschulen und tausend verlorener Nerven hab ich dann "aufgegeben" bzw. hab mir gesagt, jetzt schalten wir einfach mal nen Gang zurück und ich mache es wie ich will. Dazu gehörte natürlich auch viel Managen, also Hundebegegnungen haben bis zum Ende nicht immer gut funktioniert. Aber grundsätzlich hat dieses "mal den Hund so akzeptieren" mir sehr viel gebracht und schlussendlich auch meiner Ruby. Ich war entspannter = sie war auch entspannter. Also viele Baustellen blieben bis zum Schluss, auch die schlechte Leinenführigkeit, aber das hab ich, wie gesagt, durch managen gehändelt. Sie hatte meist Geschirr an + die Flexi, da hatte sie mehr Bewegungsradius und konnte ihren Drang zur Bewegung mehr ausleben. Die kurzen Stücke, in der ich sie mal kürzer halten musste, waren auch machbar, weil ich sie dann ins Fuß genommen habe. Ohne Ablenkung funktionierte das bei ihr auch (nur eben bei Hundebegegnungen nicht). Also wie du siehst, das ist keine wirkliche Hilfe in dem Sinne für deine Frage. Aber so wurde unser Zusammenleben und vor allem die Spaziergänge sehr viel entspannter.

  • Leine kürzer nehmen, neben einem Zaun laufen und den Hund nicht überholen lassen. Es dauert ziemlich lange bis man einen Erfolg merkt, aber da braucht man halt Geduld.

  • Also wichtig ist bei dem Thema, dass Du Dir genau überlegst, was Du möchtest.

    Ein eher halbherziges "er soll einfach nicht in die Leine springen" ist zu wenig.


    Gilt das "immer"?

    An jeder Leine?

    Am Halsband und am Geschirr?

    Wo genau soll er laufen (also z.B. links neben Dir, auch mal vor oder hinter Dir? Darf er die Seite wechseln?)


    Nicht in die Leine springen ist auch etwas Anderes als richtige Leinenführigkeit, denn zu der gehört dazu, dass der Hund an Dir orientiert ist.


    Ich finde bei Junghunden immer ganz praktisch, zwei Modi zu haben:

    Die richtig gute Leinenführigkeit (machen viele am Halsband, damit der Hund den Unterschied versteht) und einen Freizeitmodus. Das kann Schlepp am Geschirr, Flexileine oder auch der Freilauf sein.


    Man definiert erst, wie der Leinenführigkeitsmodus aussehen soll, zerlegt das dann (am besten mit einem Trainer) in einzelne Schritt und fängt an zu trainieren. Mit dem Ziel, dass man diesen Modus immer mehr auf alle möglichen Situationen ausweiten kann.

    Aber man trainiert immer nur in einem Bereich, den der Hund auch schaffen kann.


    Wir machen es i.d.R. so, dass meine Hunde gut orientiert am Halsband bis zum Freilaufgebiet laufen müssen. Dort darf der eine Hund dann in den Freilauf und der andere kommt ans Geschirr und darf die volle Leine ausnutzen.


    Unser Halsbandmodus heißt, dass meine Hunde auf der jeweiligen zugewiesenen Seite neben mir laufen und nicht ziehen, nicht nach vorne gehen, nicht stehen bleiben und schnüffeln.


    Das habe ich aber seeeehr kleinschrittig aufgebaut:

    Neues Halsband, neue Leine, neue Regeln und dann erst mal 10m neben mir mit Hilfe eines Leckerli.

    Das wurde dann schnell weggelassen, der Hund aber engmaschig geklickert und belohnt. Ziel: Er soll erst mal verstehen, was ich will. Das ist nämlich überhaupt nicht selbstverständlich, dass er das weiß!

    Dann wurde die Belohnung immer mehr ausgeschlichen und die Strecke vergrößert.

    Erst wenn das gut klappt, werden Ablenkungen mit eingebaut.

    Sobald ich weiß, dass der Hund es eigentlich kann, korrigiere ich ihn, wenn er die Regeln nicht einhält. Aber Korrekturen (je nach Hund unterschiedlich: Kann ein "äh-äh" sein, ein Blocken usw.) sollen aber nur in Ausnahmefällen vorkommen. Der Hund sollte es also viel häufiger richtig machen als falsch, sonst muss man wieder ein-zwei Schritte zurück gehen im Training.


    Dass Dein Hund sich hinsetzt und Dich anschaut, kann leider heißen, dass er eben NICHT weiß, was Du von ihm willst.


    Ich persönlich würde in der Leinenführigkeit erst mal gar nichts freigeben. Also bei uns ist es so: Solange sie am Halsband sind, gelten die o.g. Regeln. Das ist dann klarer und die Hunde geiern nicht darauf, dass endlich eine Freigabe kommt. Freigegeben wird erst durch den Wechsel aufs Geschirr.


    Das Ganze dauert schon etwas bei einem Junghund (außer man arbeitet gleich mit Strafe, die heftig genug ist, dass der Hund gehemmt ist. Aber das wäre jetzt nicht so mein Ding).


    Wenn Dein Ziel "nur" ist, dass er nicht in die Leine springt, würde ich ehrlich gesagt trotzdem mit einer richtigen Leinenführigkeit anfangen. Das ist klarer und einfacher zu trainieren als dem Hund, der eh schon nicht mehr orientiert ist, drei Meter vor Dir klarmachen zu wollen, dass er jetzt langsam machen soll.

  • jaaa das kenn ich.


    Die Lösung für uns:


    Fortbewegung an der sehr kurzen Leine neben meinem Bein. Konsequent kein schnüffeln an der kurzen Leine. Hat die Leinenführigkeit nochmals massiv verbessert.


    Schnüffeln und pinkeln etc. an der sehr langen Leine. Also entweder habe ich die 10m Flexileine am Geschirr dran, oder ne 5m Leine am Halsband sauber geführt von mir, also nicht durchhängend!


    Dieses halblang-irgendwas packt mein jüngster Hund nicht. Er muss auch hechten, sobald er hin darf. Und den könnte man hemmen und zurück schicken bis der Mars violett wird - der kriegt bloss Stress davon sonst nix. Für ihn nicht nachvollziehbar. So ist halt jeder Hund unterschiedlich.


    Es wird aber besser, je mehr sie aus dem Hormonzeug raus wachsen.

  • Guten Abend und vielen Dank für für die tollen und ausführlichen Rückmeldungen!


    Ich kann mir vorstellen dass der Ansatz mit dem Beifuß laufen, also der Hund muss direkt neben mir laufen und darf nichts machen, auch nicht schnüffeln sinnvoll ist.

    Aber hier stellt sich mir die Frage, wie gestalten wir dann die Runden z.b. am Morgen, wo es nun darum geht, dass er seine Geschäfte erledigt. Das geht ja im Prinzip nicht in dem Modus.

    Akzeptiere ich dann in dem Moment sein Verhalten einfach?

  • Guten Abend und vielen Dank für für die tollen und ausführlichen Rückmeldungen!


    Ich kann mir vorstellen dass der Ansatz mit dem Beifuß laufen, also der Hund muss direkt neben mir laufen und darf nichts machen, auch nicht schnüffeln sinnvoll ist.

    Aber hier stellt sich mir die Frage, wie gestalten wir dann die Runden z.b. am Morgen, wo es nun darum geht, dass er seine Geschäfte erledigt. Das geht ja im Prinzip nicht in dem Modus.

    Akzeptiere ich dann in dem Moment sein Verhalten einfach?

    Ich würde schwarz /weiß fahren tatsächlich zu beginn solang es noch nicht funktioniert.


    Also Halsband + 1.5m Leine = NUR eng bei mir laufen + fokus auf mich


    Geschirr + schlepp (oder was auch immer) = mach dein Ding


    Und ja dann kann es u.U. nötig sein mehrere Leinen dabei zu haben oder von Halsband auf Geschirr umzuklicken oder fürs enge bei Fuß laufen ein festes Signal zu etablieren (ran) was du dann wieder auflöst sobald du am grünstreifen bist bspw.

  • Wieso wie gestaltet sich das?


    An kurzer Leine ins Grün spazieren. Mit viel Lob, und Leckerchen für braves laufen.


    Da im Grün den Hund an die Flexi umhängen und machen lassen.


    Ja, da hat man 2 Leinen dabei. Und viel Futter um allen möglichen Themen zu begegnen.


    Ist so, ist Training.

  • Ich würde erstmal an anderen Baustellen weiter üben. Impulskontrolle, Aufmerksamkeit bei dir halten, etc. Bevor das nicht sitzt, würde ich mit Leinenführigkeit gar nicht anfangen.

  • Helfstyna

    Hat den Titel des Themas von „Probleme mit leinenführigkeit“ zu „Probleme mit der Leinenführigkeit“ geändert.
  • Ich würde erstmal an anderen Baustellen weiter üben. Impulskontrolle, Aufmerksamkeit bei dir halten, etc. Bevor das nicht sitzt, würde ich mit Leinenführigkeit gar nicht anfangen.

    Tja, das ist so eine Sache. Es ist zu mindest meiner Frau schlichtweg nicht mehr möglich ihn körperlich zu halten, von daher hat das oberste Priorität. Ganz zu schweigen davon wenn es z.b. draußen glatt oder nass ist.

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