Vizsla Hündin hat so einige Baustellen

  • Hallo :)


    Ich habe eine Vizsla Hündin namens Sadie. Sie ist ein Jahr alt und lebt seit 4 Monaten bei mir.


    Sie ist eine tolle Hündin und ich liebe sie über alles. Aber sie bringt mich manchmal an meine Grenzen.


    Sie ist total ruhelos


    Ich mache wirklich viel mit ihr, beschäftige sie körperlich und geistig, aber es reicht einfach nicht. Sie überdreht besonders abends extrem. Das bedeutet, dass sie ruhelos durch die Wohnung läuft, fiept, hechelt und speichelt. Sie fordert mich ständig zum spielen auf und wenn ich es ignoriere wird sie grob.


    Sie lernt schlecht


    Vizsla sind ja eigentlich total kluge Hunde, aber Sadie weiß nichts davon. Sie lernt total schlecht. Sie kann zwar einfache Dinge wie Sitz und Platz, aber bei Tricks steigt sie aus. Sie macht eine Minute mit und legt sich dann einfach hin oder geht weg.


    Sie jagt extrem!


    Klar, sie ist ein Jagdhund, das weiß ich. Aber sie jagt alles! Sogar andere Hunde! Anfangs dachte ich, dass sie spielen will, aber sie wird grob und richtig bösartig wenn sie anderen Hunden nachläuft. Sie ist draußen generell total unkonzentriert und sucht ständig nur nach etwas jagbaren. Wenn ich sie ableine ist sie weg.


    Sie hat eine Leinenaggression


    Sie zieht extrem an der Leine und wenn sie andere Hunde an der Leine trifft rastet sie aus. Ich kann sie dann kaum halten. Sie tut nichts, sie will nur begrüßen, aber viele andere Hundehalter wollen das nicht und deshalb ist sie glaube ich frustriert.


    Sie markiert in der Wohnung!


    Sie stellt sich regelrecht auf zwei Beine und markiert Wände. Sowas habe ich bei einer Hündin noch nie gesehen.


    Könnt ihr mir Tipps geben wie ich mit diesen Dingen besser umgehen kann? Vor Allem das jagen würde ich gerne in bessere Bahnen lenken und auch das Verhalten an der Leine.


    Ich bin euch für eure Antworten dankbar.


    Liebe Grüße

    Emily

  • Grob liest es sich für mich nach bodenloser Überforderung. So ins blaue Raus geraten, alles passt dazu.

    Was machst du mit ihr? Woher kommt sie? Wie schaut ein typischer Tag aus?

  • puh der wichtigste Tipp! Lass den HUnd mal runter kommen! Sie ist erst seit diesem Sommer bei dir und Ruhelosigkeit bzw diese massive abendliche Unruhe kommt von zuviel Action. Nach müde kommt blöd. Das gilt auch bei Hunden. Geh normal Gassi. Insgesamt nicht mehr als 2 Stunden und inklusive sind dabei 2x 5 Minuten irgendwas üben. Mehr nicht! Rückruf natürlich immer belohnen. Aber alles an Extras passt entweder in diese 5 Minuten oder es findet nicht statt. Du wirst sehen wenn sie zur Ruhe kommt wird sie auch besser lernen. Und auch dann bitte nicht 100 Sachen durcheinander!

    Sie ist eben ein Jagdhund. Was erwartest du? SL dran und wenn sie wieder mehr Kapazitäten hat mal mit Antijagdtraining anfangen aber nicht jetzt. Und ja, Jagdhunde jagen häufig alles was sich bewegt auch Artgenossen. Lass es nicht dazu kommen. Ausgewählte ruhige Hundekonakte ohne spielen einfach an der Leine gemeinsam gehen reicht komplett aus für den Moment. Du merkst ja dass sie mit dem jetzt komplett überfordert ist. Dabei übst du gleichzeitig dein Leinenproblem. Ablenken, Bögen laufen, die so gro0ß sind dass sie nicht auslöst und Geduld haben. Vielleicht würde euch da auch wirklich ein trainer gut tun.

    Auch die Markiererei klingt einfach nach einem sehr gestresstem Hund.

  • Würde auch sagen: Stress.

    Zudem haben Vizlas keinen natürlichen "Ausschalter". Der 10-jährige Jagdvizla hier auf dem Hof kommt von selbst auch nicht zur Ruhe. Wenn man ihn lässt, latscht der jetzt noch ständig hinterher, muss wissen, was man macht oder will was von einem. Da hat der Halter auch vergessen, dem Hund das Ruhen zu erklären.

    Was bei Falco auch extrem ist, ist seine Menschenbezogenheit. Ich bin jetzt seit 4 Monaten auf dem Hof und der Hund versucht quasi in mich reinzukriechen. Aber ich krieg ihn jetzt durch ruhiges, meditatives Streicheln schnell runter und dann kann er auch Ruhe halten.

    Über reine Bewegung und Auslastung kriegst du jedenfalls keine Ruhe in den Hund.

    Mein Tipp wäre auch, keinesfalls mehr zu machen als @Lockenwolf vorgeschlagen hat.

    Und das Ruhen konsequent aufbauen und einfordern. Wenn machbar vielleicht über gemeinsames Ruhen und Körperkontakt (den Vizlas grad von ihrer Bezugsperson echt brauchen), ansonsten fürs Erste über Fixieren auf dem Ruheplatz (ggf. Wandhaken und Leine).

    "Unser" Vizla ist sau sensibel und sehr weich, da musst du echt schauen, dass die Ansprache zwar verständlich, aber nicht zu hart ist.

    Falco kann ich mit einem etwas schärfer gesprochenen "Falco!" von meiner läufigen Hündin abbrechen.

    Ich halte den für einen typischen Vizla und der Hund ist super führig.

    Mit Geduld, Konsequenz und etwas Methodik kriegst du die (doch noch recht heftigen) Baustellen sicher in den Griff.

  • Was machst du mit ihr? Woher kommt sie? Wie schaut ein typischer Tag aus?

    Wir machen zweimal die Woche Mantrailing in der Hundeschule.


    Sie kommt von privat. Ich habe sie aus dem Internet von der Vorbesitzerin übernommen.


    Ein typischer Tag ist wie folgt:


    7:00 Uhr aufstehen und rausgehen ca. 30 Minuten mit Freilauf

    7:30 Futter

    8:00 in die Arbeit gehen (Zu Fuß ca. 25 Minuten mit teilweise Freilauf)

    8:30-12:30 sind wir im Büro. Da spielen wir ein bisschen, sie wird von den Kollegen betüddelt. Sie schläft auch viel im Büro.

    12:30 Nachhauseweg wieder ca. 25 Minuten

    13:30 Training (Fußgehen, Rückruf, Kommandos ca. 20 Minuten)

    14:00-16:00 Ruhezeit

    16:00 Großer Spaziergang mit viel Spiel und Training ca. 1 Stunde auch mit Freilauf

    18:00 Futter

    Ab da sollte sie Ruhe halten, aber sie ist furchtbar nervös.

    20:00 Letzte kurze Leinenrunde ca. 20 Minuten

    Dann wieder Ruhe und später schlafen.

    Nachts schläft sie gut durch, aber bis sie so weit ist ist es eine Qual.


    Wie ihr seht machen wir so einiges, aber bestimmt nicht zu viel.


    Sie könnte noch viel mehr, sie fordert es richtig ein, besonders spielen liebt sie. Sie möchte niemals aufhören. Und natürlich herumflitzen wie eine Verrückte.

  • Boah! Das ist viel zu viel!

    Und vor allem hat der Hund kaum echte "Abschaltzeit".

    Für einen so reizoffenen Hund wie den Vizla ist das quasi permanenter Stress.

    Besser wär, der Hund ginge nicht mit ins Büro.

  • Naive Frage: Jetzt wo du das schriftlich vor dir siehst, fällt dir das Problem nicht selbst auf?

    Meine Hunde würden die Wände hoch gehen.

  • Grob gerechnet sind das knapp 3std die ihr mit dem Hund laufen geht. Plus tägliches Spiel, Training und dazu dann noch mantrailing.


    Ich finde das ist schon ein mega Programm für einen überdrehten Hund.


    Ich würde diese ellenlangen Trainingseinheiten streichen. Auch das Spiel muss nicht sein wenn der Hund dabei überdreht.

  • Und noch eine frage: wenn sie jagen geht, wenn sie abgeleint ist, wie paßt das mit dem Gassi im Freilauf?

    Ich finde es auch viiiiiel zu viiiiel, huiuiui.


  • Hui, da würde mein Pudel auch durchdrehen. Wenn wir zu viel machen zeigt er manchmal auch so Ansätze von dem was du beschreibst (er wird dann unruhig, kommt an zum zocken oder versucht zu rammeln, kommt schlechter zur Ruhe). Halt nur sehr leichte Ansätze.

    Sobald er sowas zeigt gibt es am nächsten Tag einen Ruhetag, nur Pinkelrunden (die dauern so 2-3 Minuten) und vielleicht dann abends eine 20min Rinde. Am nächsten Tag ist er dann wieder ruhig und entspannt.

    Wenn es mal eine Trainingseinheit gibt, ist an dem Tag der Spaziergang kürzer. Ist der Spaziergang mal lang (2h oder so), gibts halt kein Training an dem Tag. Und auch nur den einen langen Spaziergang.

    Als er ein Jahr alt war, ging noch weniger Programm als jetzt mit 17 Monaten. Da geht immer mehr, an manchen Tagen geht auch nichts weil er einen Pubertäts-Tag hat, Hirn im Umbau, keine Konzentration, dann wird das eben ein langweiliger Tag mit viel Schlafen.


    Grundsätzlich gibt es hier 1-2 mal am Tag 20min kurzes Gassi in vertrauter Umgebung, eine längere Runde je nach Tag 40-90 Minuten (meist ca 60) im Freilauf, und 1-2 mal die Woche ein paar Minuten Training (dann weniger Gassi).


    Klar geht dann auch mal mehr, zB ein paar Tage Urlaub mit viel Programm, aber auch da mit Pausen und danach 2-3 Tage Sparprogramm zum runter kommen.

    Damit fahren wir ganz gut.


    Auch der Setter damals war ähnlich, in dem Alter hat er 40-45 Minuten Spaziergang gut geschafft, danach war die Konzentration weg. Wurde so mit 1,5 Jahren besser, da konnte man dann länger raus und mehr machen :)

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