Jagdverhalten Junghund Umorientierung stärken

  • Also wäre die beste Option ihn dazu zu bringen sich abzulegen? D.h. er darf einfach weiter gucken bis der Reiz weg ist? Reicht auch ein Sitz? Der Sitz-Pfiff klappt bei uns schon ganz gut, sollte ich den alternativ an der Schleppleine benutzen? Oder ist die Versuchung dabei zu hoch loszulaufen? Das Platz-Signal kann er bisher nicht auf Entfernung.

    Das ist im Endeffekt deine entscheidung und eine Frage was bei euch gut funktioniert.

    Aus dem Platz steht ein Hund halt nicht so schnell auf wie aus dem Sitz. Und aus dem Down (also Kopf auf dem Boden) nicht so schnell wie aus dem Platz.

    Aber im Endeffekt ist das deine Entscheidung.


    Absolut. Es geht aber tatsächlich nicht um den einzelnen Keks, sondern um die konditionierte emotionale Reaktion. Theoretisch kann die irgendwann so stark sein, der Hund also das Umorientieren so fest mit Belohnung und einhergehend einem intensiven Dopaminausstoß verbunden hat, dass er gar nicht abwägt "Jagen oder Keks", sondern automatisch handelt. Ob das in der Praxis bei einem wirklich jagdmotivierten Hund funktioniert... :ka:

    Naturlich geht es nicht um den einen Keks. Aber man konditioniert halt auch nicht einfach mal eben gegen Trieb und Instinkte an. Das ist ja das was die "mit genug Liebe und Training geht alles"-Verfechter denken und was dann regelmäßig schief geht. Hat ja einen Grund warum das nicht oder nur sehr, sehr schlecht funktioniert.



    Umorientierung ist nur eine andere Alternativhandlung als Sitz/Platz, oder nicht?

    Nö. Für meinen Vorsteher macht es bzgl. seiner Kooperationsbereitschaft himmelweite Unterschiede ob ich ihn "dirigiere" oder ihm verbiete zu jagen. Das eine macht jaglich ja durchaus Sinn, das andere nicht.

    Soll heißen, abwenden von der Beute geht nur mit starker körperlicher Einwirkung bis er aus seinem Tunnel raus ist.

    Was aber gut geht, immer gut ging, ist eben u.a. der Platz-Pfiff. Weil er verharren und warten durchaus als Teil einer Jagd versteht. Ist es ja auch. Mein Hund hat durchaus gelernt (und auch immer schon instinktiv verstanden), dass leise, still und heimlich sein dafür sorgt, dass wir Beute machen.

    Was er glücklicherweise nicht versteht ist, dass dieses Platz oftmals auch eine (aus jagderfolgstechnischer Sicht) eine grobe Fehlentscheidung meinerseits ist. ;) Die Beute entkommt, er kommt aus seinem Tunnel und ist dann wieder normal ansprechbar und wir können wieder normal weiter miteinander umgehen.




    Das gesagt, würde ich bei einem Golden da aber jetzt nicht von einem wirklich extremen, schwer kontrollierbaren Jagdtrieb ausgehen, wenn da nicht im Vorfeld ordentlich was schief gelaufen ist.

  • Aus dem Platz steht ein Hund halt nicht so schnell auf wie aus dem Sitz. Und aus dem Down (also Kopf auf dem Boden) nicht so schnell wie aus dem Platz.

    :nicken:

    Enspannter werden kann man ja immer noch - als Moro jung war, habe ich das korrekte Down geübt, einfach weil da der "Weg" zum losrennen am weitesten ist - irgendwann wusste ich, der bleibt liegen - dann hab ich das Kopf runter nicht mehr beachtet und hab ihn gucken lassen


    In diesem Jahr wird er 10 und ist schon lange ein absoluter Verlasshund - und mir ist es vollkommen egal, ob er sich setzt, legt, stehen bleibt oder sogar pinkelt - ich weiß er bewegt sich nicht Richtung Reiz und das ist es ja was zählt


    Ich finde nachjustieren blöder, als lockerer werden, daher würde ICH den Hund liegen lassen - und niemals abrufen dann, sondern immer abholen - denn das aufstehen dürfen könnte er als Erlaubnis für "lets go" interpretieren

  • Nö. Für meinen Vorsteher macht es bzgl. seiner Kooperationsbereitschaft himmelweite Unterschiede ob ich ihn "dirigiere" oder ihm verbiete zu jagen. Das eine macht jaglich ja durchaus Sinn, das andere nicht.

    Soll heißen, abwenden von der Beute geht nur mit starker körperlicher Einwirkung bis er aus seinem Tunnel raus ist.

    Aber das meine ich ja, wenn ich sage, es ist Typsache, welches Alternativverhalten für Mensch und Hund passen. Im Grunde nutzt man das, was sich für den Hund gut anfühlt, um ihn zum gewünschten Verhalten zu bringen.

    Klar hat das Grenzen je nach Veranlagung des Hundes; auch mit endlos Liebe und Training macht man aus einem Tier mit seinen unterschiedlichen Motivationslagen ja keinen Roboter.


    Jedenfalls zur Ausgangsfrage: ich würde mit Methode 1 anfangen und mal schauen. Einen ordentlich aufgebauten Abbruch kann man da auch gut gebrauchen.

  • Ein 4,5 Monate alter Hund springt 1x einer Amsel hinterher. Ja, passiert.

    Wär mir sowas von zuviel Hirnsausen, was Du daraus machst nach 2 Monaten einen Hund haben.


    Nein. Sorry. Das liest sich ungesund.

  • pinkelpirscher: Danke für diesen Beitrag! Mir fällt bei so viel Methodenlastigkeit ganz boshaft "Tamagotchi" ein ...


    Um evtl. aber doch etwas Hilfreiches beizusteuern:


    Du hast einen jungen Hund einer als führig bekannten Rasse, warum gibst Du ihm nicht Gelegenheit, die Welt zu entdecken und auch mal übermütig zu sein? Hunde haben so feine Antennen und sind Meister im Lesen menschlicher Emotionen, warum müssen immer gleich diese ganzen modernen Hilfsmittel und Methoden gezückt werden?


    Außerdem war das Kleinteil an der Leine, was hätte also passieren sollen?


    Ich würde einem so jungen Hund dieser Rasse schlicht durch meinen Unwillen (z. B. durch einen Anraunzer) zeigen, dass er die Amsel jetzt in Ruhe lassen soll. Vielen Hunden fällt es meiner völlig unwissenschaftlichen Erfahrung auch leichter, Reizen nicht nachzugeben, wenn sie in Bewegung bleiben können, wenn man also erst gar nicht den Versuch macht, sie durch ein Kommando festtackern zu wollen, sondern sie in eine andere Richtung lenkt.


    Und ein junger Hund darf und soll auch übermütig sein.


    [Selbst mein mittlerweile herzkranker Border-Großvaterhund jagt manchmal mit 2, 3 Hopsern Vögel hoch, wenn ihn der Hafer sticht.

    Davon geht die Welt nicht unter.

    Und wenn bei uns auf dem Hof Rehe oder ein Hase hinter einer Stallecke hervorkommen, kann ich es nicht vermeiden, dass mindestens einer der Hunde einen Satz nach vorne macht oder auch mal einige Meter hinterhersprintet, wenn der Reiz so plötzlich kommt.

    Solange sie auf meinen "Hey!"-Brüller abdrehen (und dafür natürlich überschwänglich gelobt und belohnt werden), ist alles im grünen Bereich.]


    Ich finde es sinnvoller, sich an dem Umfeld zu orientieren, in dem der Hund lebt, denn davon hängt größtenteils ab, was der Hund "dürfen darf" und was nicht.


    Der Hund ist ja noch viel zu jung, als dass Du mit ihm Euren ganzen zukünftigen Radius ablaufen könntest und daher schon eine genauere Vorstellung haben könntest, mit welchen Jagdreizen er es künftig zu tun haben wird.


    Also ruhig Blut, freu Dich an seiner Entdeckerlust und lernt Euch gegenseitig lesen. Für gewünschtes Verhalten braucht es bei vielen Hunden und in vielen Situationen gar keine Hilfsmittel und Methoden, sondern einfach ehrliche Emotionen, das berühmte Authentisch-Sein.


    Mir hilft es z. B., meine Gefühle laut auszusprechen; ich gehöre zur Zutexterfraktion à la "Hund, Du nervst, lass es!"


    Mit dem Heranwachsen des Hundes wirst Du in Abhängigkeit von Deinem Umfeld merken, welche Verhaltensweisen Du konditionieren musst (bei uns z. B. bei 2 freilaufenden Hunden das sichere Abstoppen vor dem Überqueren von Straßen) und welche Du situativ steuern kannst.

  • Ich finde den Anspruch zu hoch. Die Kette mit hinschauen und abwenden erwarte ich dem Alter gar nicht. Bremse reinhauen ist mein Fokus. Da warte ich auch gar nicht was kommen würde - das wird gemarkert und belohnt. Also das Anhalten.


    [Externes Medium: https://youtu.be/9CEXM027-sg]


    Habe ich den Hund an der Leine und es bekommt sich von einem Außenreiz im Schauen nicht gelöst und die Leine ist noch locker, hole ich ihn mit Leinenführigkeit da raus. Das baue ich jenseits eines Reizes viel auf. Da arbeite ich zweigleisig - der Hund wird belohnt, aber er MUSS der Leine auch folgen.

  • Ich berichte nur mal von uns. Mein Hund war als Welpe an Vögeln jeder Art hochinteressiert. Inzwischen guckt er maximal zu einem Reiher, der auf dem Feld steht, ich sage Nein, Hund läuft weiter. Kleine Vögel sind mal nen zweiten Blick wert, aber auch da gibt es mein Nein, Hund läuft langsam, Vogel fliegt weg, alles gut. Belohnung gibt es dafür nur noch ganz selten. Mein Hund wird im November 2 Jahre alt.

    Lösung war also einfach ein schlichtes Verbot. Umorientierung- hätte ich drei Tage stehen können, bis er mal zurück schaut. Belohnung interessieren ihn auch nicht, wenn er im Jagdmodus ist. Das einzige, was funktioniert ist Gehorsam. Bei uns ist es nicht bei den Vögeln geblieben, aber meine Vorarbeit, dass er kapiert, dass ich sein Jagen blöd finde, ist sehr wichtig gewesen. Heute geht es um Wild. Da arbeiten wir noch dran. Umorientierung ist bei meinem Hund ein überambitioniertes Ziel, vermutlich unerreichbar, eben auch, weil positive Belohnung nicht funktioniert. Ich arbeite einem konsequenten Stopp. Einfach stehen bleiben, bis ich ihn berühre (und anleinen kann). Platz, Sitz, bei uns kritisch, weil Mimimi, nass an den Kronjuwelen etc.

    Wichtig war, konsequent sein. Bei jedem verdammten Vogel! Können lange Spaziergänge sein, gebe ich zu.

  • Wir haben seit einem Jahr unseren ersten Hund, einen Kleinpudel.


    Pudel waren auch Retriever, bevor sie Begleithunde wurden.

    Unser Pudel, jetzt 15 Monate alt, hat einen mäßigen Jagdtrieb auf Mäuse, Vögel und Insekten.


    Wir haben, auf Empfehlung der Hundeschule, das Kommando Touch etabliert, was heißt, dass der Hund sich dem Halter zuwenden und seine Hand anstupsen soll oder zumindest die Nase dorthin bewegen soll. Dafür gibt es ein Leckerchen.

    Das kann man immer mal wieder nutzen, um zwischendurch die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich zu lenken, solange der an der Leine und nicht weit weg ist.


    Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das funktioniert, bevor der Hund die Jagd beginnt.

    Das Fixieren ist ja schon Teil 1 der Jagd. Das unterbrechen wir schon.

    Nach dem Fixieren wird nämlich durchgestartet, wie Du gemerkt hast.

    Also klar, kurz gucken ist ok, aber Starren nicht mehr.


    Unser Hund darf auch nicht in Mauselöchern buddeln. Das ist ebenfalls Jagdverhalten.


    Mittlerweile läuft unsere Hündin öfter frei und hört auf unser Abbruchsignal, wenn sie einen Vogel für meinen Geschmack zu intensiv mustert.

    Aber das freie Laufen haben wir erst etabliert, nachdem sie das Jagen nicht mehr so interessant fand. Davor blieb sie an der Schleppleine.


    Das wird sicherlich bei einem ernsthaft jagdlich motivierten Hund nicht so funktionieren, aber die Golden Retriever sind ja normalerweise auch nur mäßig jagdlich motiviert.

    Falls Euer Hund doch ernsthaft jagdlich motiviert sein sollte und die einfachen Tips nicht helfen, würde ich einen entsprechenden Kurs in einer Hundeschule besuchen. Unsere bietet so etwas z.B. an.

  • Danke für euren Dämpfer, ich denke, dass ich was einen unkontrollierten Jagdtrieb angeht, eine kleine Angst entwickelt habe, die dadurch bedingt ist, dass der Hund einer Freundin von mir aufgrund einer Jagdsituation von einem Auto überfahren wurde und das sehr tragisch war, auch weil ihr die Schleppleine aus der Hand gerutscht ist. Deswegen mache ich mir bei dem Thema wohl einfach sehr viele Gedanken und möchte selbst Handlungssicherheit verspüren. Es geht weniger darum, dass mein Hund da ein Problem hat oder so, klar er ist ein junger Hund und das Verhalten ist ganz normal. Er möchte ja auch die Welt entdecken.

    Ein klassischer Abbruch und/oder ein Alternativverhalten klingen da ja aber nach einem guten Plan für mich.

  • Und weil es nachts böser klang, als gemeint.


    Absolut nichts gegen gut struktiertes Training. Aber es ist schlichtweg überambitioniert, zwar Begriffe X und Y zu kennen, aber den Hund selbst noch nicht.


    Es gibt keine Perfektion in der Hundehaltung, es gibt keine perfekten Junghunde, die sofort funktionieren oder Methoden, die auf jeden Fall immer passen. Es ist ein Prozess. Allein bis Dinge, die als Trainingsansätze beschrieben wurden, sicher funktionieren würden, geht viel Zeit ins Land.


    Manchmal ist weniger gleichzeitig wollen besser. Spaß soll man gemeinsam auch noch haben.


    (Ich trainerischer Ketzer hab bei Vögel jagen nie übermäßig gegentrainiert oder irgendnen besonderen Ansatz gehabt - und trotzdem hat es bei allen meinen wieder nachgelassen. Und ich hab Jagdhunde, die sehr stark nur auf Bewegungsreiz reagieren.

    Nur so als Entspannungsanstoß. Hinterher gewollt hat in dem Alter jeder. )

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