Jagdverhalten Junghund Umorientierung stärken

  • Bedenke, Jagdverhalten entwickelt sich bis zum dritten Lebensjahr. Was jetzt stattfindet, ist moderates Vorgeplänkel.


    Und es ist völlig normal, dass auch beim allerbesten Trainingskonzept ein Hund mit einer entsprechend genetischen Veranlagung Phasen haben wird, in denen er die Beherrschung verlieren möchte. Einfach, weil in der Junghundezeit das Gehirn Kicks ziemlich geil findet. Also nicht die Krise kriegen, wenn plötzlich das Training, was vorher funktioniert hat, zeitweise gefühlt für den Arsch ist. Dran bleiben, geduldig sein und sich durchkämpfen. Jagdverhalten in den Griff zu bekommen, ist wie Ausdauertraining. Das dauert.

  • Mit 18 Wochen Jagd dein Hund auch bald schon, den Herbst Blättern im Wind hinterher. Da kannst du dich entweder verrückt mit machen, oder das als Junghunde Blödsinn sehen ;) .
    Mit meinen jungen Hunden bin ich da lieber zusammen durch aufgewirbelte Blätter getobt. Kommenden Herbst wird meine Labi Hündin schon 2 und Blätter Jagen ist nicht mehr so Reizvoll wie damals als Dreikäsehoch.

    Vögeln nach hüpfen und feststellen, dass die wegfliegen und das Hundekind, nicht Fliegen kann, gehört auch zu den Erfahrungen, die dein Hund ruhig machen kann und die Welt geht davon nicht unter.
    Eichhörnchen auf einen Baum treiben und dein Hundekind stellt fest, dass es nicht auf Bäume klettern kann, auch da geht die Welt nicht unter.

    Erfahrungen die ich jedoch nicht beim Junghund haben möchte, sind richtig strecke machen und Hetzen.
    Mal ein Hüpfer und die Amsel fliegt hoch, okay. Solang sich danach schnell wieder runtergefahren wird und sich die Aufmerksamkeit wieder zu mir lenken lässt, durch kleine spiele/Übungen.
    Aber übers Feld sprinten und Beutetieren nachjagen und der Hund kommt mit richtig Puls irgendwann zurück.
    Oder noch schlimmer, mit anderen zusammen Beutetieren über der Wiese nach Hetzen...
    In allen Situationen, wo sowas Möglich wäre, blieb bei meiner Hündin die Schlepp dran.

    Neben Schleppleine gibt es bei uns noch Weg Treue. Meine Hündin darf nicht von den Wegen runter. Sie kennt da als Signale "Raus da", "weiter"... Zum lösen darf sie von den Wegen runter, aber wir haben da auch eine Kommunikation für, dass ich ihr das ansehe.
    Ebenso fürs Dummy suchen, darf sie in den Wald, auch weitere strecken. Aber das wird ja dann durch die Start Rituale eingeleitet.
    Und auch da gab es Zeiten, da durfte sie nicht. Oder auch nur solang, wie die Schlepp reichte, an Lichtungen.
    Jetzt kann ich sie auch komplett nackig durchs Unterholz für eine Aufgabe schicken und sie ist nur auf ihre Aufgabe Konzentriert und mit einem Ohr immer bei mir. Um das Erste Lebensjahr rum, wär sowas aber einfach nicht machbar gewesen.

    Und ob du wirklich Umorientierung willst, oder brauchst? Sprech da mal mit deinen Dummytrainern drüber.
    Ist doch schön, wenn die gucken und sich die Fall Stelle merken.

    Meine Hündin hockt sich auf ihren Hintern, wenn sie Witterung von unbekanntem Wild aufnimmt und ich hol sie dann ab.
    Genauso wie sie sich ab Stopp Pfiff hinsetzt. Oder wenn vor ihr irgendwelche Wild Tiere rum hüpfen.
    Solang ihr hintern unten bleibt und ich sie es schafft mit rumhüpfenden Wildtieren auch im Alltags Fuß bei mir noch gehen zu können, ist doch alles ok. Auch in der Grundstellung Wildtiere anglotzen, machen wir auch oft. Irgendwann machen Wildtiere ja auch hektische Bewegungen und da erwarte ich dann, dass das Sitz nicht aufgelöst wird(Und beim Jungen Hund ist da eben eine Leine am Hund).
    Aber das gehört alles mehr zu Team "Gehorsam".

    Es gehört doch auch zu den Lebenserfahrungen, das wenn eingesprungen wird, durch die Leine das Hetzen keinen Erfolg hat. Oder auch, die Signal Verweigerung, keinen Erfolg hat.
    Wenn du ein Sitz, Platz, sonstiges verlangst, wenn Wild vor euch ist, dann ist der Hund an der Schlepp und du kannst dein Signal Konsequent durchsetzen.
    Und zur Pubertät gehört es bei manchen Hunden eben auch, zu überprüfen ob du das wirklich, wirklich, wirklich durchsetzen kannst.
    Und je nach Individuum überprüfen die das unterschiedlich oft :tropf: .

    Impulisivität beim Jungen Hund, gehört einfach dazu.
    Wenn du damit rechnest, dass dein Hund jederzeit los hüpfen kann, und vorausschauend führst und sicherst, wird schon nichts groß schief gehen.

  • Goldenhour


    Hat dein Junghund auch Freilauf? Oder ist der permanent an der Leine?


    Weil für eine gesunde Körperentwicklung muss der Kerl frei herum rennen können.

    Freilauf gibt es bei uns im Garten (200m2), auf dem Trainingsplatz oder beim Spiel mit bekannten Hunden, die abrufbar sind und mir dadurch den Rückruf erleichtern. Freilauf gibt es also nicht täglich, aber mehrmals die Woche (so 4-5x). Es gibt immer 1-2 Tage in der Woche, wo wir recht wenig machen, d.h. kurze Runden an der Führleine und viel Entspannung zusammen auf dem Sofa. Generell sind Spaziergänge derzeit immer an der Leine (je nach Ort Führleine oder 10 Meter Schleppleine). Wie viel Freilauf brauchen junge Hunde denn für eine gesunde Körperentwicklung? :)

  • Hier mal eine Gegenstimme. :winking_face:



    Beute ansehen -> ansprechen -> Umorientierung -> click -> Belohnung

    Nach dieser Methode arbeite ich bei meinem Junghund auch. Er bietet das aber auch an, weil er eh immer erst guckt und nicht einfach los rennt. Darauf kann ich gut aufbauen.


    Ich habe das schon bei meinem Schäferhund Mix vorher gemacht und fand es sehr angenehm, dass ich nicht jedes Kaninchen im Stadtpark vor ihm sehen musste, sondern er sich bei den für ihn spannenden von selber umorientiert hat.


    Verbote finde ich persönlich schwierig und würde ich nicht benutzen. Ich kenne einige Hunde, die dann nach ner Zeit keine Vorzeichen des jagens mehr gezeigt haben, sondern direkt los gerannt sind, um so dem Verbot zu entgehen.

  • Meiner hat das Vogelscheuchen perfektioniert - insbesondere an der Leine (ohne Leine interessieren die ihn nicht die Bohne):

    Ein Hüpfer in die Höhe und der Schwarm Tauben/Krähen/Spatzen/Amseln ... rauscht schön in die Höhe. Sehr beliebtes Spiel in Bahnhöfen.

    Da merkt man richtig wie er sich eins in den Bart grinst :nicken:


    Ansonsten habe ich mit ihm stundenlang andere Tierchen (Karnickel, Wildschweine etc.) gemeinsam beobachtet, ihn also dafür gelobt, dass er nur schaut oder mir sogar zeigt und nicht hinterher rennt, hat gut funktioniert. Einzig Eichhörnchen wecken noch sein Interesse, aber mehr aus Verwunderung darüber, was die die da oben machen :???:


    Bei Mäusen und Ratten, die für ihn einen schwer zu widerstehenden Reiz darstellen, hilft Gehorsam. Die rennen aber glücklicherweise nicht weit weg.

  • Mein Plan war bis zu diesem Zeitpunkt: Gucken lassen, warten und bei einer Umorientierung zu mir das Markerwort geben und belohnen.

    Keinen meiner Hunde habe ich aktiv gucken lassen - mir ist die Gefahr einfach zu groß, dass sich während des Schauens der Gedanke im Kopf manifestiert, dass das was er da anschaut, Beute sein könnte.


    Wahrnehmen - ja, kein Thema, aber beobachten lassen?

    Nö - weitergehen, links liegen lassen, ist uninteressant, ich habe höchstens mal kommentiert: "Joah, ist ein Vogel, interessiert mich nicht, komm wir gehen weiter!".


    Das Weitergehen wurde belohnt - wobei ich, je nach Beute, gerne auch mal kehrt gemacht habe, um mich von der potentiellen Beute weg zu bewegen.


    Parallel dazu an Impulskontrolle, Gehorsamsübungen (bei Fuß, Sitz auch auf Distanz) und vor allem Jagd(ersatz)training arbeiten - und in entsprechendem Gelände durch Sichern des Hundes zuverlässig Jagderfolge (wozu auch Hetzen gehört) verhindern.




    Einfach, um auch gar nicht erst den Gedanken aufkommen zu lassen: "Wir verfolgen das jetzt!".

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