Vom Züchter kaufen moralisch falsch?

  • Gegenargument zu „Adopt“

    Es ging doch nie darum, Gegenargumente gegen Tierschutz und "Adoption" vorzubringen, sondern lediglich die Gegenarguemente gegen den Kauf vom Züchter zu entkräften.

    Dann nenn es halt nicht Gegenargument, sondern bedenkenswerten Punkt bei der Abwägung adopt oder shop. Wenn es denn so wäre, dass man mit Auslandshunden ein negatives System unterstützt würde, wäre das bei ursprünglichen Frage zur Twitterdiskussion ein valides Argument, denn Auslandsimporte werden von ihm offensiv gestützt (und es greift indirekt seinen Vorwurf auf, mit Kauf statt Adoption unterstütze man das System Puppy Mill).

    Und meinst du mich mit dem Umdrehen des Arguments, Züchterwelpen seien nicht verwerflich? Da kann ich dir grad gar nicht folgen.

  • Ich möchte möglichst kurz erklären, warum ich ganz subjektiv im Dogforum schon teilweise das Gefühl habe, dass sich gegen Tierschutz ausgesprochen wird. Damit möchte ich aber nicht dich persönlich ansprechen @Langstrumpf

    Auch nicht, dass es im TS keine Schattenseiten gibt, die man nicht kritisieren darf. Ich pauschalisiere jetzt sowohl bei den Aussagen als auch bei DEM TS, den es ja in der Einheit gar nicht gibt. Gehe jetzt aber grundsätzlich vom seriösen TS aus.


    -Straßenhunde sollen doch frei bleiben, die gehören nicht ins Wohnzimmer!

    Ich bin auch nicht dafür, dass alles wahllos importiert wird. Aber wenn man von der tollen Freiheit der Straßenhunde spricht, dann sollte man sich die Lebensbedingungen dort anschauen und sich darüber im Klaren sein, dass die Freiheit schnell im Kill Shelter endet. Davon ab ist nicht jeder Hund aus dem Ausland ein Straßenhund.

    -Aus Rumänien kommen nur HSH! Und alle katastrophal schwierig!

    Ja, sind da verbreitet und auch in vielen Mixen drin, sollte man beachten. Gibt aber a) auch dort noch andere Hunde und b) gewöhnen sich hier genug rumänische Hunde problemlos ein.

    -Es ist übergriffig, wenn wir anderen Menschen in anderen Ländern in ihren Umgang mit Tieren reinreden!

    Tierelend bleibt Tierelend, unabhängig von Ländergrenzen. Anmaßend ist es wenn wir uns als Retter aufspielen und dabei vergessen, dass bei uns die Nutztiere mindestens genauso schlecht behandelt werden wie Hunde in anderen Ländern. Die Bevölkerung mitnehmen, Aufklärung, Bildung, an die Politik appellieren, gehört für mich alles zum guten TS dazu. "Mein" Verein bietet kostenlose Kastrationen für private Haustiere an, wenn es sich die Besitzer nicht leisten können. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass z.B. die ungarischen TH voll sind mit ausrangierten Vermehrerhunden und deren Welpen wurden für den westlichen Markt produziert.

    - Es heißt nicht adoptieren!!!!!!!

    Ja, es ist rechtlich ein Kauf, aber warum fällt es manchen so schwer zu akzeptieren, dass es für einige eben emotional Adoption besser trifft als Kauf? Dass es ein griffiger Slogan ist? Kann man ja blöd finden und muss man selber nicht benutzen, aber jedes Mal diese Diskussion inklusive Worthistorie... Und dann direkt verbunden mit dem Vorwurf, man würde sich moralisch erhöhen.

    -Im TS wird zu viel und zu früh kastriert.

    Finde ich auch nicht gut, aber es gibt oft keine andere Lösung, wenn neue Welpen verhindert werden sollen. Der Rüde hier ist übrigens intakt aus dem TS und bleibt es auch.

    - Der TS gibt unpassende Hunde zu unpassenden Menschen , Hauptsache vermittelt!

    Mag es geben. Vielleicht haben sich auch die Halter überschätzt, der Hund entwickelt sich doch anders, usw.

    -Der TS will gar nicht vermitteln! Die haben völlig übertriebene Auswahlkriterien!

    Hängt vielleicht mit dem Punkt darüber zusammen. Meiner Erfahrung nach lassen sich viele Dinge im Gespräch klären und es gibt so viele Vereine und Heime, da sollte sich was finden lassen. Ich will auch Einzelerfahrungen damit nicht abwerten. Es gibt im TS komische Menschen (wo nicht?) und gut gemeint ist manchmal nicht gut gemacht.

    -Im TH sitzen nur kranke/gestörte/alte Hunde, da finde ich nichts.

    Dauert sicher, je nachdem was man möchte. Und je konkreter meine Vorstellungen sind, desto schwieriger wird es. Aber es gibt immer wieder nette, unkomplizierte Hunde im TH. Auch wenn man die Auslandsimporte ausklammert. Aber bei Züchtern muss ich doch auch warten.

    -TS Hunde sind alles Wundertüten und packen erst nach 3 Monaten aus!

    Ja, bei Welpen/Junghunden ist es teilweise schwer abzuschätzen, wohin die Reise geht. Bei erwachsenen Hunden, die bereits in einer Familie waren, die auf Pflegestellen leben, kann man sehr gut einschätzen, was da für ein Typ Hund sitzt. Man kann ja auch einen Trainer des Vertrauens mitbringen, bevor man den Hund mitnimmt. Ja, die kommen an und zeigen neue Facetten. Wäre doch traurig wenn nicht. Aber im Forum klingt auspacken immer nach "ich nehme einen Yorkie mit und 3 Wochen später steht plötzlich ein Wolfshund in meinem Schlafzimmer"

    -Gesunde und wesensfeste Hunde gibt es nur beim Züchter!

    Bei der Aussage knirsche ich mittlerweile mit den Zähnen. Bei den 350+ Rassen gibt es gesunde Zuchten und Züchter mit Ahnung, denen wirklich die Hunde am Herzen liegen. Aber was so alles im VDH gezüchtet wird, was ich auf Ausstellungen und im Sport gesehen habe , was ich bei Zuchtdiskussionen im Forum mitbekommen habe, wozu sich der VDH nicht äußert und wo er in Aktionismus verfällt, was Richter vorne platzieren usw da kommt mir die Wut hoch. Und ich rede nicht nur von Mops und Co.

    -Beim Züchter weiß ich genau was ich bekomme!

    Ja, ein DD aus Leistungszucht wird jagen. Ein Bichon eher nicht . Klingt aber häufig so als wären alle Hunde einer Rasse genau gleich und so Dinge wie "Kann alleine bleiben", "Ist verträglich mit Kindern" werden ab Werk dazu geliefert.

    Auch wenn es nicht mein Weg wäre, kann ich völlig akzeptieren, dass jemand anderes sich für einen Hund vom Züchter entscheidet. Ich halte die Person auch nicht für einen schlechten Menschen und feiere mich nicht dafür, dass ich meine Hunde "gerettet" habe. Die sind hier, weil ich Hunde wollte, aber gleichzeitig Hundehaltung kritisch sehe. Aus den Gründen, die hier Potato schon so gut aufgelistet hat.

    Ich möchte hier niemanden persönlich kritisieren, aber ich finde es auch ehrlich anstrengend, immer wieder die gleichen Vorurteile durchkauen zu müssen.

  • Die genannten Punkte kommen aber doch nicht alle von ein und derselben Person, oder? :thinking_face:

    Dann ist es nämlich immer auch wieder eine Frage des Blickwinkels. Wenn ich jetzt (also nicht ICH ich denn meine Familie hat alle Hunde aus dem gleichen Tierheim und da würde ich auch jeden Hund bekommen) 5x bei nem Tierschutz abblitzen würde wäre es nicht verwunderlich ein solches Argument zu bringen.

    Oder wenn ich ne HuSchu hätte und 8 von 10 Kunden würden mit Angsthunden aus Rumänien auf der Matte stehen oder oder oder


    Und mal völlig personenunabhängig von Usern

    Ich ganz persönlich kann es einfach partout nich ab wenn mir Wildfremde zu erklären meinen wie ich mich zu verhalten habe ich bin alt genug und investiere in meine Tiere mein eigenes verdientes Geld. Und wenn ich mir nach Jahren meinen Wunsch nach einem Züchterwelpen vom ordentlichen Züchter erfülle ist das genauso mein Ding wie wenn ich mir nen Hund aus dem Tierschutz hole. Beim Probleme lösen und Rechnungen zahlen hilft mir schließlich auch niemand.

    Deshalb reagiere ich vermutlich auch so angekratzt auf das Thema. Als ich damals nämlich die Mittelspitzhündin hier hatte, die jeden einzelnen Tag ihres Lebens nur Stress machte, nen Haufen Geld kostete und dann noch so furchtbar starb da war dann nämlich plötzlich die einzige Reaktion "Also das du dir diesen Stress jeden Tag antust" . Ähm...jaaa.. was soll ich denn sonst machen? Ich kann sie ja schlecht im Wald anbinden. Würde eh auffallen, da sie sobald sie vor der Türe ist die Siedlung zusammen schreit. Die Nachbarn würden merken wenn ich ohne Hund zurück komme :ironie2:

  • @Garm

    Ich würds nicht so provokant formulieren, aber du fasst ganz gut zusammen, warum die Aufnahme eines Tierschutzhundes ein Projekt sein sollte, bei dem man ganz genau abwägen sollte, ob man fähig und bereit ist, das auch durchzuziehen. Im Sinne des Hundes, für den Hund, ohne die eigenen Bedürfnisse und Ansprüche in den Vordergrund zu stellen.

    Wer das nicht kann oder will, sollte es lieber lassen. Es ist in meinen Augen nicht auf jeden Fall besser, einen Hund aus dem Tierschutz zu nehmen. Das ist alles.

    Und noch mal zu "Adopt" - klar kann man zur Aufnahme eines Hundes auch Adoption sagen. JEDES Hundes. Wenn mir diese emotionale Konnotation so wichtig wäre, würde ich das dann auch beim Züchterhund sagen.

  • Die genannten Punkte kommen aber doch nicht alle von ein und derselben Person, oder? :thinking_face:

    Dann ist es nämlich immer auch wieder eine Frage des Blickwinkels. Wenn ich jetzt (also nicht ICH ich denn meine Familie hat alle Hunde aus dem gleichen Tierheim und da würde ich auch jeden Hund bekommen) 5x bei nem Tierschutz abblitzen würde wäre es nicht verwunderlich ein solches Argument zu bringen.

    Oder wenn ich ne HuSchu hätte und 8 von 10 Kunden würden mit Angsthunden aus Rumänien auf der Matte stehen oder oder oder

    Nein, ich meine damit absolut keine Einzelperson und habe bewusst keine Zitate zusammengesammelt, sondern meine Worte gewählt, weil ich hier niemanden an den Pranger stellen möchte und es auch gar nicht um einzelne Aussagen geht, sondern um etwas, was immer wieder vorkommt.

    Natürlich färben unsere Erfahrungen unsere Einstellungen. Nimm mal das Dogforum. Hier taucht ja niemand auf, der sagt "Hey, ich wollte euch mal erzählen, wie toll mein Mischling aus dem TH ist und wie supi alles läuft!" Hier melden sich ja doch häufig Menschen an, die Fragen und Probleme haben. Wenn ich in den Welpenthreads so quer lese, dann bekommt man den Eindruck als habe jeder zweite Welpenblues und überhaupt sind Welpen ganz furchtbar kompliziert. Das sieht in meinem realen Umfeld zum Glück anders aus.

    @Langstrumpf Ja, da stimme ich dir zu. Mir, und wahrscheinlich auch vielen anderen hier, geht es ja nicht um "Hauptsache gerettet". Natürlich sollte man gut abwägen, aber bei jedem Tier, egal woher. Wenn ich im TS nicht fündig würde, denn so Leid mir die vielen Dauerinsassen tun, die meisten davon kann ich einfach nicht händeln, dann würde hier schlicht gar kein Hund leben. Aber das ist meine Entscheidung und ich kann akzeptieren, dass jemand anders eine andere Entscheidung trifft.

    Wäre hier ein Züchterhund, dann wäre das emotional für mich tatsächlich genauso eine Adoption wie der TS Hund, ja.

  • Wenn ich im TS nicht fündig würde, denn so Leid mir die vielen Dauerinsassen tun, die meisten davon kann ich einfach nicht händeln, dann würde hier schlicht gar kein Hund leben.

    Genau das isses doch.

    Es ist kein Entweder - Oder. Sondern jeweils eine eigene Entscheidung, die zu respektieren ist.

  • Danke @Garm!

    Ich hab und hatte ja hier auch immer "nur" TS-Hunde. Manche aus dem AuslandsTS, mache aus einem TH in der Nähe. Und der eine, der tatsächlich aus einer guten Zucht stammte, den hab ich geerbt.

    Und nein: ich halte mich NICHT also überhaupt NICHT !!!!!! für einen besseren Menschen oder für "moralisch überhöht" oder was da sonst noch so alles kommt....und ich bin auch keine "Tierschutzuschi" - und dran verdient hab ich auch noch keinen Cent...

    Hat sich halt einfach bei mir so ergeben. Ich wünsch mir ja davon ab eh auch schon länger einen Gos dAtura vom "gscheiten" Züchter - vielleicht wirds mal was, wer weiß.

    Ich (be)werte für mich selber überhaupt nicht, ob sich jemand nun einen Hund vom Züchter kauft - oder aus dem TH oder von einer Orga. Solange derjenige sich so ein bisschen informiert hat und ein bisschen drüber nachgedacht hat - ist mir persönlich alles recht und ich freu mich, wenn der frisch gebackene HH sich freut. Ganz einfach.

    In meiner TS"Bubble" hör ich manchmal sogar die Aussage: "besser jemand holt sich seinen "Wunschhund" direkt beim (gscheiten) Züchter und ist dann ein Hundeleben lang glücklich damit als eine unglückliche TS-Vermittlung und der Hund kommt (immer) wieder zurück".

    Ersteres macht nämlich "dem TS" keinerlei Arbeit und Sorgen - zweiteres aber durchaus. (Zumindest der "seriöse" TS, der sich auch nach dem Verkauf noch kümmert, wenns denn schief geht).

    Das Wörtchen "Adoption" rutscht mir manchmal ausserhalb des DFs tatsächlich auch raus. Hab auch schon erzählt, dass "ich den Ben von ner TSOrga adoptiert" hab. Aber ich gewöhns mir nach und nach ab - denn ich hab ihn ja tatsächlich gekauft und nix anderes. Ich überleg grade ganz ernsthaft, ob ich auch sagen würde "ich hab ihn vom Züchter adoptiert" wenns so wäre....gute Frage...

  • Ich würds nicht so provokant formulieren, aber du fasst ganz gut zusammen, warum die Aufnahme eines Tierschutzhundes Hundes ein Projekt sein sollte, bei dem man ganz genau abwägen sollte, ob man fähig und bereit ist, das auch durchzuziehen.

    Fixed that for you.

    Man sollte generell bei der Hundeanschaffung alles ganz genau abwägen - und einige Dinge insbesondere. Dazu gehören beispielsweise die Anforderungen der Welpenzeit ebenso wie sämtliche "Spezialitäten" bestimmter Hunde (Jagdtrieb, Wachtrieb, bestimmte Vorgeschichte, etc.).

    Dieses andauernde "ja beim TS muss man aber" ruft immer wieder den Anschein hervor, dass man das, was dann genannt wird, beim Züchter nicht muss.

    Das Thema hier hat doch ganz gut aufgezeigt, dass die meisten Probleme, die unseriöse Vertreter verursachen, auf beiden Seiten gleichermaßen existieren. Und genau so, dass seriöse Zucht und seriöser TS beide ihre Berechtigung haben und dass jeder für sich individuell entscheiden darf ohne für die Entscheidung verurteilt zu werden.

  • Meine Entscheidung liegt bei Zuchthunden.

    Einen Hund aus dem Tierschutz (weder In- noch Ausland) habe ich bis dato nie in Betracht gezogen. Hunde aus schlechter privater Haltung habe ich schon übernommen und könnte es mir u.U. auch wieder vorstellen.

    Ich für mich sehe bei meinem Handeln weder ein moralisch falsch, noch ein moralisch richtig.

  • Man sollte generell bei der Hundeanschaffung alles ganz genau abwägen - und einige Dinge insbesondere. Dazu gehören beispielsweise die Anforderungen der Welpenzeit ebenso wie sämtliche "Spezialitäten" bestimmter Hunde (Jagdtrieb, Wachtrieb, bestimmte Vorgeschichte, etc.).


    Dieses andauernde "ja beim TS muss man aber" ruft immer wieder den Anschein hervor, dass man das, was dann genannt wird, beim Züchter nicht muss.

    Naja, naja, da habe ich dann doch andere Erfahrungen.

    Es macht schon einen großen Unterschied, ob ich einen Welpen vom Züchter hole, der nach den Erkenntnissen der Verhaltensforschung so aufgezogen wurde, dass er maximal an das Leben, dass ich ihm biete, angepasst ist. Oder ob ich einen Mix aus dem Auslandtierschutz mit 5-12 Monaten bekomme (in dem Alter vermittelt die heimische Orga meistens) von dem ich nicht weiß, was drinsteckt und was er schon erlebt hat. Die Hündin meiner Kollegin, die sie auch mit ins Büro nimmt, war 10 Monate alt und brachte ein Trauma in Bezug auf Kleintransporter mit. Man kann sich denken, warum. Leider ist unser Stadtteil vollgestopft mit Kleintransportern und aus meiner Sicht ist es moralisch nicht ok, die Hündin hier zu halten.

    Mein Papillon dagegen kam mit 12 Wochen traumafrei zu mir und wuchs genau in diese Lebensbedingungen hinein auf. Im Vergleich lebt er ein Leben mit viel, viel weniger Angst und Stress.

    Das ist ausdrücklich nur ein Beispiel, es kann auch ganz anders kommen. Es ist, wie so oft, eine Frage von Wahrscheinlichkeiten.

    Aber welchen Sinn hat denn die lange Kindheit- und Jungendphase des Hundes, mit all ihren Präge- und Lernphasen, wenn nicht der Anpassung an genau den Lebensraum, in den der Hund/Wolf hineingeboren wurde.

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