Vom Züchter kaufen moralisch falsch?

  • Es macht schon einen großen Unterschied, ob ich einen Welpen vom Züchter hole, der nach den Erkenntnissen der Verhaltensforschung so aufgezogen wurde, dass er maximal an das Leben, dass ich ihm biete, angepasst ist.

    Oder ob ich einen Mix aus dem Auslandtierschutz mit 5-12 Monaten bekomme (in dem Alter vermittelt die heimische Orga meistens) von dem ich nicht weiß, was drinsteckt und was er schon erlebt hat.

    Das ist schon wieder die Darstellung von der einen, schönen, perfekten Zuchtseite und der anderen, bösen, tragischen TS-Seite.

    Nur weil irgendwo "VDH-Zucht" draufsteht ist der Welpe noch lange nicht so perfekt aufgezogen, wie du das darstellst. Das ist eben bei einigen Züchtern der Fall, nicht bei allen.

    Ebenso ist es nicht generell so, dass man im TS nicht weiß, was drin steckt und was er schon erlebt hat. Auch das ist bei einigen so.

    Es würde der Diskussion gut tun, auf keiner der beiden "Seiten" bestimmte Faktoren zu verallgemeinern und zu sagen "das ist immer so", weder positiv noch negativ.

  • Ich würds nicht so provokant formulieren, aber du fasst ganz gut zusammen, warum die Aufnahme eines Tierschutzhundes Hundes ein Projekt sein sollte, bei dem man ganz genau abwägen sollte, ob man fähig und bereit ist, das auch durchzuziehen.

    Fixed that for you.

    Man sollte generell bei der Hundeanschaffung alles ganz genau abwägen - und einige Dinge insbesondere. Dazu gehören beispielsweise die Anforderungen der Welpenzeit ebenso wie sämtliche "Spezialitäten" bestimmter Hunde (Jagdtrieb, Wachtrieb, bestimmte Vorgeschichte, etc.).

    Dieses andauernde "ja beim TS muss man aber" ruft immer wieder den Anschein hervor, dass man das, was dann genannt wird, beim Züchter nicht muss.

    Das Thema hier hat doch ganz gut aufgezeigt, dass die meisten Probleme, die unseriöse Vertreter verursachen, auf beiden Seiten gleichermaßen existieren. Und genau so, dass seriöse Zucht und seriöser TS beide ihre Berechtigung haben und dass jeder für sich individuell entscheiden darf ohne für die Entscheidung verurteilt zu werden.

    Ich habe mich (nachdem ich vorher 3 Hunde aus dem Tierschutz hatte, 2 davon Welpen) diesmal für einen bewusst und mit Bedacht als Familienhund gezüchteten und geprägten Welpen entschieden. Dieser Hund wurde seit Generationen ausschließlich darauf selektiert, Familienhund zu sein.

    Ich kann dir sagen, dass zwischen den drei Welpen himmelweite Unterschiede liegen. Ich habe noch nie einen derartig gesettelten, souveränen Welpen erlebt.

    Ja, die Welpenzeit und auch die Junghundzeit ist immer anstrengend. Aber das ist absolut kein Vergleich zu den Tierschutzwelpen. Dieser Welpe hat nie ein Trauma erlebt (und sei es nur das durch den Transport!), dieser Welpe durfte im Mutterleib entspannen und war nicht den Stresshormonen einer Mutterhündin ausgesetzt. Dieser Welpe hat von Tag 1 an in einer Familie gelebt mit allem, was dazu gehört. Dieser Hund erschreckt sich nicht wie irre, wenn auf der Wiese, die er kennt, ein Roller steht. Oder geht 3 Tage lang nicht zur Vordertür raus, weil da ein Container auf der Straße steht. Dieser Hund wacht auch nicht immer sofort auf, wenn jemand mit dem großen Zeh wackelt. Dieser Hund will nicht jedem Kind sofort in die Waden beißen. Oder versteckt sich in der letzten Ecke, wenn Kinder anwesend sind.

    Und ich rede hier von Hunden, die ich als Welpe bekam! Wo man selbst eigentlich meint, man hat noch richtig viel Einfluss. Die bringen alle erstmal ihr Päckchen mit.

    Wer diesen Unterschied leugnet, hat schlicht entweder noch nie einen Tierschutzhund gehalten oder noch nie einen (gut) gezüchteten Hund.

    Wenn du jetzt natürlich den Tierschutzhund vergleichst mit einem Zuchthund einer unpassenden Rasse, dann magst du Recht haben. Aber das ist hier ja nicht der Ansatz .

    Ich habe nichts gegen Tierschutz. Ich hab alle meine Hunde geliebt. Aber ich kann definitiv nicht leugnen, dass der Aufwand ein anderer ist.

  • Uff - ich hatte schon - mein erster Hund - einen Welpen vom Züchter und einen Welpen aus dem Tierschutz. Und Letzterer war von allen 5 Hunden, die ich bisher hatte, der einfachste und unkomplizierteste Hund. Lief einfach mit, brauchte keine große Erziehung und hat aus allen Lebensumständen das Beste rausgeholt. Auch das gibt es. Und ich bin ziemlich sicher, dass ich schon einen Tierschutzhund gehalten habe und einen (gut) gezüchteten Hund :ka: .

    Aber natürlich ist die Wahrscheinlichkeit beim Züchter größer. Inländische Welpen im Tierschutz sind mittlerweile (gsd.) rar und bei Welpen oder jungen Hunden, die im Shelter oder auf der Straße geboren sind, muss man mit einem gewissem Sozialisationsdefizit rechnen.

  • Dieser Welpe hat nie ein Trauma erlebt (und sei es nur das durch den Transport!), dieser Welpe durfte im Mutterleib entspannen und war nicht den Stresshormonen einer Mutterhündin ausgesetzt. Dieser Welpe hat von Tag 1 an in einer Familie gelebt mit allem, was dazu gehört. Dieser Hund erschreckt sich nicht wie irre, wenn auf der Wiese, die er kennt, ein Roller steht. Oder geht 3 Tage lang nicht zur Vordertür raus, weil da ein Container auf der Straße steht. Dieser Hund wacht auch nicht immer sofort auf, wenn jemand mit dem großen Zeh wackelt. Dieser Hund will nicht jedem Kind sofort in die Waden beißen. Oder versteckt sich in der letzten Ecke, wenn Kinder anwesend sind.

    Das stellt für den durchschnittlichen Leser schon wieder folgende pauschale Behauptungen auf:

    - jeder Tierschutzhund hat ein Trauma erlebt

    - jeder Tierschutzhund hat Stresshormone der Mutter abbekommen

    - kein Tierschutzhund hat von Tag 1 an in einer Familie gelebt

    - jeder Tierschutzhund hat Probleme mit Veränderungen

    - jeder Tierschutzhund ist schreckhaft und ängstlich

    - jeder Tierschutzhund beißt

    Da jetzt sicher wieder kommen wird "das waren nur Beispiele": Setzt euch mehr mit Kommunikation auseinander. Durch Formulierungen, wie sie im Zitat verwendet wurden, baut man Pauschalisierungen auf.

    (Vorab: Im Folgenden geht es nur um seriöse Zucht und seriösen Tierschutz.)

    Es ist doch so, dass es sowohl bei Zucht als auch bei Tierschutz jeweils ein gewisses Spektrum gibt, ganz platt formuliert von "easy" bis "hochkompliziert".

    Beim Züchter ist dieses Spektrum mit Sicherheit kleiner. Da wir sämtliche gesundheitlichen Vorsorgen voraussetzen, bleiben "nur" Fehler in der Aufzucht durch den Züchter, durch den Halter selbst und den individuellen Charakter des Hundes. Damit sind die Probleme, die eventuell später auftreten können, entsprechend unwahrscheinlicher und nicht so dramatisch.

    Beim Tierschutz ist das generelle Spektrum sehr groß. Das fängt an bei der Direktadoption eines HSH-Welpen aus schlimmer Straßenaufzucht. Die meisten Beiträge, die hier gegen TS argumentieren, bleiben auch genau bei diesem Ende des Spektrums. Es gibt aber eben auch das andere Ende: Erwachsene Hunde (möglicherweise sogar Rassehunde), die bei Familien im Ausland im Haus aufgewachsen sind, völlig undramatisch, und von diesen Familien dann abgegeben, zurückgelassen oder ausgesetzt wurden und nach kurzer Zeit nach Deutschland auf eine Pflegestelle kamen. Diese Hunde sind charakterlich schon ziemlich gefestigt, können kennengelernt werden (vor allem von der Pflegestelle, die dann Genaueres zum Hund sagen kann) und bringen keine aufwändige Welpenzeit mit sich.

    Ich würde mir wünschen, dass wir jeweils das ganze Spektrum betrachten und nicht nur die Position, die unserer persönlichen Ansicht am besten ins Bild passt.

    Ich würde mir außerdem wünschen, dass jedem selbst überlassen wird, was er "schlimmer" findet. Ich persönlich habe mich beispielsweise generell derzeit gegen einen Welpen (egal ob TS oder Zucht) entschieden, weil ich eben lieber mit einem erwachsenen Hund starten möchte.

  • Ich habe da tatsächlich meine eigenen Hunde verglichen. Dass das allgemeingültig ist steht da nicht.

    Aber ja, ich bin durchaus der Meinung, dass ich bei einem Welpen, den ich vom (sorgfältig ausgewählten) Züchter habe, sicherer sein kann, dass dieser epigenetisch "sauberer" ist als ein Welpe aus dem Tierschutz.

    Ich gehöre nichtmal zur Kategorie der Tierschutz -Gegner. Und ich finde es auch super, wenn jemand einen aufnimmt, der es kann und will (an dieser Stelle meinen Respekt und Danke für deine sorgfältige Vorbereitung und Auswahl). Kann aber eben nicht jeder. Und das hat eben Gründe. Die muss man ja nicht leugnen. Diese Hunde, wie du sie beschreibst, sind im Tierschutz ausgesprochen selten zu finden. Ich habe über ein Jahr keinen gefunden, der bei uns glücklich geworden wäre.

  • Nur kann man beim seriösen Züchter einfach davon ausgehen, dass man einen "einfachen" Hund bekommt. Ich mag das Wort nicht, aber gut.

    Beim seriösen Tierschutz gibt es aber alles, von bis.

    Das ist nicht wertend und soll auch nicht heißen, dass es keine netten, unkomplizierten Hunde im TS gibt. Aber man muss sie suchen.

  • Ich habe da tatsächlich meine eigenen Hunde verglichen. Dass das allgemeingültig ist steht da nicht.

    Aber ja, ich bin durchaus der Meinung, dass ich bei einem Welpen, den ich vom (sorgfältig ausgewählten) Züchter habe, sicherer sein kann, dass dieser epigenetisch "sauberer" ist als ein Welpe aus dem Tierschutz.

    Ich gehöre nichtmal zur Kategorie der Tierschutz -Gegner. Und ich finde es auch super, wenn jemand einen aufnimmt, der es kann und will (an dieser Stelle meinen Respekt und Danke für deine sorgfältige Vorbereitung und Auswahl). Kann aber eben nicht jeder. Und das hat eben Gründe. Die muss man ja nicht leugnen. Diese Hunde, wie du sie beschreibst, sind im Tierschutz ausgesprochen selten zu finden. Ich habe über ein Jahr keinen gefunden, der bei uns glücklich geworden wäre.

    Naja, aber genau das isses ja: individuell und deine Erfahrung.


    Ich hab 4 gefunden im Laufe der Jahre. Und fand sie alle - wirklich alle! - total "einfach" bzw ich mag eher den Ausruck: "passend". Den Ben hab ich sogar innerhalb einer Woche "gefunden" bzw ich hab eigentlich noch nicht mal danach gesucht...


    Ich leugne nicht, dass es für viele einfacher ist, sich einen gut sozialisierten und gut gezogenen Hund vom Züchter zu holen. Da stimme ich dir voll zu. Im Gegenteil ich rate sogar manchmal vom TSHund ab und empfehle einen Hund vom Züchter.


    Aber - dann leugne du bitte auch nicht, dass es durchaus auch den einen oder anderen tollen Hund im TS gibt. Sogar im AuslandsTS.

    Glaubst nicht? Ich lad dich ein, besuch mich - guck dir den Ben mal in Natura an. Gern im Training. Du wirst hier keinen traumatisierten, ängstlichen, verkorksten Hund finden. Nur nen alterstypischen, mutigen, witzigen, munteren Jungrocker. Der sich in nix von ungefähr gleichaltigen Viszla, Weimi, Golden, Labbi und Aussie bei uns im Training (die alle vom guten Züchter sind - und super tolle Hunde!) unterscheidet. Im Alltag übrigens auch nicht, wenn ich den Besitzern der vorgenannten so glauben darf.

    Und so wie der Ben waren übrigens alle meine Tierschutztölen. Aber eines geb ich gern zu: ich wusste tatsächlich nie, was ich bekomme. Vor Sam kannte ich die Rasse Gos dAtura nicht. Vor Joey hatte ich wenig Ahnung von HSHs und bevor Ben kam, hab ich immer gesagt, alles, bloss keinen Jagdhundemix. Dafür muss man wohl wirklich der Typ sein, also für Ü-Eier. Wenn man das nicht ist oder nicht sein kann oder einfach gern wissen möchte, was man kauft - dann selbstverständlich immer ein Welpe vom Züchter. Ganz ohne wenn und aber. Denn da geb ich dir abermals recht: die Chancen auf einen typischen gut aufgezogenen und gesunden Hund sind natürlich beim Zücher höher als beim TS. Dennoch isses nicht ganz so selten, dass man auch im TS ein "Schätzchen" entdeckt...

    Sorry, vollkommen OT. Ich weiss. Aber das wollte ich jetzt auch nicht so unkommentiert stehen lassen.

  • Wenn wir bei anekdotischer Evidenz sind, dann kann ich jetzt VDH Hunde mit Aggressionsproblemen aufzählen, mit Angststörungen und Gesundheitsmängeln.

    Ich kann dir auch von meinem Vermehreraussie erzählen, der die ersten 6 Monate seines Lebens eingeschlossen mit 70 anderen Hunden seiner Art in einem Reihenhaus vegetiert hat. Keine traurige, erfundene TS Story, der Fall war in der Zeitung. Der müsste einen Deprivationsschaden von hier bis zum Mond haben. Läuft hier easy mit, geht zum Hundeplatz, auf Turniere, in den Urlaub, in die Großstadt.

    Die Rumänin hat zumindest 12,5 % HSH Anteil, wurde von der Straße zum Kill Shelter, zum privaten Shelter, zur deutschen Pflegestelle und dann zu mir. Die fängt hoffentlich bald ihre Ausbildung zum "Helfer auf vier Pfoten" an.

    Der Pflegespitz kam als völliger Angsthund her und selbst die ist nach 6 Monaten soweit, dass sie problemlos Camp Canis mitgemacht hat (als Zuschauerhund, aber viel Trubel ist da trotzdem), Großstadt, Seminare und den Alltag.

    Ich habe nach diesen Hunden auch nicht drölfzig Jahre gesucht und bin sicher nicht die Wunder-Hundetrainerin.

    Das ist es, was mich so ärgert. Die super tollen, super einfachen Welpen vom Züchter. Im TS alle bekloppt, bis auf zwei von hundert Hunden. Das deckt sich einfach null mit meinen Alltagserfahrungen und bei uns am Hundeplatz gibt es von Ups-Wurf bis VDH Wurf echt alles. Die zufriedenen Teams sind immer die, bei denen der Halter sich auf den Hund einlassen kann und auch mal gewillt ist, an Problemen zu arbeiten.

  • Aber - dann leugne du bitte auch nicht, dass es durchaus auch den einen oder anderen tollen Hund im TS gibt. Sogar im AuslandsTS.

    Mache ich nicht. Habe auch geschrieben, dass ich selbst 3 Hunde aus dem Tierschutz hatte (Inland und Ausland) und alle 3 hab ich geliebt und alle waren tolle Hunde.

    Da sich aber meine Lebensumstände geändert haben, hatte ich ein paar mehr Anforderungen an die Hundesuche. Nicht nur für mich, sondern vor allem für den Hund. Meine (über alles geliebte Seelen-) Hündin zb hat die Krise gekriegt, wenn mehr als ein Kind im Raum war oder es wuselig würde. Die war ein absolut traumhafter Hund, aber total schnell gestresst. Ich musste mir also sicher sein, dass der Hund damit klar kommt, dass es hier Kinder gibt.

    Der Rüde war ein Traum von einem Hund auf dem Hundeplatz, daneben war er allerdings vollkommen freidrehend und hatte ein Energielevel einer Rakete. Kann ich schlicht nicht handlen neben einem 3 jährigen Kind.

    Zudem möchte ich den Hund in meiner Arbeit mit sogenannten "Systemsprengern" (ich hasse das Wort) einsetzen. Der Hund muss also gewisse Grundeigenschaften mitbringen und auch am besten relativ jung sein um auf die Arbeit vorbereitet zu werden.

    Ich habe vorher auch 3 traumhafte Hunde aus dem Tierschutz gehabt. Aber eben alle mit Eigenschaften, die ich mir für einen Hund, der in meinem Leben seinen Platz finden soll, nicht vorstellen kann.

  • Ernalie jetzt versteh ich dich und finde es - und bitte, das ist jetzt nicht irgendwie herablassend gemeint!! Im Gegenteil!!! - toll, dass du dir einen eben für dich passenden Hund gesucht hast. Ist ja genau das, was ich meinte: Nicht immer und in jedem Fall und jedem Lebensabschnitt passt ein Ü-Ei.

    Und dann passt eben einfach ein Hund vom Züchter besser. So wie zu mir ein Ü-Ei besser passt. (warum auch immer....ist aber tatsächlich so.( Wahrscheinlich weil ich auf diese Art nie die Qual der Wahl hatte und mich für eine bestimmte Rasse entscheiden musste und dann womöglich noch mit meinem Mann diskutieren, ob das jetzt die "richtige" Rasse ist....du meine Güte!)

    Das eigentlich schöne ist ja, wir haben alle die Wahl. Und würden wir alle klug wählen - dann gäbs wohl diese Diskussion überhaupt nicht. Dann gäbs das Vermehrer/Puppymilldrama nicht, dann gäbs nicht soviele vom Menschen verkorkste fast unvermittelbare in den THs und auch ganz generell nicht soviele "Fehlkäufe" und "Problemhunde" und Langzeitinsassen...

    Ja, man wird wohl noch "träumen" dürfen.

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