Hund trotz körperlicher Beeinträchtigung?

  • Hallo 🙂


    Ich heiße Anna und bin 26 Jahre alt.


    Vor etwas mehr als 2 Jahren hatte ich einen schweren Unfall, der mich in den Rollstuhl katapultiert hat. Ich bin von der Hüfte abwärts gelähmt und das wird auch mein restliches Leben lang so bleiben.


    Ich kann nicht laufen und werde es auch nie wieder können, aber ich kann mit diesem Satz heute gut leben und bin bereit wieder in die Normalität einzusteigen.


    Und zur Normalität gehört für mich ein Hund. Aber ich möchte nicht egoistisch sein und vorher abklären ob es überhaupt realistisch ist.


    Ich hatte 4 Jahre lang einen Hund, einen Labrador, sein Name war Eddie und er war mein Liebling. Leider ist er bei diesem Unfall ums Leben gekommen.


    Zu meinen Lebensumständen:


    Ich arbeite von zuhause, ausschließlich über Computer und Telefon. Ich bin also so gut wie immer anwesend.


    Ich lebe in einer Mietwohnung mit Garten, alles ebenerdig und behindertengerecht, keine Treppen.


    Ich wohne in einer ruhigen Gegend, aber die Innenstadt ist nur 20 Minuten entfernt.


    Ich bin ziemlich selbstständig, habe mich gut an mein neues Leben gewöhnt, habe aber ein Sicherheitsnetz. Mein Partner ist nicht eingeschränkt, lebt aber nicht bei mir, könnte aber so gut wie immer einspringen, wenn ich Hilfe brauche.


    Ich bin gerne und viel draußen.


    Ich bin nicht komplett unerfahren, habe schon einmal einen Welpen großgezogen und der ist ziemlich gut geworden 😄


    Meine Anforderungen:


    Mein zukünftiger Hund sollte keinen bis kaum Wach- und Schutztrieb haben.


    Er sollte gut mit Menschen können, da ich ein ziemlich sozialer Mensch bin und gerne Besuch empfange.


    Er sollte selbstbewusst und kein Nervenbündel sein, keine Angst vor dem Rollstuhl haben und halbwegs gut erziehbar sein.


    Nicht zu schwer, aber auch kein Zwerg.


    Er sollte nicht zu viel Jagdtrieb haben, da ich ihn sehr gerne später auch ableinen können würde.


    Es sollte einfach passen 🙂


    Auf meiner Wunschliste stehen folgende Rassen:


    Langhaarcollie, Kurzhaarcollie, Dalmatiner, Golden Retriever.


    Das ist auch so meine bevorzugte Größe.


    Ich war bereits bei einem Collie Züchter zum Kennenlernen, aber die Zuchthündin war total nervös und hat mich ständig angebellt und sich vor dem Rollstuhl gegruselt.


    Von zwei Dalmatiner Züchtern habe ich eine Absage bekommen, ohne mir genau zu erklären wieso. Ich will nicht vom schlechtesten ausgehen, aber das hat mir dann schon zu denken gegeben, ob ein Hund überhaupt passt.


    Mein Freundes- und Bekanntenkreis ist da gemischter Ansicht.


    Viele sagen, dass es überhaupt kein Problem ist, andere meinen es ist dem Hund gegenüber unfair, weil ich eingeschränkt bin.


    Wie seht ihr das bei meinen Umständen und Anforderungen? Würde ein Hund zu mir passen? Oder sollte ich mich lieber von meinem Wunsch verabschieden?


    Was sagt ihr zu meinen gewünschten Rassen? Welche Rassen könnten außerdem passen?


    Optisch bin ich total offen, mir ist wichtig, dass sowohl Hund als auch ich glücklich sind und zueinander passen :)

  • Ich sehe hier in der Stadt mehrere Rollstuhlfahrer die mit Hunden unterwegs sind teilweise an der Leine aber auch zu oft ohne Leine. Das ist in der Großstadt leider zu oft so. Wenn dein Partner damit klar kommt auch mal für die Fellnase da zu sein, wenn du nicht kannst, sehe ich da kaum Probleme

  • Ich habe eine Bekannte, die nach einem Motorradunfall ebenfalls gelähmt ist und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Sie bekam einen fertig ausgebildeten Assistenzhund, ich glaube es war ein Flat Coated Retriever. Die Beiden waren unzertrennlich.

    Nach dessen Tod hat sie ihren 2. Hund selbst ausgebildet und die Arbeit mit ihm machte ihr großen Spaß.

    Vielleicht wäre das etwas für Dich?

    Für die Ausbildung zum Assistenzhund eignen sich viele verschiedene Hunderassen, google Dich vielleicht mal durch.

  • Jeder Mensch braucht Hilfe, wenn er sich einen Hund anschafft, du brauchst vermutlich ein bisschen mehr Hilfe, aber dann geht es.

    Manche Sachen gehen vom Rollstuhl aus nicht so gut. Ich kann z.B. meinen Hund auch nicht einfangen, wenn er hinter einem Hasen herläuft, aber ich kann in aus der krautigen Wiese holen, wenn er mit einem anderen Hund Ärger bekommt, oder aus der Hecke, wenn er etwas ekliges frisst. Und bist da ganz auf absoluten Gehorsam angewiesen, und bis dahin vergeht einige Zeit.

    Ich würde mir - neben deinem Partner - noch eine oder mehrere Personen aus deiner Nachbarschaft suchen, die bei der Erziehung helfen und mal einen großen Spaziergang durch Feld und Wald übernehmen.


    Mein privater Tipp ist, nach einem kleineren Hund zu schauen. Es ist einfach super praktisch, wenn man den Hund auf den Arm oder eben zeitweise mit in den Rollstuhl nehmen kann.

    Ich weiß ja nicht, wie du mit dem Rolli durch die Gegend saust, aber ein kleiner Hund bewegt sich auch beim langsamen Nebenherlaufen mehr als ein Großer.

    Aber das sind natürlich auch persönliche Vorlieben...

    Ich hoffe, dass dein Traumhund bald einzieht!

  • Ich kenne auch mehrere Menschen mit Hund & Rolli.

    Eine Frau hat erst eine, nach deren allzu frühem Tod dann eine weitere Großpudelhündin selbst zum Assistenzhund ausgebildet. Sie war allerdings vorher schon sehr lange aktiv im Hundesport gewesen mit entsprechender Ausbildungserfahrung. Ihr Großpudel kann sie auch im Notfall im Rollstuhl ziehen, mit einer Hand am Geschirr! :hundeleine04:

    Ein anderer Rollifahrer hält und züchtet seit Jahren Zwerg/Toypudel.

    Der Vorteil der kleinen Hunde ist es, daß die auf dem Schoß im Rolli mitfahren können und dort immer einen sicheren Rückszugsort haben, sei es im Straßenverkehr oder bei Begegnungen mit größeren Fremdhunden.


    Alle Hunde konnten /können auch frei laufen.

  • Wenn du jemanden hast, der dich unterstützt (z.B. im Winter bei Schnee) - warum nicht?

    Auf einer unserer Gassiwege begegnen wir öfters einer Hundehalterin, die sogar zwei Hunde ganz souverän im Rollstuhl führt - an jeder Seite läuft ein Labbi mit :-)

    Zu geeigneten Rassen kann ich gar nichts sagen. Ein kleiner kann in unübersichtlichen Situationen kurz auf dem Schoss mitfahren, einen Grossen kannst du dagegen kurz am Halsband nehmen etc, ohne dich runterbeugen zu müssen...hat alles Vor-und Nachteile. Wobei ich zuerst tatsächlich auch an einen Goldie gedacht hatte ;-)

  • Ich sehe häufig Rollstuhlfahrer/innen mit Hund, warum sollte es bei dir nicht klappen?


    Vor der Anschaffung würde ich mich in jedem Fall beraten lassen, was die Rassewahl betrifft. Es gibt auch bereits ausgebildete Assistenzhunde, vllt. wäre das auch eine Option.


    Für mich wäre entscheidend, den richtigen Hund zu finden, der zu mir und meiner Lebenssituation passt.

  • Eine Freundin hat eine Kleinpudelhündin (von Welpe an) zum Assistenzhund ausgebildet. Die ist echt relativ cool, hat gar kein Problem mit dem Rollstuhl (klar, sie ist das auch von Anfang an gewöhnt, das hat wenig mit der Rasse zu tun und kann eigentlich jeder Hund lernen), aber ist auch ein kleines Sensibelchen. Gerade bildet sie als Nachfolger einen Border Collie Welpen aus, weil die Rasse mehr ihren Wünschen entspricht und ein größerer Hund natürlich auch seine Vorteile hat für diese Arbeit. Wobei auch die Pudeline ihren Job sehr gut macht und Vorteile hat (kleiner Hund kann einfach auf den Schoss bei langen Touren/heißem Asphalt/Gedrängel). Und ich kenne auch sonst noch diverse Leute näher, die zumindest zeitweise auf den Rollstuhl angewiesen sind und einen Assistenz- oder Familien- oder Sporthund haben.


    Also ich finde ein Rollstuhl schränkt die Hundehaltung wirklich gar nicht ein. Wenn man fit, relativ selbstständig ist, sogar Unterstützung hat, klappt das in aller Regel wirklich sehr gut. Vor allem, da du ja Hundeerfahrung hast.


    Goldie und Collie ist halt charakterlich schon ein ziemlicher Sprung. Da würde ich mir gut überlegen, welche Art Hund mir und meinem Umfeld mehr entspricht.


    Ich würde mich von doofen Züchtern nicht entmutigen lassen. Ganz viele wissen nicht, dass man im Rollstuhl trotzdem ein ganz normales, aktives Leben führen kann bzw. können sich das gar nicht vorstellen. Meine Freundin mit dem Pudel hätte auch schon mehrfach gerne Tiere aus dem Tierschutz adoptiert... keine Chance. Mit den Tieren, die sie hat, ist sie trotzdem sehr glücklich.

  • Ich sehe da kein Problem!

    Es spricht nichts gegen Hundehaltung.

    Falls Du wieder einen Labbi haben willst, weil Dir die Rasse total gefällt, klingt es für mich sogar passend!

    Gilt auch für den Golden Retriever!


    Du könntest mit ihm tricksen, so daß er Dir etwas behilflich kann. Dinge aufheben und Dir bringen, Licht einschalten und so weiter.



    Die anderen von Dir genannten Rassen gehen auch. ja, Collies sind sensibel. Aber ein Hund, von Welpe an an einem Rollstuhl gewöhnt, könnte auch funktionieren.

  • Meine sehr zierliche Großpudeldame würde perfekt zu Deinen Anforderungen passen und ist sehr glücklich mit einem Menschen, der rund um die Uhr da ist :smile:.


    Zu den Collies kann ich nichts sagen. Wüsste jetzt nicht, warum ein Dalmatiner per se nicht passen sollte, allerdings habe ich hier immUmkreis in den vergangenen Jahren nur welche mit sehr schwachem Nervenkostüm kennengelernt.


    Labrador oder Golden Retriever klingen für mich auch durchaus passend.


    Ich breche werbe selten für den Pudel, weil viele Leute die Optik nicht mögen (und ich das respektiere). Aber ich glaube, für Dich könnte es sich lohnen, einen Blick in diese Richtung zu werfen. Wenn Du mit überschäumender Begeisterungsfähigkeit und Temperament gut klarkommst und die Fellpflege kein Problem ist, dann sind das tolle Begleiter für alle Lebenslagen.

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