Unsicherheiten gegenüber Hunden und Menschen

  • Hi @ alle, schon länger lese ich hier im Forum mit und wollte mich nun auch mal an die Communty wenden.


    Seit ca. 5 Wochen haben wir unseren Cosmo (ca. 6 Monate), der aus dem Tierschutz kommt. Seine Mama und Geschwister hatten das Glück, sehr früh in einer Pflegefamilie unterzukommen und Cosmo selbst kam im Januar nach Deutschland, wo er auf einem Ponyhof unterkam. Schon beim ersten Kennenlernen war es Liebe auf den ersten Blick für alle Beteiligten und eine Woche später kam er schon zu uns. Sozialisierung war aber bei seinem Start ins Leben nicht machbar, so dass wir jetzt alles nach und nach mit ihm aufbauen.


    In der Wohnung ist er sehr entspannt und lässt sich von kaum etwas stören. Die Kaffeemaschine ignoriert er und selbst den Staubsauger lässt er links liegen. Von der ersten Minute an war er sehr zutraulich und verschmust, auch wenn er mir ständig hinterher läuft (wir sind gerade im Deckentraining - findet er so richtig doof, aber die ersten Fortschritte sind schon zu sehen).

    Stubenrein ist er noch nicht, aber das wird schon noch. Selbst das Futter wird erst angerührt, wenn das OK gegeben wird.

    Alles in Allem macht er sich wirklich total super hier bei uns und mein Mann und ich sind positiv überrascht, wie schnell er dazu lernt. Ganz großes Kino!


    So toll es drinnen auch klappt - leider ist er sehr unsicher, wenn wir nach draußen gehen. Einen Garten haben wir leider nicht, jedoch einen Hinterhof, wo er sich lösen kann (Stadtwohnung). Der Park für längere Gassi-Runden ist zu Fuß keine 5 Minuten entfernt, doch da fängt die Unsicherheit direkt an. Anfangs hatte Cosmo sehr große Angst vor Autos, Busse ganz besonders. Also setzen wir uns 2-3 am Tag einfach zusammen auf die Auffahrt und beobachten ein bisschen, was da so vor sich geht auf der Straße. Das hat schon mal enorm geholfen in Sachen Autos, selbst die Busse lassen ihn nicht mehr erstarren - höchstens mal einen größeren Bogen laufen.

    Sobald dann jedoch Menschen zu nahe kommen, so auf ca 25m heran, fängt er an zu knurren und bellen, mit wedelnder Rute und aufgestellem Nackenfell. Ich versuche da natürlich souverän zu reagieren und bleibe ruhig, um Sicherheit zu vermitteln. Nach dem Motto: Hier passiert grade nichts Schlimmes, alles gut. Trotzdem bellt er und wenn die Menschen zu nahe kommen, springt er auch mal nach vorn.


    Wenn wir im Park einen großen Bogen um andere Hunde/Menschen laufen, klappt das schon ein bisschen besser. Es wird zwar mal geknurrt und leise gemeckert von ihm aus, aber wenn ich einfach weitergehe, dreht er nicht ganz so auf.

    Pro Tag gehen wir 1-2 mal in den Park, kurze Runden mit ca. 20 Minuten. In den Hinterhof geht es mehrfach am Tag, immer wenn er mal muss.

    Im Park wird viel geschnüffelt, die Enten im See werden beobachtet und ich denke, länger müssen die Runden gerade auch noch nicht sein - es gibt so viel Neues zu sehen, riechen und lernen, da möchte ich es wirklich nicht übertreiben.


    An Sonntagen gibt es immer eine lange Runde mit Laufen, Spielen und Toben auf der kleinen Wiese. Wir sind ca 45-60 Minuten unterwegs, sitzen zwischendrin aber auch gern mal 5 Minuten einfach auf einer Bank und gucken ein bisschen, schauen uns die Leute an, die vorbeigehen. Nach der Runde ist dann Zuhause immer erstmal 5 Minuten aufdrehen angesagt, woraufhin er dann meist auch direkt 1-2 Stunden schläft.


    So, erstmal viel geschrieben ohne wirklich auf den Punkt zu kommen... Ich würde gerne von euch einige Tipps und Erfahrunsgberichte hören, was vielleicht bei euren unsicheren Welpen geholfen hat. Mich interessiert es, wie andere Hundebesitzer mit solchen Themen umgehen und was ich daraus lernen kann, damit Cosmo möglichst ohne Unsicherheit und Angst den Spaziergang mit uns auch genießen kann.


    Achja, Hundeschule ist selbstverständlich in Planung - aber da für ihn in 2 Wochen sehr wahrscheinlich eine OP ansteht, wollen wir damit bis nach der Genesung warten. Alles Schritt für Schritt :)


    Danke schon mal für alle guten Tipps!

    LG

  • was vielleicht bei euren unsicheren Welpen geholfen hat

    Dein Hund ist mit 6 Monaten ja kein Welpe mehr und hat massig verpasst, dazu probiert er nun als Teenie, wie er selbst mit der Umwelt klar kommt (sie sich im Zweifelsfall vom Leib hält).


    Zitat

    Ich versuche da natürlich souverän zu reagieren und bleibe ruhig, um Sicherheit zu vermitteln. Nach dem Motto: Hier passiert grade nichts Schlimmes, alles gut. Trotzdem bellt er und wenn die Menschen zu nahe kommen, springt er auch mal nach vorn.


    Was heißt denn für dich "ruhig bleiben"? Lenkst du da irgendwie gegen? Zeigen und Benennen könnte ein Ansatz sein, bzw. Umorientierung zu dir und generell eine Vertrauenbasis und Selbstbewusstsein schaffen. Mica-Dog die Richtung z.B. , bzw. generell vertrauensvolle Zusammenarbeit. Aber ich kenne mich mit TS-Hunden nicht aus, mag sein, das ist zu weit gedacht.

    Aber kennt dein Hund Vertrauen auf den Menschen und Zusammenarbeit? Oder war der bislang so ziemlich auf sich selbst gestellt ohne wirkliche menschliche Bezugsperson?

  • Zitat

    Ich versuche da natürlich souverän zu reagieren und bleibe ruhig, um Sicherheit zu vermitteln. Nach dem Motto: Hier passiert grade nichts Schlimmes, alles gut. Trotzdem bellt er und wenn die Menschen zu nahe kommen, springt er auch mal nach vorn.


    Was heißt denn für dich "ruhig bleiben"? Lenkst du da irgendwie gegen? Zeigen und Benennen könnte ein Ansatz sein, bzw. Umorientierung zu dir und generell eine Vertrauenbasis und Selbstbewusstsein schaffen. Mica-Dog die Richtung z.B. , bzw. generell vertrauensvolle Zusammenarbeit. Aber ich kenne mich mit TS-Hunden nicht aus, mag sein, das ist zu weit gedacht.

    Aber kennt dein Hund Vertrauen auf den Menschen und Zusammenarbeit? Oder war der bislang so ziemlich auf sich selbst gestellt ohne wirkliche menschliche Bezugsperson?


    Ruhig bleiben heißt, ich stehe so, dass er sich hinter mir verstecken kann - was er z.B. bei fremden Hunden, die zu nahe kommen, auch macht. So kann ich Menschen, die ihn einfach so ohne zu fragen streicheln möchten, direkt abblocken. Geht aber nur jemand auf der Straße vorbei, wird das so alltäglich behandelt, wie es auch ist. Bleibt er ruhig, gibt's ein kleines Leckerchen und Lob.
    Eine richtige Bezugsperson hatte er noch nie, da er seit seiner Geburt auch nur rumgereicht wurde, wie es ja leider oft bei den TS-Hunden so ist. Die Orientierung an mir funktioniert auch schon beim Spazierengehen ganz okay bis gut, bis eben der Reiz durch einen zu nahe laufenden Menschen/Hunde kommt. Da setzte ich vor allem auf ein geduldiges Training zur Impulskontrolle über die nächsten Monate, um eben diesen Reizen nicht immer sofort nachzugeben.

  • Ich finde, es hört sich gut und vernünftig an, wie du es handhabst.

    Jetzt braucht es Zeit und Geduld. Ich bin sicher, das wird mit der Zeit, wenn du weiter so konsequent und geduldig und ruhig bleibst und ihm blöde Erfahrungen mit Menschen und Hunden erst mal ersparen kannst.

    Hundeschule würde ich erst machen, wenn er bei euch richtig angekommen ist und halbwegs umweltsicher geworden ist. Das eilt doch nicht.

  • Hallo!

    Meine Hailey war (und ist manchmal immer noch) auch so.

    Zuhause von Anfang an total ruhig, draußen extrem unsicher. Sie hatte Angst vor Autos, Bussen, Fahrrädern, Menschen, Hunden,......wir konnten nicht einmal die Straße überqueren.

    Hunde hat sie extrem angebellt und ist in die Leine gesprungen.

    Wir gehen immer noch große Bögen, vorallem im Umkreis von 100-200m um unser Haus, da würde sie immer noch, je nach Sympathie bellen und eskalieren, sobald wir weiter weg sind reagiert sie eher mit Flucht.

    In die Hundeschule gehen wir erst seit einem Jahr, davor hätte sie es nicht geschafft. Hat für uns aber gut so gepasst.

    Liebe Grüße

  • Vielleicht ist es auch eine möglichkeit mit einem Trainer einzeln zu arbeiten? Also nicht gleich die volle Packung in der Hundeschule mit Ablenkung durch andere Hunde und den ganzen Reizen. Zumindest für die Basis. Wenn er bei anderen Hunden kein Problem mehr hat könnt ihr ja immer noch in einer Gruppe trainieren.


    Kommandos vielleicht auch erst drinnen trainieren und dann wenn der Hund es kann schrittweise mit Reizen draussen.


    Meine Hündin war und ist auch sehr unsicher bei fremden Menschen und Verkehr. Sie hat am Anfang auch mal gebellt wenn ihr jemand zu Nahe kam. Unsere Lösung war, dass der Hund nie von Fremden angefasst oder angesprochen wird. Bei ihr war auch anschauen oft schon zu viel. Am besten ist es wenn die Fremde Person den Hund wirklich komplett ignoriert. Mittlerweile ist das Bellen ganz verschwunden. Andere Hunde waren auch gruselig. Ich bin dann mit ihr immer auf Abstand gegangen, so weit das es okay war und sie ruhig geblieben ist. Heute spielt sie super gerne mit anderen Hunden. Wenn es zu wild wird sucht sie Schutz bei mir. Bei uns klappt es vorallem gut mit Hunden die erstmal gar kein Interesse an meiner Hündin zeigen.

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