Angsthund zuhause lassen?

  • Wir sind ja jetzt vor kurzem umgezogen, und wohnen jetzt in einer Wohnung in der Stadt im 6. Stock. Vorher haben wir in zwei verschiedenen Häusern mit Hof/Garten (also nacheinander) gewohnt. Wir haben jetzt die etwas ironische Situation, dass sich unser Angsthund in der Stadtwohnung so gut fühlt wie noch nie irgendwo vorher in den Häusern mit Garten. Er hat verstanden dass wir weit oben wohnen, und niemand durch die Fenster reinkommen kann. Das gibt ihm unglaubliche Sicherheit. Während er im letzten Haus zu schlimmsten Zeiten tägliche, teilweise über Stunden gehende Panikattacken hatte, hatte er in dieser Wohnung noch kein einziges Mal Angst. Er fühlt sich pudelwohl. Das Problem ist, nun will er immer weniger raus. Wir gehen die Pinkelrunden schon getrennt damit er nur kurz Pipi machen kann, aber auch auf die größere Runde gehen wir immer öfter nur alleine mit dem Zweithund. Wenn das mal vorkommt ist es ja kein Problem, aber jetzt führt es gerade echt dazu dass er das Haus kaum noch verlässt. Irgendwie weiß ich grad nicht so Recht, wie ich damit umgehen soll. Ich schaffe das auch wirklich zeitlich nicht, dem einen Hund genug Auslauf zu geben und mit dem anderen ein aufwendiges Indoor-Ersatzprogramm zu fahren. Klar spielen wir mal etc, aber mehr ist nicht drin. Und selbst wenn, kann der Hund ja irgendwie auch nicht Tag ein Tag aus in seinem Bunker sitzen. Wir wollen jetzt eine Wohnung mitten in der Parkgegend (und gleichzeitig weit genug oben) suchen in der Hoffnung es bessert sich dann (ist natürlich auch die teuerste Wohngegend überhaupt, aber was tut man nicht alles für den Hund), nur bis dahin vergehen realistischerweise Monate. Eine Garantie dass er da dann gerne rausgeht gibt es auch natürlich auch nicht. Und, was machen bis dahin? Hund mitschleifen?

  • So aufwendig kann das indoor Programm gar nicht sein mit den normalen Dingen, die man so zu Hause hat, das du damit Muskulatur erhältst etc.

    Bei den Amis ist es wohl durchaus üblicher, dass der Hund nur auf dem Grundstück ist und sonst aufs Laufband gestellt wird usw - aber will man das?!


    Vorher ging es ja anscheinend auch mit dem Gassi gehen… Ich würde mir den Hund schnappen und 1x tgl lang rausfahren, irgendwelche ruhigen Gassigebiete, die er gut findet werdet ihr doch bestimmt in erreichbarer Nähe haben, sonst noch kurze Pipirunden und dann darf man sich auch gerne die restliche Zeit wohl und save in der Wohnung fühlen…

  • Klar, Tips zur Muskelerhaltung bei Hunden sind natürlich auch super! Da kenn ich mich gar nicht mit aus. Gerne auch Links etc. Ich werde mal in die Richtung online was suchen. Das hatte ich jetzt auch gar nicht im Kopf muss ich zugeben, ich dachte vor allem an so Beschäftigungsmaßnahmen.


    Täglich rausfahren ist leider nicht möglich, wir haben auch zur Zeit kein Auto. Am Wochenende Ubern wir zur größeren Parkgegend, aber das ist für täglich keine Option. Öffis würde er nicht schaffen. Wir erreichen auch zwei größere Parks gut zu Fuß, nur wegen dem Weg dahin will er eben nicht mit.


    Obs vorher ging - er hatte Strecken die mochte er, und Strecken auf denen hatte er solche Panikattacken dass wir da nicht mehr gehen konnten. Gegen Ende, vor unserem Umzug, waren das fast alle (Aber da hatte er eben auch im Grunde durchgehend Angst, weil er sich zuhause nicht wohl gefühlt hat). Dann haben wir ein paar Wochen zwischen dem Umzug Urlaub gemacht und waren dabei täglich in der Natur wandern, da hatte er durchgehend Spaß. Grad fühlt er sich in den Parks eigentlich auch immer sehr wohl, also bin ich da grundsätzlich optimistisch.

  • Könnte er evt in einen Hundebuggy bis zum Park?

    Also damit er auf dem Weg zum Park geschützt im Buggy sitzt und sich da nicht schon mit zu vielen Reizen auseinandersetzen muss?

  • Ich bin da so ein wenig ambivalent .... mit Angsthunden habe ich zwar keine Erfahrung, aber so ein Hund ist ja irgendwie auch nur ein Mensch :denker: abzüglich der bewussten Auseinandersetzung über die kognitive Ebene

    Merkst du denn die Schwelle, bevor er von Angst in die Panik kippt ? .... weil in dem Moment geht ja nun eigentlich nix mehr ....


    Wenn der Hund die Möglichkeit bekommt, angstauslösende Situationen (das böse Draußen) zu vermeiden manifestiert sich die Angst ja immer mehr. Mal kurz durchgesponnen, wäre es ggf. sinnig das mal eine kurze Zeit mitzumachen, damit der Stresspegel sinkt.

    Und dann muss so ein Hund halt irgendwie raus ins Leben, damit er die Chance hat, neue Erfahrungen zu machen. Es mag wohl Hunde geben, bei denen die Holzhammermethode (Flooding) Sinn macht und sicher ist sie auch die, die bei Angst am erfolgreichsten ist .... aus dem Bauch raus würde ich das wohl eher nicht befürworten, da man dem Hund ja weder vorher noch nachher erklären kann, was da mit ihm geschieht / geschehen wird ... und Ich (achtung Meinung / subjektiv) könnte das nicht gut aushalten, aufgebautes Vertrauen zu "missbrauchen" ... der Hund weiß ja in dem Moment nicht, dass du ihm nur helfen willst

    Und, was machen bis dahin? Hund mitschleifen?

    Weniger hart formuliert trifft es das irgendwie schon ... schrittweise steigern ... und wenn das so einfach aus dem Ärmel geschüttelt nicht klappt, würde ich mal über eine medikamentöse Unterstützung nachdenken, einfach damit man mal einen Fuß in die Türe bekommt ... nun ist mir klar, dass in Südamerika die verhaltenstherapeutisch arbeitenden TÄ nicht an jeder Ecke sitzen .... aber vielleicht findest du in deiner besonderen Situation einen TA der euch telefonisch von D aus begleitet mit Wirkstoff und Dosierungsanweisung.... die Medis sind allesamt umgewidmete Arzneimittel aus der Humanmedizin, die solltest du auch in Argentinien problemlos beschaffen können


    Ich hab irgendwie von dem Hund bewusst noch nicht viel gelesen .... wahrscheinlich ist dir das alles längst klar und ich mach mich hier zum Affen, weil ich :klugscheisser:

  • Könnte er evt in einen Hundebuggy bis zum Park?

    Also damit er auf dem Weg zum Park geschützt im Buggy sitzt und sich da nicht schon mit zu vielen Reizen auseinandersetzen muss?

    Also quasi nicht als Lösung des Problems.

    Sondern als schnell umsetzbare Management Maßnahme.

  • Wie lange wohnt ihr denn schon dort? Und wie alt ist er bzw.wie lange ging die ständige Angst vorher?


    Ich könnte mir vorstellen, dass es Erfolge geben kann, wenn man erst mal den ganzen Stress der letzten Zeit runter fahren lässt und ihn wirklich mal 4-6 Wochen so leben lässt, wie es für ihn am ruhigsten ist. Also nur zum lösen raus und dann noch mal neu anfangen kleinschrittig zu trainieren. Man kann zb auch Rituale einbauen zb Halstuch mit bestimmten Geruch in entspannten Situationen etablieren etc.

  • Was genau macht er denn wenn du rausgehen willst ?


    Leia ist ja auch noch immer wahnsinnig ängstlich und geht noch immer sehr ungern raus. Sobald sie auch nur irgendwo Stimmen hört, ist es vorbei und sie friert ein und ist nicht mehr vorwärts zu bewegen. Je mehr ich versucht habe, mit ihr Spazieren zu gehen, umso schlimmer wurde die Angst im Haus. Inzwischen geht sie maximal ein Mal die Woche raus, früh morgens am Wochenende wo wirklich keiner unterwegs ist. Aber auch das möchte sie meistens nicht. Sie hat aber den Garten und darf auch im Haus mit den beiden anderen toben,was auch stark genutzt wird. Zusätzlich fahren wir ein bis zwei Mal die Woche auf ein sicheres Hundefeld, wo dann eine Stunde lang getobt, gerannt, geschnuppert etc. wird. Ich habe den Eindruck, dass es ihr so sehr gut geht, sie ist ein fröhlicher ausgeglichener Hund und auch ordentlich bemuskelt. Nur Wohnung wäre mir aber wohl auf Dauer zu wenig für den Hund .

  • Ist das "Problem" nicht eigentlich, dass der Hund die Gegend vor der Tür gruseliger findet als Zuhause zu sein? Vorher war eben Beides gleich gefährlich.


    Im Grunde ist der Ansatz die neue Gegend neu aufzubauen. Immer den gleichen Weg gehen, hin und zurück. Stück für Stück. Gern auch mal nachts falls Hund sich da wohler fühlt bzw ruhigere Uhrzeiten. Er fühlt sich mit dem Zweithund nicht sicherer? Und ansonsten zur Auslastung rausfahren. Ist auch ok, wenn nur am Wochenende.


    Hier hilft zum Beispiel auch auf einem erhöhten Ort sitzen und die Welt beobachten plus Routinen. Aber um ehrlich zu sein laufe ich seit fast 4 Jahren beinahe dieselben Wege bzw. Hund bevorzugt das. Nir die Länge hat sich dramatisch verändert. Neue Wege testen wir immer so knapp an der Gehirnschmalzgrenze. Oder wenn ich wieder übertreibe, dann gibt es danach Ruhetage.


    Den Tipp von LUKE13 kann ich nur bestätigen. Der Hundebuggy bringt uns auch mal an neue Orte. Schon die Welt aus dem Ding beobachten zählt hier als großes Kino. Sobald hier irgendwo ein Kinderanhänger in der Stadt steht, muss ich Betti verbieten reinzuspringen.


    Hund auch mal öfter Zuhause lassen als vorher, finde ich nicht schlimm. Er braucht ja auch Zeiten, um Dinge zu verarbeiten. ihr seid noch nicht lange umgezogen und ihm raucht wahrscheinlich die Rübe. Allerdings kann er auch nur lernen, wenn er ein wenig aus seiner Comfortzone kommt bzw fehlt ja anscheinend auch noch das Vertrauen zu dir, um auch in gruseligeren Orten spazieren zu gehen. Das ist ein netter BalanceAkt, der einem als HalterIn Gehirnzellen kostet.


    Warum glaubst du denn der Hund wäre aktuell nicht ausgelastet? Wie lange seit ihr in der neuen Situation? Ich kann mir vorstellen mental hat er gerade gut zutun.

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