Wenn eine Hundegruppe sich verkleinert - Verhaltensveränderungen nach dem Tod eines Gruppenmitglieds

  • Hej,


    Viele von euch haben es ja mitbekommen. Ich musste meine Elsa am 5. Februar gehen lassen.

    Alma und Bolle haben ihren toten Körper noch gesehen, sie lag noch eine Nacht in ihrem Körbchen, sie lagen bei ihr. Am nächsten Tag haben wir Elsa beerdigt und auch da waren Alma und Bolle dabei.


    Bolle ist recht unverändert. Bei Alma tut sich aber einiges. Sie ist schreckhafter, sucht mehr Nähe, ist draußen stärker abgelenkt, lässt sich mehr und vehementer auf Jagdverhalten ein. Sie ist ein wenig gehemmt, wenn es darum geht ins Auto zu steigen, vor allem auf Rückfahrten von Spaziergängen.

    Auf meinen Freund hört sie irgendwie gar nicht mehr.

    Mit Bolle ist sie ungnädiger geworden. Es sind nur korrigierende Blicke ihrerseits, die ich registriere, aber die sind auf jeden Fall da und ich breche das dann ab.

    Auch bei Fremdhunden ist sie etwas zarter besaitet. Ich hab das Gefühl, sie ist einfach dünnhäutiger als sonst. Und fahriger. Vielleicht spiegelt das auch nur genau meinen Zustand und ich unterstelle ihr das, glaube ich aber nicht so ganz.


    Ich versuche, einfach Routinen aufrecht zu halten, so gut es geht. Sonst trainiere ich nicht anders, sondern so wie zuvor, vielleicht drei Schritte zurück. Den Rückpfiff baue ich zum Beispiel komplett neu auf.


    Irgendwie weiß ich nicht, ob ich einfach so weitermachen soll… und darauf warten, dass die Zeit die Wunden heilt.


    Wie würdet ihr vorgehen?

  • Das ist doch alles erst gerade mal 5 Minuten her :sweet:


    Einfach weitermachen, unbeirrt weiter und irgendwann ist es wieder besser.

    Ich kann mich hier nur anschließen und würde alles so lassen wie es bisher war :bindafür: . Das ist ein bekannter Rahmen und ich glaube es bringt mehr Verwirrung als es gut tut, wenn Du Abläufe jetzt veränderst.

  • Sie wird trauern, sie vermisst Elsa und kann sicher nicht einordnen, warum Elsa weg ist. Trauer braucht seine Zeit, auch bei Hunden


    Ich habe ähnliches bereits 2 x erlebt. Ein Hund musste gehen und der, der zurückblieb hat genau so getrauert wie wir.

    Gib ihr Zeit

  • Hier fehlt ja jetzt auch ein Hund. Die omi, die Queen, die die im Zweifel das sagen hatte. Sie fehlt. Die anderen gucken immer wieder warum sie nicht raus kommt, warum sie nicht bellt, warum sie sich nicht einmischt. Unsere andere Hündin ist grade recht kiebig, schlecht gelaunt. Obwohl die beiden immer mal aneinander geraten sind und sich anzicken mussten. Der Rüde rennt beim warten aufs Futter durchs Haus und sucht sie.


    Dazu kommt ganz klar meine Trauer. Meine Ungeduld. Nicht völlig mit den Gedanken da zu sein.

    Wir trauern grade einfach alle :(

  • Hier fehlt ja jetzt auch ein Hund. Die omi, die Queen, die die im Zweifel das sagen hatte. Sie fehlt. Die anderen gucken immer wieder warum sie nicht raus kommt, warum sie nicht bellt, warum sie sich nicht einmischt. Unsere andere Hündin ist grade recht kiebig, schlecht gelaunt. Obwohl die beiden immer mal aneinander geraten sind und sich anzicken mussten. Der Rüde rennt beim warten aufs Futter durchs Haus und sucht sie.


    Dazu kommt ganz klar meine Trauer. Meine Ungeduld. Nicht völlig mit den Gedanken da zu sein.

    Wir trauern grade einfach alle :(

    Ich kann das sehr gut nachfühlen.

    Alles Gute euch.

  • hier ist es ja jetzt 13 Monate her. Hier bleib nur ein Hund zurück aber bei dem gab es ganz ganz viele Punkte die wirklich furchtbar waren. Er hat kaum noch gefressen, wollte ungern Gassi, und wollte nicht mehr alleine bleiben. Aber so ein alter Hund muss essen, muss sich bewegen.... Nach 6 Monaten hab ich Dori dazu geholt und seitdem dachte ich eigentlich ist alles wieder gut. Er hat wieder gefressen und scharwenzelt wieder gerne draussen rum aber vor 3 Wochen ist etwas passiert bei dem ich dann dachte hui also doch noch nicht vergessen. Ein weißer, uns fremder Hund tobte an unserem Lieblingsstrand rum. Da stand mein alter, halbblinder Andiamo aber und hat geguckt und Gequietscht und durfte dann auch gucken weil er sich nicht beruhigt hat. Diesen enttäuschten Blick werde ich wohl nie vergessen. Seit ein paar Tagen kommt er jetzt wieder abends ins bett wo er früher auch geschlafen hat. Das hat er über ein Jahr nicht gemacht.


    Gebt euch Zeit. Es dauert einfach bei unseren Hunden genauso lange wie bei uns

  • Lämmchen hat sich nach Schafs Tod auch eine ganze Weile sehr verändert. War absolut ängstlich, kurznervig, ... Eine Mischung aus Lethargie und Aufgebrachtheit.


    Etwa zwei, drei Wochen habe ich sie mit Samthandschuhen angefasst, weil ich ja genauso fertig war und ihr absolut nichts weiteres Negatives in die Gedanken bringen wollte.


    Nach einer Weile musste ich mich sehr zusammenreißen, habe aber versucht, wieder so weiterzumachen, wie vorher, auch, nachdem ich hier im Forum nachgefragt hatte. Ihr auch wieder ein paar Grenzen zu geben. Stabilität. Und es war gut für uns beide. So konnte sie sich nicht weiter in Trauer und Wut verkriechen.


    Du machst meiner Meinung also genau das richtige, indem du weitermachst.

  • Erstmal herzliches Beileid zum Tod von Elsa. Ich hoffe sehr, dass dich bald das Wissen ein bißchen trösten kann, dass sie sich kein besseres Leben, nicht mehr liebevolles Umsorgtsein hätte wünschen können als bei dir.


    Dann, denke ich, werden auch deine Hunde zum Alltag zurückkehren Im Moment klingt das, als würden sie deinen Kummer nicht nur spiegeln, sondern wären auch noch dadurch unsicher. In dieser Situation würde ich sie nicht noch mit Neuaufbau von Kommandos verwirren, sondern soviel Alltagsroutine einkehren lassen, wie du kannst. Du weißt ja: der gewohnte Rahmen gibt Halt ,und das tröstet Tiere am besten.


    Bei uns lief das ohnehin anders: Als meine alte Hündin starb, gab ihr Sohn, mit dem sie neun Jahre harmonisch zusammengelebt hatte, ein Wolfsheulen von sich, das einem wirklich durch und durch ging, das einzige Mal in seinem Leben. Und dann blühte er auf, von Tag zu Tag mehr. Als er begriff, dass er jetzt wirklich Einzelhund war, alles für sich bekam, was er bis dahin hatte teilen müssen, wurde er so aufgekratzt und fröhlich, dass es regelrecht peinlich war.


    Will sagen: auch Hunde reagieren auf Verlust komplett unterschiedlich. Ich würde einfach erstmal warten, wie es bei deinen beiden weitergeht. Vielleicht genießen auch sie das Mehr an Zeit und Zuwendung, sobald du selbst dich ein bißchen gefangen hast.

  • Es braucht Zeit für alle Zurückgebliebenen.

    Der Jungspund hier kämpft am Meisten, für ihn war es das erste Mal, einen aus der Gruppe zu verlieren.

    Anfangs ist er hier durch die Gegend geschlichen. In ruhigen Momenten in sich zusammengefallen, wie ein Kartenhaus. In den ersten Tagen konnte man hier trotz der 4 Hunde eine Stecknadel fallen hören. Die Stille war schrecklich. Man hat es in ihren Augen gesehen.

    Wir haben uns - wie jedes Mal - gnadenlos abgelenkt und tun es noch, dieses Mal indem wir alle behindertengerechten Umbauten zurückbauen, Umbauen, renovieren. Das lenkt uns ab und die Hunde haben die ganze Zeit was zu gucken und wichtige Aufpasseraufgaben. Der Raum für die Trauer und den Schmerz ist ja dennoch immer gegeben, denn die Trauer nimmt keine Rücksicht, ob es einem gerade passt, dass die Tränen kommen.

    Inzwischen, nach über 2 Wochen geht's, da kommt bei den Hunden wieder die Lebensfreude durch und sie gewöhnen sich an die neuen Rituale, an das neue "Jetzt".

    Das hatten wir auch schon anders, der Oppa hat damals Monate gebraucht, um den Tod vom Opi zu verkraften. Erbse hat noch länger gebraucht, um den Tod von der Ommi zu verkraften. Auch wenn sie jedes Mal mit dabei sind, beim Abschied, jeder einen der Zurückbleibenden (das entscheidet jeweils der Swiffer, der das letzte Geleit geben will) direkt bei sich hat, bis zum letzten Atemzug, bis zum letzten Herzschlag, Seite an Seite, manchmal auch Schnauze an Schnauze, so ist es doch jedes Mal anders und der Trauerprozess ist jedes Mal bei jedem anders.

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