Wenn Herz und Vernunft gegeneinander kämpfen

  • Eigentlich wollte ich im Thread „Buhuu, ich hab mich verliebt“ posten. Aber ich merke, dass es bei mir schon etwas mehr ist als: oh wie süß, voll mein Beuteschema, aber naja, geht halt nicht…


    Seit ungefähr Anfang Dezember geht mir eine Hündin nicht mehr aus dem Kopf, die in einer Auffangstation in der Nähe von uns (naja, sagen wir mal, zumindest im selben Bundesland), auf ein neues Zuhause wartet. Immer wieder wird sie auf Facebook gepostet, sie war sogar im Lokalradio… Es finden sich einfach nicht die richtigen Menschen für sie. Von den Mitarbeitern des Hofes wird sie als absoluter Traumhund beschrieben und sie können es überhaupt nicht verstehen, dass sie Süße immer noch sucht.


    Als ich zum ersten Mal das Posting und die Fotos sah, ist mir mein Herz eine Etage tiefer gerutscht und seid dem geht mir die süße Rosa nicht mehr aus dem Kopf. Und das ist sie :sweet: :herzen1::


    Rosa, eine fünfjährige, kastrierte Chesapeak Bay Retriver Hündin.

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    Ihre Geschichte ist herzzerreißend und mysteriös. Sie wurde hier in der Gegend im Wald angebunden gefunden, wo sie wohl schon mehrere Tage ausharren musste! Sie ist gechipt und wohl auch registriert, die aktuellen Besitzer konnten aber nicht ausfindig gemacht werden. Die Polizei hat die Suche wohl aufgegeben. Privat wurde weiter recherchiert. Spuren führen in die USA. Mehr ist nicht bekannt. Sie wird als sehr lieb und gehorsam beschrieben. Läuft super an der Leine. Ist bei den Gassigängern sehr beliebt und fast täglich ausgebucht, aber es findet sich kein festes Zuhause.


    Ich würde sie sooo gerne nehmen!! Ich habe einfach mein Herz an sie verloren. ABER: Ich habe schon mit meinem Mann gesprochen. Er hätte nichts gegen Rosa, aber ein dritter Hund wäre ihm einfach zu viel. Das verstehe ich ja auch vollkommen! Die Dynamik ist einfach eine andere, als mit zweien.

    Unser Ömchen Jodie ist ziemlich krank. Mastzelltumor OP war Mitte November. Bösartig. Sie hat sich nur langsam erholt und gerade erst habe ich einen neuen Knubbel entdeckt, der unbedingt angeguckt werden muss (sind gerade in Schweden und erst am 03.01. wieder zu Hause. Dann geht es sofort zum TA). Das macht uns große Sorgen und wir wissen nicht, wieviel Zeit uns noch mit ihr bleibt und wie diese Zeit aussehen wird.

    Eddie, unser Labbi-Jungspund, fängt gerade erst an, seine Murmeln im Kopf zu sortieren. Er hat eine große Baustelle mit Reizüberflutung, braucht viel Ruhe und Struktur, um sich, wenn es drauf ankommt, konzentrieren zu können. Wir stecken viel Arbeit in ihn und das wird noch eine ganze Weile so bleiben. Also, genügende und durchschlagende Argumente, die gegen eine Aufnahme sprechen!


    Aber mein Herz blutet wirklich. Ständig besuche ich die Seite der Organisation, um nach Rosa zu schauen. Mein Herz bleibt steht, wenn Interessenten da wahren und ich bin ehrlich gesagt immer ein klein bisschen erleichtert, wenn es wieder nicht funktioniert hat, weil ich dann doch noch eine kleine Chance hätte (gemein, ich weiß :verzweifelt:).


    So, und jetzt wascht mir bitte den Kopf, damit endlich (auch gefühlsmäßig) die Vernunft siegt und das Herz Ruhe gibt!

  • Ihr habt 2 Hunde die extrem viel individuelle Betreuung benötigen.

    Der Wunsch nach nem netten Mitläufer ist da durchaus verständlich.

    Aber käme dieser Hund dann auf seine Kosten? Was ist mit der Omi, dem Jungspund, euch ?

    Zumal ich persönlich misstrauisch bin wenn ein so netter , unkomplizierter, gern zum Gassi genommener Hund kein Zuhause findet. Grad mit so ner mysteriösen Story glaub ich nicht das da alles rosarot ist bezgl der Hündin .

    Und dann habt ihr im worst Case 3 Baustellen.


    Aber selbst wenn sie easy going ist , wozu wenn die anderen 2 so viel Zeit benötigen und der labi stressig ist?

    Nur weil man etwas unbedingt will ist es nicht immer richtig.

  • Du willst also keine Stimmen für "tu es!" hören? :D Dem Jungspund könnte eine erwachsene, entspannte Hündin eventuell auch gut tun.


    Ganz ehrlich, ich an deiner Stelle würde erstmal schauen wie es mit eurer alten Dame weiter geht und dann je nachdem...

  • Ich habe 2 Hunde und immer mal wieder Gasthunde hier. Die Gasthunde sind allesamt erzogene, mir bekannte Hunde aus dem Freundeskreis, die ich unproblematisch finde.


    Es ist eine ganz, ganz andere Hausnummer (für mich) 3 Hunde zu haben. Ich würde eine individuelle Auslastung (oder Pflege, je nachdem was Hund halt braucht) nicht adäquat dauerhaft schaffen.


    Und auch ich würde ehrlich vermuten, dass da irgendwo im Verhalten ein ganz großer Haken ist. Die Hündin müsste weggehen wie warme Semmeln. Die Halter hätten die bei der Beschreibung für teuer Geld verkaufen können, statt diese Aktion zu bringen.

  • Wir hatten jeder einen Hund und dann kam ungeplant Nummer 3 dazu.


    Die Hunde haben super harmoniert und auch der Gehorsam von 1 und 2 war sehr gut - und trotzdem waren 3 viel stressiger als 2. So rein vom Gefühl sind 3 manchmal einer zuviel.


    Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht an eine völlig problemlose Hündin - und 2 Hündinnen und davon eine alt und krank... Ich würde es lassen.

  • So schön die Hündin ist, ich würde mein Haus verwetten, dass mit ihr ganz ernsthaft was nicht stimmt. Die Besitzverhältnisse, das Verhalten ,die Gesundheit - irgendwo ist da ein ganz böser Haken.Sonst wäre so ein Tier den Vermittlern längst regelrecht aus der Hand gerissen worden.


    Das wäre mir mit zwei ohnehin schon anspruchsvollen Hunden im Haus einfach zu heiß.

  • Der Sprung von zwei auf drei Hunde ist halt doch schon ein großer (danach ists nicht mehr so schlimm :tropf: ). Plötzlich hat man zu wenig Arme, weiß gar nicht wo man gerade hingucken soll, die Freizeit scheint kaum noch auszureichen. Gerade am Anfang ist das eine wahnsinnige Umstellung.


    Andererseits bin ich persönlich kein Vernunftsmensch. Klar, manchmal muss es sein und das Wohl des individuellen Hundes steht immer im Vordergrund. Aber wenn es passt, dann passt es.


    Mal kurz aus meinem Leben. Ich hatte bereits 3 Hunde, zwei davon mit Special effects als Cora zur Pflege zu mir kam. Alles in mir hat geschrien, dass es keine gute Idee ist sie zu behalten. Weil, noch mehr special effects und 4 Hunde?? Getan habe ich es trotzdem und bis jetzt hab ich es noch keinen Tag bereut.


    Hier also zwei Ansichtsweisen, such dir eine aus :lol:

  • Nur so nebenbei: Hund Drei zu Eins und Zwei ist vergleichsweise nicht so viel Aufwand wie Hund Zwei zu Hund Eins.


    Frage:

    Wirst Du es in fünf Jahren bereuen, sie nicht genommen zu haben?

  • Fahrt hin und lernt die Hündin persönlich kennen. Macht euch ein Bild von ihr und eventuell vorhandenen Baustellen. Dann merkt ihr, ob es wirklich passt.


    Und lasst eure alte Hündin untersuchen. Sollte ihr nicht mehr viel Zeit bleiben, genießt die restliche Zeit mit ihr ohne ihr noch eine neue Hündin vor die Nase zu setzen. Evtl. könnt ihr dann ja für die andere Hündin eine Patenschaft übernehmen oder so. Und wer weiß, ob sie nicht vielleicht immer noch ein Zuhause sucht, wenn ihr wieder bereit für einen neuen Hund seid.

  • Also, ich - auch aus vollem Herzen unvernünftig - kann bestätigen, dass drei Hunde ne andere Hausnummer sind als zwei. Das soziale Gefüge verändert sich und bis man die richtigen Zuständigkeitsbereiche raus hat, kann es schon mal dauern.

    Wir haben einen liebtrotteligen, unkomplizierten Trödler (Bolle), der nicht mehr so spritzig ist und nach einer gewissen Strecke auch nicht mehr so flott gehen mag. Eine wilde Hummel (Alma) mit Jagdpassionen und nicht unbedingt ein Vorzeigebild an Souveränität im Hundekontakt. Aber das ging, denn die beiden haben sich gut verstanden und wenn wir als Paar mit den beiden unterwegs waren, war auch immer klar: ich nehm Alma, mein Freund nimmt Bolle.

    Es war ziemlich easy.

    Wenn ich allein unterwegs war, hatte ich meine Aufmerksamkeit mehr bei Alma, größeres Potential für Katastrophen, und Bolle ist so mitgezockelt.


    Und dann kam Elsa dazu. Wir haben nun zwei Jahre gebraucht, um herauszufinden, welche Konstllationen am besten passen. Wer nimmt zwei Hunde - und welche zwei Hunde? Und wer läuft dann vorn und wer hinten? Welche Strategie in Stresssituationen bewährt sich am besten?

    Es war ziemlich anstrengend.

    Jetzt haben wir den Dreh raus. Aber das war ein längerer Weg.


    Ich würde es trotzdem wieder mit drei Hunden wagen und dies hier :

    Der Sprung von zwei auf drei Hunde ist halt doch schon ein großer (danach ists nicht mehr so schlimm :tropf: )

    lässt mich auch gerade darüber nachdenken, ob Nr. Vier nicht vielleicht auch... irgendwie ... irgendwann...


    Was ich nun an deiner Stelle tun würde: wenn sie mir nicht aus dem Herzen ginge, würde ich sie kennenlernen, um dann ein für mich glaubhaftes Argument an der Hand zu haben, warum es eben nicht geht. Mir hilft das, um den Gedanken loszulassen.


    Und wenn es einfach wirklich alles easy ist, dann muss ich noch mal mit mir ins Gericht, ob es für meine Familie und für meine vorhandenen Hunde ein Gewinn ist, oder nicht.

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