Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil 12

  • Da wird ein Arbeitshund mehr gearbeitet, damit der regelmäßig richtig müde ist und auf andere Gedanken kommt, richtig?

    Ich kenn niemanden, der den Rueden in der Zeit mehr arbeiten laesst :nixweiss:

    Die haben ihre Auslastung, klar. Aber das wird nicht hochgefahren nur weil da jetzt Huendinnen laeufig sind.

    Mehr schreib ich dazu jetzt nicht mehr.. Es dreht sich gefuehlt eh nur im Kreis.

  • Vl entspricht es aber auch nicht jedermanns naturell einen klassischen begleithund auszulasten und glücklich zu machen auch wenn es gerne empfohlen wird.

    Ich zb habe keinen fordernden Alltag. Wir gehen vier mal am Tag in einem Naherholungsgebiet spazieren, ab und an mal nen Ausflug oder mit in die Stadt arbeiten.

    Für meine jagdpassionierten Hunde ist jede Runde hier ein Abenteuer weil unheimlich viel wild, viel Natur und Bewegung macht sie zufrieden.

    Hier werden also nur jagdlich motivierte oder bewegungsfreudige Hunde einziehen weil ich eben nicht gerne hingehe und gezielt, gestellt Hunde auslaste.

    Das macht mir einfach keinen Spaß.

    Das natürlich oft bei reiner schönheitszucht ohne verstand das Wesen zu wenig Beachtung findet ist leider auch nichts Neues.

  • miamaus2013

    Ich denke, Du missverstehst mich. Hier wurden doch die Fragen aufgeworfen, warum es (scheinbar) so viele untaugliche Trainer gibt (ist nicht meine Erfahrung, aber ich nehme es mal auf) und warum scheinbar so viele Begleithunde ihr Zuchtziel als Begleithunde verfehlen.

    Ich will gar nicht abstreiten, dass gut ausgebildete Begleithnde auch gute Alltagsbegleiter sind. In der Zucht und Ausbildung für Gebrauchshunde gibts massig Grundlagen, die auch superwichtig für den Alltag sind, das A und O ist ja die Zusammenarbeit. Und es gibt ein Gerüst, in dem das strukturiert aufgebaut wird. Teils schon viele, viele Jahre, wenn auch immer modifiziert. Und natürlich zahlt sich die Arbeit, die man da investiert, für den Alltag enorm aus.

    Für die „Ausbildung“ zum Alltagsbegleiter gibts das in dieser Form mWn noch nicht, Ausnahme: Arbeitende Begleithunde (und auch da ist ja erst noch viel im Aufbau). Hundeschulen müssen sich entsprechende Konzepte also erarbeiten und Einige tuen das scheinbar nach bestimmten Trainingsphilosophien - wie gesagt, ich urteile hier nur anhand dessen, was ich hier im Forum so mitlese, mir fehlt die Alltagserfahrung dabei. Sogar mein damaliger Hundetrainer für Ronja kam ursprünglich aus dem Gebrauchshundesektor.

    Und für Gebrauchshunde gibt es seit langem (zumindest in den meisten Fällen) eine klare Selektion auf bestimmte Wesens- und Arbeitseigenschaften. Und jemand, der seinen Hund in einer bestimmte Richtung ausbilden will und schon etwas Erfahrung hat (und kein Ignorant ist), der hat schon eine gewisse Vorstellung, was er sucht und wie er dahin kommt. Die Herangehensweise ist konkreter.

    Das gibts natürlich auch bei den reinen Begleithundehaltern, die viel Zeit investieren und sich genau über Rasseeingenschaften informieren, Zuchtlinien verfolgen und suchen, Ausstellungen besuchen und mit Züchtern in Kontakt stehen. Die ihre Hunde ggf. auch für eine genaue Aufgabe oder ein bestimmtes Hobby suchen. Ich kann jetzt nur für meinen Alltag sprechen: Ich erlebe das nicht als die Regel. Wichtiges Kriterium ist bei den Leuten, mit denen ich spreche: „Die gefallen mir.“ War übrigens auch der Grund, warum der GöGa eine; Großpudel haben soll. Und entsprechend wird in der Zucht auch viel über Optik gegangen. Ganz wertfrei, ich finde das überhaupt nicht verwerflich, so lange es nicht in die quälerische Ecke führt.

    Hier herumzurudern zum Ziel „von Haus aus unkomplizierter Alltagsbegleiter“ stelle ich mir alleine schon deshalb schwierig vor, weil es so unkonkret und unspezifisch ist.

    Wenn das genaue Ziel nicht von Anfang an klar ist, muss das Team aus Hund und Halter halt erstmal seinen gemeinsamen Weg finden, je nachdem, was beide leisten können und wollen, und das dauert unter Umständen dann einfach schon eine lange Zeit. Auch das finde ich überhaupt nicht verwerflich. Ist z. B. meine Art - ich bin nicht so festgelegt auf Hundetypen und lasse mich auch gerne von dem überraschen, was die mitbringen. Und ich hab so viel Anspruch an ganz klare, stringente Struktur mit hoher Effizienz und Leistung in meinem Arbeitsleben, in meiner Freizeit will ich die Dinge locker angehen und auch erstmal (wenns nichts Dringliches ist) dümpeln lassen können, wenn mir danach ist. Bei Ronja war ich noch ehrgeiziger, die hat aber auch jede; gebotenen Freiraum nach eigenem Belieben ausgenutzt. Da ging das halt nicht. Bei Momo gehts und Lilly muss eh nicht mehr tun als da sein und mitlaufen.

    Dass ich dann nicht erwarten kann, dass mein Hund mit anderthalb Jahren schon so weit ist, eine saubere Unterordnung zu laufen ist klar (Ronja hat seinerzeit die BGH auch mit 15 Monaten gemacht, im Alttag war sie längst nicht so früh wirklich angenehm, wie Momo jetzt schon ist).

    Ich hab dann halt auch nicht den Anspruch, es zu vergleichen.

  • Emma ist ja 11 Monate alt und wir haben noch einige Baustellen. Ich denke, einiges wäre bei einem anderen Hundehalter sicher nie zum Problem geworden oder er hätte es schneller in den Griff bekommen. Ich gebe mein Bestes und das ist wahrscheinlich manchmal nicht genug. Und wenn ich hier lese, wie gut andere Junghunde im Alltag laufen, dann hab ich manchmal auch ein schlechtes Gewissen Emma gegenüber und denke, sie hätte was Besseres verdient. Das Problem bei uns ist sicher, dass wir uns in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich sind. Wenn ich ängstlich und unsicher oder gestresst bin, spürt sie es und ich kann ihr nicht genug Ruhe vermitteln. Ich hätte vorher gedacht, dass ich das besser vor ihr verbergen kann. Bei Menschen klappt's ja auch. Aber ein Hund ist halt doch nochmal was anderes.

    Dazu kamen einmal ungeeignete Hundeschule und ein für uns nicht passender Trainer. Aber ich denke, wir finden unseren Weg, auch wenn es vielleicht länger dauert, bis sie mal entspannt in einem Restaurant unterm Tisch liegen kann. Dafür ist sie ein ganz wundervoll netter Hund. Wir sind gerade an der Ostsee in einem riesigen Hotel. Menschen, Kinder, Fahrstuhl, alleine bleiben sind alles kein Problem. Die Leute waren super begeistert von ihr, weil sie so lieb zu allem und jedem ist. Das ist mir mehr wert als auf einer Decke liegen zu können oder leise irgendwo zu warten. Und wahrscheinlich würde manch einer aus dem Forum uns im Reallife sehen und denken, warum bekommt sie eine so einfache Rasse nicht besser erzogen und in den Griff und warum bellt und fiept dieser Hund so laut, nur weil er zwei Minuten warten muss. Wir arbeiten auch dran, aber es dauert so lange es eben dauert.

  • wenn ich hier lese, wie gut andere Junghunde im Alltag laufen, dann hab ich manchmal auch ein schlechtes Gewissen Emma gegenüber und denke, sie hätte was Besseres verdient

    Ja und genau deswegen hasse ich diese - absolut falschen und wissenschaftlich widerlegten! - "wenn XY nicht klappt, liegt es an Deiner Einstellung"-Schnacks. Das einzige Ergebnis ist, dass Menschen sich von diesem scheinbar alles besser wissen und machen verunsichern lassen. Und das ist absolut unnötig.

    Mach Dir keine solchen Sorgen! Ja, jede*r - Mensch und Hund - hat Stärken und Schwächen. Aber nein, Deine Hündin hat genau das, was jeder Hund verdient: jemanden die immer ihr Bestes gibt und super verständnisvoll ist und auf ihre Bedürfnisse eingeht. Etwas "besseres" gibt es nicht. Und jemanden, der alles richtig macht, schon gar nicht.

  • Ich gebe mein Bestes und das ist wahrscheinlich manchmal nicht genug. Und wenn ich hier lese, wie gut andere Junghunde im Alltag laufen, dann hab ich manchmal auch ein schlechtes Gewissen Emma gegenüber und denke, sie hätte was Besseres verdient.

    Also zumindest ich fuer meinen Teil schreibe mAn oft genug das so Vergleiche unsinnig sind. Einfach weil jedes Team und jede Umgebung anders ist und das natuerlich ganz massiv reinspielt.

    Ja, mein Jungspund laeuft problemlos im Alltag mit. In unserem Alltag. Aber das hat sicher nichts damit zu tun, das ich es angeblich sooo drauf habe. Das liegt hier zu einem ganz ganz grossen Teil am Hund selbst (ihr Wesen liegt mir einfach unfassbar, wie schon oft geschrieben. Sie macht es mir so unglaublich leicht), ich hab eine gewisse Erfahrung - mit solchen Hunden*, meine Umgebung hier passt relativ gut zu uns (nicht perfekt, aber es koennte schlimmer sein), usw.

    *Geb mir einen BC oder einen Kangal oder andere Rassen und die Sache sieht definitiv komplett anders aus. Ich bin mir absolut sicher, dass ich in dem Fall echt Probleme haette, weil ich diesen Hundetyp nicht kann, keine Erfahrung habe, nicht weiss worauf ich von Anfang an achten muss, usw.


    Dein Hund leidet doch nicht bei dir, also denk nicht an 'wo anders haette sie es besser'.

    Du zaehlst ja auch auf, was sie toll macht. Glaub mir, es gibt Hunde die sowas nicht koennen. Ich wuerd meine z.B. auf keinen Fall alleine in einem Hotelzimmer lassen. Anansi wuerde mit Sicherheit Bloedsinn machen ;)

  • Mal als Gedankenanstoß - In der Arbeit lass ich ab und an alle Mitarbeiter/Spaziergänger, die mit den Hunden arbeiten, eine kleine Beschreibung über den Hund erstellen. Wie sie ihn wahrnehmen, was er gut/schlecht macht und was sie so über ihn denken.

    Das ist alles der gleiche Hund:

    "Er baut schwer Bindung zu Menschen auf und ohne Futter geht bei ihm gar nichts, da tut er was er will. Spazierengehen ist an guten Tagen, wo er nicht die Leine schreddern will, ok, aber er pöbelt extrem bei anderen Hunden, aber nicht so dass man einen Maulkorb braucht. Nach den ersten Metern geht er aber recht brav an der Leine. Ich hole ihn nicht gern aus dem Auslauf, weil er dann so überdreht, vorallem wenn er nicht allein drin ist. Mit anderen Hunden ist er aber nett"

    "Seit der den Maulkorb brav trägt, ist spazieren gehen echt ok, er pöbelt auch weniger und fast nur mehr wenn man echt nicht ausweichen kann und die anderen Hundebesitzer Idioten sind. Aus dem Auslauf holen ist schrecklich und ohne Spielzeug unmöglich. Bei Futter muss man auch aufpassen, da ist er sehr grob. Ich finde nicht wirklich einen Draht zu ihm, aber er ist nicht mehr so ungut wie früher und man kann ihn jetzt wenigstens streicheln"

    "Er bellt immer so viel und Geschirr anziehen ist alleine nicht möglich und er muss auch immer ein Spielzeug herumtragen beim Gassi, sonst ist er nicht zum Aushalten und zieht wie ein Irrer. Bei Futter ist er ok, aber wenn man Spielzeug hat, muss man wirklich aufpassen, dann springt er einem ins Gesicht."

    "Beim Spazieren ist er total brav, pöbelt nicht, wenn man ihm sagt, dass er nicht soll und zieht nur am Anfang ein bissal an der Leine. Er spielt richtig schön, kann schön trennen und macht echt Spaß. Er fährt auch schnell wieder runter, wenn man ihm dabei hilft. Er braucht viel schwarz/weiß, dann ist er ein super Hund, der echt Spaß macht und ein tolles Sozialverhalten hat."

    "Ich geh sooo gern mit ihm spazieren, am Anfang freut er sich immer so und bellt, aber wenn wir dann ein Stück gehen ist er total brav und im Kaffeehaus schläft er mittlerweile sogar. Und er nimmt Leckerlis total vorsichtig, da muss man nie Angst haben, dass die Hand dazwischen ist. Nur beim Ball muss man aufpassen, den gibt er nicht mehr her und knurrt dann auch"

    "Also mir ist er ja zu wild, man kann ihn kaum halten, da macht Gassi gar keinen Spaß. Und das Gebelle die ganze Zeit, kaum taucht ein Hund auf. Schrecklich, aber er kann ja nix dafür"

    Keiner der Menschen ist komplett unfähig und der Hund hat auch keine multiplen Persönlichkeiten, oft ändert die eigene Wahrnehmung oder unbewusste Erwartungshaltung auch schon viel. Und das ist keine Kritik, das ist einfach so. Und ja, vielleicht wär der als teilweise anstrengend empfundene Hund X von User Y bei User Z ein superduper entspanntes Easy-Going Exemplar, während User I das Tier nach der ersten Stunde in den Fleischwolf schicken würde weil unaushaltbar.

    Nicht jeder kann mit jedem Hundetyp gleich gut, nicht jedem liegt jeder Charakter gleich gut und gerade als Anfänger kann man auch einfach nicht wissen, dass man lieber und besser mit dem arschigen Egobomber diskutiert als jeden Tag aufs Neue das sensible Blümchen aufzubauen. Aber ich finde es hilft sehr, wenn man sich auch überlegt, was man schon gemeinsam mit dem Hund geschafft hat - Er kann entspannt Bahn fahren? Oder bleibt problemlos alleine? Super!

    Und ja, nicht jeder Hund kann alles (gleich schnell oder überhaupt) lernen, aber jeder Hund hat tolle Seiten, auch wenn man sie manchmal suchen muss.

    Und es wird auch immer irgendwo einen Hund + Halter geben, der alles besser kann als der eigene Hund, aber es gibt auch genug Hunde, die nicht Mal die Hälfte können.

  • Aber auch der Alltag eines Sporthundes kann doch von Sport zu Sport und Lebensumfeld zu Lebensumfeld völlig unterschiedlich aussehen...

    Also so für nen Gebrauchshund doch schon ganz schön viel Alltag, würde ich sagen.. :ka:


    Und dazu, quasi on top, kommt ja noch der Sport. Bei meinen Hunden hauptsächlich Agility. Also volle Hundesporthallen mit (normalerweise) bis zu 150 startenden Hunden, genauso volle Hundeplätze, übernachten (mit mir zusammen) im Zelt.

    Ich nehme dich mal als Beispiel, bist ja nicht die einzige, die ähnliches berichtet. Das Zitat ist auch nur ein Ausschnitt, es geht mir nur um den Kontext.

    Ich lebe z. b. in einem Ort mit 2000 Einwohnern, 100m/5 Häuser vom Wald/Feldrand entfernt. Ich kann hier tagelang mehrmals am Tag spazieren gehen und keinen anderen Hundehalter treffen (und an anderen maximal 3-4). Menschen tief im Wald sind für meinen Hund ungewöhnlich, Rehe und generell Wildspuren dagegen sind für ihn normal und (noch) nicht übermäßig interessant.

    Motorrräder kennt er überhaupt nicht, dafür Pferde, Bagger und Traktoren.

    Ich bin mit Koda in einer Rettungshundestaffel, d. h. Blaulicht, im Auto warten, Funkgeräte, Menschen in Feuerwehrmontur etc sind für ihn nichts besonderes. Auch kleinere Menschengruppen kennt er. Dagegen wäre eine Agilityhalle voller Hunde für ihn extrem aufregend. Und auch einen Hundeplatz mit parallel arbeitenden/wartenden Hunden ist für ihn Neuland. In eine Fußgängerzone in einer großen Stadt war ich erst einmal (Weihnachtsmarkt in Lüneburg) und da war er müde und geflasht genug, um einfach mitzulaufen. Gehört aber ansonsten auch nicht in unseren Alltag und muss er nicht können.

    Er bellt auch aus dem Fenster keine Passanten oder Hunde an. Warum? Weil hier am Rand des Wohngebiet kaum jemand entlang läuft und er es einfach nicht kennt.

    Obwohl wir also beide Hunde mit Jobs haben, ist das Umfeld und damit das, was die Hunde kennen und sicher aushalten können (sollten) völlig unterschiedlich. Deswegen finde ich es schwierig, wenn Erwartungen (Was sollte ein Begleithund können?) nicht genau formuliert werden, aber trotzdem als Argument genutzt werden.

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