Fragen, die man sich sonst nicht zu stellen traut - Teil 20

  • bad_angel kommt wenn ich mich richtig erinnere aus dem medizinischen Bereich. Und in dem Bereich kann es tatsächlich wichtig sein, die Herkunft und oder Hautfarbe eines Menschen in der Anamnese zu berücksichtigen. Es ist sogar super, wenn Mediziner:innen sich in dem Bereich fortbilden, und das auf dem Schirm haben. Schwarze Haut hat teilweise anderen Eigenschaften (neigt schneller zu Trockenheit zB), man kann Symptome schlechter erkennen die man gewohnt ist auf weißer Haut zu lesen usw. Bestimmte Krankheiten bzw Komplikationen gibts bei Menschen asiatischer Herkunft eher als bei Menschen europäischer (und da ist es auch egal, ob der Mensch aus Hintertupfing kommt), usw.

    Zu dem anderen, deshalb meine Erklärung, das PoC ein Konzept ist, keine Farbbezeichnung. Ein gebräunter Deutscher kann dunkler sein als eine Afrodeutsche, trotzdem lesen wir den einen als weiß, und den anderen als PoC. Und anderen sieht man es gar nicht an, wie der blonden Syrerin, die trotzdem nicht mehr oder weniger PoC ist als ihr anders aussehende Schwester. Und ja, auch Jüd:innen verstehen sich oft als PoC.

  • ich? nein.

    Ist aber schwierig, wenn die Person aus Hintertupfing kommt - man kann ja schlecht jedem dunkelhäutigen Menschen eine Herkunft aus einem "dunkelhäutigen Land" andichten :ka:

    ich glaube es ist schon zu spät - für mich hat die religiöse Ausrichtung eher nichts mit der Hautfarbe zu tun :denker: aber ich glaube, du wolltest hier auch keinen Zusammenhang herstellen. wie gesagt, ist schon spät - ich geh besser mal Richtung Bett :tropf:

    bad_angel kommt wenn ich mich richtig erinnere aus dem medizinischen Bereich. Und in dem Bereich kann es tatsächlich wichtig sein, die Herkunft und oder Hautfarbe eines Menschen in der Anamnese zu berücksichtigen. Es ist sogar super, wenn Mediziner:innen sich in dem Bereich fortbilden, und das auf dem Schirm haben. Schwarze Haut hat teilweise anderen Eigenschaften (neigt schneller zu Trockenheit zB), man kann Symptome schlechter erkennen die man gewohnt ist auf weißer Haut zu lesen usw. Bestimmte Krankheiten bzw Komplikationen gibts bei Menschen asiatischer Herkunft eher als bei Menschen europäischer (und da ist es auch egal, ob der Mensch aus Hintertupfing kommt), usw.

    Zu dem anderen, deshalb meine Erklärung, das PoC ein Konzept ist, keine Farbbezeichnung. Ein gebräunter Deutscher kann dunkler sein als eine Afrodeutsche, trotzdem lesen wir den einen als weiß, und den anderen als PoC. Und anderen sieht man es gar nicht an, wie der blonden Syrerin, die trotzdem nicht mehr oder weniger PoC ist als ihr anders aussehende Schwester. Und ja, auch Jüd:innen verstehen sich oft als PoC.

    Ja ich arbeite in der Medizin.

    Es sind zwei paar Schuhe. Grundlegend hab ich ja erstmal den Menschen vor mir. Die Herkunft ist erstmal zweitrangig. Auch wenn ich es erstmal süß finde wenn BPoC mir sagen das eine Blutentnahme sicher schwer wird aufgrund der Hautfarbe. Ist aber Quatsch. Ich muss das fühlen.

    Aber anamnestisch muss man immer den Menschen als Ganzes betrachten.

    Und niemals würde ich mich auf ein vemutetes Herkunftsland beziehen. Frag mal Kida Kodhr Ramadan wo er herkommt. Der ist durch und durch Kreuzberger Jung.

    Eine geografische Wurzel nur zu vermuten kann ein viel größerer Fehltritt sein als die falsche Bezeichnung aufgrund der Hautfarbe zu wählen.

    Aber mir ist jetzt klar, das PoC viel mehr ist als Hautfarbe. War mir vorhin noch nicht so klar.

  • Damit man mich nicht falsch versteht, ich rate auf keinen Fall zu pauschalen "und wo kommst du her" Fragen im medizinischen Bereich, da hast du ganz Recht. Was ich meine ist, dass es im medizinischen Bereich Sinn machen kann, das mit zu bedenken und sich in entsprechende Richtung fortzubilden. Der Prototyp medizinischer Forschung ist der weiße Mann, weshalb zB Herzinfarkte bei Frauen oft nicht oder zu spät erkannt werden. Dh gilt auch mit anderen Beispielen für Menschen schwarzer Haut. Also zu diskriminierungsfreier Medizin gehören richtige Bezeichnungen, aber eben auch im Kopf zu haben, dass BiPoC in der Medizin auch deshalb strukturell benachteiligt sind, weil medizinische Forschung nicht auf sie ausgelegt ist.

  • Achso.

    Ja das läuft so ein wenig unterbewusst mit. Je nach Herkunft hat man das unterbewusst immer auf dem Schirm.

    Und du hast völlig recht, es geht schon mit einfachen Sachen los. Das eben alle Medikamente auf den männlichen Stoffwechsel ausgelegt sind. Also Frauen spielen da keine Rolle, bei Kindern gibt man sich noch etwas Mühe aber auch da weiß nich jeder, das Kindermedizin etwas anderes als bei Erwachsenen ist.

    Unterbewusst läuft eine Typeinschätzung immer mit. Angefangen beim Habitus über Anamnese bis hin zu Rasse. Wie sagte Fontane so schön: Das ist ein weites Feld.

    Sprengt hier den Rahmen, aber ich weiß was du meinst.

  • Also ich sehe es wie du, muss mich aber noch umerziehen, weil es mir manchmal doch raus rutscht und ich im zweiten Denken aber der Meinung bin das es völlig egal ist welche Hautfarbe ein Mensch hat.

    Aber wenn mir beispielsweise jemand sagt das ein Mensch eine bestimmte Hautfarbe hat und deswegen häufiger niest als Andere, dann würde ich gern sagen "Aber nur weil derjenige 'farbig' ist, heißt das doch nicht das er wirklich häufiger niest." oder "Ist doch total egal ,dass der Mensch farbig ist, wenn er niesen muss, muss er niesen."

    Ist jetzt ein doofes Beispiel, aber ich denk du verstehst was ich meine.

    PoC hab ich jetzt einfach ganz stumpf für mich als "farbig" übersetzt und wollte wissen ob das ok ist. Ich mag nicht alles anglizieren (heißt das so). Weil das z.B. mit älteren Personen blöd ist oder mit Leuten die mit der Begrifflichkeit einfach nichts anfangen können weil sie da im Alltag keinen Bezug zu haben.

    mhm, vielleicht fällt es dir einfacher PoC oder People, person, woman of color zu verwenden, wenn du dir vergegenwärtigst, dass die älteren Leute nun auch so Worte wie Handy, Smartphone, SUV oder Computer benutzen und kennen.

    Handy usw. (be-)nutze ich auch, mit PoC hätte ich Probleme. Ich tu mich schwer damit, nicht IT-stämmige Begriffe "einzudeutschen", obwohl ich natürlich auch einige im Repertoire habe.

    Aber im normalen Sprachgebrauch mag ich lieber deutsche und auch alte Worte.

    Warum ist "PoC" korrekt, "farbige Menschen" aber rassistisch? Weil "farbig" ein deutsches Wort ist?

    (noch nachgelesen, was danach kam. Hatte gestern abend angefangen zu schreiben.)

    Wäre also die korrekte Übersetzung eigentlich eher "bunte Menschen"? Bunt ist ja aber nicht das gleiche wie farbig. Hmh.

    Und wenn das Ziel ist, alle Menschen gleich zu behandeln und zu sehen, warum muss überhaupt eine Bezeichnung dafür noch "neu erfunden" werden, um die vorher genutzte zu ersetzen? Ist denn PoC nicht genauso "rassistisch"? Oder hab ich die Definition nicht richtig verstanden? Ich hatte verstanden, dass PoC alle Menschen bezeichnet, die "andersfarbig" sind als "weiß".

    Wer hat diesen Begriff eigentlich erfunden?

    Und warum bin ich als Deutsche, wenn ich Nationalstolz zeige, ein böser Mensch, ein Ugander (Ugandaer?) aber toll?

    Eine Vergangenheit wie unsere, in der Menschen anderer Glaubensrichtungen oder Hautfarben verfolgt und besch.... behandelt wurden, haben viele Nationen. Aber die Deutschen sind m.M.n. die einzigen, die sich heute noch dafür schämen sollen, was ihre Groß- und Urgroßeltern zugelassen und gemacht haben. Und das, obwohl gerade die junge Generation so stark global engagiert ist.

    Großes Thema....und seeeeehhhhrrr umfangreich mit vielen Facetten.

  • Ich bin mal in eine Diskussion zwischen zwei PoC geraten, die sich tüchtig darüber in die Wolle gekriegt haben ob sie nun „farbig“ oder „schwarz“ sind. „Schwarz ist das Gegenteil von weiß und damit negativ behaftet“ „farbig - bin ich bunt kariert oder was?“

    Tja. Da sitze ich jetzt als alte weiße Frau und weiß auch nicht. Ich tue mein bestes, aber irgendwen trete ich damit bestimmt auf die Füße.

  • Aber im normalen Sprachgebrauch mag ich lieber deutsche und auch alte Worte.

    Warum ist "PoC" korrekt, "farbige Menschen" aber rassistisch? Weil "farbig" ein deutsches Wort ist?

    Hej guten Morgen,

    Ich gehöre zu den Leuten, die scheel von der Seite angeguckt und manchmal ausgelacht werden, weil ich ulkige, altbackene Wörter und ungewöhnliche Satzbauten verwende.

    Dennoch versuche ich sensibel zu sprechen und verwende dann PoC. Ich habe im Beitrag vorher einen kurzen Artikel geteilt, in dem darauf eingegangen wird, wie und warum der Begriff verwendet wird.

    Nur so viel: es geht nicht darum, dass das Wort farbig rassistisch ist, weil es deutsch ist.

    Wer hats erfunden? Es geht auf Sklaven in französischen Kolonien im 19. Jahrhundert zurück.

    Dass es auch andere Länder mit verbecherischer und ausbeuterischer Kolonialgeschichte gab, ist für mich kein Grund mich nicht mit Machtverhältnissen und Rassismus (und so weiter) auseinander zu setzen.

    Vielmehr hoffe und wünsche ich, dass das global angegangen wird. Passiert ja auch.

    Also, dass man in einer Gegend mit v.a. hellhäutigen Menschen die Hautfarbe eines dunkelhäutigen Menschen bei einer (sinnvollen!) Beschreibung eher erwähnt, als die eines hellhäutigen, finde ich genauso logisch, wie dass in einer Gegend mit v.a. dunkelhäutigen Menschen bei einer Beschreibung die Farbe eines hellhäutigen Menschen eher erwähnt, als die eines dunkelhäutigen.

    Ja sicher, einfacher macht es die Sache schon. Für PoC ist es nachdem was ich aus persönlichen Gesprächen und auch aus Texten aber durchaus schmerzhaft wenn immer wieder auf eine konstruierte Andersartigkeit hingewiesen wird, weswegen sie auch gesellschaftliche Nachteile und Ausgrenzung erfährt.

    Ich überlege mir in solchen Fällen meistens, was die Person sonst noch besonders macht. Stimme, Kleidungsstil oder so.

    Ich bin mal in eine Diskussion zwischen zwei PoC geraten, die sich tüchtig darüber in die Wolle gekriegt haben ob sie nun „farbig“ oder „schwarz“ sind. „Schwarz ist das Gegenteil von weiß und damit negativ behaftet“ „farbig - bin ich bunt kariert oder was?“

    Tja. Da sitze ich jetzt als alte weiße Frau und weiß auch nicht. Ich tue mein bestes, aber irgendwen trete ich damit bestimmt auf die Füße.

    im Zweifelsfall einfach nachfragen :bindafür:

    Es wäre ja auch verwunderlich, wenn sich alle PoC einig wären. Es sind sich auch nicht alle weißen einig.

  • Und warum bin ich als Deutsche, wenn ich Nationalstolz zeige, ein böser Mensch, ein Ugander (Ugandaer?) aber toll?

    Eine Vergangenheit wie unsere, in der Menschen anderer Glaubensrichtungen oder Hautfarben verfolgt und besch.... behandelt wurden, haben viele Nationen. Aber die Deutschen sind m.M.n. die einzigen, die sich heute noch dafür schämen sollen, was ihre Groß- und Urgroßeltern zugelassen und gemacht haben. Und das, obwohl gerade die junge Generation so stark global engagiert ist.

    Ist das Unwissenheit, eine Frage von Uhrzeit in Verbindung mit Alkoholpegel oder ein Versuch von Relativierung?

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