Fragen, die man sich sonst nicht zu stellen traut - Teil 20

Zitat von TanNoz

Ich hab jetzt kürzlich wegen einer anderen Sache wieder den Kopf geschüttelt. Bei meinem Großen sind gerade Pokemon Sammelkarten Mode. Die tauschen die dann halt auch untereinander. Da stehen dann tatsächlich Eltern vor der Nachmittagsbetreuung, die dann Karten zurück wollen. Also es gibt nichts, was es nicht gibt. Ich rede hier auch von Schulkindern, die also schon gewisse Regeln verstehen können. Mein Sohn weiß, wenn er falsch tauscht und pennt, ist das sein Problem, ich misch mich da nicht ein.

Nur tauschen geht ja noch.

Bei meinem Mann auf Arbeit (Hort) haben sich die Kinder gegenseitig beklaut. Da waren die Eltern dann logischerweise wirklich sauer. Deshalb sind Pokémonkarten nun grundsätzlich in Schule und Hort verboten.

Zitat von Murmelchen

Wenn ein Kind nachsitzen soll und sagt 'wenn ich jetzt nicht gehen darf, ruf ich die Polizei wegen Freiheitsberaubung', dann darf man 3x raten wo das Kind das her hat

Eltern sind...speziell. Immer (also nicht nur im Bezug auf Schule).

Ich (Eltern) muss das leider zum größten Teil bestätigen, für andere, nicht für mich!

Unser achtjähriger kommt letztens mit einem slovakischen Schimpfwort nach Hause (Übersetzung "Hurensohn). Er kennt die Übersetzung auch, aber nicht deren Bedeutung, zumindest nicht im Detail. Die Lehrerin schreibt einen Elternbrief mit der Bitte, mit den Kindern drüber zu reden.

Antwort einer Mutter: Ihr Kind sei nicht dafür verantwortlich und es ist nicht ihre Aufgabe, das zu besprechen. Betrifft ja die Schule, also sollen das gefälligst auch die Lehrer klären. Und ihr Sohn wird ohnehin nicht eingeschränkt. Er darf sagen, was er will, alles andere sei eine Beschneidung des persönlichen Freiraumes und menschenverachtend. Und sein Selbstbewußtsein würde leiden, wenn ihm in so jungen Jahren schon der Mund verboten wird.

Zitat von Strandläufer

Warum dürfen Wunden in der Schule nicht versorgt werden?

Früher, als ich in der Schule war, war es ganz normal, dass Wunden gereinigt und versorgt wurden. Heute nicht mehr. Es gibt ja bestimmt einen Grund? Kennt den jemand?

Das hat Haftungsgründe ... Lehrer sind zu ersten Hilfe verpflichtet ... alles weitere sind medizinische Tätigkeiten, die nicht unter die Dienspflicht fallen und ggf auch nicht versichert sind...

Zum Beispiel eine Salbe / Säuberung etc. dürfte man nur vornehmen, wenn es eine detaillierte ärztliche Verordnung für das Kind und das Medikament / Spray gibt, ferner die Eltern einen Haftungsauschluss unterschrieben haben und zwar gegenüber der einzelnen Lehrkraft, gegenüber der Schule und gegenüber dem Träger der Schule

Dasselbe gilt übrigens im Kindergarten oder auch in der stationären Jugendhilfe .... wobei man da noch eher an die Vollmachten kommt ... macht auch Sinn, ich war mit den Jungs teilweise tagelang abseits der Zivilisation ... war schon fein, wenn man ne Zecke dann nicht drinlassen musste

Warum? Tja, als Lehrer oder Erzieher stehst du immer mit einem Bein im Knast .... denn neben der Mehrzahl der Eltern, denen durchaus klar ist, dass ein Kind sich nunmal verletzen kann, vom Baum fallen oder von einem garstigen Insekt gepiekt oder von der Sonne geküsst werden kann.... gibt es eben auch die anderen, die nach Aufsichtspflicht und Schmerzensgeld brüllen ... Falsche Sonnencreme drauf, zu früh oder zu spät gecremt, Ohrläppchen vergessen ... vorher anderes Kind eingecremt und danach die Hände nicht gewaschen ... Handschuhe benutzt ... keine Handschuhe benutzt ...

Daher darf man da gefühlt nix mehr und es gibt seitenlange Pamphlets zum Thema ... darunter leiden tun bodenständige Eltern, die dann mitten in der Arbeitszeit ihren Arbeitsplatz verlassen müssen um einen Bienenstachel rauszuziehen

Ich hänge exemplarisch mal ein paar Dokumente an

2016-07-01---Handreichung-zur-Medikamentengabe.pdffankhauser-umgang-mit-medikamenten-an-schulen.pdfkms_medikamentengabe_durch_lehrkrfte_an_schulen.pdfMedikamentengabe.pdf

Bei uns in der Grundschule war Stickertauschen der letzte Schrei. Da wurden harte Verhandlungen geführt, wie viele Stoffis gegen ein Kullerauge getauscht werden sollten und es gab entsprechende Dramen, wenn ein Kind dann doch später bereut hat, etwas zu billig weggetauscht zu haben...

Ich stell mir grad vor, meine Mum wäre dann am nächsten Tag in die Schule gerauscht, um vorschnell getauschte Sticker wieder zurückzufordern

Im Gymnasium damals hatten wir ein Erste-Hilfe- Schülerteam. Davon hatten alle einen Erste-Hilfe Kurs gemacht und wir hatten tatsächlich solche Melder, wenn wir Dienst hatten und durften, wenn der ging, den Unterricht verlassen. Bei kleinen Sachen wurden wir gerufen und haben uns drum gekümmert (so das Übliche- Stiche, Kopf- und Bauchschmerzen, auch kleine Wunden wie es einfach oft vorkommt). Bei größeren Sachen haben wir selbstverantwortlich den entsprechenden Schüler in die Klinik begleitet (wurde dann eben im Sekretariat bescheid gesagt dass wir jetzt gehen, damit niemand vermisst wurde) oder, ganz selten, einen RTW gerufen (kam während meiner Schulzeit dort nur einmal vor). Anscheinend wäre das heute in der Form gar nicht mehr möglich. Sehr schade, denn das war eigentlich eine tolle Lösung. Hat aber natürlich Vertrauen erfordert. Ich bin aber froh, dass das damals noch ging. Das hat die Selbstständigkeit der Schülerschaft sehr gefördert. Es gab Sanis in allen Klassen, aber Unterstufen und Mittelstufenschüler waren stets zusammen mit Oberstüflern eingeteilt.

Zitat von Beginnerin

nepolino wofür ist denn der facepalm?

Ich kann schon verstehen, dass sich Schulen und Kindergärten gegen Klagen von Eltern schützen wollen, da gibt es echt unglaubliche Stories wie Eltern so drauf sein können...

Und das Vorgehen unserer Schule, mit Anschreiben in dem das sinnvolle standartisierte Vorgehen beschrieben wird find ich pragmatisch und sympathisch...

Ja ich kann es nachvollziehen aber es ist so.. Gegen jeden - meinen- gesunden Menschenverstand. Es hinterlässt mich irgendwie.. Klagen weil dem Kind sein aufgeschürftes Knie sauber gemacht und gepflastert. Und das Kind vielleicht aufs Pflaster mit Hautirritationen reagiert. Oder weil Zecken entfernen genehmigt werden muss. Ich möchte da schreiend im Kreis laufen und weit weg von dieser Realität laufen. Manchmal halte ich mich nicht für gesellschaftsfähig..

Zitat von Becky_Black

Zitat von TanNoz

Ich hab jetzt kürzlich wegen einer anderen Sache wieder den Kopf geschüttelt. Bei meinem Großen sind gerade Pokemon Sammelkarten Mode. Die tauschen die dann halt auch untereinander. Da stehen dann tatsächlich Eltern vor der Nachmittagsbetreuung, die dann Karten zurück wollen. Also es gibt nichts, was es nicht gibt. Ich rede hier auch von Schulkindern, die also schon gewisse Regeln verstehen können. Mein Sohn weiß, wenn er falsch tauscht und pennt, ist das sein Problem, ich misch mich da nicht ein.

Nur tauschen geht ja noch.

Bei meinem Mann auf Arbeit (Hort) haben sich die Kinder gegenseitig beklaut. Da waren die Eltern dann logischerweise wirklich sauer. Deshalb sind Pokémonkarten nun grundsätzlich in Schule und Hort verboten.

Hier an den Schulen ist das Tauschen von irgendwelchen Sammelkarten, Stickern etc. auch verboten, weil damit verbunden Druck ausgeübt und erpresst wird. Im Sinne von: „Wenn du mir diese Karte nicht gibst, darfst du bei uns nicht mehr mitkicken.“

Gerade Kindern mit einem nicht so guten Stand in der Klassengemeinschaft, wurde mit diesen Tauschereien wirklich übel mitgespielt.

Ich war damals heilfroh, als die Karten verboten wurden. Meine Jungs hatten selbst zwar keine Akzeptanzprobleme, aber ich habe schon befürchtet, dass auch sie „wertvolle“ Karten zugetauscht bekommen, weil andere unter Druck standen.

Zitat von Eni46

Hier an den Schulen ist das Tauschen von irgendwelchen Sammelkarten, Stickern etc. auch verboten, weil damit verbunden Druck ausgeübt und erpresst wird. Im Sinne von: „Wenn du mir diese Karte nicht gibst, darfst du bei uns nicht mehr mitkicken.“

Gerade Kindern mit einem nicht so guten Stand in der Klassengemeinschaft, wurde mit diesen Tauschereien wirklich übel mitgespielt.

Ich war damals heilfroh, als die Karten verboten wurden. Meine Jungs hatten selbst zwar keine Akzeptanzprobleme, aber ich habe schon befürchtet, dass auch sie „wertvolle“ Karten zugetauscht bekommen, weil andere unter Druck standen.

Und der Druck geht ja schon viel früher los. Wenn das mit Karten oder Stickern gerade "IN" ist, sind ja schon mal die Kinder außen vor, die sich dafür nicht interessieren oder wo die Eltern keine Unsummen in den Schwachsinn stecken können.

Wahnsinn. Heutzutage muss man Kinder ja echt vor sich selber schützen.
Wir haben damals angefangen mit Diddl blättern, dann Sticker, dann Go-Gos, dann Pokemon Karten, dann Digimon Karten, dann Beyblades, dann Magic Karten und immer präsent - Panini Sammelbiler von was auch immer gerade zu sammeln war.

Klar macht man mal einen dummen Tausch, klar lässt man sich mal überreden oder unter Druck setzen. Aber daraus lernt man doch auch?