Kastration beim Rüden und "eingebrannte" Verhaltensweisen

  • also meine Rüden waren früher oder später alle kastriert und alle hatten sie das übertriebene Interesse an Hündinnen verloren, auch die, die erst spät, mit zb 5 Jahren kastriert wurden und auch, wenn sie schon gedeckt hatten (war bei zweien der Fall).

    Läufige Hündinnen sind nicht mehr spannender als nicht läufige.

    Sie wurden auch von anderen Rüden weiterhin für voll genommen, meine Rüden blieben auch sehr 'rüdig', wurden durch die Kastra nicht ängstlich, keine Mobbingopfer etc., bereut habe ich es nie, und ich denke auch für die Rüden war es Mehrwert.

  • Ach ja, falls du ernsthaft über Kastration nachdenkst, bedenke auch, dass es Folgen für die Muskulatur hat. Ich denke einfach, es ist eine schwere (für die Halter) und wichtige Phase für den Hund. Wenn ihr das überstanden habt, wird es ruhiger. Mein erster Rüde hatte auch eine nervige Zeit, wo ich ihn am liebsten an die Wand geklatscht hätte. Aber das gab sich wieder. Die Muskulatur ist bei großen, starken Rassen nicht zu unterschätzen, denn sie federt viel ab, wenn doch mal was ist (Stichwort Kreuzbandriss).

  • Ach ja, falls du ernsthaft über Kastration nachdenkst, bedenke auch, dass es Folgen für die Muskulatur hat.

    Ein ganz wichtiges Kriterium, an das man oft nicht denkt. Kastraten bauen schlechter Muskulatur auf als intakte Rüden und die Muskulatur an sich ist auch nicht so ausgeprägt. Ist nicht bei allen Kastraten so. Bei Faro ist das nicht der Fall, er wurde schon im TS kastriert, ist aber ein mittelgroßer Rüde (BC)

  • Kiro war 6 Jahre alt, als er nach einem Chip-Test kastriert wurde.


    Kiro hat nie gejammert, er hatte zuviel Respekt vor anderen Hunden und näherte sich auch keiner Hündin.


    Er markierte draussen, wie Rüden es eben tun, er schleckte am Urin, er wickelte sich beim Pinkeln um Laternenpfähle und hatte dadurch ständige Entzündungen, er konnte sich an einem einzelnen Grashalm festschnüffeln.


    All das war kein Grund zur Kastration.


    Aber Kiro frass eh schlecht und stellte, wenn läufige Hündinnen in der Umgebung waren Fressen und Trinken ein. Er nahm oft die Gebetsstellung ein, da er Bauchweh hatte und hat oft unter Durchfall gelitten.


    Und das war ein Grund für die Kastration. Er blieb ein schlechter Fresser (aber das war er immer - 15,5 Jahre lang), aber nicht wie vor der Kastration. Er markierte, schleckte Urin, wickelte sich beim Pinkeln weiter um Laternenpfähle (ohne jemals wieder eine Entzündung zu bekommen) und inhaliert weiter einzelne Grashalme.


    Fakt ist: das Leiden durch läufige Hündinnen war weg. Alles andere blieb im Hirn verankert.

  • Pantoprazol ist für mich nicht das Mittel der Wahl, denn es unterdrückt die Magensäureproduktion und sollte Dein Hund bspw eine Magenentleerungsstörung o.a. haben, helfen die PPI gar nicht, dazu kommt der rebound Effekt

    Als ich den Verdacht geäußert habe, dass er Magenschmerzen haben könnte, wurde uns das verschrieben. Es hat sich nicht viel verändert. Weder besser noch schlechter.


    Wie sieht es denn erziehungstechnisch aus? Ich erlebe immer wieder wie wenig Rüdenbesitzern bewusst ist, dass sie das Stresslevel darüber wie sie ihren Jüngling durch diese Zeit steuern immens beeinflussen können.


    Wenn der Hund immer wieder Gebietsstellung einnimmt ist das ein Hinweis auf Schmerzen.

    Immer wieder tut er es nicht. Er tut es hin und wieder, wenn er lange geschlafen hat und aufsteht. Er gähnt auch dabei. Ich hatte den Verdacht, aber so richtig kann ich es nicht belegen, dass er Schmerzen hat und die Untersuchungen haben es auch nicht bestätigt. Es bliebe noch die Spiegelung.


    In Bezug auf die Steuerung durch die Zeit kann ich mir den Schuh anziehen. In der Tat versuche ich die Auswirkungen zu begrenzen, aber bin überfragt, wie ich ihm positiv durch die Zeit helfen kann. Da bin ich ehrlich. Das Markieren und Ablecken versuche ich zu verhindern. Das Ausschachten oder seine Erektionen kann ich nicht beeinflussen und wüsste nicht, wie ich ihm das aberziehen könnte. Andere Sachen, mit Ausnahme vom Fressen, hat er nicht. Er ist mit Sicherheit gestresst.


    Ich habe leider ziemlich früh das Freigeben des Fressens eingeführt, weil unsere Trainer uns es so empfohlen haben. Bedauerlicherweise habe ich das Gefühl, dass uns das auf die Füße fällt. Ich habe den Verdacht, dass ein wenig Druck entstanden ist. Ich habe ihm nie das Essen verweigert und es ihm immer zur Verfügung gestellt. Ich kann nicht ausschließen, dass mein Gesichtsausdruck nicht der beste ist, wenn ich wieder Futter wegschmeißen muss, weil er es nicht gefressen hat.

    Momentan kämpfen wir auch auf dieser Ebene.

  • Massai


    Ich glaube nicht, dass er eine läufige Hündin je getroffen hat. Ich glaube er riecht sie nur beim Spazierengehen.


    Ich bleibe auch skeptisch in puncto Kastration, weil dem Körper auch was entzogen wird, wie ihr sagt in Bezug auf die Muskulatur. Was ich aber nicht mehr möchte ist, in späten Jahren den Hund zu kastrieren. Es war eine echt schlimme Erfahrung für uns, vermutlich wird es nicht mehr so kommen, aber die Leiden meines damaligen Hundes waren echt schlimm. Ich würde heute in dem Fall künstlich kastrieren, egal was der TA dazu sagt.


    Ich denke, dass es bei uns eine Mischung ist aus mehreren Faktoren. Auch eine psychosomatische Komponente ist nicht auszuschließen. Wir müssen die Fütterung entschleunigen und entstressen. Ich spüre beim Hund auch ein wenig Druck, den er sicher von uns aufschnappt. Manchmal kommt es mir so vor, als ob er Angst hätte uns zu enttäuschen. Es ist echt schwer, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen lockerer werden. Im Grunde bin ich schon so weit. dass seine früheren fast 50Kg mir egal sind. Wenn er die 45 halten kann, bin ich zufrieden. Die TÄ sind eh der Meinung weniger ist mehr. ich hatte sie gefragt, ob man ihm was Appetitanregendes geben könnte. Sie haben mir abgeraten.

  • Probleme mit der Muskulatur müssen aber nicht auftreten. Ich habe davon eher theoretisch gehört.

    Bodo war mal als Besucherhund auf einer Ausstellung. Da war ein Zwergschnauzer Züchter sehr überrascht dass er kastriert war, weil er derart muskulös war. Er war allerdings auch sehr bewegungsfreudig...

  • Piero wurde damals mit 3,5 kastriert wegen wochenlangem nicht fressen und Unverträglichkeit.

    Das fressen hat sich verändert, die Unverträglichkeit nicht. Das markieren nicht, aber das finde ich auch nicht problematisch.

    Allerdings war der Hund wesenstechnisch nach der kastration wie ausgewechselt und hat sein Leben lang drunter gelitten.

    Sehr wohl ist mir deshalb nicht dabei dass mein Nachwuchs früher oder später kastriert werden muss wegen hodenhochstandes aber hilft ja nix.

    Die großen (unkastriert) haben im Gegensatz zu Piero damals viel Kontaktzu läufigen Hündinnen und verlieben sich da zwar regelmäßig aufs heftigste, sind dann auch mal wirklich anstrengend während des Kontaktes wenn es eine ihrer Auserwählten ist (andere werden kurz angegliedert und dann ignoriert) aber aus den Augen aus dem Sinn. Die denken gar nicht daran deshalb Stress zu schieben

  • Ich habe nur den Eingangspost gelesen, kann aber gerne meine persönlichen Erfahrungen mitteilen:


    Ich habe zwei Rüden: Der eine wurde im TH mit zwei Jahren kastriert (kleine Rasse, also vermutlich körperlich "fertig" und geistig halbwegs). Wie er vorher war, weiß ich leider nicht, außer dass er wohl oft ausgerissen ist.

    Junior wurde vor knapp vier Wochen mit genau einem Jahr aufgrund körperlicher Probleme kastriert. Er zeigte vorher nur einen Teil der "typischen" Rüdenverhaltensweisen: Er hat unglaublich viel geschnüffelt, Pipi geleckt und markiert (ABARTIG viel). Er hat geheult, wenn eine Hündin läufig war und nichts mehr gegessen. Andere Rüden hat er aber nicht angepöbelt und war allen anderen Hunden gegenüber relativ gleich, außer natürlich es waren läufige Hündinnen. Uns gegenüber war er "brav", also nicht aufmüpfig, dominant oder so. Und er war generell relativ ängstlich und schreckhaft.


    Nun zum Verhalten nach der Kastration:


    Der Ersthund schnüffelt, markiert und scharrt als gäbe es kein Morgen. Er leckt Pipi auf und hasst unkastrierte Rüden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich bei ihm dbzgl. viel durch seine Kastration geändert hat, weiß es aber nicht, weil ich ihn vorher ja noch nicht hatte.


    Der Junior hat sofort alles weitestgehend eingestellt, was vor seiner Kastration rüdenmäßig war. Er schnüffelt ganz anderen Dingen nach, eher wie damals als Welpe ("ui, eine Eichel! Ein Blatt! Ein weggeworfenes Taschentuch!"). An Pipispuren von Hündinnen geht er meist vorbei. Er markiert kaum noch, vielleicht 5x statt 30x. Angeblich kann das aber wieder mehr werden, habe ich gehört. Wenn wir zu unattraktiven Tageszeiten rausgehen, pinkelt er alles in Mädchenstellung raus und will dann wieder rein.

    Auch sonst sind Verhaltensweisen wieder aufgetreten, die er zuletzt mit 3-4 Monaten hatte. Also so ein bisschen Kindskopf ist er geworden. Aber natürlich viel ansprechbarer und leichter zu führen.

    Seine Ängstlichkeit und Schreckhaftigkeit ist komischerweise besser geworden. Ich führe es darauf zurück, dass er endlich keine Bauchschmerzen mehr hat und sich wohl fühlt. Er frisst jetzt richtig gut und verträgt es super.


    Vermutlich wird Junior tatsächlich etwas kindsköpfiger bleiben, wie man es oft bei Frühkastraten hört. Leider ist er ja einer. Aber letztendlich finde ich das nicht schlimm, es passt irgendwie zu ihm.

    Andererseits ist er halt trotzdem noch ein junger Hund, man hat ihm die Jugend ja nicht wegkastriert. Ich denke, er wird schon noch ein wenig erwachsener werden.

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