Hund zur Probe und viele Fragen…

  • Guten Morgen zusammen,


    Wie in meiner Vorstellung bereits erwähnt, habe ich derzeit einen 17 Monate alten Golfen doodle zur Probe bei mir. Seine eigentliche Besitzerin hatte nie wirklich so viel Zeit für ihn und nun durch einen neuen Job zu viele Geschäftsreisen. Cooper war bisher viel beim Hundesitter und bei Familienmitgliedern. Er hat ein ganz sanftes, liebes Wesen. Ist zu jedem freundlich, mag andere Hunde und Katzen. Er war bereits in der hundeschule und beherrscht Kommandos wie Sitz und Platz. Der Rückruf funktioniert kaum, ist eher eine Glücksache. Ich trainiere bereits mit ihm an der Schleppleine. Das klappt super und er scheint auch Spaß daran zu haben. Klingt bis hierhin perfekt. Aber:

    Er ist sehr, sehr unruhig. Sobald ich den Raum verlasse, folgt er mir. Selbst nachts, wenn ich aufs Klo gehe. Er scheint auch nie richtig zu schlafen, sobald er ein Geräusch hört zuckt er zusammen und horcht auf. Nachts schläft er neben meinem Bett, „wandert“ aber auch viel umher. Er ist dabei aber immer leise, jault und bellt nicht.


    Bezgl. seines anhänglichen und unruhigen Verhaltens bin ich aber derzeit verunsichert. Liegt es daran, dass er nie richtig ausgelastet wurde oder weil er ständig hin- und her gegeben wurde? Soll ich ihm erstmal Zeit geben anzukommen oder direkt das Training beginnen, dass er alleine im Raum bleibt bis ich wiederkomme?


    Ich würde gerne demnächst mit ihm in die hundeschule und wenn er mal richtig hört, auch zum hundesport.


    Danke fürs lesen bisher :star_struck:

  • Hallo, wie lange ist der Hund denn schon bei dir?


    Dass ein Hund an einem neuen Ort erstmal unruhig ist, das ist vollkommen normal und legt sich in der Regel mit der Zeit.


    Hier scheint es natürlich um einen Hund zu gehen, der wenig Stabilität erfahren hat und dadurch eventuell Verlustängste entwickelt hat. Es ist teils auch Typsache, wie gut Hunde sich von solchen Erlebnissen erholen und ob sie "Folgeschäden" davontragen, wie z.B. Trennungsängste.


    Ich würde hier wohl ganz klar auf Routine, Struktur, Vorhersehbarkeit setzen. Und den Hund drinnen auch einfach mal "links liegen" lassen, im Sinne von: Du sitzt z.B. ein paar Stunden am PC, in der Zeit hat der Hund "Sendepause" - du solltest dann möglich gedanklich nicht bei ihm sein und auch nicht ständig gucken, was er macht etc. Türgitter und Türen hinter dir schließen, wenn du z.B. aufs Klo gehst oder duschen, würde ich ebenfalls empfehlen, möglichst von Anfang an.

    Das alles aber natürlich kleinschrittig; den Hund jetzt einfach für einen längeren Zeitraum alleine zu lassen oder so, das wäre zu viel!


    Ich würde an deiner Stelle mal überlegen, ob du den "Worst Case" managen könntest: Also dass der Hund diese Unruhe beibehält und dauerhaft Probleme mit dem Alleinebleiben hat.

  • Unser Tierheimhund ist auch sehr anhänglich und allen Menschen ggü. überfreundlich und anhänglich.

    Er ist acht Jahre bei uns und hat das nie richtig abgelegt. Alleinebleiben kann er hingegen gut, dann schläft er.


    Ich würde das Signalwort "Pause" einführen für die Zeiten, in denen nichts (mit und für ihn) passiert.

    Das würde ich aber langsam steigern, also erst mal, wenn Du nur kurz was Anderes machst.

    Um keine Erwartungshaltung damit zu verknüpfen, würde ich mich ihm erst wieder zuwenden, wenn er gerade mal entspannt ist und nicht unruhig darauf wartet, dass wieder was passiert.


    Ich würde außerdem die Situationen, die sich täglich wiederholen, auch immer verbal ankündigen. also "Fressi", "Gassi", "Schlafen gehen", "Training" etc. Trainingseinheiten würde ich mit einem kleinen Ritual beenden (ich höre bei meinen Hunden immer mit etwas auf, was sie zu 100% gut können, belohne das, gebe dann jeweils noch ein extra Leckerli und sage dann "Pause".


    Es kann sich aber bei Dir eh noch bessern, wenn er richtig angekommen ist. Es scheint Vieles für ihn noch neu zu sein.

  • Ich habe ihn erst ein paar Tage, da die Halterin auf einer Hochzeit ist.

    Ich versuche ihn draußen viel auszupowern, da er nicht unbedingt kommt, wenn ich rufe, macht es die Sache etwas schwieriger.

    Er ist dadurch aber deutlich ruhiger als bei ihr zuhause, dort rammelt er ständig seine Spielzeuge und Kissen.

    Auch frisst er bei den Spaziergängen mit ihr Permanent Stöcke, das macht er bei mir so gut wie gar nicht mehr. Ist für mich auch ein Hinweis, dass er dieses Auspowern braucht.

    Wo er ein paar Tage bei mir ist, ignoriere ich ihn auch mal und er legt sich dann meist neben mich oder in meine Nähe. Aber wie gesagt, nur bis ich aufstehe. Ich würde ihm gerne eine Decke / Korb zuweisen, aber das klappt nicht so wirklich. Da er sowas abzulehnen scheint. In seinem Korb (hat er mitgebracht) ist er nie und seine Decke knüllt er nur zum spielen zusammen.


    Ein Freund von mir hat mir deckentraining empfohlen. Was haltet ihr davon? Ich werde vermutlich nächste Woche auch mal mit einem Hundetrainer sprechen.

  • Hi und Willkommen erst mal in der DF-Family :winken:


    Auch in deiner Vorstellung schreibst du nicht, wie lange du ihn schon zur Probe hast - aber da es ja noch "auf Probe" ist, gehe ich mal von einem so kurzem Zeitraum aus, dass Cooper sich noch nicht wirklich eingewöhnen konnte.


    Schön, dass er bei dir gelandet ist, von deinen bisherigen Beschreibungen zu seinem Vorleben her habe ich den Eindruck, da war für Cooper wirklich zu wenig "Stabilität" und damit auch Sicherheit, und das macht es ihm noch mal schwerer, sich bei dir "einzugewöhnen".


    Dabei hört er sich von seinem Charakter her schon mal ausgesprochen toll an - eine sehr schöne Basis, die eine gehörige Zuversicht auf eine tolle, lebenslange Hund-Mensch-Freundschaft gibt :bussi:


    Üben solltest du schon jetzt - wie auch von tinybutmighty - dieses "Abnabeln".

    Aber bitte jetzt nicht strikt bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten, konkret "nach Plan", sondern immer mal wieder einbauen.


    Ansonsten würde ich diesem Hund sehr viel Oxytocin und Serotonin mitgeben.


    Oxytocin ist ein "Glückshormon", welches hauptsächlich bekannt ist aus der Mutter-Kind-Beziehung, es ist ein Bindungshormon.

    Es "überflutet" uns Menschen beispielsweise beim Anblick eines knuddeligen Welpen (Zuckerschock :herzen1:) - aber eben auch, wenn wir unseren geliebten Hund ansehen.

    Dieses "besondere Glückserleben" stärkt die gemeinsame Bindung.


    Serotonin ist auch ein Glückshormon, und sorgt dafür dass ein Organismus die nötige Ruhe bekommt, auch, um sich zu Erholen.


    Cooper hat jetzt gerade Umstellungsstress (neue Umgebung, neuer Bezugspartner), und alleine das sorgt schon mal für erhöhte Aktivität.

    Möglicherweise spielt da auch noch eine "Unsicherheit" in Bezug auf seine bisher ja vielfältigen, wechselnden "Bezugspartner" mit rein.


    Cooper kann sich also noch gar nicht sicher, und vor Allem: Dauerhaft! bei dir aufgehoben fühlen.


    Das kommt erst mit der Zeit, und ich würde da auch nicht "mit der Brechstange" dran arbeiten wollen, dass er es jetzt unterlässt, dir auf Schritt und Tritt zu folgen.


    Kuscheln, längere Kauvergnügen, für viel Ruhe sorgen zwischen den einzelnen Aktivitäten ist da sehr wichtig, weil es Serotonin produziert.


    Last not least:


    Ich lege dir Apportiersport ans Herz, als gemeinsame sinnvolle Aktivität.


    Meiner Ansicht nach könntest du damit direkt drei Fliegen mit einer Klappe schlagen:


    1. Eine gemeinsame, für beiden Seiten mit Spaß ausgeführte Beschäftigung stärkt die Bindung; Das gibt Cooper Sicherheit.

    2. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erfüllst du damit - aufgrund des Golden-Anteils in ihm - ein rassetypisches Bedürfnis auf Jagd

    3. Erarbeitest du bei dieser sinnvollen Beschäftigung auch noch direkt die "alltagstauglichen" Basics, die du sowieso brauchst, wie Führigkeit, Impulskontrolle ... und das freudige zu dir Kommen (Rückruf eben)


    Evtl. verstärkst du damit sogar den Effekt, dass Cooper dieses neue Leben mit dir auch schneller als tatsächlich neues, dauerhaftes Leben für sich begreift - weil: Herumgereicht zu werden kennt er ja bisher zur Genüge; Dass ein Mensch sich aber sinnvoll und für ihn beglückend mit ihm beschäftigt, ihm eine "Arbeit", eine "Aufgabe" gibt, die seinem Wesen entspricht ... kennt er bisher nicht.


    .... okay ... das sind jetzt die Worte einer apportierbegeisterten Goldenhalterin ... xD


    Vielleicht gibt es ja auch etwas anderes, was du mit ihm machen möchtest, und von dem du weißt das es ihm liegt.

    Mache es - aber egal was: Macht es Cooper und dir Spaß, gibst du ihm damit eine sehr große Hilfe, sich leichter in seinem neuen Leben zurecht zu finden und als das zu begreifen, was es für ihn ist: Ein zuverlässiges neues Zuhause mit einem Menschen, an der er sich vertrauensvoll binden kann, weil dieser ihn nicht so herumreicht wie er es bisher gewohnt ist.

  • Habe erst nach dem Abschicken meines post gelesen, wie kurz er erst bei dir ist.


    Er kommt also zur Ruhe, solange er in deiner Nähe sein kann und du ruhig bist.


    Das ist schon mal ein guter Anfang, überhaupt zu Ruhen ist wichtig.


    Wie schon geschrieben, betrachte ihn aus dem Blickwinkel heraus, dass er noch keinerlei Gewissheit hat, und auch noch keine Ahnung, dass dieses neue Zuhause sein dauerhaftes werden soll.


    Nervt es dich denn sehr sein "Verfolgen"?


    Bring ihm "Platz" bei, ganz kleinschrittig, in der Wohnung.

    Erst mal völlig unabhängig von der Situation, er soll erst mal begreifen lernen, was "Platz" bedeutet: Liegen bleiben, bis ich das Kommando auflöse. Zu Beginn nur wenige Sekunden, loben und evtl. mit einem Keks belohnen. Ein bis zwei mal wiederholen.

    Hat er das begriffen, kannst du das mit der Situation verknüpfen: Du bist am PC und stehst nach einer Weile auf, gibst ihm dabei ein "Platz". Dann gehst du ein paar Schritte, wartest einen kleinen Moment, gehst zurück, setzt dich, lobst (und belohnst) ihn, und bist dann weiter am PC.

    Das baust du weiter aus.


    Ich denke, es wird sich im Laufe der Zeit einspielen :denker:


    Du hast ja ein Auge darauf, und wenn du ihm jetzt hilfst indem du ihm das Eingewöhnen erleichterst und auch auf ausreichend Ruhe achtest, wirkst du auch dem derzeitigen Stress entgegen.


    Mit Deckentraining forderst du den Hund nur (was wieder Stress ist, den du auf den schon vorhandenen Stress draufpackst), ob er dabei lernt, tatsächlich Ruhe zu bewahren wenn er nicht mit dir kommen kann, halte ich für sehr fraglich.

  • Decke/Körbchen: Es ist Sommer und zumindest bei uns hier jetzt schon lange brütend heiß. Da liegen denke ich viele nicht so gerne im Körbchen oder auf der Decke.

  • Liebe Leni,

    ich habe im Mai einen 12jährigen Rüden übernommen. Er hat aufgrund seiner Vorgeschichte massive Trennungsängste. Erst nach 2 Monaten war er soweit, dass er auch mal liegen bleibt, wenn ich den Platz oder gar das Zimmer wechsle.

    Mittlerweile geht er auch mal kurz alleine in den Garten oder bleibt im Haus, wenn ich draußen bin.

    Ich habe ihm die Entscheidung überlassen, wo er sich aufhalten will und nur versucht ihm Selbstverständlichkeit und Sicherheit zu vermitteln. Ansonsten habe ich mein Leben einfach weiter gelebt, bin nach 2 Wochen Eingewöhnungszeit erstmal wieder halbtags arbeiten gegangen. Er hat zwar geweint, aber ist schon viel ruhiger geworden.


    Die ersten zwei Nächte bei mir waren das Schwierigste. Er hat lautstark gelitten, Bettchen zerfetzt... Ich habe mit CBD-Öl nachgeholfen und ihn zu mir ins Bett geholt.


    Tagsüber hatte ich nicht das Gefühl, dass er leidet. Ich habe ihn auch viel beschäftigt und er war (und ist) mit großer Begeisterung dabei.


    Es wird schon. Bis sich der Hund sicher ist, dass er ein festes, zuverlässiges Zuhause hat, wird es ein paar Monate dauern. Aber so, wie du dich mit ihm beschäftigst, wird er sich rasch bei dir wohl fühlen.


    Ich wünsche euch einen guten Start!

  • Ich versuche ihn draußen viel auszupowern, da er nicht unbedingt kommt, wenn ich rufe, macht es die Sache etwas schwieriger.

    Was verstehst du genau unter auspowern? Wie lange und in welcher Umgebung gehst du spazieren, was tust du dabei und was darf der Hund tun?


    Wenn ein Hund neu ins Haus kommt, hat er zunächst einmal reichlich mit der Umstellung zu tun. Sein Alltag sollte daher zunächst einmal sehr ruhig verlaufen und er sollte die neue Routine kennenlernen. Die Spaziergänge sollten ihm Gelegenheit zu ausreichend (ruhiger) Bewegung und Schnüffeln geben, ihn aber nicht durch Tobenlassen und viele neue Eindrücke hochpushen. Steigern kann man später immer noch.

    Er ist dadurch aber deutlich ruhiger als bei ihr zuhause, dort rammelt er ständig seine Spielzeuge und Kissen.

    Auch frisst er bei den Spaziergängen mit ihr Permanent Stöcke, das macht er bei mir so gut wie gar nicht mehr. Ist für mich auch ein Hinweis, dass er dieses Auspowern braucht.

    Rammeln ist ein Mittel zum Stressabbau. Stöckefressen deutet in dieselbe Richtung. Kauen und Rammeln beruhigt und verschafft gute Gefühle, wenn es einem nicht gut geht. Es ist ein gutes Zeichen, daß er bei dir weniger auf diese Hilfsmittel zurückgreifen muß.

    Ich bezweifle aber, daß er wegen "auspowern" darauf verzichtet, es sei denn, er wurde bisher immer nur um den Block geführt und erlebt bei dir zum erstenmal bedarfsdeckende Spaziergänge.


    Er ist sehr, sehr unruhig. Sobald ich den Raum verlasse, folgt er mir. Selbst nachts, wenn ich aufs Klo gehe.

    Das ist ganz normal für einen Hund, der neu eingezogen hat. Er ist zunächst einmal verunsichert und kennt dich noch nicht gut genug, um dir wirklich zu vertrauen. Daher muß er sich ständig davon überzeugen, daß du noch da bist. Er muß sich äußerlich holen, was er innerlich noch nicht hat.

    In dem Maße, wie er den neuen Tagesablauf kennenlernt und allmählich eine Bindung zu dir entwickelt, wird er sich entspannen und kann dann auch auf ständiges Hinterherlaufen verzichten.

    Ich würde daher vorerst auf jegliches Deckentraining verzichten. Damit eröffnest du sonst nur einen unnötigen Konflikt, weil er das noch nicht leisten kann und Stress hat, was wiederum seine Unsicherheit und das Kontrollbedürfnis erhöht.

    Was ich allerdings machen würde, ist schon von Anfang an gewisse Grenzen setzen, indem ich zB allein aufs Klo gehe oder den Müll rausbringe.

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