Hallo zusammen
Zum Thema gibt es bereits einige Beiträge, die ich sehr spanenden fand. Dennoch habe ich das Gefühl, dass die Situationen auf unsere nicht ganz zutreffen, deshalb eröffne ich nochmals ein neues und hoffe auf eure Einschätzung und möglicherweise auch konkrete Ansätze oder Ideen.
Hündin & Herrchen
Meine Hündin ist seit 3 Monaten bei mir und ich bin Ersthundebesitzer. Sie kommt aus dem Tierschutz (RO) und lebte offensichtlich einige Zeit auf der Strasse. Wir haben (sonst) ein sehr entspanntes Zusammenleben und wir finden immer mehr zusammen.
Verhalten: bisher
Hundebegegnungen beim Gassigehen waren sehr stressig. Anderen Hunden ging sie aus dem Weg, in dem sie sich schon früh neben dem Weg hinlegte, den Kopf meist abdrehte und wartete, bis die Hunde vorbei waren. Dann liefen wir normal weiter.
Verhalten: aktuell
Sie legte sich weiterhin hin, fokussiert aber teilweise den anderen Hund. Bei vielen Hunden (nicht allen) wartet sie, bis diese auf unserer Höhe sind, prescht dann bellend aus ihrer Position - teilweise dreht sie heftig durch. Leider konnte ich nie rausfinden, was das für Hunde sind (Rüden, Weibchen, läufig, kastriert, ...). Aber: einige Begegnungen sind inzwischen auch entpsannt möglich und wir laufen (einfach so) vorbei.
Hundeschule
In der Hundeschule fokussiere ich mich aktuell nur auf Spass und ungezwungene Hundebegegnungen. Wir besuchen ca. 2x die Woche Lektionen, in den gespielt wird oder es gibt Freilauf in der Gruppe. Anfänglich war sie bei Kontakten offensichtlich unsicher. Entweder unbewusst verursacht durch mich als Herrchen oder durch Erlebnisse von früher.
In der Zwischenzeit ist sie spürbar aufgetaut und wird immer sicherer. Sie bewegt sich im Freilauf in der Gruppe und läuft wie die anderen Hunde mit.
Gegenüber Artgenossen kommuniziert sie klar, dass sie keinen Kontakt wünscht und nicht spielen möchte - selbes in den Spielstunden, die wir besuchen. Sie bewegt sich frei und locker, aber spielen lieber noch nicht. Das wird von den anderen Hunden respektiert. Während alle Spielen, ist sie halt einfach nur dabei. Das tut ihr aber sehr gut.
Hundeschule: Tipps
Angesprochen auf mein konkretes Problem mit dem Pöbeln bei Hundebegegnungen, hat man mir geraten, dass ich sie nicht hinlegen lassen soll, sondern schauen, dass wir in Bewegung bleiben. Dabei greife ich das Geschirr und führe sie weiter (ich zerre nicht und dränge sie auch nicht in unangenehme Situationen). Dabei fordere ich sie aber auf weiterzugehen. Wenn ich spüre, dass sie «lossprinten» will, folgt ein bestimmtes «nein!».
Erfolg
Bei einigen Begegnungen wurde das spürbar entspannter - ich würde sagen, bei etwa 50%. In den problematischen Begegnungen gelingt es mir oft einzuschätzen, wie gross das «Konfliktpotential» ist und kann geeignete Massnahmen ergreifen: entweder direkt der Griff ans Geschirr und Führen oder teilweise sogar nur mittles Aufforderung weiterzulaufen. Danach schüttelt sie sich oft (Stress).
Problem
Wie heute kommt es gelegentlich zu Situationen, die ich nicht kontrollieren kann. Sie legt sich dann schon aus weiter Entfernung hin und ist nicht ansprechbar. Weder durch Rufen, Partymachen (Geräusche, Gestik), noch Futter oder stärkeres Ziehen am Geschirr. Auch habe ich schon versucht ihren Fokus zu «brechen» in dem ich in den Weg stehe oder ihr die Sicht blockiere. Keine Chance. Das Einzige was dann hilft, ist so stark am Geschirr zu ziehen (durch Griff oder Leine) und sie damit fast richtiggehend wegzuschleppen.
Sie springt dann auf und dreht durch, wenn der Hund auf der Höhe ist und ich habe das Gefühl, sie würde den Hund am liebsten zerfleischen. Das ist extrem unangenehm.
Ich frage mich, was noch helfen könnte oder wie ich das Problem angehen soll, bin aber etwas ratlos. Sie spielt aktuell noch nicht mit Spielzeug, ich habe aber bemerkt, dass sie das Geräusch von quietschende Spielzeuge spannend findet. Möglicherweise hole ich mir so eines und nutze das Quietschen als Ablenkung - vielleicht klappts.
Zudem habe ich noch folgende Tipps in anderen Threads gefunden, die ich noch teste, bin mir aber nicht sicher ob das in meinem Fall zielführend ist:
Zunächst einmal solltst du dafür sorgen, dass dein Hund wieder ansprechbar ist. Denn je mehr Theater du machst desto aufgedrehter wird dein Hund. Ein souveräner Chef bewahrt Ruhe. Nimm deinen Hund zunächst einmal aus der Situation raus bis er wieder ansprechbar ist. Du hast deinen Hund ja eh an der Leine. Es bleibt ihm nichts übrig als dir zu folgen. Sobald die Dynamik raus ist und er wieder ansprechbar ist kannst du dich dem anderen Hund wieder nähern. Sobald er Theater macht wieder weg von dem anderen. Dein hund muss nun lernen, dass dieses Verhalten nicht zum erfolg führt und ihm der Kontakt verwehrt wird. Nur ruhiges Verhalten führt zum Kontakt. Bleib aber immer ruhig und lass ihn in der Situation nicht einfach drin. Du hast ja selbst schon gemerkt, dass er dort nicht ansprechbar ist.
Bei mir reicht es oft, daß ich meinen Hund absitzen lasse und mich vor meinem Hund stelle.
Will sie um mich herum gucken, bewege ich mich entsprechend.
Schaut sie mich an, wird sie belohnt.
Ansonsten würde ich, wenn das bei Euch nicht funktioniert, auch aus der Situation herausgehen.
Entweder den Weg zurück gehen,
oder, wenn möglich, auf ein Feld, eine Wiese, einer Einfahrt oder so ausweichen, so daß der Abstand zum "Feind" wieder größer wird.
In einem Thema wird darauf hingewiesen, dass es sich dabei (hinlegen & lospirschen) um Jagdverhalten handelt und Corinna meinte, dass ein Anti-Jagd-Training helfen kann. In meinem Fall bin ich nicht sicher, ob das zutrifft oder das (noch) das Resultat davon ist, dass sie noch nicht vollständig zuhause angekommen ist (Stresslevel) und in Verbindung mit ihrer Unsicherheit steht.
Meist handelt es sich um Jagdverhalten. Man muss dann quasi Anti-Jagd-Training durchführen, denn das gehört da nicht hin.
Eure Einschätzung dazu? Ist dieses Verhalten möglicherweise komplett an ihre Unsicherheit geknüpft? Könnte es ein Ansatz sein, dass ich vorerst nur an ihrer Unsicherheit (Hundeschule) arbeite und versuche Hundekontakten auf den Gassirunden aus dem Weg zu gehen?
Danke bestens im Voraus.