Ich passe nicht ins Rudel

  • Halli Hallo,

    gleich vorweg, bitte steinigt mich nicht. Die Situation macht mich sehr traurig und es zerreißt mich fast.

    Nach dem Tod vor vier Monaten, von unserem ersten Hund Balu, haben mein Freund Tom und ich uns entschieden wieder einem zweiten Hund ein zu Hause zu schenken. Damit auch Babsi, unsere Hündin, die seit 3 Jahren bei uns wohnt, nicht allein ist. Wir haben uns darüber lange Gedanken gemacht und es sollte auch keine schnelle Anschaffung sein. Wir haben uns Zeit gelassen, auf den passenden Hund zu warten.

    Und dann kam Oskar aus Spanien. Er ist ein so lieber Kerl, mag alles und jeden, versteht sich mit Kindern und ist einfach nur lieb. Er braucht noch Training, weil er überhaupt nicht an der Leine gehen kann und ich glaube, einen kleinen Kulturschock hat er auch :grinning_face_with_smiling_eyes: Babsi ist auch nicht abgeneigt von ihm, hat auch schon ein paar holprige Spielversuche gewagt.
    Es war alles abgesprochen und geregelt, alle Unterlagen wurden besorgt. Wir haben alles sehr gewissenhaft durchdacht. Alle haben sich wirklich gefreut auf den Tag, an dem Oskar hier einzieht.

    Und dennoch, die Freunde als er die Tür hereinkam, war weg. Er löst fast Panik in mir aus und ich fange an mir Sorgen zu machen. Es ist, als ob ICH nicht mehr ins Rudel passe.
    Oskar ist jetzt eine Woche da und ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll. Als ob ich in einer Schockstarre festhänge, wie eine Depression.

    Ich kämpfe sehr mit dieser neuen Dynamik, mache mir Vorwürfe, dass Babsi nicht mehr so viel Aufmerksamkeit bekommt, nicht mehr überall mit hinkommen kann, wieder nur Zweithund ist. Ob ich noch viel mehr mit ihr erleben müsste und ob es einfach reicht, was ich ihr biete oder wir noch viel mehr machen müssen. Ich frage mich, ob sie vielleicht doch lieber allein war und die Ruhe zu Hause eher genossen hat. Vielleicht ist es ihr doch manchmal zu anstrengend (ich habe da so intensiv nie Sorgen gehabt, mit Balu kam Babs bestens klar).
    Haben wir ihr einen Gefallen getan? Mache ich mir zu viel Gedanken?

    Auch Oskar gegenüber habe ich ein schlechtes Gewissen. Dass ich bei einem so lieben Kerl solche Gedanken habe und nicht einfach dankbar für ihn sein kann. Dass ich das Gefühl habe, ich schaffe das nicht.
    Ich weiß überhaupt nicht was mit mir los ist und ich schäme mich für diese Situation, aber es fühlt sich einfach nicht gut an und ich wollte euch um Rat bitten oder um eure Geschichten.

    Mein Freund hat kein Problem und sieht auch keins. Er kommt mit beiden Hunden auch allein gut klar und macht sich wenig Gedanken darüber, dass einer von den beiden zu kurz kommen könnte.

    Ging es euch schonmal ähnlich? Was habt ihr dann gemacht?

    Bitte bleibt nett und danke, dass ihr bis hier gelesen habt :smiling_face_with_hearts:

    *Edit: Babsi hieß mal Bella und wir können sie mit beiden Namen rufen. Es kann also auch sein, dass ich mal Bella schreibe :D Lasst euch nciht verwirren.

  • So fühlt sich das an, wenn nach dem ersten Kind weitere geboren werden. Zum Glück wird die Liebe nicht geteilt, sie verdoppelt sich, manchmal braucht es einfach ein bisschen länger. Alles wird gut! :streichel:

  • Hast du mal nach dem Stichwort "Welpenblues" gesucht?

    Obwohl dein Neuzugang kein Welpe ist, finde ich, dass das bei dir sehr ähnlich klingt.

    Vielleicht hilft es dir, zu lesen, dass du nicht alleine bist mit solchen Sorgen.


    Oskar ist noch ganz neu. Alles ist anders. Du vermisst sicher euren Balu. Mach dich nicht fertig, nur weil du Zeit brauchst, dich an die neue Situation zu gewöhnen. Atme mal tief durch und tu was, was dich entspannt. Hör Musik, nimm ein Bad, iss etwas Schoki. Ich hatte den "Welpenblues" in abgeschwächter Form nach Einzug meiner Hündin auch. Ich bin kein Mensch, der ab Sekunde 1 ganz tiefe Gefühle für den neuen Hund hat. Ich brauchte bei beiden meiner Hunde etwas Zeit, mich an sie zu gewöhnen und das Gefühl zu bekommen, dass sie richtig zur Familie zu gewöhnen. Aber bei beiden kam das natürlich irgendwann.

    Nimm es Tag für Tag, mach schöne Dinge - alleine oder mit den Hunden. Hab kein schlechtes Gewissen. Alle müssen sich jetzt einmal umgewöhnen, das ist vollkommen normal und kein Grund zur Sorge.

    Das wird schon :nicken: :streichel:

  • Lass dir Zeit und mach dir nicht so viele Gedanken. Mit ging es die ersten Tage immer total mies wenn ein neuer Hund einzog. Warum kann ich nicht sagen. Das ist wohl einfach so.

    Nimm dir ein Beispiel an deinem Freund und freu dich über den Neuzugang. Das wird.


    LG Terrortöle

  • Eine Verständnisfrage zurück (ich gucke jetzt auf Deinen Threadtitel :smile::( : Die Hunde haben kein erkennbares größeres Problem mit der neuen Situation, Dein Freund auch nicht. Und weil alle locker sind - außer Dir - hast Du das Gefühl, Du passt nicht mehr ins Team (oder hat Dein Freund Dir das so gesagt)? Weil Du Dir mehr Gedanken und Sorgen machst und mehr Zweifel hast als die Anderen? So zusammengefasst hört sich das nämlich danach an - wenns „nur“ von Dir kommt - dass Du wirklich arg streng mit Dir bist.


    Das Stichwort Welpenblues würde ich hier auch mal fallen lassen. Wenn Du die Threads dazu verfolgst, ziehen sich zwei Sachen eigentlich wie ein roter Faden durch: Hohe Erwartungen an sich selbst bzw. ausgeprägter Hang zur Selbstkritik und Perfektionismus. Das ist an sich ja auch gut, kann einem auch mal fiese Fallen stellen.


    Gänne es Dir, dass Du auch mal Zweifel und Sorgen hast und gerade mal Deinen Ansprüchen an Dich nicht genügen kannst, versuche, Dich in beides nicht reinzusteigen und tue was für Dich, was Dir Freude macht und hilft, Dich zu entspannen.


    P.S. Das gilt allerdings nur, wenn es gerade wirklich nur die neue Situation und die Reibungen bei der Umstellung sind, die Dir zu schaffen machen. Und es nichts Anderes gibt, was Dir das Gefühl gibt, nicht mehr dazu zu gehören. Das kannst nur Du wissen, vielleicht ist es einen Blick wert :smile:


    Ich wünsch Euch eine schnelle Eingewöhnung und dass Ihr bald zu einem neuen guten Gleichgewicht findet.


    Zum rein fachlichem Thema kann ich noch kurz sagen, dass die Gegenwart eines zweiten Hunds für den ersten Hund lästig und bereichernd in einem Atemzug sein kann. Und anstrengend für alle. Aber üblicherweise profitieren Hunde von Gesellschaft, auch wenns nicht die große Liebe ist.



  • Der Titel ist irritierend.

    Für mich klingt es,als würde dich die Trauer um Balu jetzt noch mal einholen,

    (auch, wenn du es so nicht ausgesprochen hast) und eine Art emotionale Überforderung mit der neuen Situation. Aber ein Problem hab ich noch nicht gelesen, da Hund,Hündin und Mann klar kommen und du ihn auch erstmal positiv beschreibst. Lass dir Zeit! Weine,wenn dir nach weinen ist. Freu dich, wenn dir nach Freude ist. Schnapp dir Bella Babsi, wenn dir nach Zeit zu Zweit ist. Das findet sich.

  • Das kenne ich auch. Wir haben letztes Jahr einen Welpen zum Ersthund dazu geholt.

    Der Welpe - jetzt Junghund - war echt vergleichsweise einfach. Schnell stubenrein, gelehrig, hat nie was kaputt gemacht usw. Dennoch dauerte es einige Wochen, bis wir uns daran gewöhnt haben. Und das Mitleid für den Ersthund, der das Ganze anfangs nicht so geil fand, war unermesslich.

    Es war dann viel Arbeit, mit beiden alleine etwas zu machen und mit beiden zusammen, damit jeder quasi ein Individuum bleibt, aber das Rudel zusammen wächst.


    Als er etwa 5 Monate alt war, kam die Wendung. Ich habe lange nachgedacht, woran es lag. Ich glaube daran, dass man da langsam sein "echtes" Wesen erkennen konnte, also wie er eigentlich ist. Das kann man dann auch wirklich lieb haben und zusammen wachsen. Jetzt ist er in der Pubertät und trotzdem finden wir das viel toller als die Welpenzeit.


    Ich würde Euch einfach Zeit geben. Du musst die liebenswürdigen Dinge, die Du auf rationaler Ebene ja schon genannt hast, noch "von Herzen" lieben lernen.

  • Für mich liest es sich so, als wärst du noch nicht bereit für den nächsten Hund gewesen.

    Trauer braucht ihre Zeit.

    Das ist bei jedem anders.

    Und genau dieses Gefühl holt dich jetzt ein.

    Nimm dir Zeit zu trauern.

    Du musst dich ja nicht allein um die Hunde kümmern.

    Nimm dir den Druck, lass dir Zeit.

  • Schnapp dir den Oskar, wenn ihr mal ganz alleine zu Hause seid, knotz dich mit ihm auf die Couch oder ins Bett oder in die Hängematte und erzähl ihm alles, was dir auf der Seele brennt.


    Erzähl ihm von Balu, von lustigen Erlebnissen mit ihm und davon, wie sehr er dir fehlt. Erzähl ihm vom Gefühl, nicht dazu zu gehören und davon, wie es dir mit ihm geht, von der Hilflosigkeit und vom mögen-wollen aber nicht-können. Kotz dich so richtig aus, lache, heule, lass alles raus. Hunde sind verdammt gute Zuhörer!


    Und wenn sich Oskar dann an dich kuschelt, dein Gesicht abschreckt oder einfach nur da liegt und zuhört, dann spür in dich hinein, was es mir dir macht. Streichel ihn, knuddeln mit ihm, lieg neben ihm und genieße die Wärme und Nähe seines Körpers.


    Du schreibst so liebevoll über Oskar. Im Gehirn ist die Verbindung zu ihm schon angekommen. Warte ab, sie wird auch ins Herz wandern! Gefühle sind Gefühle. Es ist nichts richtig oder falsch! Es ist eben so, wie es ist.


    Lass dir Raum und Zeit für die Trauer und lass dir Raum und Zeit zum Wachsen einer neuen Beziehung. :smiling_face: :bussi:

  • Das ist normal, hatte ich zwar nicht bei jedem, aber doch bei einigen Neuzugängen.

    Beim letzten war's ganz schlimm, ich dachte immer, er sei "viel zu viel Hund" für mich, und ich wäre nicht böse gewesen, wenn ihn jemand abgeholt und ihm ein tolles Zuhause gegeben hätte (für mein Gewissen).

    Ich kenne alles, von Sorge und Zweifel bis hin zu Angstzuständen.

    Halt durch, das gibt sich wieder! Es braucht Gewöhnung auf beiden Seiten.


    Und schau, für dich ist es nur ein neuer Hund, für ihn ist ALLES neu. Wie muss es ihm erst gehen?


    P.S.: Überflüssig zu erwähnen, dass der Hund, bei dem es "ganz schlimm" war, und ich jetzt ein Herz und eine Seele sind. ❤️

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