BMEL passt GOT an modernste Untersuchungsverfahren an

  • Das Thema "was ist zu viel und was ist zu wenig Diagnostik" ist halt super komplex ... hatten wir hier ja auch schon mehrmals.


    Da muss man halt die richtige Balance finden und auch berücksichtigen, dass viele Tierhalter da komplett anders gestrickt sind. Manche wolllen halt "einfach nur eine Spritze" und die anderen wollen "sofort die ganze Palette Diagnostik und wehe es wird zu wenig gemacht" und dann steht man da als Tierarzt, versucht sich teilweise die wichtigen Infos aus der Anamnese rauszupicken, gleicht das dann mit dem Zustand des Tieres ab, macht sich im Kopf einen sinnvollen diagnostischen Plan und muss diesen dann mit dem Typ Besitzer "ich mach gar nichts" oder "ich mach alles" abgleichen und dann einen Kompromiss finden, mit dem Besitzer, das Tier, der Geldbeutel und auch ich als Arzt irgendwie zufrieden bin.

    Da kann es dann sein, dass man bei einem eigentlich unproblematischen Fall bei einem Tier viel mehr "unnötige Diagnostik macht", weil der Besitzer einfach ultrabesorgt ist und andersrum, man bei manchen Tieren sehr gerne viel Diagnostik machen würde, weil man sofort sieht, dass da was nicht stimmt, aber die dann nur mit einer Spritze rausschicken muss, weil der Besitzer meint "ja neee, der ist ja eh nie beim Tierarzt und immer gesund, ich glaub das ist nur weil ...."


    Und ja, natürlich haben sich die Behandlungsstandards auch einfach mit der Zeit verbessert und verändert. Ich versuche eigentlich immer mit gesundem Menschenverstand da ranzugehen, schlage dann alle möglichen Optionen vor und sage auch, was die Vor- und Nachteile von diesem oder jenem Weg sind und entscheide das dann gemeinsam mit dem Besitzer.

    Als angestellter Tierarzt verdiene ich übrigens rein gar nichts an dem Aufwand, den ich mit einzelnen Patienten habe.


    Andersrum sage ich auch ganz direkt, wenn ich denke, dass etwas wirklich nötig ist oder ich etwas für wirklich unnötig halte. Aber die Erfahrung zeigt eben auch, manchmal spart man sich Nerven und Zeit, wenn man einfach macht, was Besitzer wollen ...

    Eine schlechte Google-Bewertung ist natürlich schnell geschrieben, weil man "unnötige Blutuntersuchungen" gemacht hat, "obwohl das Tier gesund ist11111!1!!!!!" (ja ähm hey, freu dich doch, um das rauszufinden haben wir ja Blut untersucht ....) oder im umgekehrten Fall "wieso wurde kein Blut abgenommen oder xyz gemacht? Dann hätte man doch dieses oder jenes schon entdecken können!!1111!!!!!!" - jo, war halt einfach nicht gewünscht/ nicht abgesprochen, oder der Arzt wollte eben keine Kosten unnötig hochtreiben, weil sich der Besitzer im Vorfeld schon über die Finanzen beklagt hat.


    Kommunikation ist da alles. Sowohl von Seiten der Ärzte, als auch vom Besitzer.

  • Bonadea


    kann man sagen, dass HH, die ihren Hund versichert haben, eher dazu neigen mehr machen zu lassen?


    Jap .... und einige erwarten auch, dass man Dinge extra "ändert", damit die Versicherung es übernimmt.

    Sei es die Änderung von Behandlungs-Zeiträumen, damit man aus der Aufnahmefrist raus ist bis hin zu Diagnosen und Details zu Eingriffen. Machen wir natürlich nicht, aber wird dennoch immer wieder mal versucht, zum Teil auch sehr vehement.


    In einer Tierärztegruppe war letztens mal ein Fall, da hat ein Besitzer im Namen seines Tierarztes eine "Fake-Mail" an die Versicherung geschickt mit dem Hinweis, dass der Hund nur zum Impfen beim Tierarzt gewesen sei und immer top gesund. Tatsächlich war er aber ein chronischer Allergiker und ständig beim Tierarzt ...


    Sicherlich nur ein Einzelfall ... aber die Leute sind teilweise schon auch .... "gut drauf" xD

  • Meine Tierärztin sagt: "Wir können a, b und c machen. Ich an Ihrer Stelle würde erst einmal mit a anfangen und dann gucken wir, was passiert. Wir haben dann ja noch b und c.

    Wenn Sie möchten, können wir auch direkt c machen, das ist dann aber 3x so teuer und ich sage Ihnen ehrlich, daß ich glaube, a reicht."


    Und dann kann ich als Kunde sagen, was ich möchte.

    Ist es etwas Ernstes, sagt sie das natürlich sofort.

  • Nicht falsch verstehen liebe TAe, das ist nicht bloed gemeint!! Ich bezahle einen Batzen Geld und da gehoert es fuer mich dazu Fragen (zu dem Fall!) stellen zu koennen, Antworten zu bekommen und alles an Infos zu bekommen was wichtig ist.

    Die TAe, die uns die letzten 2 Mal betreut hat wusste auf manche Fragen keine Antworten. Das hat sie dann nachgefragt bei anderen TAe. Nicht weil ihr langweilig war oder ich sie aergern wollte, sondern weil das wegen Fou wichtig war.

    Ich finde diesen Anspruch an den Tierarzt durchaus legitim. Ich finde es auch generell wichtig, zu verstehen, was genau passiert, und genau an dem Punkt muß man als TA dann den Besitzer eben auch abholen. Ich sehe auch beides, Fälle, wo man die Haare rauft, weil die Besitzer komplett sorglos sind, und gar nicht nachvollziehen können, dass das Problem ggf. deutlich größer ist als von ihnen wahrgenommen wird, und andere, die wegen einem Insektenstich kommen, und am liebsten direkt alles mögliche an Diagnostik wünschen. Es stimmt schon, dass man da eine vernünftige Balance finden muß....



    Bei 2 oder 3 Untersuchungen von Kröti war ich aber so fertig mit den Nerven, Angst um meinen Hund...Völlig im Tunnel.

    Da hab ich später angerufen bzw um einen Rückruf/eine Mail gebeten um zu erfahren, was da eigentlich getan wurde.


    Wenn man selber betroffen ist, und es ist gerade etwas akutes, ggf. auch schlimmes, finde ich es vollkommen normal, wenn man dann erst mal gar nicht aufnahmefähig ist, und dadurch dann gar nicht wirklich mitbekommt, was genau passiert. Als TA wiederholt man vieles (meiner Erfahrung nach) durchaus häufig - aber in wirklicher Anspannung ist die Aufnahmefähigkeit unter Umständen einfach nicht vorhanden, und dann finde ich es auch legitim ,noch einmal nachzuhaken, schon weil ich es auch wichtig finden würde, was mit meinem Tier genau passiert, und was warum wie gemacht wird oder wurde.


    Und es könnte sein das es schlichtweg vieeeel Sympathie auf beiden Seiten war . Soll tatsächlich vorkommen 😉. Ich hatte ihr - ein vorheriges Mal - mal per eMail nachträglich nochmal gedankt für den Input, Gedankenanstösse und sehr interessanten Austausch die sie mir mitgegeben hat (sie hatte kurz zuvor eine Art Fortbildung im Bereich Ernährung und gastrointestinale Probleme). Ich finde wenn man sehr zufrieden war, darf das auch gerne kommuniziert werden.


    Um manche Patienten, ggf. einfach "Sonderfälle", macht man sich als TA auch durchaus mehr Gedanken, als um andere, und da kann es dann durchaus dazu führen, dass man noch einmal nachfragt, was wie die Lage mittlerweile ist. Finde ich tatsächlich auch sehr positiv. Aber klar, wenn man als TA das gefühlt bei jedem Patienten macht, dann kommt man nicht nur körperlich, sondern eben irgendwann auch emotional an seine Grenzen.


    In einer Tierärztegruppe war letztens mal ein Fall, da hat ein Besitzer im Namen seines Tierarztes eine "Fake-Mail" an die Versicherung geschickt mit dem Hinweis, dass der Hund nur zum Impfen beim Tierarzt gewesen sei und immer top gesund. Tatsächlich war er aber ein chronischer Allergiker und ständig beim Tierarzt ...

    Das habe ich tatsächlich auch mitbekommen, und war ehrlich fassungslos, wie man derart platt dreist sein kann. Ich kenne einige, die im Zweifel im Falle eines Schadensfalles Dinge beschönigt haben - aber das hat einfach eine Dimension, die so weit über alles irgendwie nachvollziehbare hinaus geht (ohne Frage sollte man generell nicht versuchen, eine Versicherung zu betrügen, also bitte nicht falsch verstehen....)....


    Immer wenn ich denke, es kann zu einer Sache keine Steigerung mehr geben, kommt so etwas, und belehrt mich eines besseren....

  • Da ich zu Coronazeiten einmal richtig Pech hatte und es auch prompt schiefgegangen ist bin ich glaube ich ein recht unbequemer Patientenbesitzer geworden. Ich hinterfrage viel und vor allem gebe ich meinen Hund für Untersuchungen nicht mehr aus der Hand - entweder macht man die mit mir zusammen oder überhaupt nicht 🤷🏻‍♀️

    Allerdings bin ich sowohl in der Lage viel zu verstehen, wenn man mir das ordentlich erklärt und das handling geht mit mir am besten, daher halte ich mich da nicht für einen Störfaktor…


    Morgen geriatrisches Blutbild + ggf. Schilddrüsenwerte, ich bin gespannt 💸

  • Ich hab die Rudelversicherung bei der Agria. 9000€/Jahr Deckung pro vier Hunde KV/OP. Ist ne Absicherung für den Worst Case. Ist ohne Altersbeschränkung, ich hab selbst meine 15jährige mit versichert. Nur als Hinweis, dass es auch sowas gibt.

  • Ich kenn einen Vertreter von denen.. Muss mal schauen ob der mir die Bedingungen schickt. Ich meine ich hatte die schonmal im Auge und hab sie dann wegen den ganzen Ausschluessen usw. verworfen.

    Man muss z.B. MRT/CT erst genehmigen lassen, was bei deren Kontaktzeiten im Notfall schlicht unmoeglich ist.

  • Jap .... und einige erwarten auch, dass man Dinge extra "ändert", damit die Versicherung es übernimmt.

    Sei es die Änderung von Behandlungs-Zeiträumen, damit man aus der Aufnahmefrist raus ist bis hin zu Diagnosen und Details zu Eingriffen. Machen wir natürlich nicht, aber wird dennoch immer wieder mal versucht, zum Teil auch sehr vehement.

    Ist ihnen nicht bewusst, dass damit die Kosten irgendwann zurückkommen, in Form von Beitragserhöhungen?


    Was noch schlimmer ist, ist die Tatsache, dass man für einige Sachen den Hund sedieren muss. Bevor ich so etwas tue, muss ich wirklich überzeugt sein.


    Ich erinnere mich an einen Besuch in einer TK, weil mein Hund als Welpe höllische Schmerzen hatte. Der TA hat damals eine Panostistis vermutet, sich aber gegen bildgebende Verfahren entschieden, die das bestätigt hätten. Er sagte uns, dass es eh irgendwann von alleine weggeht und man eh, mit Ausnahme von Schmerzmitteln, kaum was machen könnte. Warum also den Hund in Narkose legen?

    Mir hat es als Erklärung gereicht, weil schlüssig. Die Freude war von kurzer Dauer, denn 5 Minuten später hat er uns empfohlen bald eine OP zu machen, um die Wachstumsfugen wegen HD Vorsorge zu verschlissen. Die OP haben wir natürlich nicht gemacht und wie die Röntgenaufnahmen ein Jahr später bestätigt haben, auch noch zurecht. Sicher war es ein Risiko, aber eine OP vorsorglich zu machen schien mir auch nicht schlüssig, obwohl ich einen Berner besitze.

  • Ich erinnere mich an einen Besuch in einer TK, weil mein Hund als Welpe höllische Schmerzen hatte. Der TA hat damals eine Panostistis vermutet, sich aber gegen bildgebende Verfahren entschieden, die das bestätigt hätten. Er sagte uns, dass es eh irgendwann von alleine weggeht und man eh, mit Ausnahme von Schmerzmitteln, kaum was machen könnte. Warum also den Hund in Narkose legen?

    Ich hätte mich wohl zumindest für ein Röntgen entschieden. Da sieht man eine Panostitis in der Regel auch und der Hund muss nicht in Narkose.

    Hätte mein Welpe höllische Schmerzen, müsste man wohl sehr viel Überzeugungsarbeit bei mir leisten, um mich mit Schmerzmittel und „kann man eh nix anderes machen“ ohne Röntgen o.Ä. wieder nach Hause zu schicken (und falls doch, würde ich mir zumindest eine Zweitmeinung einholen).

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