Qualzuchten IV

  • Man muss halt klar differenzieren zwischen Qualzucht (Tierleid auf Grund von Zuchtzielen, oft optischer Natur) und kranker Zucht (weitverbreitete Krankheiten in einer Rasse). Beim Dalmatiner wäre Taubheit bei Qualzucht einzuordnen und die Hyperurikosurie nicht.

    Formal mag das richtig sein, in der Praxis macht es aber manchmal keinen Unterschied, wenn eine Rasse erst mal tüchtig heruntergezüchtet ist. Mops und Berner Sennenhund sollte m.E. beides einfach nicht mehr weitergezüchtet werden.

  • Und das raffe ich nicht. Es gibt Rassestandards, die Qualzucht sind. Und es gibt das Tierschutzgesetz.

    Warum müssen diese Rassestandards nicht geändert werden, warum darf danach weiterhin gezüchtet werden?

    Vermutlich wieder Formalscheiß, Zuständigkeiten, keine Lobby usw.

    Jetzt mal ganz im Ernst. Wenn man unser Tierschutzgesetz richtig durchziehen würde, würden einige Viehbauern echt ein Problem haben. Ich bin kein Verschwörungstheorie Fan aber ich bin mir sicher, dass es auch damit zusammenhängt, dass bei den Hunden nicht viel in der Richtung getan wird.

  • In der "Nutztierhaltung" gibt es tatsächlich soviele Qualzuchten, ich glaube auch da ist eine riesige Lobby im Hintergrund.

    Deshalb ist eine Verschärfung des TSG "einfach" gar nicht möglich .

  • Da es mich beschäftigt hat habe ich die Zuchtbücher von meinem Verein nochmal genauer angeschaut von 2020-2022

    Es wurden in diesen Jahren 2020-2022 ca 400-500 Welpen geboren

    Im Schnitt waren 22 Welpen einseitig hörend und 5 taub geborene.

    Da es genetisch gesehen wohl nicht nur an der Fellfarbe liegt sondern mehrere Gene beteiligt sind, kann man dieser nicht alleine die Schuld geben. Von mir aus kann der Dalmatiner auch nur braun/Schwarz sein.

    Ich definiere aber Qualzucht auch danach ob leid für das Tier entsteht. Schmerzen, nicht atmen können, früh an Krebs erkranken, Dackellähmung oder rausfallende Augen usw. , das bedeutet für mich Qual. Taubheit ist für den geborenen Hund erstmal nichts quälendes. Die die ich kenne sind fröhlich, neugierig, einzig der Mensch muss sich über das Training Gedanken machen.

    Wenn man das alles so weiter spinnt müsste man Zucht im allgemeinen verbieten.

  • Taubheit ist für den geborenen Hund erstmal nichts quälendes. Die die ich kenne sind fröhlich, neugierig, einzig der Mensch muss sich über das Training Gedanken machen.

    Die Aussage sehe ich tatsächlich kritisch.

    Wenn ich an einen gesunden Hund denke, dann denke ich an einen Hund, der keine Schmerzen hat, der vollkommen frei atmen kann, der bei quasi jedem Wetter draussen unterwegs sein kann, der quasi aus dem stegreif eine 25 km Wanderung problemlos und ohne Folgen mitmachen kann, der ohne Einschränkung sehen, hören und riechen kann, der alle seine Zähne hat und der psychisch so gesund ist, dass er problemlos ein Leben in einer Durchschnittsfamilie führen kann ohne das er einen Nervenzusammenbruch bekommt. Ein Hund, der normal altert.

    Aufgeschlossen sind in der Aufzählung natürlich Hunde, die einfach alt und/oder krank werden oder aus schlechter Haltung kommen etc. Pp.

    Aber Taubheit so runterzuspielen halte ich für grundlegend falsch. Denn dann braucht man sich ja auch in der Zucht nicht mehr zu bemühen, dass so wenig taube Hunde wie möglich auf die Welt kommen. Weil Taubheit tut ja nicht weh. Und wo endet man da? Es ist okay, Plüschbomben zu züchten, weil das Fell kann man ja abscheren? Es ist okay, Hunde ohne Zähne zu züchten, weil dann gibt's halt nur nassfutter? Ist es dann auch okay, Hunde mit drei Beinen zu züchten, weil das tut ja vorerst auch nicht weh?

  • Also ich finde die Qualzuchtdebatte, die seit Jahren läuft, enorm wichtig, aber ich bin ehrlich, für mich wird es schon etwas grotesk, wenn jetzt schon Rassen wie der Dalmi einen Qualzuchtstempel aufgedrückt bekommen. Wo soll das hinführen?

    Versteh mich nicht falsch. Die Rasse hat Probleme und an denen muss gearbeitet werden, aber eine Qualzucht ist für mich echt was anderes.

    Taubheit schränkt ein und ich will die sicher nicht runterspielen, aber für mich ist das nicht im Ansatz vergleichbar mit Erkrankungen, die Schmerzen verursachen.

    Ich habe 13,5 Jahre lang mein Leben mit Ebby geteilt, die u. a. eine ganz massive Ausprägung von Allergien hatte. Das war für sie ein wesentlich höheres Leiden als das deutlich eingeschränkte Hören im Alter. Und jetzt schauen wir doch mal, wie hoch bei manchen Rassen die Neigung zu Allergien ist. Da kommen wir auf ganz andere Prozentsätze.

  • Es geht doch aber auch nicht darum, den Dalmatiner auf die gleiche Stufe wie eine französische Bulldogge zu stellen.

    Nichtsdestotrotz muss man sich doch aber überlegen, welches Leid man verhindern kann. Und was letztendlich einen gesunden Hund ausmacht.

    Ich sehe Nackthunde auch nicht als Qualzucht, nichtsdestotrotz sind haarlose Chinese Crested für mich auch nicht mehr eine Rasse, die ich als gesund bezeichnen würde.

  • Deine Aufzählung zur gewissen Dingen schränkt das von dir genannte obere wieder ein wie z.b 25 km laufen ist für den 3 beinigen Hund sicher nicht angenehm. Ein Hund der taub ist kann das alles tun. Es geht mir auch nicht darum es runter zu spielen. Klar sind diese. 1,5 Prozent nicht schön, sollte nicht klein geredet werden, Bzw. Am besten sollte es gar nicht vorkommen. Aber nochmal die meisten Züchter wollen eben genau das aus ihrer Zucht raus haben und vielen gelingt es auch schon über viele Jahre hinweg. Da werden über Wochen die Linien angeschaut und gekuckt wo vermehrt Taubheit aufgetreten ist. Es ist ja nicht so das es dafür kein Bewusstsein gibt bei den meisten Züchtern.

    Und mal ganz ehrlich es gibt genug Hunde die aufgrund ihrer Genetik und damit Verhaltensweisen nicht für die durchschnittsfamilie geeignet sind.

    Da geht es doch schon los die meisten Hunde werden nach Optik und nicht nach dem was sie bräuchten ausgesucht.

    Man kann Zucht auch völlig sein lassen, wäre auch eine Option.

    Dann gibt es keine Rassen mehr, keine Daten auf die man sich verlassen kann.

    Ich finde nicht alles gut was in der Zucht egal bei welcher Tierart passiert.

    Auch das einzüchten des Pointers in der Dalmatiner Zucht hat nicht dazu geführt das in den Lua Linien weniger taube Hunde geboren werden.

    Und es gibt viele Dalmatiner die trotz Kopf/Ohrplatte taub sind. Es sind nicht nur die sehr weißen oder die mit blauen Augen.

    Was ich sagen möchte ist das wohl nicht allein die fellfarbe dafür verantwortlich gemacht werden kann.

    Dazu gibt es aber von der Wissenschaft noch kaum verlässliche Aussagen.

    Würde bedeuten das man den Dalmatiner gar nicht mehr züchtet und ganz ehrlich da fallen mir sicher 50 Rassen ein bei denen es viel dringender wäre was zu tun, bzw. sie gar nicht mehr zu züchten.

  • Noch mal, es ging mir nicht darum, den Dalmatiner als QualzuchtRasse zu bezeichnen.

    Ich finde nur einfach die Aussage, das Taubheit schon nicht so schlimm wäre, kritisch. Weil das einen Rattenschwanz von " so schlimm ist das doch gar nicht" hinterher zieht.

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