Vergesellschaftung in der Mehrhundehaltung - Realität & Vorstellung

  • Hier hat es nen guten Monat gedauert bis so etwas wie Routine reingekommen ist.

    Zwei junge Hunde, beide eher, naja, verhaltensoriginell, das war schon sehr unlustig.

    Es gibt für beide klare Regeln, aber nicht die gleichen, weil beide Hunde total unterschiedlich ticken.


    Den Umgang miteinander manage ich immernoch. Der große hat manchmal noch nicht verstanden dass ich diejenige bin die hier reglementiert, und will "helfen". Gibt's hier nicht.

    Wenn sich beide gegenseitig hochfahren, gibt's ganz geregelt Couch-Zeit - einer auf die Couch, der andere auf die Decke.


    Trainiert wird getrennt (außer, ich nutze einen Hund gezielt als Ablenkung für den anderen). Großes Gassi ebenfalls getrennt.


    Búri war am Anfang extrem gestresst. Hecheln, rote Augen, heiße Ohren, nicht mehr schlafen, das volle Programm. Einmal, weil Osa so eine Klette war, und wegen ihrem ständigen Gefiepe.

    Er hat irgendwann ganz strikte Ruhezeiten und Gassizeiten bekommen, während ich mit Osa an dem Fiepen und ihrem Frust gearbeitet habe.

    Mittlerweile hat sich das alles gut eingespielt. Sie nervt ihn nicht mehr, beide können Kontaktliegen, und sie verzieht sich mittlerweile auch wenn ich sie wegschicke.

    Ich gehe bei mehreren Hunden aber immer davon aus, dass ich zwischendurch etwas managen muss. Das ist einfach so.


    Wofür ich dankbar gewesen wäre? Einen Partner/Mitbewohner/Whatever. Das hätte sehr viel Druck rausgenommen. Alleine war die erste Zeit wirklich extrem.

  • Ich hab erst einmal einen Zweithund integrieren müssen. Ich hatte wahnsinniges Glück und das lief echt problemlos, auch wenn sie nicht best Friends sind, aber sie sind nett und höflich zueinander. Heute würde ich da weniger naiv ran gehen und schon mal vorsorglich Kindergitter anbringen und die Hunde immer wieder von einander trennen. Ab und zu haben wir mal einen Gasthund da, da trenne ich sehr viel mit Gittern, weil es da nicht so reibungslos läuft, wie damals bei der Zusammenführung von meinen eigenen Hunden. Da sind deutlich mehr Spannungen da und ich habe mittlerweile auch einen viel bessern Blick dafür. Ich trenne sie nicht voneinander, weil ich glaube, dass sie sich kloppen, sondern damit jeder Mal seine Ruhe hat und sie durchatmen können und entspannen können. Vor allem wenn sie alleine sind.

    Meine Hunde würden Welpen beide mega kacke finden, weswegen ich auch da viel mit Trennung arbeiten würde. Hier bekommt auch jeder Hund eine eigene Rückzugszone wo der jeweils andere Hund nichts drin zu suchen hat. Jeder Hund soll mal bildlich "die Tür hinter sich zu machen können", wenn er Ruhe braucht. Schließlich stecke ich sie in eine Zwangs-WG, wo sie kein Mitspracherecht haben.

    Wenn es nicht gerade ein Welpe ist, würde ich den Hund aber schon so aussuchen, das zumindest die ersten Zusammentreffen halbwegs harmonisch ablaufen. Gibt es schon bei den ersten Zusammentreffen Auseinandersetzungen, würde der Hund hier nicht einziehen.

    Inwieweit ich dann Konflikte innerhalb meines Haushaltes aushalten und dran arbeiten könnte, bevor ich entscheide, der Hund passt hier nicht rein, kann ich nicht sagen. Das weiß man vorher wohl nie so genau. Mich würde es schon sehr belasten, wenn längere Zeit Spannungen zwischen den Hunden wären und keiner sich mehr so richtig wohl und sicher fühlen könnte.

  • Und was mir noch einfällt dazu. Wir haben einen Werkzeugkasten quasi, nicht nur auf Hundezusammenführungen begrenzt sondern generell im Alltag. Die Hunde kennen alle einen Abbruch, weggeschickt werden, kennen es Tabus zu bekommen, kennen es einen Platz zugewiesen zu bekommen oder auch ein "mir egal was du tust aber gib mir jetzt Ruhe". Sie dürfen sich generell nicht hirnlos in Sachen reinsteigern, etc.

    All das ist dann natürlich hilfreich.

  • Wir haben einen Werkzeugkasten quasi, nicht nur auf Hundezusammenführungen begrenzt sondern generell im Alltag.

    Das finde ich auch super wichtig, hab ich eben nicht erwähnt. Fine kannte schon vorm Einzug Regeln, es gab keine größeren Erziehungs"lücken", außer der Leinenführigkeit. Und da war mir bewusst, dass es so ist und ich dran arbeiten muss.


    Ich glaube das ist so einer der Knackpunkte, wenn man einen Zweit-, Dritthund anschaffen möchte: ist mein erster soweit erzogen, dass er unauffällig im Alltag mitläuft? Kann er alles, was ich im Alltag brauche - Ruhe halten, sich wegschicken lassen, Rückruf, Auto fahren, Alleine bleiben.... die Liste ist ja individuell unterschiedlich. Wenn nicht, würde ich das Thema tatsächlich zurückstellen.

  • Die Frage ist wohl auch, wie sehr ist der dazukommende Hund gewollt?

    So sehr gewollt, dass man über ggf sich überhaupt nicht leiden könnende Hunde hinwegsieht und lebenslang managen will?

    Ständig alles regeln müssen ist ja nun auch nicht so richtig entspannt.

    Oder wünscht man sich doch eher eine gewisse Partnerschaft auch unter den Hunden, einfach weil das für alle angenehmer ist?


    Sicher muss es nicht immer totale Liebe unter den Hunden sein, mit ständig Kuscheln, sich gegenseitig abschlabbern, alles zusammen machen etc.

    Und ja, eine Verbindung entsteht auch oft erst mit der Zeit.


    Trotzdem gibt es Voranzeichen, wo man durchaus erkennen kann, das wird dauerhaft echt eine Nervenprobe für alle.

    Und dann darf und muss man sich fragen, ob es das wert ist. Oder ob nicht ein anderer Hund, ein anderer Zeitpunkt oder auch garkein weiterer Hund besser ist.

    Auch im Sinne der Hunde.


    Insofern, es kommt eben immer auf die Beteiligten und die Umstände an.

  • Hier gabs bereits einige Integrationen - sowohl früher mit den TS-Hunden, als auch bei den Kangals.

    So pi mal Daumen waren die ersten 14 Tage meist ein Full-Time-Job, wo extrem geregelt, gemanaged und der Daumen drauf gehalten wurde. Hier darf anfangs ausser Atmen nicht viel gemacht werden, bis die Regeln des Miteinanders sitzen und dann wird unter ständiger Beobachtung allmählich "gelockert". Manche Hunde fügen sich leichter in bestehende Gruppen ein, andere brauchen länger.

    Mein Motto ist da: jeder Konflikt, der gar nicht erst entsteht, ist prima. Dass eine Kombi gar nicht ging, hatte ich bisher noch nicht. Allerdings welche, wo z. B. beim Thema Ressourcen immer ein Auge drauf gehalten werden musste.


    Die Kangalette zu den Mc-Rüden zu integrieren, war bisher die anspruchvollste Variante. Schon allein haltungsbedingt durch die grossen Flächen und die vielen Dinge, die die Hündin noch zusätzlich lernen musste (Rinder, E-Zaun). Ich bin da jeweils in der Anfangszeit eher übervorsichtig und reglementiere sehr stark. Bisher bin ich gut damit gefahren.


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  • Hier wird seit einer Woche vergesellschaftet und es läuft besser als erwartet.

    Heißt: sie toben, kuscheln und die Hündin braucht den Maulkorb nicht.

    Sind halt zwei junge Hunde, deshalb müssen auch paar neue Regeln etabliert werden und es wird auch sehr regelmäßig getrennt mit Türgitter und Auslauf. Auch, weil der Welpe lernen soll, dass Ruhe herrscht wenn ich arbeite.


    Stress hat meine Hündin schon mal, weil sie nun keine Einzelprinzessin mehr ist. Da darf noch wer aufs Sofa und ins Bett, ich trainiere mit einem anderen Hund.


    Hauptwerkzeug hier ist der Abbruch. Das ist auch das erste Signal, welches der Kleine gelernt hat.


    Voraussetzung ist für mich, dass man die vorhandenen Hunde kennt. Da ich keine Zwingerhaltung betreibe suche ich die Hunde außerdem mehr danach aus, was zueinander passt nicht nicht in erster Linie danach, was das Herz sagt.

    Rica ist eher unruhig, aufgeregt und temperamentvoll - immer erst machen, dann denken. Außerdem recht territorial und gleichgeschlechtlich schwierig. Dazu bisschen unsicher-konfliktbehaftet mit Fremdhunden. Teilzeit Nervensäge. Mit Menschen ist sie hingegen absolut prima und mir Hunden die dazugehören ist sie sehr freundlich und verspielt.

    Ausgesucht wurde deshalb ein ausgeglichener Rüde, welche nicht der Zankhahn ist und sich auch nicht ärgern lässt. Der Kleine ist sehr selbstbewusst und guckt erstmal in Ruhe. Orientiert sich hier auch nicht stark an ihr, was mir sehr zusagt, sondern guckt viel mehr nach mir.

  • Spannendes Thema, hier gibt sich für mich die Möglichkeit zum Faktencheck. Nach Ronjas Tod stehen wir ja gerade vor dieser Entscheidung. Zweithund ja oder nein war keine Frage für uns - wir möchten wieder einen zweiten Hund haben. Für uns, aber tatsächlich auch für Lilly (ob die es nun gleich gut findet oder nicht. Ich rechne mit „oder nicht“).


    Ich hätte einen erwachsenen Tierschutzhund bevorzugt, aber der Herr des Hauses ist mit aussuchen dran und möchte einen Welpen.


    Da Lilly ein paar Besonderheiten wegen ihres Deprivationsschadens hat, wird es ein Welpe aus einer sorgfältigen Aufzucht. Denn wir haben hier feste Vorstellungen, wie sich der Hund als passender Sidekick für Lilly möglichst entwickeln sollte. Deshalb ist ein Welpe unbekannter Herkunft und Genetik leider raus. Da fängt es für mich an: Dass einigermaßen passend gewählt wird.


    Ich rechne damit, dass Lilly ein Ressourcenthema - motiviert aus Unsicherheit - für Plätze, Futter und mich entwickeln wird und plane entsprechend vor:


    - Ihre zwei wichtigen Ruheplätze sind heilig und werden vom Welpen nicht angetastet, dafür sorge ich. Auch der Welpe wird nicht gemobbt und unerwünscht bedrängt.


    - Futter gibts unter Beobachtung weit entfernt - nach Futterfreigabe, bettelndes Rumgehampel um uns wirds nicht geben. Auch Kauzeug gibts nur unter Beobachtung, gleiches gilt erstmal für Spielzeug.


    - Sie wird ihre Zeit mit mir alleine bekommen, wenn mein Mann da ist.


    Ansonsten beobachte ich erstmal, was tatsächlich passiert. Ronja konnte ich seinerzeit besser einschätzen, da sie sehr selbstbewusst und charakterstark war. Lilly ist deutlich unbeständiger und für Überraschungen gut. Da sie aber gerne „unauffälliger Mitläufer“ ist, denke ich, dass sie insgesamt sehr davon profitiert, wenn wieder ein Hund einzieht. Und hoffe, dass sie es auch zu schätzen lernt :smile:

  • Ich habe bisher einmal einen Welpen mit einem Althund vergesellschaftet und dann 4 Monate später einen Junghund mit den beiden vorhandenen, dabei habe ich immer besonders drauf geachtet, dass die Bedürfnisse der bereits hier lebenden Hunde beachtet wurden, aber ein Neuer nicht untergebuttert wurde.


    Im letzten Sommer gab es hier einen Wurf, aus dem 2 Welpen geblieben sind.

    Diese Vergesellschaftung war die Einfachste bisher, die Welpen sind einfach in den Alltag mit reingewachsen. Auch wenn die Mama nicht begeistert :roll: war, dass der Nachwuchs nicht komplett ausgezogen ist :D , aber es sind ihre Kinder und sie ist nach wie vor nett, freundlich und fürsorglich ihnen gegenüber. Der Rüde, Bruder der Mutter, hat die Welpen von Anfang an begleitet, durfte nach 2,5 Wochen ersten Direktkontakt (nicht mehr durchs Welpengitter getrennt) aufnehmen und wurde ein toller Welpenonkel.


    Die vier leben nach wie vor im Rudel und sind sehr sozial untereinander, ich muss und musste wenig regeln, sorge eigentlich nur dafür, dass sich alle an die Hausregeln halten.

    Mal schauen, wie es wird, wenn die junge Hündin das erst mal läufig wird...das kann ja andere Dynamik hervorbringen.

  • Ich muss sagen, bei allem Management ich lass die Hunde auch "testen" und "ausprobieren".

    Natürlich immer mit Handbremse und nem scharfen Auge von mir.


    Aber ich will, dass die Hunde lernen wie sie miteinander umzugehen haben, d.h. die müssen auch die Regeln miteinander lernen und zu lernen gehört ausprobieren und testen.


    Milly durfte durchaus Alma fragen ob sie mit ihr interagiert. Alma durfte "nein" sagen und gehen. Unterbunden habe ich dann z.B. das Hinterhergehen usw.

    Es ist also kein "ich lass die einfach mal machen", aber "der darf nur atmen und ich manage alles(!)" - davon bin ich zumidn auch weit weg.

    Ich will das die Hunde später auch ohne mich klar kommen. Das ich sie auch alleine lassen kann ohne Angst zu haben, wenn ich zurück komme hat einer nen Loch oder so.

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